Automatikschiebetüren
Seit 25 Jahren ein Team: Graßl & GezeDer Metallbaubetrieb Graßl in Traunstein fertigt und montiert monatlich drei automatische Türanlagen. Bei all diesen Aufträgen kooperiert Metallbaumeister Fritz Graßl seit über 25 Jahren mit Geze. Beim Einbau der Schiebetüren am Haupteingang des Klinikums Traunstein war die Redaktion vor Ort. Der Fachbeitrag berichtet über die eingespielte Kooperation zwischen Zulieferer und Verarbeiter.
Der Haupteingang des Klinikums Traunstein war ursprünglich mit einer automatischen Drehflügeltür ausgestattet. Nach über 20 Jahren Betrieb wurde Metallbau Graßl mit der Sanierung beauftragt. „Nach Demontage einer Drehtüre lassen unsere Kunden häufig eine Schiebetüre einbauen“, erzählt Fritz Graßl. Die Flügel werden zur Seite geschoben, die Öffnungsweise ist platzeffizienter, behindertengerechter und nicht zuletzt wärmetechnisch günstiger. „Wegen der kürzeren Offenhaltezeit einer Schiebetür ist der Luftaustausch deutlich geringer als bei einer Drehtür“, erklärt der Unternehmer. Zudem fällt der Einbau einer Schiebetür in einen Neubau im Vergleich zu einer Drehtür um ca. 1.000 Euro günstiger aus.
Den Einbau der beiden Schiebetüren am Klinikum Traunstein leisten zwei Metallbauer an einem Tag. Am Haupteingang wird sowohl innen als auch außen eine Automatiktüre installiert. Beide Handwerker haben die einschlägigen Schulungen bei Geze absolviert, einer ist als Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten (EFffT) qualifiziert. Diese Weiterbildung ist jedoch für die Montagearbeiten nicht nötig, ein Elektriker der Klinik-Haustechnik schließt die Türen ans 230 V-Netz an. Der Türantrieb läuft mit Niedrigspannung, für die Verarbeitung brauchen Metallbauer keine Weiterbildung.
Die seitlichen Festverglasungen der Türen bestehen jeweils aus zwei Elementen mit Hueck-Profilen und 2 x VSG 6-mm-Scheiben, die Fahrflügel aus Geze-Profilen ebenfalls mit 2x VSG 6-mm-Scheiben. Die Türelemente wurden vorgefertigt auf die Baustelle geliefert, hinzu kommen vier Schutzflügel aus ESG und die Alu-Profilschiene mit den Modulen für den Antrieb.
Weil die beiden Schiebetüren am Klinikum Traunstein in einen Flucht- und Rettungsweg eingebaut werden, sind auf der Antriebsschiene ein Doppelmotor, ein Akku, eine redundante Steuerung, die Verriegelung, die Umlenkrolle für den Keilriemen und der Trafo installiert.
Spezifische Vorgaben für automatische Schiebetüren in Flucht- und Rettungswegen finden sich in der AutSchR-Richtlinie. Demnach muss der Akku in der Antriebsschiene bei Stromausfall sicherstellen, dass die Türanlage mindestens einmal entriegelt und einmal öffnet. Auch der Doppelmotor ist Vorschrift, damit bei Ausfall eines Antriebs der Ersatzmotor einspringt. Die Steuerung muss einfehlersicher sein. Das heißt, bei nur einer Fehlermeldung bringt die Steuerung die Schiebetüre in einen gesicherten, geöffneten Zustand, sodass der Rettungsweg in jedem Fall frei bleibt. Der Radar-Bewegungsmelder an der Außentüre ist konventionell, an den Innentüren handelt es sich um Radar-Fluchttürmelder. Dieser löst nach EN 16005 bei bloßer Annäherung die automatische Öffnung der Türe aus.
