Zukunftsmarkt Solar (Teil 2)
In modernen Fassaden werden immer öfter Solaranlagen integriert. Bereits Erfahrung gesammelt hat Metallbauer Markus Mildenberger. Er rät seinen Kollegen: „Keine Scheu vor neuen Aufgaben.“
Eine imagefördernde und stilvolle Möglichkeit für Unternehmen, sich an der Energiewende in Deutschland zu beteiligen, ist die Integration von Solarelementen in Fassaden. Das gilt für die Montage von PV-Modulen ebenso wie für die Installation von Solarkollektoren, die warmes Wasser oder Unterstützung für die Heizung bieten. Einige Metallbaubetriebe haben das Potenzial bereits erkannt. Beispielsweise die Mitarbeiter der kaser GmbH, Vahrn. Metallbauer Leonard Psaier weiß: „Das Wichtigste ist neugierig sein und keine Angst vor neuen Technologien zu haben.“ Mit PV-Elementen arbeiten schon viele Mittelständler, u.a. auch die Metallbau Feuerbacher GmbH, Rohrdorf. Geschäftsführer Rainer Feuerbacher hat sich auf Solar-Carports spezialisiert.
Positive Erfahrungen mit Solar-Fassaden hat auch Markus Mildenberger gemacht. Er ist einer der drei Geschäftsführer der Mildenberger e.K., Spangenberg. Der technische Leiter und seine Mitarbeiter montierten u.a. die Gebäudehülle der Solar Academy im nordhessischen Niestetal. „Es ist heutzutage besonders für Unternehmen wichtig, das Firmenimage aufzupolieren und Fachkompetenz nach außen zu zeigen“, erklärt Mildenberger. „PV-Anlagen sind dank der Einspeisung oder Eigennutzung der gewonnenen Energie eine attraktive Lösung“, sagt er. „Bei fassadenintegrierten Elementen hat man gleichzeitig eine hocheffiziente Gebäudehülle.“
Erfahrung. Metallbau Mildenberger stattete die Fassaden des Schulungsgebäudes der Solar Academy mit insgesamt 135 Solar-Modulen aus. In dem bereits 2009 fertiggestellten Bauwerk werden Anlagenpartner, Installateure und Elektrofachleute in Seminaren rund um die Themen Photovoltaik und Wechselrichter geschult. Außerdem lernen sie die Produkte der Mutterfirma, der SMA Solar Technology AG, Niestetal, kennen. Der Betrieb produziert u.a. Solar-Wechselrichter und bietet Transformatoren und Energieversorgungs-Lösungen für den schienengebundenen Nah- und Fernverkehr an. „Im Rahmen unserer nachhaltigen Unternehmens-Strategie ist es selbstverständlich, in den eigenen Gebäuden die Sonne zur Energieerzeugung zu nutzen“, erklärt Susanne Henkel, Mitarbeiterin der SMA. „Fassadenintegrierte Solarelemente geben uns dabei die Möglichkeit, Photovoltaik optisch ansprechend im architektonischen Gesamtkonzept aufzugreifen.“
Das Schulungszentrum entstand gemeinsam mit der HHS Planer und Architekten GmbH, Kassel. Das Gebäude wird nicht über das öffentliche Stromnetz gespeist, sondern über ein Inselsystem der SMA. Hier spielen die geneigten Fassaden eine große Rolle. Einmal aus ästhetischen Gründen, hauptsächlich aber, um die Stromerträge zu optimieren. Neben Modulen in der Fassade ist auch das Dach mit PV-Elementen ausgestattet. Insgesamt leisten die installierten PV-Anlagen einen jährlichen Energieertrag von etwa 140 MWh. „Die fassadenintegrierten Solarelemente erbringen davon eine Leistung von 31,7 kW“, erläutert Susanne Henkel.
