Diplom Ingenieur Olaf Heptner im Interview

Die DIN EN 16034 lässt auf sich warten

Die Einführung der Brandschutznorm DIN EN 16034 hat die Branche zum Jahreswechsel erwartet. Stefanie Manger hat bei Heptner nachgefragt, warum die Norm wider Erwarten nicht eingeführt wurde und welche Änderungen sie bringen wird. Olaf Heptner leitet das Referat Technik der Wirtschaftsvereinigung Industrieund Bausysteme e.V. in Hagen und den europäischen Normenausschuss, der die EN 16034 fortschreibt.

metallbau: In der Vergangenheit wurden Normenentwürfe für „Feuerschutztüren und -fenster“ (prEN 14351-3) und für „Feuerschutztore“ (prEN 13241-2) erarbeitet. Warum werden Türen, Tore und Fenster mit Feuer- und Rauchschutzeigenschaften künftig in einer Norm geregelt?

Olaf Heptner: Eine Aufteilung in verschiedene Normen macht aber nur für Abschlüsse ohne Feuer- und Rauchschutzeigenschaften Sinn; gerade im Bereich des Feuer- und Rauchschutzes sind seit langem die Prüfgrundlagen, wie auch die Klassifizierungsgrundlagen für Türen, Fenster und Tore identisch. Es gab also keinen Unterschied im Feuer- und Rauchbereich für die unterschiedlichen Produktgruppen. In der Vergangenheit bestand also die Gefahr darin, dass durch die normative Aufteilung unterschiedliche Anforderungen definiert werden könnten. Aus diesem Grunde sollten die genannten Normenentwürfe zusammengeführt werden.

metallbau: Insofern wird also die EN 16034 Erleichterung bringen?

Heptner: Mit der EN 16034 gibt es eine produktübergreifende Norm, die Feuerund Rauchschutzeigenschaften für Türen, zu öffnende Fenster und Tore regelt. Damit sind die Anforderungen in einer Norm zusammengefasst und eine Erstellung über flüssiger Normen beziehungsweise widersprechender Anforderungen wird verhindert.

metallbau: Weshalb lässt die EN 16034 so lange auf sich warten? Viele in der Branche sind davon ausgegangen, dass die Norm mit dem Jahreswechsel eingeführt wird.

Heptner: Hätte es nicht die negative Rückmeldung des CEN-Consultant gegeben, würde sich die Norm EN 16034 aktuell im Formal Vote Verfahren befinden. Das bedeutet, dass Anfang 2013 die europäische Produktnorm für Feuer- und Rauchschutzabschlüsse zur Verfügung gestanden hätte.


metallbau: Welche Konsequenzen hat nun die negative Rückmeldung?

Heptner: Auf Grund der Einsprüche des CEN-Consultant sind nun erneut Änderungsarbeiten an der Norm durchzuführen, die unter anderem die entsprechenden Texte für die neue  Bauproduktenverordnung umfassen werden.

metallbau: Im Entwurf liegt die EN 16034 ja bereits seit 2010 vor, haben sich die Hersteller denn Ihrer Ansicht nach schon auf die Norm vorbereitet?

Heptner: Da die Herstellbetriebe von Feuerund Rauchschutzabschlüssen seit Jahren mit den Prüfungen und Klassifizierungen nach europäischen Regeln vertraut sind, kann man ganz klar antworten, dass die entsprechenden Betriebe auf die Produktnorm vorbereitet sind.

metallbau: Der Industrieverband Tore, Türen, Zargen spricht sich für eine fünfjährige Koexistenzphase aus. Warum solange?

Heptner: Bei der Einführung einer europäisch harmonisierten Produktnorm wird eine Koexistenzperiode seitens der Kommission benannt; diese Koexistenzperiode ist in der Regel ein Jahr lang. Mit Blick in die Vergangenheit haben wir festgestellt, dass die Einführung von  harmonisierten Produktnormen für größere Umstellungen im Markt gesorgt hat, so dass  beispielsweise neue Prüfungen und neue Produktentwicklungen notwendig waren. Gerade hierfür war eine Koexistenzperiode sinnvoll. Im Feuer- und Rauchbereich sind die Hersteller seit langem mit den entsprechenden Prüfund Klassifizierungsnormen im Feuer- und Rauchschutzbereich vertraut; die Anforderungen für Feuer- und Rauchschutzabschlüsse sind nichts Neues.


metallbau: Warum also der Ruf nach einer fünfjährigen Koexistenzphase?

Heptner: Bei der Einführung der europäischen Produktnorm für Feuer- und Rauchschutzabschlüsse kommt hinzu, dass die mit der Produktnorm eingeführte CEKennzeichnung im Widerspruch mit dem nationalen Zulassungssystem steht. Bisher werden Feuer- und Rauchschutzabschlüsse über das nationale Zulassungssystem definiert und dürfen erst nach Abschluss der Zulassungsformalitäten in den Markt gebracht werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik hat mitgeteilt, dass mit Veröffentlichung der europäischen Produktnorm das nationale Zulassungssystem auslaufen wird. Dies bedingt, dass für einige Produktgruppen eine Umstellung vom nationalen Zulassungssystem auf das europäische System erfolgen muss. Gerade aus diesem Grund ist eine erweiterte Koexistenzperiode durchaus sinnvoll.

metallbau: Fünf Jahre Koexistenzphase sind aber im Vergleich zur regulären einjährigen Phase relativ lange.