Die Dokumentation für die kraftbetätigte Tür erstellt Graßl und übergibt die Bedienungsanleitung und das Prüfbuch mit den Zulassungen von Geze an die Klinik-Haustechnik. Vorab führt der Metallbaumeister eine Sicherheitsanalyse durch. Dazu gehört beispielsweise der Check auf Risiken wie Scherstellen oder Quetschgefahr. Bei den automatischen Schiebetüren sorgen Schutzflügel aus Einscheibensicherheitsglas für die gebotene Sicherheit. Diese laufen parallel zur Schiebetür, der Spalt zwischen Tür und Seitenwand ist < 8 mm breit – sicherheitstechnisch bedenkenlos.
Nachdem die Türen am Klinikum Traunstein montiert sind, installiert der Geze-Mitarbeiter noch am gleichen Tag an der Antriebssteuerung die zusätzliche Kommunikationsplatine und die Türschnittstelle IO420 im bauseitigen REG-Verteiler. Das Schnittstellenmodul sorgt dafür, dass die Kommunikation zwischen dem Geze-Cockpit (GLT-IP-Schnittstelle) und der Kommunikationsplatine in der Steuerung funktioniert und alle Türen elektronisch erreichbar sind.
Abschließend erfolgt durch den Geze-Systemingenieur via Internet und Teamviewer oder vor Ort, gemeinsam mit dem System-integrator, die Prüfung aller Datenpunkte, die ausgetauscht werden sollen. Die Aufschaltung auf die GLT wird via Fernwartung von der Firmenzentrale in Leonberg aus vorgenommen. Vor Ort wurde die Schiebetüranlage inzwischen autark in Betrieb genommen.
Den Wartungsauftrag der Automatiktüren übernimmt Metallbau Graßl, der Betrieb leistet inzwischen den Service für insgesamt 30 kraftbetätigte Türen. „Servicetechnik übernehmen wir grundsätzlich nur für Türen, die meine Metallbauer montiert haben“, so der Unternehmer.
Kooperation mit Geze
Der Branchenzulieferer hat sein Angebot auf die unterschiedlichen Leistungen und das Fachwissen der Metallbauer abgestimmt. Als Systemanbieter kann Geze eine Komplettlösung offerieren - angefangen bei der Planung über die Montage bis hin zur Inbetriebnahme und Servicierung. Eine zweite Lösungsvariante sieht vor, dass Teile der Planung oder Ausführung Geze bzw. der Verarbeiter leisten: Antriebskomponenten werden Metallbauern als Kit angeboten oder vormontiert geliefert. Profile für Schiebetüren können vorab projektspezifisch konfiguriert und bearbeitet werden. Soll jedoch die Wertschöpfung beim Metallbauer liegen, bietet Geze ein drittes Paket: In diesem Fall bezieht der Verarbeiter die Antriebkits und Roh-Komponenten wie die Profile. Die kundenspezifische Anpassung der Türen übernimmt der ausführende Betrieb.
Metallbau Graßl setzt auf Wertschöpfung für seinen Betrieb und nimmt das dritte Angebot wahr. „So können wir unseren Kunden flexiblere Lieferzeiten bieten und haben bei den Preisverhandlungen mehr Spielraum.“ Von der Bestellung bis zur Inbetriebnahme dauert es zwischen zwei und drei Wochen. Die Pulverbeschichtung der Aluminiumprofile nimmt am meisten Zeit in Anspruch.
Geze-Außendienstmitarbeiter Jürgen Resl merkt an: „Bei Schiebetüren nutzen viele unserer Partner vollständig vorgefertigte Lösungen. Bei Drehtüren kommen dagegen häufig ausschließlich konfektionierte Kits zum Einsatz, da die Anforderungen sehr stark von der jeweiligen Tür mit Zarge und deren Eigenschaften abhängen.“
Typische Fehlerquellen bei der Kooperation sind unterschiedliche Planungsunterlagen, eine abweichende Kabelverlegung oder fehlende Installationsmöglichkeiten im Bestand. Damit diese vermieden werden, müssen die mechanischen und elektrischen Arbeiten eng aufeinander abgestimmt werden.
