Interview

Azubine Rebecca Schöller

In Ausbildung bei den Meckels

Während ihrer Tätigkeit im Büro hat Rebecca Schölller gemerkt, dass sie langfristig lieber handwerklich arbeiten möchte. Seit Sommer 2021 absolviert die 28-Jährige nun bei Meckel Metallbau in Köln eine Ausbildung zur Metallbauerin, Fachrichtung Konstruktionstechnik.

metallbau: Welche Aufgaben am konstruktiven Metallbau haben Sie gereizt, dass Sie im Alter von 28 Jahren nochmal eine Ausbildung angefangen haben?

Rebecca Schöller: In erster Linie hat mich die praktische und ergebnisorientierte Arbeit gereizt. Man kann im Handwerk relativ schnell erkennen, was man über den Tag erreicht hat. Mit genau solchen kurzfristigen Ergebnissen und im besten Fall kleinen Erfolgen kann ich für mich ein hohes Level an Zufriedenheit erreichen. Als ich mich bei der Handwerkskammer über verschiedenste Gewerke informiert habe, hat mir der Metallbau direkt zugesagt. Beim Probearbeiten in der Firma Meckel konnte ich mich etwas genauer informieren. Durch diesen großartigen Einblick in die Tagesabläufe als Metallbauerin hat sich dann schnell eine Faszination für diesen Beruf entwickelt.

 

metallbau: Nach Abschluss der Ausbildung sind Sie sowohl handwerklich als auch kaufmännisch versiert. Haben Sie vor, die Synergien zu nutzen?

Schöller: Das kann ich mir sehr gut vorstellen, vielleicht arbeite ich auch als Gesellin weiter und dann gibt es noch andere Ideen. Doch ich habe schon vor einiger Zeit aufgehört, langfristig zu planen. Ich stehe aktuell am Anfang der Ausbildung und möchte mich darauf konzentrieren, diese bestmöglich abzuschließen. Ich bin davon überzeugt, dass, wenn man sich zu verbissen auf ein Ziel konzentriert, sich schnell Türen verschließt bzw. Möglichkeiten verpasst, die sich entlang des Weges ergeben. Und es kommt bekanntlich sowieso immer anders als man denkt. So habe ich vor zwei Jahren auch nicht damit gerechnet, dass ich diese Ausbildung mache.

metallbau: Bei welchen Aufgaben oder Betriebsabläufen kommt Ihnen der Gedanke, jetzt wäre es besser ein Mann zu sein?

Schöller: Tatsächlich so noch nie. Ich bin gerne ich selbst, also so wie ich bin und kenne mich nur als Frau. Damit komme ich auch gut zurecht. So habe ich genauso wie die männlichen Azubis gelernt, an der Standbohrmaschine zu bohren, Zeichnungen zu lesen oder mit der Feile zu arbeiten, so wie viele andere Dinge. Das kann öfters mal eine Herausforderung sein, aber die kann jeder mit sich selbst lösen. Dafür möchte ich gar kein Mann sein. Genauso helfe ich auf Montage mit und trage ein Geländer oder die Werkzeuge zur Baustelle. Aber zum Thema Körpereinsatz muss ich sagen, dass bei der Firma Meckel viel Wert auf die Arbeitsgesundheit der Mitarbeitenden gelegt wird — unabhängig ob Frau oder Mann.

metallbau: Auf was gilt es als Azubine in einem männerdominierten Bereich zu achten, um als Mitarbeiterin auf Augenhöhe ernst genommen und respektiert zu werden?

Schöller: Ich glaube, generell gilt, dass man sich als Azubine und Azubi im Arbeitsalltag anzupassen hat und ein gewisses Benehmen an den Tag legt. Worauf man vielleicht achten sollte, ist, dass man sich einen Betrieb aussucht, der in der heutigen Zeit angekommen ist, und damit meine ich beispielsweise, jeder Person die Chance gibt, sich zu beweisen. Und das auch unabhängig vom Geschlecht. Letztendlich kann ich als Azubine genau dieselben Sachen erlernen und durchführen wie ein Azubi. Und ich denke, es hängt auch von den Auffassungen und dem Verhalten der anderen in der Branche ab, ob man ernst genommen und respektiert wird oder nicht. Das beruht auf jeden Fall auf Gegenseitigkeit. Ich denke, was in der Branche helfen kann, ist, wenn man gut und gerne mit Menschen kommunizieren kann, gar nicht erst anfängt, sich mit Männern zu vergleichen im Sinne der Geschlechterrollen, und einfach wissbegierig ist und durch Wissen überzeugen kann. Denn es ist schon so, dass man vor allem in männerdominierten Branchen sich als Frau immer ein bisschen mehr beweisen muss, und da ist es wichtig, mindestens auf einen Level zu kommen, was das Wissen angeht. Und dass das mittlerweile gut funktioniert und man heute als Frau im Handwerk akzeptiert wird, hat vor allem mit den anderen Frauen im Handwerk zu tun.

metallbau: Welche Voraussetzungen sollten Frauen für eine Ausbildung zur Metallbauerin/Fachrichtung Konstruktionstechnik Ihrer Ansicht nach mitbringen?

Schöller: Am wichtigsten finde ich analytische Fähigkeiten, sowie Mitdenken und eine schnelle Auffassungsgabe, weiter braucht es Motivation und den Willen zu lernen. Da sollte man sich nicht von gesellschaftlichen Rollenbildern einschränken lassen. Ich denke, da sind wir genau in der richtigen Zeit angekommen und können uns freuen, dass wir uns immer mehr von traditionellen Rollenbildern wegbewegen und bereit sind, neue Wege zu gehen. Und zu diesen neuen Wegen gehören auch Frauen in männerdominierten Branchen. Davon können wir alle profitieren.

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