Verkaufsargumente. Markus Mildenberger erklärt: „Es reicht nicht, wenn Metallbauer oder Architekten ihre Kunden von einer PV-Fassade nur mit dem Ertrag überzeugen wollen.“ Dazu rechnet er vor: „Wenn eine neue Fassade rund 80.000 Euro kostet, zahlt der Kunde für eine Gebäudehülle mit fassadenintegrierten Modulen bis zu 250.000 Euro.“ Aufmaßbezogene PV-Elemente hätten zudem nochmal einen höheren Kostenfaktor als „normale“ Module. Handwerker sollten in diesem Fall den Ertrag nur als zusätzliche Leistung angeben. „Diese Art von Fassaden ist für Kunden interessant, die ihr Image in eine bestimmte Richtung präsentieren wollen.“ Als Beispiele dafür nennt er u.a. die Themen Nachhaltigkeit oder den „grünen Gedanken“, der so zur Geltung kommt. „Ich denke, jeder Hersteller möchte, dass seine Kunden den Umweltgedanken des Unternehmens sofort sehen“, ergänzt der Metallbauer. „Das alles und zusätzlich der Strom, den die Fassade produziert – dann haben Verkäufer ihren Kunden im Netz.“
Weiterbildung. „Unsere Mitarbeiter haben keine Prüfung zum Solartechniker gemacht“, stellt Markus Mildenberger klar (weitere Infos zu dieser Weiterbildung siehe Kasten auf Seite XX). „Als Partner verarbeiten wir u.a. Systeme der Schüco International KG, Bielefeld“, erklärt er. Hier haben einige seiner Mitarbeiter eine Schulung für die Solar-Profile Prosol TF absolviert, die das Unternehmen vertreibt.
Nach dieser Weiterbildung hatten die Handwerker keine Scheu mehr vor Projekten mit fassadenintegrierten PV-Modulen. „Es gibt eigentlich keine allzu großen Unterschiede bei der Verarbeitung der Profile“, weiß der Metallbauer aus eigener Erfahrung, „allerdings sind Module erheblich teurer, also sollten die Handwerker sehr vorsichtig und sorgfältig arbeiten.“ Um das zu veranschaulichen, führt er ein Beispiel an: „Wenn ein normales Profil um die 250 Euro kostet, zahlt der Kunde für ein PV-Modul rund 3500 Euro.“
Unternehmen. „Wir machen alles, von einzelnen Haustüren bis zu großen Bürogebäuden“, erzählt Mildenberger. „Wir liefern die gesamte Wertschöpfungs-Kette von der Beratung bis hin zur Rechnung aus einer Hand.“ Im Betrieb fertigen 65 Mitarbeiter auf 3200 m² Produktionsfläche auf höchstem Niveau. Und das rentiert sich: 2011 generierte das Unternehmen einen Jahresumsatz von rund siebeneinhalb Millionen Euro. „Für 2012 erwarten wir ein moderates Wachstum auf acht Millionen Euro“, berichtet der gelernte Metallbauer.
„Unsere Effizienz und den Ertrag steigern wir mit neuen Anlagen“, weiß der Geschäftsmann schon jetzt. „Wir haben gerade erst in einen brandneuen Maschinenpark investiert“, erzählt Mildenberger bei einem Rundgang durch das Unternehmen. Dabei präsentiert er das neue Zuschneide- und Bearbeitungszentrum Schüco DC 500. „Damit konnten wir unsere internen Firmenabläufe optimieren.“ Die Maschine verschafft erhebliche Zeitvorteile und sichert die Qualität. „Anstatt in einer Stunde schneidet ein Mitarbeiter ein Profil jetzt in nur zwölf Minuten zu“, rechnet er vor.
