Brandschutz braucht Schulung
Wissen und Dokumente reduzieren RisikenIm Arbeitsfeld Brandschutz verpflichten Vorschriften die Metallbaubetriebe zu enger Kooperation mit dem Lizenzpartner. Dazu gehört die Teilnahme an den Weiterbildungen in den Technikzentren der Zulieferer. Stefanie Manger hat sich unter die 13 Teilnehmer einer Schulung bei Forster im schweizerischen Arbon gemischt. Es ging um das System forster fuego light in Stahl und Edelstahl.
Wer Brandschutzprofile verarbeitet, muss sich nach Vorgabe der Allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (AbZ) des Systemgebers in der Verarbeitung des jeweiligen Systems weiterbilden lassen. Der Lizenzgeber Forster Rohr- & Profiltechnik schult Deutsche und Schweizer Verarbeiter in seinem Technikum in Arbon am Bodensee.
Hilfestellungen seitens der Lizenzgeber
Das System fuego light umfasst Feuerschutzabschlüsse und Brandschutzverglasungen in Stahl und Edelstahl in den Brandklassen EI30, EI60 und EI90. Auf der Website des Herstellers werden ausführliche Verarbeitungsunterlagen sowie CAD-Zeichnungsdaten zum Download angeboten. Ein Hinweis an die Nutzer: Aufgrund einer Vielzahl von Ausführungsvarianten sind die Unterlagen umfassend, manches PDF zählt bis zu 1.000 Seiten. Wer jedoch in diesem Arbeitsfeld erfolgreich sein möchte, sollte die Dokumente intensiv studieren. Die Schulungsteilnehmer erhalten zwei Ordner: Im kleinen DIN-A 5-Ordner sind 13 Heftchen abgelegt: Allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnisse, Einbau- und Wartungsanleitungen für unterschiedliche Feuerschutzabschlüsse sowie Allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen zu Brandschutzverglasungen und Feuerschutzabschlüssen. Der große DIN-A 4-Ordner enthält Werkszeichnungen, Formulare für WPK-Überwachungsberichte und weitere Dokumente. Die Unterlagen müssen ständig aktualisiert werden. Die Verantwortung dafür liegt beim Metallbauer. Forster bietet die aktualisierten Printunterlagen in einem geschützten Bereich zum Download an. „Es lebt“, sagt Carsten Olsen. Damit meint er, dass die Systeme und Dokumente laufend überarbeitet und ergänzt werden. Olsen ist für den technischen Support international zuständig, der die Werksvertretungen und die Architektenberater in Deutschland unterstützt. „Auch wenn die Unterlagen technisch anspruchsvoll sind, wer Brandschutzprofile verarbeitet, muss umfassend informiert sein.“ Als weitere Hilfestellung bietet der Systemgeber einen U-Value-Calculator, der für externe Elemente an der Brandschutztüre den U-Wert berechnet. Die Software kann kostenfrei von der Website heruntergeladen werden. Als Lizenzsoftware bietet Forster MAP an. „Wir sorgen dafür, dass die Datenpflege auf dem aktuellen Stand ist“, betont Olsen. In diesem sicherheitsrelevanten Marktsegment sind die Vorgaben aus der jeweiligen AbZ umzusetzen, damit in einem Ernstfall eine nach Zulassung durchgeführte Herstellung und Montage belegt werden kann. Volker Müller, Leiter der Entwicklungsabteilung bei Forster, macht auf einen tückischen Fehler aufmerksam: „Der Monteur darf seine Feuerschutztüre nur an eine feuerbeständige Wand anschließen. Dies sicherzustellen, ist Verantwortung des Metallbauers.“ Hat der Trockenbauer das Ü-Zeichen nicht an die Wand geklebt, sollte der Metallbauer vom Bauherren beziehungsweise seinem Vertreter die Übereinstimmungserklärung anfordern. Ebenso ist der Metallbauer nach der Einbau- und Wartungsanleitung einer Brandschutztüre verpflichtet, die zugehörige Einbau- und Wartungsanlage mit der Übereinstimmungserklärung an den Bauherren zu übergeben. Dieser muss die Unterlagen für den Servicetechniker bereithalten, der künftig die Brandschutztüre gemäß den Vorschriften wartet.
Brandschutz und Dokumentation
Die genaue Dokumentation ist im Arbeitsfeld Brandschutz für die ausführenden Metallbauunternehmen existenziell. „Was haben Sie in der Hand, wenn Ihre Brandschutztüre abgefackelt ist“, fragt Martin Schmitz. Der Brandschutzexperte ist Geschäftsführer des Arbeitskreises der Überwachungsgemeinschaften e.V. in Essen. Er warnt die Metallbauer davor, das Ü-Zeichen im Nachhinein an eine Brandschutztüre zu heften, die der Betrieb nur servicetechnisch überprüft hat, allerdings nicht gefertigt und eingebaut. Solche Nachfragen gebe es gehäuft, vor allem in Schulen und Kindergärten ergäben sich immer wieder derlei Probleme. „In solchen Fällen auf die nette Anfrage eines Schulleiters einzugehen, kann für einen Metallbaubetrieb fatale Folgen haben“, betont Schmitz. Nach § 22 (2) MBO bezieht sich die Übereinstimmungserklärung nämlich ausschließlich auf die Herstellung der Brandschutztüre, sprich: die Türe muss in jedem Fall vom ausstellenden Metallbauunternehmen montiert worden sein.