Heptner: Die beantragte fünfjährige Koexistenzperiode ist noch nicht von der Kommission genehmigt und ist sicherlich im Vergleich zu anderen Koexistenzperioden lang gewählt. Im Hinblick auf die nationale Zulassung und die Gültigkeit von nationalen Zulassungsdokumenten (fünf Jahre) erscheint die beantragte Koexistenzperiode für die Produktnorm EN 16034 aber sinnvoll.

metallbau: Welchen Aufwand wird Ihrer Ansicht nach die Einführung der EN 16034 den Metallbaubetrieben bescheren?

Heptner: Hersteller von Feuer- und Rauchschutzabschlüssen prüfen bereits nach europäischen Normen. Diese sind seit Jahren eingeführt, zum Teil sogar schon überarbeitet, liegen damit in der „2. Generation“ vor und werden auch umgesetzt. Mit Einführung der Produktnorm EN 16034 wird „lediglich“ die CE-Kennzeichnung und Deklaration der Produkte geregelt; somit werden neue Anforderungen auf die Hersteller zukommen, die aber hauptsächlich die Kennzeichnung und Deklaration der Eigenschaften der Produkte umfassen werden.

metallbau: Hat die EN 16034 auch Auswirkungen auf die Montageanleitung?

Heptner: Der Einbau von Feuer- und Rauchschutzabschlüssen ist elementar wichtig. Aus formalen Gründen kann die Produktnorm EN 16034 nichts zum Einbau sagen. Die Anforderungen der Produktnorm EN 16034 sind auf den Herstellprozess und die Herstellung bzw. den Entwurf von Feuerschutzabschlüssen fixiert. Der Einbau von Feuer- und Rauchschutzabschlüssen wird auch in Zukunft national über die entsprechenden Bauordnungen geregelt. In Deutschland könnte man sich vorstellen, dass es zukünftig sogenannte „Restzulassungen“ gibt, die den Einbau definierten. Das ist aber heute reine Spekulation, da das DIBt leider diesbezüglich zu keiner Stellungnahme bereit ist.

metallbau: Die Vorgaben für die Wartung der Bauelemente sollen in der EN 16034 präziser sein, halten Sie das für eine Verbesserung oder gehen die Vorgaben eher in Richtung Sicherheitsfanatismus?

Heptner: Die Vorgaben für die Wartung von Feuer- und Rauchschutzabschlüssen sind elementar wichtig, da es sich hier um Sicherheitsbauteile handelt; das Funktionieren dieser Sicherheitsbauteile sichert im Schadensfall das Leben von Personen. Aus diesem Grunde sind auch Hinweise zur Wartung von Feuer- und Rauchschutzabschlüssen in die EN 16034 aufgenommen worden. Gerade im Bezug auf die sicherheitssensitiven Produkte Feuer- und Rauchschutzabschlüsse kann in diesem Fall von keinerlei Sicherheitsfanatismus gesprochen werden.

metallbau: Das Institut für Fenstertechnik in Rosenheim bietet die Weiterbildung zur ift-Fachkraft mit Prüfung zum Errichter für Feuer- und Rauchschutzabschlüsse an. Könnten diese Errichter später Mal von einer Behörde gelistet und empfohlen werden?

Heptner: Auch der Industrieverband Tore Türen Zargen hat ein Schulungsprogramm aufgelegt, um Sachkundige für den richtigen Einbau von Feuer- und Rauchschutzabschlüssen zu schulen. Es ist elementar wichtig, dass gute Produkte auch gut eingebaut werden. Aus diesem Grund ist es unabdingbar, den richtigen Einbau und später auch die richtige Wartung derartiger Abschlüsse zu schulen. Seitens des Industrieverbandes Tore Türen Zargen sind wir nicht nur mit den nationalen, sondern auch mit den europäischen Behörden im Gespräch, den sicheren und guten Einbau aber auch die langfristige gute Wartung von Feuer- und Rauchschutzabschlüssen deutlicher in den Vorgaben zu verankern. Ob Errichter bzw. Einbauer von einer Behörde gelistet und empfohlen werden können, ist aus heutiger Sicht noch spekulativ, wäre aber sicherlich sinnvoll.

metallbau: Was empfehlen Sie Metallbauern an Weiterbildung, um der zunehmenden Komplexität gerecht zu werden?

Heptner: Die Komplexität im Brandschutz ist hoch; das ist unbestritten, da entsprechende Feuer- und Rauchschutzprodukte heutzutage in sogenannte Feuer- und Rauchschutzsysteme eingebunden werden. Dies betrifft nicht nur den Abschluss (also die Tür oder das Tor) selber, sondern auch
entsprechende vernetzte Alarmsysteme, die unter anderem mit Rauchmeldern, Feuermeldern oder Leitzentralen verbunden sind. Die Komplexität im Brandschutz muss aufgeklärt werden. Deshalb spricht sich der Industrieverband Tore Türen Zargen für die intensive Weiterbildung im Bereich Brandschutz aus. Wir werden alles dafür tun, das Interesse an Weiterbildungsmaßnahmen
im Brandschutz zu fördern. Wir möchten mit einschlägigen Schulungsmaßnahmen, aber auch mit Präsentationen, Vorträgen und ähnliche Veranstaltungen die Weiterbildung im Feuer- und Rauchschutzbereich voranbringen.

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