„Ehrenamtliche als Lotsen“
Im Gespräch mit Hydro Personalmanagerin Stephanie Törkelmetallbau: Wann können Sie mit der Ausbildung der ersten Flüchtlinge beginnen?
Stephanie Törkel: Wir hoffen, bereits zum nächsten Ausbildungsjahr – also im August 2016 – die ersten Flüchtlinge als Azubis einstellen zu können. Sinnvoll ist davor ein mehrwöchiges Praktikum, um gegenseitig zu checken, ob die Ausbildung das Richtige ist. Die größte Barriere sind allerdings fehlende Sprachkenntnisse. Deshalb planen wir, auch Kurse für Deutsch als Fremdsprache zu sponsern – und denken jetzt nach, wie wir Sprachkompetenz spezifisch für unsere Arbeitswelt vermitteln können. Je schneller die Flüchtlinge unsere Sprache lernen und über unseren Kulturkreis Bescheid wissen, desto zügiger wird meines Erachtens die Integration gelingen.
metallbau: Welche bürokratischen Hürden sind bei der Einstellung zu beachten?
Törkel: Ganz wichtig ist, dass die jeweiligen Flüchtlinge bereits „endverteilt“ sind. Sonst kann es passieren, dass ein Unternehmen den Prozess vorantreibt und der Flüchtling dann plötzlich in eine andere Stadt oder gar ein anderes Bundesland umgesiedelt wird.
metallbau: Besteht bei einer Berufsausbildung von Flüchtlingen auch das Risiko der Abschiebung?
Törkel: Ja, die Gefahr besteht. Jedoch kann die jeweilige Ausländerbehörde eine Duldung während der Ausbildung erteilen. Voraussetzung ist bisher, dass der Azubi diese vor Vollendung des 21. Lebensjahres aufnimmt und nicht aus einem sicheren Herkunftsland stammt. Die Duldung für die Aufnahme einer qualifizierten Berufsausübung wird aber bisher nur für ein Jahr erteilt. Die Ausländerbehörde kann diese Duldung jeweils für ein Jahr bis zum Ende der Ausbildung verlängern.
metallbau: Was raten Sie im Umgang mit den Behörden?
Törkel: Nehmen Sie am besten Kontakt zu den ehrenamtlichen Betreuern vor Ort auf. Diese besuchen die Flüchtlingsheime, bieten Sprachkurse an. Sie kennen oft die Qualifikation der Flüchtlinge und können Ihnen so möglicherweise geeignete Personen empfehlen. Die Ehrenamtlichen kennen teilweise auch das Prozedere mit den Behörden. Und ganz wichtig: Stimmen Sie jeden Schritt jeweils mit der lokalen Ausländerbehörde und der Agentur für Arbeit ab. Ein wichtiger Ansprechpartner für Firmen, die Menschen mit Migrationshintergrund sprachlich und fachlich weiterqualifizieren wollen, ist auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Dieses bietet Integrationskurse im Sinne einer berufsbezogenen Sprachförderung an.
metallbau: Wie viel Vorlaufzeit benötigt man Ihrer Erfahrung nach und wie viel Zeit muss man investieren?
Törkel: Wir arbeiten schon seit einem Vierteljahr an dem Thema und können noch keinen Ausbildungsbeginn festlegen. Man braucht erst einmal passende Kandidaten und eine individuelle Lösung für die Sprachprobleme; rechtliche Lösungen in Zusammenarbeit mit den Behörden sollten sich dann schon finden lassen.