„Prinzipiell sind die Feuerschutzabschlüsse aus Stahl oder Edelstahl mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von 50 Jahren vergleichsweise robust.“ In der Regel muss eine Brandschutztüre 200.000 Zyklen an Öffnungs- u. Schließvorgängen standhalten. Wer achtet jedoch schon darauf, wie stark die tatsächliche Nutzung ist. „Die Prüfung einer Brandschutztüre im Reichstag Berlin ergab, dass diese 200.000 Zyklen bereits nach nur sechs Wochen erreicht waren“, informiert Schmitz und warnt: „In diesem Fall ist § 3 der Musterbauordnung (MBO) nicht erfüllt. Dieser gibt vor: Es dürfen nur Bauprodukte verwendet werden, wenn für diese bei ordnungsgemäßer Instandhaltung die Gebrauchstauglichkeit während einer dem Zweck entsprechenden, angemessenen Zeitdauer gegeben ist. Problematisch ist natürlich, dass im Normalfall der Metallbauer nicht weiß, für wie viele Schließ- und Öffnungsvorgänge die jeweilige Brandschutztüre in einem bestimmten Zeitfenster genutzt wird.
Abweichend von der Vorgabe der DIN 18200 rät Schmitz, die Dokumentationen nicht nur fünf Jahre aufzubewahren, sondern besser zehn. Als sich ein Metallbauunternehmer gegen die Datensicherung über den vorgegebenen Zeitraum hinaus sträubt, macht der Experte ihm klar, dass es letztlich um den Fortbestand seines Unternehmens geht. „Geraten Sie etwa bei einem Brandfall in Erklärungsnotstand, können Sie sich vor Gericht dank Ihrer Aufzeichnungen aus der Bredouille ziehen.“ Die Sicherung der Dokumente über zehn Jahre ist ganz im Interesse des Metallbauers. Zahlreiche Tipps zur Durchführung der werkseigenen Produktionskontrolle und zur Aufzeichnung der Dokumentation rundeten den Vortrag ab: Erteilt die Stelle für die Fremdüberwachung das Übereinstimmungszertifikat, kommt auf das Unternehmen künftig zweimal jährlich eine Überprüfung und Beurteilung des Herstellwerkes zu. Bei dem Termin geht es um die Aufrechterhaltung und Anpassung der Eigenüberwachung sowie der personellen und ausstattungsgemäßen Voraussetzungen, um die Einhaltung der Technischen Spezifikation und die ordnungsgemäßen Kennzeichnungen der Produkte. „Reklamiert die Fremdüberwachung, sollten diese Schreiben und Fristvorgaben sehr ernst genommen werden, da möglicherweise der Entzug der Zertifizierung droht.“
Fachgerechter Umgang mit Brandschutzglas
Der fachgerechte Umgang mit dem Brandschutzglas war ein weiterer Punkt der Agenda. Heinz Sandhöfer, Außendienstmitarbeiter bei Pilkington Deutschland, wies auf einige Basics hin. Beispielsweise ist noch nicht jedem Verarbeiter geläufig, dass er Brandschutzglas trocken lagern muss und nicht während des Winters draußen im Schnee abstellen kann. Insbesondere das Kantenband darf weder beschädigt noch entfernt werden. Die Scheiben sollten verklotzt werden, wie es die Verarbeitungsrichtlinien des Systemgebers vorschreiben. „Werden keine Angaben dazu gemacht, so gelten die allgemeinen Verklotzungsrichtlinien.“ Brandschutzscheiben bedürfen besonderer Aufmerksamkeit, weil bei hohen Temperaturen die Brandschutzbeschichtung weich wird. „Sind die Klötze beispielsweise nur 24 mm breit, die Scheibe jedoch 36 mm, besteht bei Hitze Gefahr, dass eine Scheibe abschmiert“, erläutert Sandhöfer. Von Gedankenlosigkeit zeugt es zudem, wenn Werbefolien beispielsweise auf Brandschutzfassaden geklebt werden. „Werden die Temperaturunterschiede zwischen Außen- und Innenscheibe allzu groß, kann die Scheibe brechen“, berichtet der Experte. Brandschutzfassaden dürfen prinzipiell nicht mit einer Folie beklebt werden, wie Sandhöfer betont. Den Metallbauer betrifft dies insofern, weil er eine Hinweispflicht auf einen solchen unzulässigen Umgang mit der Brandschutzscheibe hat.