Infos vom Metallbauer an Geze
Der Geze-Techniker, der projektiert, erfragt beim Metallbauer die Ausführung des Automatikantriebs sowie die zusätzlich eingesetzte Ansteuerperipherie. Über die Kontaktdaten des zuständigen Elektroplaners beziehungsweise des Elektrikers vor Ort wird der Standort der Türenschnittstelle definiert. In der Regel gibt es dafür zwei Möglichkeiten: Entweder die lokale Installation in einem Kleinverteiler in der abgehängten Decke beziehungsweise in einem Raum bis zu 15 Meter von der Automatiktüre entfernt oder die zentrale Installation, bei der alle Türenschnittstellen an einem Ort in einem REG-Verteiler/Netzwerkschrank gesammelt werden.
Des Weiteren wird in Absprache mit Metallbauer und Elektriker der Installationsort der IP-Schnittstelle definiert. Die Funktionen der Tür werden meist direkt mit dem Betreiber oder dem Systemintegrator festgelegt und der Verarbeiter informiert. Abschließend wird der Ablauf der Ausführung terminiert.
Infos von Geze an den Metallbauer
Geze entwickelt das Konzept für seine Vertriebspartner fortlaufend weiter. Ein Bestandteil davon ist das Kundenportal, das auch Metallbau Graßl nutzt. Der Verarbeiter bestellt darüber die Schiebetüranlage, in der Angebotserstellung ist er frei. Ist die Kalkulation fertig, erstellt das Tool innerhalb von zehn Minuten den auftragsspezifischen Kabelplan und stellt diesen zum Download zur Verfügung, informiert Resl. Der Metallbauer erhält eine Liste von allen Bauteilen, die er braucht. Anhand dieser kann der Verarbeiter die Anlage zusammenbauen.
Sobald die automatische Schiebetüre projektiert ist, geht dem Metallbauer ein Informationsblatt zu den bauseitigen Vorleistungen und die Kabelplanung zu. Die Dokumente für die GLT-Aufschaltung werden nach Rücksprache mit dem Metallbauer direkt an den Systemintegrator übermittelt. Dabei geht es um vier Punkte:
1. BACnet BIBBS und PICS
2. EDE-File zu den Geräten
3. Abfrage der IP-Adressen (bauseitige Vorleistungen Netzwerktechnik)
4. Visualisierungsvorschlag für das GLT-Anlagenbild (Vorschlag für die spätere graphische Eingabeoberfläche der GLT)
Ausblick
Das Klinikum Traunstein startet mit dem Einbau der automatischen Schiebetüren in den Haupteingang samt ihrer Vernetzung in die Gebäudeleittechnik einen Probelauf. Bei Erfolg sollen künftig alle Automatiktüren zentral über die Gebäudeleittechnik gesteuert werden. „Bislang werden sowohl die kraftbetätigten Fassadentüren als auch die Innentüren autark betrieben, sie können nur direkt vor Ort überwacht werden. Um die Strecke von Tür zu Tür abzulaufen, braucht der Haustechniker viel Zeit“, weiß Resl.
Hat sich der Gebäudebetreiber von den Vorteilen der zentralen Türen-Steuerung überzeugt, sollen alle Automatiktüren über Geze-Cockpits auf die GLT aufgeschaltet werden. Neben der zentralen Steuerung durch die Haustechnik ist es mithilfe von Cockpits dann auch möglich, Türen jeder Abteilung zentral von der jeweiligen Pflegestation aus zu überwachen und zu steuern.
Da die Automatiktüren bereits mit einer DCU-Steuerung ausgestattet sind, braucht für den Anschluss ans Cockpit jeweils lediglich ein IO420-Kopplungsmodul installiert zu werden. Über ein Cockpit-Gebäudeautomationssystem lassen sich 62 Automatiktüren auf die Gebäudeleittechnik (GLT) schalten.
