Reiz und Bürde der Lohnfertigung
Als verlängerte Werkbank sind viele Metallbauer unentbehrliche Stützen des Maschinen- und Anlagenbaues und der Automobilbranche. Sie bieten Know-how, verfügen über moderne, automatisierte und oft über spezialisierte Produktionsanlagen. Sie haben viel investiert und wissen trotzdem oft nicht, welche Aufträge sie in den kommenden vier Wochen haben werden. Die Beiträge über die Bereiche Sägen, Schweißen und Biegen bieten ein Streiflicht quer durch die Branche.
Lohnarbeit war bereits in den antiken Hochkulturen bekannt und wurde von Sklaven und Tagelöhnern ausgeführt. Lohnfertigung in der heutigen Zeit ist ein probates, das heißt geeignetes Mittel, um kostengünstig und in geforderter Qualität bestimmte Aufträge ganz oder teilweise von einer Zulieferfirma ausführen zu lassen. Denn nicht immer stehen einem Unternehmen Kapazitäten oder auch die geeigneten Maschinen zur Verfügung, um alle Arbeiten selbst zu erledigen. Manchmal sind es auch vorübergehende Auftragsspitzen oder strategische Gründe, weshalb Fertigungskapazitäten zugekauft werden. Viele kleinere und mittlere Metallbauer arbeiten deshalb in diesem Bereich als Lohn- und Auftragsfertiger und bieten anderen Unternehmen ihr Know-how und ihre Fertigungskapazitäten an. Sie agieren damit als Subunternehmer, Dienstleister und Spezialisten. Meist ergänzen sich verschiedene Fertigungssegmente und verschiedene Auftraggeber. Ganz gleich, ob es sich um Massen-, Serien- oder Einzelfertigung handelt, ausschlaggebend für die Lohnfertigung sind betriebswirtschaftliche Kalkulationen, die für beide Seiten einen Kostenvorteil bieten müssen. Zu den Hauptauftraggebern der Metallbaubranche zählen der Maschinen- und Anlagenbau, der Gerätebau und die Automobilindustrie, aber auch Metallbaukollegen helfen sich gern aus.
Qualitätslieferanten. Lohnarbeit ist wenig planbar und größtenteils ein Ad-hoc-Geschäft. Nur zwei bis vier Wochen Vorlauf sind üblich. Trotzdem: Diejenigen, die sich dafür entschieden und etabliert haben, möchten nicht mehr zurück. Die Aufträge sind überwiegend anspruchsvoll. Man ist gewohnt, nach Zeichnung zu arbeiten und ist bei Bedarf in der Lage, eine hohe Fertigungsqualität zu liefern. Überhaupt sind Qualität und Liefertreue Schlüsselkriterien, weshalb die Kunden-Lieferanten-Beziehungen größtenteils dauerhaft sind. Generell wird zwischen Lohn- und Auftragsfertigung unterschieden. Bei der Lohnfertigung liefert der Auftraggeber von der Zeichnung bis zum Material alles und nutzt nur die reine Fertigung, bei der Auftragsfertigung produziert der Metallbauer mit eigenem Material und bietet meist noch zusätzliche Leistungen wie Konstruktion oder Projektierung an. Viele Metallbauunternehmen wachsen mit ihren Kunden, sowohl in der Leistung als auch in der Größe. Mit Kampfpreisen jagt man sich gegenseitig keinen Kunden ab, denn eine langfristige, nach allen Seiten stimmige Geschäftsbeziehung wird nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Der Nachteil: Ihre Leistungsfähigkeit können die Unternehmen nicht oder selten selbst vermarkten. Die Ursachen sind sehr vielschichtig. Zum einen gibt es oft vertraglich geregelte Ausschlusskriterien, mit den gefertigten Waren und deren Auftraggebern nicht werben zu dürfen, oder es fehlt zum anderen das Wissen beziehungsweise die Zeit für Marketing und Werbung – eine Zwickmühle. Mit diesen und einigen anderen Problemen haben viele Metallbauunternehmer zu kämpfen und fühlen sich in dieser Hinsicht von den für sie zuständigen Institutionen wie den IHKs oder Handwerkskammern überwiegend im Stich gelassen.
Branchenrecherche. Lesen Sie auf den folgenden Seiten über die Erfahrungen von Metallbaubetrieben mit der Auftrags- und Lohnfertigung in den drei Bereichen Sägen, Schweißen und Biegen. Fachautorin Dipl.-Ing. Ulrike Hensel hat sechs Unternehmen befragt und die Ergebnisse für Sie auf den folgenden Seiten zusammengefasst.