Das geht noch schöner!

Architekten beraten

Wie funktioniert das, wenn Metallbauunternehmen Architekten beraten? So unterschiedlich die Architekten und deren Geschmäcker sind, so unterschiedlich zeigen sich die Berater. Fachautorin Melanie Seifert hat mit zwei Fachleuten gesprochen, die Architekten beraten – jeder auf seine Weise.

Beim Thema „Architektenberatung“ gibt es im Grunde zwei Unbekannte: die Architekten und die Beratung. Die Frage, wer Architekten sind und was sie wollen, verhält sich ein wenig so wie die Suche nach dem Heiligen Gral. Ebenso offen bleibt die Frage, was eigentlich Beratung ist. Yolanda Roma und Mike Fleischer beraten Architekten. Allerdings tun sie das auf völlig unterschiedliche Weise. Roma ist als Architektenberaterin bei Ernst Schweizer tätig. Fleischer führt seinen eigenen Betrieb: die Fleischer Metallfaszinationen. Beide beherrschen ihre Aufgaben und sprechen von ihren Erfolgen. Soweit die gute Nachricht. Die schlechte lautet: Es gibt kein Patentrezept, das sich einfach so übernehmen ließe.

Der erste Kontakt

Yolanda Roma ist bei Ernst Schweizer der erste Kontakt, wenn Architekten anrufen. Eine Regel, zu welchem Zeitpunkt der Planung solche Anrufe eingehen, gibt es nicht. „Das ist sehr unterschiedlich“, ist Romas Antwort. „Manchmal kommen Anfragen in einer sehr frühen Phase, also noch vor der Ausschreibung. Das ist für uns der Idealfall. Manchmal aber erfahren wir erst spät von einem Bauvorhaben. Dann nehmen in der Regel wir Kontakt zu den Architekten auf, wenn unsere Lösungen gefragt sind.“ Die Lösungen, das sind u.a. Briefkästen, Fassaden oder Fenster und Türen. Neben Architekten betreut Roma auch Generalunternehmen oder Bauherren. Für sie heißt Beratung, „Antworten zu finden, ob und wie etwas technisch machbar ist, welche Kosten damit verbunden sind oder welche Schnittstellen zu bedienen sind.“ Das Angebot bei Ernst Schweizer ist recht umfangreich. Der Löwenanteil an Architektenberatung ist bei der Fassade zu leisten. Daneben gibt es Auskunft in den Bereichen Sonnenenergiesysteme, Holz-Metall-Systeme, Fenster und Türen sowie Briefkästen und Fertigteile.

Der Betrieb „Fleischer Metallfaszinationen“ ist anders aufgestellt. Beginnend mit Heizung, Sanitär und Spenglerarbeiten, gründete Helmut Fleischer 1976 den ursprünglichen Einmannbetrieb. 1997 trat Mike Fleischer nach erfolgreicher Meisterausbildung ins Unternehmen ein. Erste überregionale Projekte wurden 1998 durch das inzwischen auf 14 Mitarbeiter angewachsene Team realisiert. Heute ist Fleischer bundesweit tätig. Klassische Techniken der Spenglerzunft wurden stetig weiterentwickelt und verbinden das Handwerk mit industrieller Fertigung für Architektur aus dem Werkstoff Metall. Die Referenzen reichen von Einfamilienhäusern über öffentliche Einrichtungen bis hin zur Denkmalpflege. Ähnlich wie Yolanda Roma möchte sich auch Mike Fleischer nicht auf einen speziellen Zeitpunkt festlegen, wann er mit der Architektenberatung beginnt. „Es gibt keinen festen Zeitpunkt, wann Beratung anfängt“, sagt er und nennt ein Beispiel: „2012 wurden wir für ein Bauvorhaben eines Generalunternehmers (GU) in München in einer ganz frühen Phase angesprochen. Wir sollten eine Kostenschätzung für eine Metallfassade abgeben. Im ersten Schritt führte diese dazu, dass ein anderes Material gewählt wurde. Die Planung dieser Fassade erschien mir aber von Beginn an nicht ganz rund. Mir war klar: Das geht eigentlich noch schöner. Das habe ich dann genauso den Architekten und dem GU gesagt und ihnen Details meiner neuen Lösung geschickt. Ich wusste, dass diese Lösung nicht nur schöner war, sondern auch von uns so umgesetzt werden kann. Das stieß nicht nur auf Anerkennung, sondern führte gleich dazu, dass wir die Fassade bemustern sollten. Letztlich haben wir den Auftrag bekommen.“

Wie findet Beratung statt?

