Jasmin Sauer
Metallgestalterin auf ErfolgskursFür Jasmin Sauer läuft es! Die Metallgestalterin räumt einen Preis nach dem anderen ab. Unter anderem gewann sie den Bundesleistungswettbewerb 2018 und jüngst holte sie sich die begehrte Trophäe „Die Gute Form“. Dabei bleibt sie bescheiden und bodenständig. Ideale Eigenschaften für ihren Weg in die Selbstständigkeit.
Jasmin Sauer gefällt es „richtig gut“, wenn es hoch hinaus geht. Zum Beispiel auf eine Kirchturmspitze, die restauriert werden muss. Schwindelfrei ist die Gesellin. Doch hoch hinaus geht es für die 24-Jährige auch in anderer Hinsicht. Sie ist Gewinnerin des Bundesleistungswettbewerbs 2018 (besser bekannt unter dem Namen PLW – Praktischer Leistungswettbewerb) in der Fachrichtung Metallgestaltung und darüber hinaus Gesamtsiegerin sowie Platz 1 beim Wettbewerb „Die Gute Form“ 2019. Ein bisschen musste sie ihr Ausbilder Thomas Hürner von der Kunst- und Bauschlosserei Hürner in Cadolzburg zur Teilnahme am PLW überreden. Sie selbst hätte es nicht gewagt: „Nachdem ich die Gesellenprüfung als Kammersiegerin abgeschlossen habe, wurde ich zum Wettbewerb eingeladen. ‚Leichtes’ Drängen meines Chefs hat mich zum Glück letztendlich dazu bewogen, daran teilzunehmen und bis zum Ende dabei zu bleiben“, resümiert sie. Pech für die Konkurrenz, Glück für das Metallhandwerk und für Sauer persönlich.
Über den PLW 2018
Was beim PLW auf sie zukommt, konnte sie nicht einschätzen: „Ich wusste nicht genau, was für eine Schmiedeprobe mir beim Wettbewerb in Northeim abverlangt werden sollte.“ Gefordert wurde dann die Fertigung eines Stab-Werkstücks einer Baum-umrandung aus einem Vierkant-Material mit einem Durchmesser von 20 cm. Zum einen mussten die Teilnehmenden zeigen, wie sie die eingängigen Techniken wie Lochungen und Torsionen beherrschen, zum anderen sollten sie das obere Ende des Stabs frei gestalten. „Die gestellte Schmiedeaufgabe war wirklich anspruchsvoll in ihren geforderten Techniken und Maßhaltigkeitsanforderungen. Ich habe übrigens für das obere Ende den Oberkörper einer abstrakten Figur entworfen und gefertigt.“ Sauer hatte mit ihrem Ausbilder einen starken Partner an der Seite: „Vor und während des Wettbewerbs wusste ich immer, dass mein Betrieb voll und ganz hinter mir steht. Schon während meiner Ausbildung wurden mir Probleme zur selbstständigen Lösung aufgetragen. Ich wurde ermutigt, mich in Arbeiten hineinzudenken und Aufträge zielgerichtet auszuführen. Diese Denkweise ‚Wie gehe ich an ein Projekt heran?‘ hat mir geholfen, strukturiert die Herausforderungen in Northeim zu erfüllen.“
Mit dieser Herangehensweise in Kombination mit einem gewissen Drang zum Perfektionismus, etwas Ehrgeiz und Durchhaltevermögen hat sie sich durchgekämpft. Rein fachlich, versteht sich, das Betriebsklima unter den Teilnehmenden beim Wettbewerb war gut. „Obwohl wir gegeneinander angetreten sind, herrschte immer eine gute Stimmung. Außerdem fand ich es interessant zu erfahren, wie die Ausbildung der anderen abgelaufen ist und wie deren betrieblicher Alltag aussieht. Der Sieg war dann ein schöner Abschluss meiner Lehrzeit.“
Fachrichtung Metallgestaltung
Diese begann sie 2014 nach ihrem Bundesfreiwilligendienst, den sie an einer Förderschule in Fürth nach ihrem Abitur absolvierte. Im Gegensatz zu vielen anderen heutigen Metallbauern schmiedete die damalige Abiturientin keine Zukunftspläne in einer Werkstatt. Eher liebäugelte sie zunächst mit einem Studium. „Medizin oder Geologie haben mich inhaltlich sehr gereizt. Aber dann hätte ich ja auch entsprechende Berufe ausüben müssen und das hat mir gar nicht mehr gefallen. Am wenigsten sah ich mich in einem Büro“, erinnert sich Sauer.
