Die Dübelfibel (3)
Chemische Verbund- und InjektionsankerDurch die fortschreitende Entwicklung ist die Tragfähigkeit von chemischen Verbund- und Injektionsankern enorm gestiegen. Mit der Steigerung der Tragfähigkeit ist allerdings auch die Komplexität dieser Systeme enorm angewachsen und von nicht geschulten Monteuren kaum zu überblicken. Dies hat zur Folge, dass aus Unwissenheit oder Überschätzung der eigenen Fähigkeiten durch den Monteur Fehler während der Montage möglich sind, die fatale Folgen haben können.
An dem Neubau eines Doppelhauses musste ein sogenanntes französisches Balkongeländer montiert werden. Dabei handelt es sich um eine brüstungshohe Absturzsicherung an einem Fenster ohne Brüstung. Das Außenmauerwerk bestand aus porosierten Hochlochziegeln, sogenannten Porotonsteinen. Die Monteure des Metallbauers hatten zur Montage einen Verbundanker eingesetzt, der für die Verankerung in Betonbauteilen konzipiert und zugelassen ist. Die Systembestandteile dieses Verbundankers sind eine Harzpatrone und eine entsprechend gestaltete Ankerstange. Eine sogenannte „Siebhülse“, die bei Einsatz in Lochsteinen strikt vorgeschrieben ist, wurde nicht verwendet.
Im Ergebnis war die Verankerung so schlecht ausgeführt, dass eine Bewohnerin der Doppelhaushälfte, die sich beim Ausschütteln des Bettzeuges leicht gegen das Geländer lehnte, mitsamt diesem aus dem ersten Stock des Gebäudes abstürzte und im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen erlag. Wie hätte dieser tödliche Unfall, dessen Ursache reine Unwissenheit war, vermieden werden können?
Im Jahr 2010 hat das Deutsche Institut für Bautechnik (DiBt) einen Leitfaden herausgegeben. Diese „Hinweise für die Montage von Dübelverankerungen, DIBt, 10/2010“ sollen den Planern und ausführenden Monteuren die wichtigsten Grundlagen für ein fachgerechtes Handling der mittlerweile sehr komplexen Systeme in der Befestigungstechnik geben. Hierin werden auch entsprechende Anforderungen an die Kompetenz der ausführenden Betriebe und deren Mitarbeiter gestellt. Greift man nun einige Informationen aus diesen Hinweisen auf, ist sofort klar, dass der oben beschriebene Montagefehler der Monteure mit dem tödlichen Ausgang nie hätte passieren können.
-> zum DIBt Leitfaden für Dübelmontage
Kompetenzanforderungen an Dübelmonteure
Die Verantwortung für die Ausführung der korrekten Dübelmontage liegt beim ausführenden Betrieb. Der ausführende Betrieb hat für die Montage von Dübelverankerungen entsprechend geschultes Personal einzusetzen. Von diesem wird Grundwissen (grundsätzliche Kompetenzanforderungen für alle Dübeltypen) gefordert, d.h. ein Grundverständnis zu Wirkungsweise und Besonderheiten der eingesetzten Dübelsysteme und zu Auswirkungen bzw. Konsequenzen von Abweichungen bei der Montage auf das Tragverhalten. Da es Verbund- und Injektionsanker für die Verankerungsgründe Beton und Mauerwerk gibt, ist auch dies in weiteren Schritten in dem Dokument des DIBt nochmals explizit erläutert. Ebenfalls wird darin geraten, sich von den Herstellern dieser Befestigungssysteme entsprechend ausbilden zu lassen. Hierzu werden auch von allen namhaften Herstellern Seminare für Basiswissen und entsprechende Vertiefungen angeboten. Die Inhalte dieser Seminare sind im Regelfall auf die Hinweise des DIBt abgestimmt und somit konform zu den Empfehlungen.
Da es sich bei den Systemen im Bereich Befestigungstechnik am Bau im Regelfall um zugelassene Systeme handelt, wird das Dokument als Stand der Technik angesehen und bei Schadensfällen auch von Gutachtern als Grundlage für ihre Arbeit herangezogen. Schon alleine deswegen ist es für den Handwerker unerlässlich, diese Hinweise ernst zu nehmen und danach zu handeln. Diese Regelungen sind im Regelfall für Montagen mit bauaufsichtlich zugelassenen Systemen in der Befestigungstechnik anzuwenden. Aber auch für nicht zugelassene Systeme und Produkte wie Verbundanker ohne Zulassung oder Kunststoffdübel aus dem allgemeinen Bereich der Befestigungstechnik können hieraus wertvolle Hinweise entnommen werden.
Das Dokument kann von der Internetseite des DIBt kostenfrei heruntergeladen werden. Bei dem Besuch eines Seminars, zum Beispiel bei der fischer Akademie in Waldachtal, werden diese Dokumente auch zur Verfügung gestellt, um den Monteuren nicht nur in der Praxis, sondern auch in der Theorie das richtige Handwerkszeug für eine fachgerechte Montage mit auf den Weg zu geben.⇥red ◊