Fachkräfte im Metallbau (3)
Ausbildung hat bei Huhle Stahl- und Metallbau eine lange Tradition. Drohender Fachkräftemangel verleiht diesem Konzept besonderes Gewicht: Der selbst herangezogene Nachwuchs lässt die Wiesbadener Stahlbauer ruhig schlafen.
Seit Jahren macht die Huhle Stahl- und Metallbau GmbH, Wiesbaden, mit ihrem großen Ausbildungsfleiß von sich reden. Das lässt sich an der Ausbildungsquote von rund 15 Prozent ebenso festmachen wie an zahlreichen Huhle-Lehrlingen, die mit Bestnoten abschließen. Angesichts der drohenden Fachkräfte-Knappheit zahlt sich dieses Engagement jetzt besonders aus. „Wir haben keine Nachwuchsprobleme - wir bilden aus“, freut sich Siegfried Huhle, einer der drei Geschäftsführer.
Das heißt freilich nicht, dass nur frisch ausgebildete Gesellen, die erst einmal Berufserfahrung sammeln müssen, an den Maschinen stehen. Dank der Tatsache, dass Huhle schon seit Jahrzehnten kontinuierlich seinen Nachwuchs selbst heranzieht und dann auch im Betrieb halten kann, mangelt es nicht an Fachkräften mit Berufserfahrung. „Wir sind in der Schicht der 20- bis 30-Jährigen gut aufgestellt“, erläutert Dirk Hentschel. Er ist seit 27 Jahren bei Huhle tätig. Seit 15 Jahren begleitet er als Werkstattmeister, Ausbilder und Sicherheitsbeauftragter die jungen Leute während ihrer Lehrzeit als Metallbauer. „75 Prozent unserer Mitarbeiter haben wir selbst ausgebildet“, berichtet er stolz. Angesichts einer Belegschaft von derzeit 100 Beschäftigten ist das ein Wert, mit dem sich das Unternehmen sehen lassen kann.
Praktika als Basis. Wie in den vergangenen Jahren stehen aktuell 15 Auszubildende bei Huhle in Lohn und Brot. 13 davon sind angehende Metallbauer, zwei im kaufmännischen Bereich tätig. Die Auszubildenden verteilen sich relativ gleichmäßig auf die drei Lehrjahre. Um alljährlich genug junge Leute zu finden, die sich für den Beruf des Metallbauers begeistern, unternehmen die Verantwortlichen einige Anstrengungen. Die Firma bietet Plätze für Praktikanten, ist an den Schulen aktiv und kümmert sich auch um junge Menschen, die es bei der Lehrstellensuche schwer haben. „Wir beschäftigen durchschnittlich zwölf bis fünfzehn Praktikanten pro Jahr“, sagt Hentschel. „Das erleichtert die Suche nach Auszubildenden, denn aus dem Praktikantenstamm kommen immer wieder geeignete Nachwuchskräfte.“
Auf der anderen Seite hilft das Praktikum den Schülern, um zu klären: Kann ich mit dem Beruf etwas anfangen? Das jedenfalls ist die Erfahrung von Dirk Hentschel. Vor allem Schüler ab der 8. Klasse schnuppern auf diesem Weg in den Arbeitsalltag hinein. Wie die gemeinsame Zeit verlaufen ist, halten die Ausbilder zum einen in einem Beurteilungsbogen fest, den die Schulen zur Verfügung stellen. Zum anderen arbeiten die Verantwortlichen bei Huhle eine eigene schriftliche Bewertung aus. Neben Schülern absolvieren auch Studenten, zum Beispiel aus dem Fachbereich Architektur, bei dem Wiesbadener Stahlbauer die von der Hochschule geforderte praktische Ausbildung.
Handicaps kein Hindernis. Wenn es darum geht, einen von der Materie begeisterten jungen Menschen in den Betrieb zu holen, scheut man keine Mühen. Das gilt auch für Jugendliche mit Handicaps wie Lernschwächen oder körperlichen Beeinträchtigungen. Beispielsweise suchten Dirk Hentschel und seine Kollegen für einen Jugendlichen, der eine Wiesbadener Förderschule besuchte und gerne eine Lehre zum Metallbauer machen wollte, eine individuelle Lösung. In mehreren Praktika zeigte der junge Mann viel Interesse und überzeugte durch seinen Willen und Einsatz. „Wir gehen nicht nur nach den schulischen Leistungen, sondern vor allem nach dem Engagement und dem Interesse an der Arbeit“, sagt Hentschel dazu. Und wenn es wirklich in einem Fach hakt, schlüpft er schon mal in die Lehrerrolle und gibt den Azubis Nachhilfe.