Bis heute kann sie nicht konkret benennen, woher dann ihr Herzenswunsch kam, Kunstschmied zu lernen. „Als dann aber die Idee in meinem Kopf war, bin ich sie nicht mehr losgeworden.“ Nur ein Probentag in der Hürnerschen Schmiede hat sie überzeugt. Und den Chef auch. „Die Lehre in meinem Betrieb hat sich als mein idealer Weg erwiesen und die Begeisterung für mein Handwerk wächst seitdem stetig.“ Dreieinhalb Jahre Ausbildung haben Lehrling Sauer und Meister Hürner zu wertvollen Vertrauten gemacht. „Wir haben ein richtig gutes Arbeitsverhältnis“, sagt Sauer. So ist sie ihrem Meister auch treu geblieben und arbeitet seit ihrem Abschluss im Februar 2018 als Metallbauerin Fachrichtung Metallgestaltung im Betrieb weiter.
Meister für Selbständigkeit
Jasmin Sauer ist mit ihrem Handwerk eng verbunden. Auch über ihren Job hinaus. So ist sie unter anderem im Kulturverein Deberndorf aktiv: Bei den „Dillenbercher Schlorchern“ zeigt sie mit anderen Mitgliedern altes Handwerk auf Veranstaltungen wie Mittelaltermärkten oder Ausstellungen. Hier mischt sich die junge Metallerin unter Handwerker, die Körbe flechten, Seife sieden oder Stricke drehen.
Und auch privat lebt und liebt sie das Handwerk. In Deberndorf, einem Ortsteil des mittelfränkischen Cadolzburg, stattet sie mit ihrem Lebensgefährten – einem Schreiner – die gemeinsame Wohnung mit eigenen Interior-Designs aus. Handwerkskunst in Holz und Metall ist in jedem Fall ihre Zukunft. Wenn auch noch in ferner, denn erst einmal möchte Sauer ihren Meister machen. „Derzeit bin ich dabei, den Meister zu machen, um später selbstständig einen eigenen Betrieb führen zu können.“ Anders als 2013 nach ihrem Abitur sind ihre Vorstellungen heute schon recht konkret: „Ich will auch noch den Restaurator im Handwerk machen und schauen, welche interessanten Lehrgänge ich darüber hinaus belegen kann.“ Zu viel kann es ihr nicht werden, denn sie fürchtet den Stillstand: „Lieber ist es mir, meine Grenzen auszuloten und Neues kennenzulernen.“
In der Schlosserei kann sie diese Wünsche leben. „Mein Chef ist ein richtig guter Gestalter! Er hat immer klasse Ideen, aber ich darf auch selbst viele Ideen einbringen“, sagt sie. Die Kunst- und Bauschlosserei Hürner hat ihre Kernkompetenzen in der Gestaltung, der Restaurierung und im klassischen Metallbau mit vielen konstruktiven Aspekten. Jasmin Sauer hat dort die Gelegenheit, in allen Bereichen tätig zu sein bis hin zu den Königsdisziplinen Entwurf und Kalkulation.
Besondere Projekte
Lange hat Sauer an einem Tastmodell für Blinde gearbeitet, das heute im Museum Cadolzburg steht. Das Messing-Modell wurde manuell gefertigt, nicht gegossen, und zeigt die Burganlage in Cadolzburg im Maßstab 1:300. Ebenfalls im Museum Cadolzburg ist eine weitere Arbeit aus der Schlosserei Hürner zu sehen, an der Sauer mitgearbeitet hat: Es handelt sich hierbei um einen vier Meter hohen Stammbaum, der sich um einen Gewölbepfeiler des Museumsgebäudes wickelt. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro Würth und Winderoll aus dem bayerischen Seefeld. 28 einzelne Rohre waren dabei in diverse Richtungen zu biegen.
