Bester Metallbauer 2020
Jonas GasparVon der Uni zurück an die Werkbank: Mit diesem Lebensweg ist Jonas Gaspar bislang sehr erfolgreich gewesen. Der junge Berliner hat noch viel vor. Der Sieg beim Leistungswettbewerb war da nur ein Zwischenschritt.
Viele gehen von der Schule und wissen genau, was sie vorhaben. Doch manche sind mit der Schule fertig und stehen fast so ahnungslos da, wie vor der ersten Klasse. Bei Jonas Gaspar war es Letzteres. Er sei völlig unentschlossen gewesen, als er seinerzeit sein Abitur an einem Berliner Gymnasium gemacht hatte, sagt er. Schließlich zog es ihn in die brandenburgische Provinz. Dabei ist Brandenburg an der Havel kein Dörflein, sondern eine Stadt mit gut 70.000 Einwohnern. Und auch die Technische Hochschule, an der Jonas Gaspar sich für Maschinenbau eingeschrieben hatte, genießt einen guten Ruf. Doch für den Berliner Jung war die gute Autostunde, die ihn in Richtung Westen von seiner Heimat trennte, dann doch ein kleiner Kulturschock. Nur ein Semester hielt es ihn dort, dann zog es ihn zurück in die Hauptstadt, wo er zunächst in der Schreinerei seines Vaters landete.
Jonas hatte nicht vor, sein Leben als Hilfskraft in der Schreinerei zu verbringen. Also schrieb er sich an der Beuth Hochschule für Technik ein – in Berlin. Dort verlangte man ein technisches Praktikum. Ein guter Freund des Vaters ist Martin Struzak, Inhaber des Metallbaubetriebs Max Lippeck. Struzak nimmt eigentlich keine Praktikanten. „Doch mein Vater hat ihn überredet“, sagt Jonas Gaspar. Schon bald war dem Unternehmer klar, dass sein Praktikant nicht untalentiert ist. Und so bot er ihm einen Ausbildungsplatz an. Während es beim Praktikum noch straffe Vorgaben vom Betrieb gab, konnte Gaspar nun sein Können ausspielen. Für ihn war klar, dass er die Ausbildung in verkürzter Zeit absolvieren würde. Damit setzte er sich durch. Chef Martin Struzak war dabei sein Unterstützer. Der Unternehmer weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn man etwas schneller voran kommt als die anderen. Struzak hielt mal den Rekord als jüngster Meister von Berlin, als er mit Anfang 20 schon ein eigenes Unternehmen übernahm. Für ihn war wohl auch klar, dass sein einstiger Praktikant nicht ewig in der Werkstatt bleiben würde. „Ich vermute, dass er das geahnt hat“, sagt Jonas Gaspar. Denn er will immer noch studieren.
Nachdem er sich mit Bravour und quasi in Rekordtempo durch die Ausbildung geschlagen hatte, wurde er Innungsbester, dann Landessieger und schlussendlich einer von zwei punktgleichen Siegern beim Leistungswettbewerb für Metallbau in der Fachrichtung Konstruktionstechnik. Groß vorbereiten können habe er sich nicht auf den Wettbewerb, erinnert sich Jonas Gaspar. Erst zwei Wochen vor dem Wettbewerb habe er von seiner Teilnahme erfahren. Zwei Tage vor dem virtuellen Wettbewerb sei immer noch nicht klar gewesen, ob er tatsächlich mitmachen dürfe. Das wurde dann in letzter Minute geklärt. Und während andere Teilnehmer die Aufgabe, einen federgelagerten Universaldämpfer zu konstruieren, schon eine Woche vorher erhielten, hatte Jonas Gaspar gerade mal 24 Stunden Zeit, um sich darauf vorzubereiten. Gewonnen hat er trotzdem.
Noch ist er bei Max Lippeck angestellt, aber er liebäugelt mit einem Studium der Humanoiden Robotik in Berlin. Wenn er da eine Roboterhand konstruiert, etwa als Prothese, würden ihm seine Erfahrungen aus dem Handwerk sicher helfen.