Gewa Balkonsysteme
Der Balkonprofi aus dem SchwarzwaldUntypisch für die Region hat sich Gewa Balkonsysteme auf den Werkstoff Metall spezialisiert und treibt das Wachstum nun mit einer eigenen Innovation voran. Das Tandem aus Geschäftsführung und technischer Leitung verkörpert dabei sowohl Kontinuität als auch den für Baden-Württemberg so typischen Erfindergeist.
In der Region zwischen Karlsruhe im Norden, Freiburg im Süden, dem Rhein im Westen und den Bergen im Osten hat oder hatte fast jeder Ort sein eigenes Sägewerk. Und da beginnt auch die Geschichte von Gewa Balkonsysteme. Heute ist die Firma ein echter Metallbauer. Doch die Anfänge sahen ganz anders aus.
Vom Sägewerk zum Metallverarbeiter
Gewa steht für Gebrüder Waidelich. Hans und Gerhard Waidelich waren die Inhaber des Sägewerks in Simmersfeld, einer kleinen Gemeinde im Nordschwarzwald mit heute gut 2.000 Einwohnern. Gegründet hatte das Sägewerk ihr Vater. Simmersfeld liegt im Landkreis Calw, zwischen Karlsruhe und Pforzheim, auf fast 800 Metern Höhe. Holzverarbeitung hat hier Tradition. So findet man noch heute viele Holzbetriebe, die in manchen Bereichen mit kleinen Schlossern und Metallbauern um dieselben Aufträge werben. Laut Handwerkskammer gibt es im Landkreis Calw 216 Zimmerer und Schreiner, aber nur 126 Metallverarbeiter, darunter 71 Metallbauer.
Holz war schon immer da, doch in manchen Bereichen kam es aus der Mode. So war es über die Jahre mit dem Sägewerk der Brüder Waidelich. Zwar machte Hans Waidelich in den späten 1970er-Jahren ohne Gerhard weiter, aber er blieb zunächst dem Holz treu. Waidelich baute Blockhäuser. Doch schon 1978 wurde die Produktion umgestellt. Gewa stellte ab da Balkonverkleidungen aus Holz her. „Die Firma hat damals die Baumärkte in ganz Süddeutschland und Teile der Schweiz beliefert“, erinnert sich Andreas Waidelich, der das Unternehmen seit 2003 in zweiter Generation führt. Das Holz dafür kam paradoxerweise gar nicht aus dem heimischen Schwarzwald, sondern aus Skandinavien oder Sibirien.
Im Baumarkt-Geschäft lag Fluch und Segen zugleich. Die Kunden nahmen zwar große Mengen ab, doch gleichzeitig entwickelte sich ein massiver Preisdruck. Billiglösungen, wie Kunststoffverkleidungen, sorgten dafür, dass das Geschäft immer unrentabler wurde. Hans Waidelich brauchte eine Alternative. Er fand sie im Metall.
Aluminium statt Holz
Konkret machte Gewa sich ab 1989 daran, eine langlebige Balkonverkleidung aus Aluminium zu entwickeln. Sie sollte witterungsbeständig sein, in Material und Farbe dem Zahn der Zeit nicht nachgeben, musste aber gleichzeitig den optischen Trends folgen. Weil bei den mit Holz verkleideten Balkonen schon Metallbauteile eingesetzt wurden, hatte das Unternehmen seit der Gründung 1977 reichlich Metallkompetenz gesammelt. Das half. Mit den Jahren wurden bei Gewa die Aluminiumbauteile immer dominanter.
Heute ist der Umbau komplett: „Seit etwa fünf Jahren machen wir gar kein Holz mehr“, sagt Andreas Waidelich. In den letzten Jahren davor hatte es nur noch einzelne Anfragen zu Liebhaber-Projekten oder für Ersatzteile gegeben. Dass man Baumärkte mit großen Mengen eingedeckt hatte, war da schon Vergangenheit. Längst wurde der Maschinenpark spürbar verkleinert, das Unternehmen aber ist gewachsen. 25 Menschen arbeiten heute bei Gewa, je ein Drittel in der Werkstatt, der Montage und im Büro – also Verwaltung, Vertrieb und Planung.