Sauer bekennt sich zum Handwerk, weil es so vielfältig ist. Die Gesellin konstatiert: „Mir ist es sehr wichtig, dass handwerkliche Arbeiten von der Gesellschaft wertgeschätzt werden.“
Infos & Kontakte
Kunst- und Bauschlosserei Hürner
Brandstätterstr. 22
90556 Cadolzburg
Telefon +49 91 03 79 79 81
info@schlosserei-huerner.de
www.schlosserei-huerner.de
Nachgefragt
Ausbildungsbetrieb Schlosserei Hürner
In der Kunst- und Bauschlosserei Hürner in Cadolzburg hat Jasmin Sauer ihre Ausbildung absolviert. Die großen Erfolge seines ehemaligen Lehrlings und jetziger Gesellin sprechen für die gute Arbeit des Inhabers.
metallbau: Seit wann führen Sie die Schlosserei Hürner? In welcher Generation?
Thomas Hürner: Ich führe die Kunst- und Bauschlosserei seit 1996 in der zweiten Generation.
metallbau: Worin liegen die Schwerpunkte Ihres Betriebs bzw. welche Arbeiten bieten Sie an?
Hürner: Wir bieten individuell gestaltete Gegenstände und Objekte aus Metall an. Dies kann ein außergewöhnlicher Gartenzaun, aber auch ein Einrichtungsgegenstand, eine Museumsinstallation oder eine freie Plastik sein. Als staatlich geprüfter Restaurator im Schmiedehandwerk sind wir mit unserem Betrieb auch in der Lage, bedeutende Metallwerke früherer Kollegen professionell zu restaurieren, um sie für nachkommende Generationen zu erhalten.
metallbau: Wieviele Mitarbeiter hat Ihr Betrieb? Wieviele Auszubildende?
Hürner: Unser Betrieb hat derzeit fünf Mitarbeiter, davon einen Auszubildenden.
metallbau: Was bedeutet für Sie das Thema „Nachwuchs“? Was war Ihr Anlass, Frau Sauer bei den Meisterschaften zu unterstützen?
Hürner: Nachwuchs bedeutet, dass ein Stück Handwerkskunst weitergegeben werden kann. Deshalb unterstütze ich jeden jungen Menschen, der sich für diesen Beruf entschieden hat und diesen mit Leidenschaft ausüben will. Die schulische Vorqualifikation, ob Hauptschulabschluss oder Abitur, spielen dabei für mich eine untergeordnete Rolle.
metallbau: Der wievielte Lehrling war Frau Sauer aus Ihrem Betrieb, der zu diesem Wettbewerb entsandt wurde?
Hürner: Jasmin war der dritte Lehrling aus unserem Betrieb, der am Bundesleistungswettbewerb teilgenommen hat.
metallbau: Was schätzen Sie an Frau Sauer besonders?
Hürner: Jasmin ist enorm kreativ, sehr zielstrebig und sie kann durch ihr offenes, freundliches Wesen sehr gut mit Menschen umgehen – auch mit einem manchmal schlecht gelaunten Chef.
metallbau: Was raten Sie dem Nachwuchs generell, wie sie sich im Metallhandwerk am besten orientieren und positionieren sollen?
Hürner: Ich rate jungen Menschen, die sich im Handwerk positionieren wollen, vorbehaltlos auf meine Meisterkollegen zuzugehen, ganz offen Fragen zu stellen, sich um Praktika zu bewerben und durchzuführen, um später eine fundierte Ausbildung zu absolvieren. Selbstverständlich müssen auch die Ausbildungsbetriebe ihren Teil beitragen und entsprechende Angebote bereitstellen.
metallbau: Ihr Wunsch an den Nachwuchs?
Hürner: Seid ehrlich, ambitioniert und authentisch!