Die Fensterbranche und das Internet
Noch geht es um die persönliche Profi-Kompetenz im Kundengespräch. Der Fensterkauf via Internet ist derzeit für die Mehrheit der Interessenten faktisch noch kein Thema. Dies ergab eine Mehrländer-Umfrage auf Initiative der Roto Frank AG.
Die Ergebnisse der Erhebung präsentierte der Zulieferer der Fensterbranche auf seinem 7. Internationalen Fachpressetag. Basis für das Marktforschungs-Projekt waren ca. 500 Telefoninterviews im Zeitraum Juli/August 2012. Die Mehrländer-Umfrage erstreckte sich auf Deutschland, Benelux, Spanien und Polen und damit auf die Wirtschaftsräume Zentral-, West-, Süd- und Nordosteuropa. Die Verantwortung dafür hatte das Berliner forsa-Institut übernommen. Der Geschäftsführer Prof. Manfred Güllner erläuterte die Ergebnisse im Detail.
Mehrheit für Profis.
In der ersten Umfragerunde ging es darum, wie wichtig das Internet als Informationsquelle für Kunden der Fensterbranche ist. Das Ergebnis war eindeutig: In allen vier untersuchten Ländern hat die Online-Recherche eine geringere Bedeutung als das Informationsgespräch mit Händlern oder Handwerkern. Als „ unwichtiger“ stuften diese die Verbraucher in Deutschland und Benelux jeweils zu 36 % ein, in Spanien zu 47 % und in Polen zu 33 %. Bei der Antwortrubrik „wichtiger“ pendelte das Spektrum zwischen 21 % (Spanien) und 34 % (Benelux). In der Kategorie „genauso wichtig“ lag die Bandbreite zwischen 25 % (Benelux) und 36 % (Polen).
Prof. Güllner wies hin, dass hier wie in der gesamten Studie erhebliche Differenzen in den Bewertungen der einzelnen Altergruppen auftraten. Tendenziell lasse sich sagen, dass die Bedeutung des Internets mit steigendem Alter abnimmt. Während bei 18- bis 29-Jährigen eine relativ starke Online-Affinität zu registrieren sei, komme sie bei den über 60-Jährigen kaum noch vor. Dieses Schema gelte im Wesentlichen für alle von der Studie erfassten Länder.
Europäische Prioritäten.
Im zweiten Teil wollten die Interviewer wissen, welche Quellen die Verbraucher bei der Informationssuche im Internet favorisieren. Diese konnten aus sechs vorgegebenen Quellen wählen. Demnach bevorzugen die Deutschen die Internetseiten von Fachhändlern (49 %), Fensterherstellern (48 %) und Handwerkern (42 %). Mit klarem Abstand folgen Baumärkte (28 %) und Produzenten von Fensterkomponenten (24 %). Fast ein Drittel der Bundesbürger würde keine der angebotenen Möglichkeiten nutzen. Ein ähnliches Ranking zeige sich in den Benelux-Staaten. Allerdings liege hier das Handwerk (56 %) in Front. Die Spanier verteilen ihre „Internetgunst“ laut Prof. Güllner ziemlich gleichmäßig auf Fensterhersteller (64 %), Fachhändler (62 %), Baumärkte (53 %), Handwerker (48 %) und die Komponentenindustrie (47 %). Meinungsforen bzw. soziale Netzwerke wie „Facebook & Co.“ seien dagegen mit 23 % ebenso wie in Deutschland und Benelux weit abgeschlagen.
Was interessiert online.
Und welche Informationen erwarten die Verbraucher, wenn sie im Internet mehr über Fenster erfahrenwollen? Konkrete Preisangaben führen in allen Ländern die Tabelle an, berichtete der forsa-Chef. In Deutschland und Benelux sind sie für 62 % beziehungsweise 78 % besonders wichtig. In Spanien und Polen klettert die Quote sogar auf 85 % beziehungsweise 86 %. Mit Werten von 57 %(Deutschland) bis 76 % (Spanien) stoßen spezielle Fenstereigenschaften ebenfalls auf starkes Interesse. Zwischen 47 % bis 69 % rangiert das Interesse an staatlichen Fördermöglichkeiten sowie praktischen Fensterbeispielen (41 % bis 75 %). Das Schlusslicht bilden Montageund Technik-Videos.
Pro Profigespräch.
Nach einhelliger Mehrheitsmeinung kann die Online-Recherche eine fachliche Beratung nicht ersetzen. Das sagen Deutsche und Polen zu jeweils 64 %, Spanier zu 52 % und die Bürger in Benelux zu 57 %. Andererseits glauben 80 % in Polen, 61 % in Benelux und 51 % in Spanien, dass Fensterinformationen im Internet „immer wichtiger“ werden. Lediglich in Deutschland sinkt dieser Wert auf 39 %. Nein zum Online-Fensterkauf. Abschließend baten die Meinungsforscher um Auskunft darüber, ob die Verbraucher neue Fenster via Internet kaufen würden. Als Gesamtresultat meldete Prof. Güllner ein „überwiegend klares Nein“. In Deutschland gaben 80 %, in Benelux 79 %, in Polen 71 % und in Spanien immerhin noch 66 % zu Protokoll, dass sie das „eher nicht/auf keinen Fall“ tun wollen. Definitiv beziehungsweise eventuell kommt der Online- Kauf für die Bürger nur in einer Bandbreite von 13 % (Deutschland) bis 33 % (Spanien) in Frage.
Das Fazit der Mehrländer-Studie in vier Kernsätzen:
1. Das Internet wird in Zukunft auch für den Fensterkauf vor allem deshalb an Bedeutung gewinnen, weil seine Akzeptanz und Nutzung bei den jüngeren Verbrauchern hoch sind.
2. Gegenwärtig sind jedoch andere Informationsquellen wie Händler und Handwerker „vor Ort“ für die Mehrheit der Verbraucher wichtiger als das Internet.
3. Das Internet kann – zumindest in absehbarer Zeit – die persönliche Beratung nicht ersetzen.
4. Der konkrete Kauf wird von der klar überwiegenden Mehrheit der Verbraucher nicht über das Internet abgewickelt.