Was sich nicht geändert hat, ist der Markt: Die Baumärkte bestimmen nach wie vor den Einstiegspreis. Gewa-Produkte gibt es darum nur im Fachhandel, wo mehr Wert auf Qualität gelegt wird. Metallbauunternehmen aus der Region kaufen teilweise direkt bei Gewa. Man kennt sich. Die kleineren Handwerksbetriebe bauen das Gerippe des Balkons selbst, ordern die fertigen Bauteile für die Füllung aber bei Gewa, wo sie in industrieller Präzision handwerklich gefertigt werden.
Gewa hat sich heute voll und ganz auf das Thema Balkonsysteme spezialisiert. Die Website des Unternehmens zeigt zwar auch Zäune und Sichtschutz. „Mit diesen zwei Produktsparten wird jeweils rund fünf Prozent erwirtschaftet“, sagt Andreas Waidelich. Absolute Zahlen zum Umsatz nennt das Unternehmen nicht.
Auf der Suche nach neuen Ideen
Der Durst nach Innovation – den das Unternehmen über die Jahrzehnte beständig genährt hat – ist heute weiter vorhanden. Auf der Suche nach neuen Ideen ist Andreas Waidelich aber nicht allein. Vor Kurzem hat das Unternehmen ein neues Produkt auf den Markt gebracht, das der technische Leiter Andreas Keller entwickelt hat.
Keller ist seit mittlerweile fünf Jahren im Unternehmen. Seine Erfindung: eine wasserdichte Bodenfliese speziell für Balkone. Sie verfügt über einen intelligenten Klick-Mechanismus, braucht also keine weiteren Verbindungselemente oder Kleber. Anderthalb Jahre habe die Entwicklung gedauert, so Keller.
Die Dielen werden in Deutschland gefertigt, aus Aluminium. Sie sind 25 Milimeter dick, 16 Zentimeter breit und kommen standardmäßig in Varianten zu vier, fünf oder sechs Metern. Sondermaße werden auf Wunsch zurechtgeschnitten. Durch den Werkstoff Aluminium sind die Dielen robust aber leicht. Der laufende Meter wiegt nicht mal drei Kilogramm. Gleichzeitig können sie mit einer Spannweite von 1,5 Metern und bei einer Auflage von sechs Zentimetern ohne weitere Stützen verlegt werden.
Aus dem Stand ein Verkaufsschlager
Seit etwa einem Jahr sind die Dielen nun am Markt. Im ersten Jahr habe man rund 5.000 laufende Meter verkauft, verrät Keller. In diesem Jahr will man den Absatz noch mal deutlich steigern. Der Variantenvielfalt sind dabei kaum Grenzen gesetzt. „Wir können mehr als 40 Holzdekore herstellen und darüber hinaus alle RAL-Farben“, sagt Andreas Keller. Auch die Veredelung findet in Deutschland statt. Natürlich ist das Material verzugsfrei und für jede Art von Balkonunterbau geeignet. Das geniale Element ist aber das von Andreas Keller entwickelte Klicksystem. Es gibt keine sichtbaren Verschraubungsansätze, dennoch ist die Oberfläche absolut geschlossen.
Das Material bildet durch Witterungsbelastung, Grünspananhaftungen oder Pilzbefall keine Risse aus. Zudem ist es rutschfest und splitterfrei. Eine hitzereduzierende Oberflächenbeschichtung soll die Wärmeentwicklung im Sommer bremsen – damit der Balkonboden nicht zu sehr aufheizt. „Dadurch setzen sich die Werte des Aufheizens sogar gegenüber Holz oder den nackten Betonplatten durch“, verspricht Waidelich.
Eigentlich wollten Waidelich und Keller den neuen Balkonboden im zurückliegenden Jahr auf mehreren Fach- und Verbrauchermessen präsentieren. Doch Corona machte den beiden einen Strich durch die Rechnung. Das macht die erfolgreiche Produkteinführung umso bemerkenswerter.
Für die Zukunft gut aufgestellt
Mit dem Duo aus dem Maschinenbauingenieur Andreas Keller und dem Einzelhandelskaufmann Andreas Waidelich an der Spitze sowie einem starken, hoch qualifizierten Team dahinter sieht sich das Unternehmen gut aufgestellt. „Was wir machen, ist sehr speziell“, sagt Andreas Waidelich. Die klassischen Berufsausbildungen greifen da oft zu kurz. Darum qualifiziert er seine Mitarbeiter meist selbst abseits der klassischen Bildungswege. Offenbar fährt der Unternehmer damit sehr gut.