Das Zentrum und die ebenfalls neue Doppelgehrungs-Säge Schüco Dual Cut 600 bringen noch weitere Vorteile. „Einer ist, dass beide direkt über das Firmennetzwerk per W-LAN gesteuert werden können, also auch vom Büro aus“, erzählt er begeistert, „ohne zwischengeschaltete CNC-Programmierung.“ Besonders stolz ist er auch auf den Montage-Kran mit 20 Metern Reichweite, der auf einem Lkw installiert ist: „So etwas haben nicht viele Metallbau-Betriebe zu bieten.“
Jubiläum. „In diesem Jahr haben wir 25-jähriges Jubiläum“, erzählt Markus Mildenberger. Er ist schon seit Jahren im Betrieb beschäftigt. „Ich bin gemeinsam mit meiner Schwester in die Geschäftsleitung hineingewachsen.“ Er selbst hat sich dem Metallbau verschrieben und das Handwerk von der Pike auf gelernt. Nach seinem Abitur machte er eine praktische Ausbildung zum Metallbauer, Fachrichtung Konstruktionstechnik. Danach absolvierte er ein Studium im Fachbereich Maschinenbau an der Universität GH Kassel. Anschließend kehrte er in den elterlichen Betrieb als Projektleiter zurück. 2002 übernahm er die technische Leitung im Unternehmen. Zudem ist er geprüfter Sachverständiger für Metallbau. Mit ihm, seiner Schwester Michaela Mildenberger-Wollenhaupt, die die Bereiche Finanzen und Buchhaltung übernimmt, und Vater Manfried ist der Familienbetrieb gut für die Zukunft aufgestellt. „Wir sind auch ein gutes Team“, wissen die Geschäftsführer.
Partnerschaft. Ein weiteres wichtiges Anliegen im Unternehmen ist die Ausbildung. „Zurzeit haben wir sieben Azubis im gewerblichen Metallbau, Fachrichtung Konstruktionstechnik, und eine Bürokauffrau in Ausbildung“, berichtet Michaela Mildenberger-Wollenhaupt. „Aber es ist schwierig, qualifizierte Auszubildende zu bekommen“, bestätigt Markus Mildenberger ein weitverbreitetes Problem, das viele Metallbau-Betriebe betrifft. „Wir würden gerne im Jahr drei bis vier Jugendliche einstellen, aber es fehlt an Fachkompetenz“, ergänzt er. „Dabei sind die Ansprüche von Seiten der Qualifikation nicht zu hoch, ich glaube ein Grund ist, dass das Berufsbild des Metallbauers bei Schülern und auch bei den Eltern nicht mehr aktuell ist.“ Um dem entgegenzuwirken, hat der Metallbau-Betrieb vor zwei Jahren eine Zusammenarbeit mit der örtlichen Gesamtschule Spangenberg begonnen.
„Am Anfang lief die Partnerschaft über lose Kontakte“, berichtet der pfiffige Geschäftsführer. Aber gemeinsam mit dem Pädagogischen Leiter der Schule, Willi Brietzke, entwickelte er ein Projekt, das schon vielen Schülern Einblicke in den Betrieb und Metallbau Mildenberger mehrere angehende Fachkräfte beschert hat: „Dank dieser Partnerschaft konnten wir schon drei Auszubildende gewinnen“, berichtet er.
Markus Mildenberger engagiert sich auch persönlich, um den Beruf des Metallbauers ins rechte Licht zu rücken: „Ich versuche das moderne Berufsbild zu vermitteln.“ Dazu hält er u.a. Vorträge in der Schule, in denen er schildert, „dass Metallbauer ein sehr vielseitiger Beruf ist, bei dem Auszubildende beispielsweise moderne Maschinen bedienen und nicht mehr mit dem Hammer in einer kleinen Werkstatt stehen“. Als Ansporn für Schüler bietet er auch Praktika an. „Natürlich müssen dabei auch die Noten stimmen, aber viel wichtiger sind für uns praktische Begabung, Zuverlässigkeit, Pflichtbewusstsein und technisches Verständnis“, zählt Mildenberger auf. „Schüler die diese Voraussetzungen mitbringen, bekommen bei uns eine Chance, auch mit einer schlechten Note in Deutsch.“
Info + Kontakte
Metallbau Mildenberger e.K.
Malsbergstraße 3
34286 Spangenberg
Tel. +49 (0)5663/9497-0
Fax +49 (0)5663/1265
www.metallbau-mildenberger.de
Hinweisschild und Checkliste für die Feuerwehr
Hier finden Interessierte ein beispielhaftes Hinweisschild für PV als PDF und eine Checkliste der Feuerwehr Filderstadt als Information für Helfer im Brandfall. Ebenso wie die komplette Studie von Experten Michael Ziegler mit dem Titel "Photovoltaikanlagen - Gefahr für Feuerwehrleute bei der Brandbekämpfung?", die ein Übersicht über die Kompetenzen und üblichen Maßnahmen der Brandhelfer gibt.