Tipps für die Verarbeitung der Profile
Den praktischen Teil der Weiterbildung gestaltet Marc Weihermann, Seminarleiter im Technikum in Arbon. Angefangen vom Zuschnitt über das Handling am Schweißtisch und die Schweißtechnik bis hin zur Montage der Bänder spricht Weihermann die einzelnen Stationen der Profilverarbeitung mit den Teilnehmern durch. Für den Zuschnitt ist elementar: „Je genauer der Schnitt, umso leichter tut sich der Metallbauer bei der gesamten Abwicklung des Projektes.“ Ist ein Stahlprofil nicht exakt auf Gehrung zugeschnitten, lässt sich der Spalt mit einer MAG-Schweißanlage füllen. Bei Edelstahlprofilen ist allerdings bereits ein Spalt von einem halben Millimeter nicht mehr zu füllen. Er demonstriert den Schnitt an einer Kaltenbach Kreissäge KKS 400. Damit sich auch die Bolzen im fuego light Profil exakt sägen lassen, hat er ein HSS 400-mm-Sägeblatt eingespannt. Als Blattdicke empfiehlt er 3,5 - 4 mm. Für fuego light wird der Vorschub bei Stahl auf 250 mm/min eingestellt und die Geschwindigkeit auf 26 m/min, bei Edelstahl rät er, den Vorschub auf 50/70 mm/min einzustellen und die Geschwindigkeit auf 250 mm/min. Für das Kühlsystem in der Bandsäge rät der Techniker zum Rapsöl. „Eine Flüssigkühlung würde das Profil beim Schneiden verstopfen und später beim Bohren und Schweißen für Probleme sorgen.“
Wird das Profil beim Sägen mit der Bandsäge mit Schutzplatten abgedeckt, um Beschädigungen zu vermeiden, reicht beim Sägen mit dem CNC-Bearbeitungszentrum die übliche Schutzfolie, mit der das Profil geliefert wird. Natürlich besteht keine Notwendigkeit, Schweizer Profile auf einem Schweizer Schweißtisch zu bearbeiten. Vorzug der Tische von CreaMetall jedoch ist, dass die Elemente fest eingespannt sind, der Tisch sich um 360 ° Grad drehen lässt und sich die Profile wesentlich schneller messen und justieren lassen. Weihermann räumt ein: „Wer nur hin und wieder eine Brandschutztüre baut, dafür sind Stellböcke durchaus ausreichend.“
Für das Schweißen der Stahlprofile setzt Weihermann ein TransTig 1700 mit Pulsfernregler ein. Als Schutzgas eignet sich das Mischgas Hydragon II beziehungsweise Argon. Für die Bearbeitung des Stahlprofils wählt er eine 2,4-mm-Elektrode aus. „Bei der Bearbeitung von Edelstahl muss die Elektrode sauber sein“, betont er. Mit dem Einsatz einer Kupferlehre wird zusätzlich Hitze absorbiert und die Elektrode lässt sich leichter führen. Die Profile werden vorgeheftet, denn „gut abgeheftet ist halb genäht“. In Sachen Arbeitssicherheit gibt er einen Tipp zum Schutzhelm: „Der Helm sollte sich in unterschiedliche Schutzstufen umschalten lassen, unter 400 Euro sind derlei Helme nicht zu erwerben.“
Nach dem Schweißen muss noch geschliffen werden, zunächst mit einem Bandschleifer, für den feineren Schliff mit einem Winkelschleifer. „Bitte diesen Arbeitsvorgang nicht am Schweißtisch ausführen und für die Edelstahlprofile genug Zeit einkalkulieren – diese müssen ausgiebiger geschweißt werden“, rät der Techniker. Für den Vorschliff verwendet er eine Fiberscheibe mit einer 100/120-mm-Körnung. „Diese Scheiben sind zwar vergleichsweise teuer, aber qualitativ die besten.“ Für den zweiten Schliff mit dem Winkelschleifer setzt er ein Trizact mit einer 400-er-Körnung von 3M ein. Bei diesem Arbeitsschritt sollte man die Schleifmaschine stufenlos verstellen können. Beim dritten Schleifgang wird die Gehrung abgeklebt, geschliffen wird mit einer 220/240-er-Körnung. Fingerabdrücke auf den Profilen müssen selbstverständlich beseitigt werden.
Fazit
Möchte ein Metallbauunternehmen im Segment Brandschutz tätig sein, sollte es sich im eigenen Interesse und natürlich auch im Interesse des Kunden in punkto Vorschriften stets auf dem Laufenden halten. Die digitalisierte Kommunikation und die inzwischen gute Vernetzung zwischen Metallbauer, Lizenzgeber, Überwachungsstelle und Zertifizierungsstelle erleichtern den kontinuierlichen Informationsfluss. ⇥