Fleischer beeindruckt vor allem durch seine Fähigkeit, Details im Gespräch, vor Ort auf der Baustelle oder im Meeting skizzieren zu können. Gleichzeitig ist er in der Lage, Entwurfsideen zu verstehen und weiß, mit welchen Mitteln diese umgesetzt werden können. Und das gilt nicht nur für sein Gewerk, die Metallarbeiten, sondern für den gesamten Bau. Das verschafft ihm einen kleinen Vorteil. „Die Architekten wissen meistens nur, wie es aussehen soll, aber nicht, wie die Umsetzung funktioniert. Dann kommen wir ins Spiel. Wir betrachten uns dabei als Partner auf Augenhöhe, nicht als Erfüllungsgehilfen. Einmal habe ich bei einer Besprechung auf der Baustelle auf eine schöne weiße Kalksteinwand ein Detail für Metall-, Maurer- und Schreinerarbeiten gezeichnet, von dem ich wusste, dass es funktioniert. Das hat der Architekt fotografiert und eine saubere Zeichnung für alle gemacht.“

Erstellung von Leistungsverzeichnissen

Dieses Detailwissen ist die wichtigste Voraussetzung für die Erstellung von Leistungsverzeichnissen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Fleischer auch hier unterstützt. „Ich bin sogar schon von Architekten direkt beauftragt worden, Ausschreibungstexte zu verfassen.“ Ernst Schweizer hat industriell gefertigte Profile im Portfolio, da verhält sich das natürlich anders. Dort liegen für viele Lösungen Ausschreibungstexte vor, die die Architekten auf Anfrage erhalten. Bei Fassaden handelt es sich um ein Projektgeschäft, in den anderen Bereichen werden Produkte und Systeme angeboten. Insoweit sind z.B. Detailanschlüsse im Bereich Holz-Metall-Systeme online verfügbar. Die Texte für Holz-Metall-Systeme werden auf Wunsch auch individuell bearbeitet. Roma räumt hier allerdings ein, dass das eher bei den Produktgruppen Briefkästen, Fenster oder Türen der Fall sei. „Bei Fassaden müssen wir natürlich individuell beraten. Da sieht jedes Detail immer etwas anders aus. Meistens werden an dieser Stelle von den Architekten Fassadenplaner hinzugezogen.“

Beratungskosten

Beratung hat natürlich ihren Wert. Aber hat sie auch einen Preis? „Bei uns wägt man den Aufwand ab sowie den Bereich“, sagt Roma. „Im Bereich Holz-Metall-Systeme können unsere Beratungen mit Kosten verbunden sein. Dann können uns Architekten beauftragen, Details anzufertigen oder Ausschreibungstexte zu bearbeiten. Wenn wir den Auftrag erhalten, sind Dienstleistungen wie Architektenberatung kostenlos. Wenn wir den Auftrag nicht erhalten, müssen wir manchmal Dienstleistungen verrechnen. Unsere Kunden werden immer im Voraus darüber informiert.“ Die Methode mit dem Verrechnen ist auch Fleischer nicht fremd. „Wir erfassen zunächst einmal unsere Stunden, die wir investieren. Wenn es zum Auftrag kommt, sind unsere Beratungsleistungen dann inkludiert. Wenn nicht, stellen wir unsere Stunden in Rechnung.“ Die Logik dahinter: „Wir im Handwerk verdienen unser Geld über die Umsetzung. Natürlich wollen wir den Auftrag!“

Fort- und Weiterbildung

Ernst Schweizer schult seine Kunden regelmäßig. Es gibt Partnertagungen, Produktinformationen oder -schulungen im schweizerischen Hedingen, aber auch an anderen Orten. Letztgenannte richten sich i.d.R. an Metallbauer. Roma begründet das so: „Meistens haben Architekten Fragen zu den genauen Detailanschlüssen. Dann wenden sie sich direkt an ihre Metallbauer. Damit diese gut vorbereitet sind und unsere Produkte richtig einsetzen, bieten wir solche Schulungen an.“ Bei Fleischer Metallfaszinationen setzt man eindeutig auf Praxiswissen. Die Grundlagen für dieses Wissen haben sich die meisten Mitarbeiter bei Fleischer angeeignet. „Die meisten unserer Mitarbeiter haben bei uns gelernt. Das lohnt sich“, sagt Fleischer. „Deshalb möchte ich so gerne noch mehr Nachwuchs an Land ziehen.“ Mit seiner Initiative „Red kein Blech“ geht Fleischer seit einiger Zeit in Schulen, berichtet den Schülern der Abschlussklassen in rund 20 Minuten über seine Faszination vom Material Metall und faltet mit ihnen anschließend Kraniche aus Blech. „Ich will dort die Begeisterung für unser Handwerk und für das Material vermitteln. Dafür nehme ich mir gerne die Zeit, denn ich weiß, dass sich das lohnt.“ Die Zahlen sprechen dafür. Seit 2014 konnte Fleischer schon drei Auszubildende werben.

Fazit

Derartige Investitionen sind sicherlich nötig, wenn man die Veränderungen auf dem Markt betrachtet. „In der Schweiz“, erzählt Roma, „können wir eindeutig ein Wachstum unserer Branche erkennen. Es wird viel neu gebaut. Vor allem Wohnungen. Da ist es nur verständlich, dass auch die Beratung zugenommen hat.“ Fleischer sieht die Veränderungen vor allem in Bezug auf den Wandel des Handwerks. „Ich verreise viel mit dem Zug. Dort nutze ich die Zeit zum Arbeiten. Während wir früher mit einem Image zu kämpfen hatten, einfache Erfüllungsgehilfen zu sein, die sich die Hände schmutzig machen, bin ich heute jemand, der viel herumkommt. Ich sehe da viel Potenzial für unsere Zunft.“

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