Eigenverantwortung. Im praktischen Bereich steht im ersten Lehrjahr „intensives Üben“ an, wie Dirk Hentschel es nennt. Das heißt: sägen, schneiden, bohren und das Werkzeug kennenlernen. Bei Huhle hat es sich bewährt, dass die Azubis ab dem zweiten Lehrjahr die einzelnen Abteilungen durchlaufen. So lernen sie alles über die Bearbeitung von Stahl, Edelstahl und Blech. Es wird darauf geachtet, dass sie in die Arbeit eingebunden werden und ihre Aufgaben möglichst eigenverantwortlich bewältigen. Im dritten Lehrjahr bieten die Ausbilder eine intensive Prüfungsvorbereitung an. Sie lassen zum Beispiel alte Prüfungen nachbauen. In regelmäßigen Abständen treffen sich die Azubis zum Betriebsunterricht im Frühstücksraum und beschäftigen sich zwei Stunden lang mit Fachthemen, die die Schule nicht vermittelt: beispielsweise mit Geländerbau, Feuerverzinken oder Aluminiumguss. „Zudem besichtigen wir andere Unternehmen wie zum Beispiel eine Aluminiumgießerei“, erklärt Hentschel. „Lehrer“ beim Betriebsunterricht waren bisher Siegfried Huhle oder der Werkstattmeister. Mittelfristig sollen die Jugendlichen jedoch die vorgegebenen Themen selbst aufbereiten und vortragen.
Gute Chancen. Wer die Lehrzeit beendet hat, wird auf alle Fälle für sechs Monate als Geselle übernommen. Das steht schon bei Vertragsabschluss fest. „Wir sagen allen unseren Auszubildenden beim Einstellungsgespräch eine befristete Weiterbeschäftigung zu. Und wir sagen ihnen, dass eine Festeinstellung sicher ist, wenn sie sich im Betrieb unentbehrlich machen.“ Nach Überzeugung von Siegfried Huhle ist es „das Gefühl, gebraucht zu werden, das eine Ausbildung erfolgreich macht“. Die Jugendlichen spüren, dass sie bei dem Wiesbadener Stahlbauer willkommen sind. Dafür sorgt auch und vor allem der Umgang miteinander. „Man muss die jungen Leute verstehen wollen, ihnen zuhören und sie ernst nehmen“, sagt Werkstattmeister Hentschel. Nach seinem Verständnis sind Geduld und Ruhe wesentliche Elemente bei der Ausbildung. Er zieht es vor, in ruhigem Ton zu kritisieren. Ein gutes Verhältnis zu seinen Schützlingen ist ihm als Ausbilder wichtig. „Man muss kein Kumpel sein, aber ich will hier im Betrieb auch lachen können“, beschreibt er sein Verhältnis zum Nachwuchs. Und da spricht er für alle Kollegen: „Wir legen Wert auf ein gutes Klima.“ Dafür sorgen auch ganz verschiedene Maßnahmen: Jeder hat zum Beispiel sein eigenes Werkzeug, die Arbeitsplätze sind gut ausgestattet.
Gemeinsam stark. Auch an die Familien wird gedacht: Das Unternehmen unterstützt Mitarbeiter mit Kindern bis zum dritten Geburtstag der Kleinen mit einem monatlichen „Windelgeld“. Solche Investitionen zahlen sich aus: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten, wie sie das Unternehmen etwa im Jahr 2003 durchlebt hat, helfen alle zusammen und suchen gemeinsam nach Lösungen. „In kleinen Gruppen haben wir seinerzeit Verbesserungsvorschläge erarbeitet, die später umgesetzt wurden“, erinnert sich Hentschel. Er spürte damals: „Wir sind ein Team.“ Das offene Miteinander pflegen auch die Geschäftsführer. Sie sind täglich in der Werkstatt präsent und jederzeit ansprechbar. Die Erfahrung „Gemeinsam sind wir stark“ machen die Huhle-Mitarbeiter ein- oder zweimal im Jahr auch auf dem Wasser. Dann sitzen sie in einem Boot - genauer gesagt: in einem Drachenboot - und räumen bei den Rennen ordentlich Preise ab…
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Huhle Stahl- und Metallbau GmbH
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