Geze-Services für Metallbaubetriebe
Allgemeine Beratung
1. Individuelle und branchenspezifische Beratung
2. Umfassende Projektberatung hinsichtlich aller Spezifikationen, Lösungen und Support-Leistungen
Planungsunterstützung
1. Beratung durch Geze-Objektberater schon früh im Planungsprozess
2. Erstellung von projektspezifischen Türlisten
3. Bereitstellen von vorkonfigurierten BIM-Türobjekten
4. Konfiguration automatischer Türsysteme inkl. Kabelplan, Einbauzeichnungen, Fertigungszeichnungen und Preisfindung im Kundenportal
5. Berechnen des Wärmedurchgangskoeffizienten an Schiebetüren in Anlehnung an die EN ISO 1077-1:2006-09
6. Geze-Produktdaten von Orgadata, BMEcat und Datanorm für Planung, Kalkulation, Konstruktion und Bestellung von Fassaden
Montage und Inbetriebnahme
1. Unterstützung durch Montagevideos
2. Softwareunterstützte Inbetriebnahme von Produkten mit Geze-connects
3. Geze-Portal mit spezifischen Montageunterlagen
Befähigung / Weiterbildung
1. Umfassendes Qualifizierungsprogramm zu Geze-Produkten
2. Seminare zu Normen und Richtlinien
3. Schulungen zur Montage und Inbetriebnahme
4. Zertifizierter Sachkundenachweis für die Inbetriebnahme der Geze- Produkte
Service & Support
1. Jederzeit technischer Support durch Geze-Service
2. Beratung bei der Umrüstung oder Modernisierung
3. Beschaffung von Ersatzteilen
4. Maßgeschneiderte Serviceverträge
5. Verwaltung und Instandhaltung der Anlagen, Bestandsmanagement im Geze-Serviceportal
www.geze.de
Das Unternehmen Fritz Graßl Metallbau
Metallbaumeister Fritz Graßl betreibt in Traunstein einen Betrieb mit sieben Mitarbeitern und typischem Portfolio: Schlosserarbeiten, Stahlkonstruktionen, Geländer für Treppen und Balkone, Brandschutztüren, Aluminiumelemente, Automatiktüren. Sein Einzugsgebiet ist regional ca. 60 Kilometer rund um Traunstein. Die Kunden stammen zu gleichen Teilen aus dem privaten, öffentlichen und gewerblichen Segment.
Von Digitalisierung hält der Unternehmer nicht viel: „Digital vernetztes Arbeiten fordert umfassende Investitionen im Vergleich zur Rentabilität und baut wirtschaftlichen Druck auf.“ Für die Kalkulation, Erstellung von Angeboten und CAD nutzt er das Programm LogiKal von Orgadata, ferner arbeitet seine Mutter in der Buchhaltung mit einer Rechnungssoftware. „Mehr brauchen und wollen wir nicht“, stellt Graßl fest.
Seit vielen Jahren kooperiert der Betrieb mit Geze, RP Technik und Hueck. „Mit diesen Systempartnern pflegen wir eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, zur Modernisierung werden wir nicht gedrängt“, sagt Graßl. Zertifizierungen nach EN 1090 und DIN 4102 sind selbstverständlich. Aktuell arbeitet er am Audit für die EN 16034, Brandschutzelemente sind ein Schwerpunkt seines Angebots.
Den Jahresumsatz von ca. 900.000 Euro erwirtschaftet er ohne Bearbeitungszentrum oder Sägeautomaten. In seiner Werkstatt hat er sowohl für die Aluminium- als auch für die Stahlbearbeitung jeweils 120 m² große Räume zur Verfügung. Der Maschinenpark steht dafür, dass Graßl das Handwerk großschreibt. Die Doppelgehrungssäge ist nicht automatisiert, Kopierfräse und Bohrmaschine sind manuell, in der Schweißabteilung stehen Geräte für WIG/MAG/MIG sowie E-Handschweißen und die Werktische sind selbstgebaut.
Als Prüfungsvorsitzender beim Gesellenprüfungsausschuss der Innung Traunstein, Berchtesgadener Land, hält sich der Unternehmer fachlich auf aktuellem Stand. Auszubilden ist für ihn eine Ehrensache. Zu seiner Belegschaft gehören kontinuierlich ein bis zwei Azubis. „Wir pflegen in meinem Betrieb traditionelles Handwerk, dazu gehört ein gutes und faires Miteinander“, betont Graßl.
www.fgrassl.de