„Gebt dem Nachwuchs seine Chance“
Schlechte Schulnoten schrecken ihn nicht, im Gegenteil: Andreas Braum, Geschäftsführer der Stahlwerk Metalldesign GmbH in Wallertheim, schaut bei seinem Nachwuchs lieber auf das Gesamtpaket. Die Leistungen seiner Auszubildenden geben ihm recht. Auf Maikel Stahnke ist er besonders stolz. Der ehemalige Praktikant und schulische Fünfer-Kandidat hat gerade seine Gesellenprüfung zum Metallbauer Konstruktionstechnik als Klassenbester abgeschlossen. Braum schildert, wie er das geschafft hat.
„Vier Fünfer hatte Maikel Stahnke im Halbjahreszeugnis kurz vor dem Hauptschulabschluss, als er vor dreieinhalb Jahren in unserem Betrieb ein Schulpraktikum absolvierte. Damals merkten wir, dass er unwahrscheinlich viel Spaß an der Arbeit eines Metallbauers hat. Nur waren seine schulischen Leistungen zu diesem Zeitpunkt alles andere als ausreichend. Wir sind davon ausgegangen, dass er praktisch überhaupt keine Probleme mit unserem Beruf hat, sondern maximal theoretisch noch einige Defizite aufholen muss. Deshalb haben wir ihm nach Ende des Praktikums einen komplett ausgefüllten Lehrvertrag und das Versprechen mitgegeben, den zu unterschreiben, wenn er den Hauptschulabschluss schafft. Dafür müssten aber die mangelhaften Noten vom Zeugnis verschwinden. Das hat Maikel offenbar so motiviert, dass er sich schulisch deutlich verbesserte. Seine Eltern zeigten sich bei einem Anruf völlig verwundert, was auf einmal mit ihrem Sohn passiert war. Der ursprüngliche Kandidat für vier Fünfer schaffte den Abschluss. Im August 2008 fing Maikel Stahnke seine Lehre in unserem Betrieb an. Im Januar 2012 schloss er als Metallbauer Konstruktionstechnik mit einem Notendurchschnitt von 2,3 als Klassenbester ab. Damit erreichte er nicht nur das Ausbildungsziel, sondern erhielt gleichzeitig auch die Mittlere Reife. Vor dreieinhalb Jahren hätte sich das alles noch keiner träumen lassen. Wir haben Maikel Stahnke direkt nach Abschluss seiner Ausbildung als Schlossergeselle bei uns eingestellt. Auf diese Weise lernen wir uns auch unsere eigenen Fachkräfte an. Wir sind der Meinung, dass die Motivation von jungen Menschen gefördert werden kann und auch muss. Aus der ganzen Klasse mit über 30 Schülern wurde allerdings nur ein einziger Lehrling übernommen - und das war Maikel in unserem Betrieb. Das ist wirklich sehr traurig. Überall herrscht Mangel an Fachpersonal. Wenn jedoch kein Lehrbetrieb die Lehrlinge übernimmt und sich bewusst die Mühe macht, seine Fachkräfte auch zu fordern und selbst zu fördern, dann wird es irgendwann keine Fachkräfte mehr geben. Da muss sich unbedingt etwas tun.“
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