Gläserne Fabrik für Leica

Neue Firmenzentrale in Wetzlar

Offenheit und Transparenz gehören zur optischen Welt des Unternehmens Leica Camera und waren Vorgabe des architektonischen Konzepts für die neue Firmenzentrale in Wetzlar. Sämtliche Glaselemente an Fassade und Dach fertigte und montierte der Isolarglaspartner Glas Wagener. Die geschwungenen Formen und besonderen Maße forderten sowohl Produktion als auch Logistik heraus.

Der Name Leica stand Jahrzehnte für optische Spitzenqualität und ausgesuchte Kameratechnik. Bis die Digitaltechnologie die Welt der Fotografie durcheinanderwirbelte und die Marke ins Abseits drängte. Der neue Eigentümer Andreas Kaufmann sanierte das Traditionsunternehmen Leica Camera, brachte es zurück zu seinen Wurzeln und eröffnete am Gründungsstandort Wetzlar eine neue Firmenzentrale mit angeschlossener hochmoderner Fertigung und Entwicklung.

Im Mai 2014 wurden die neuen Gebäude bezogen, die sich auch Besuchern öffnen und „in einer einzigartigen Erlebniswelt wertvolle Einblicke in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft der Fotografie“ ermöglichen, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Hier werden nicht nur hochwertige Kameras und Objektive gefertigt, sondern auch verschiedene optische Produkte wie Ferngläser oder Laser-Messinstrumente. Der Besucher gewinnt wie in einer gläsernen Fabrik Einblicke in die Produktion, nur Glasscheiben trennen ihn von den Mitarbeitern.

Leicas Neustart mit architektonischen Akzenten

Auf einer Grundfläche von rund 30.000 Quadratmetern entstand ein Gebäudeensemble, das auch architektonisch für die Marke Leica charakteristisch ist. Ein Gebäudeteil sieht aus wie ein Fernglas, ein anderes wie ein Objektiv, ein drittes wie eine Kamera. Rund 700 Mitarbeitern bietet das Ensemble Platz, zu dem auch eine Erlebniswelt mit Museum, Galerie, Ladengeschäft, Fotostudio, Restaurant und Kaffeehaus gehören. Das Objekt hat ein Investitionsvolumen von 60 Millionen Euro.

In kompromissloser, klarer Formensprache entwarf das Architekturbüro Gruber + Kleine-Kraneburg einen Baukörper aus grauem Sichtbeton mit kontrastierenden Metall-Glas-Elementen für Fassadenteile, Fenster und Türen in der Farbe des Corporate Design Mattschwarz. Die Glas- und Fassadenelemente wurden von der Hunsrücker Glasveredelung Wagener gefertigt und montiert.

Die Architektur lässt geschwungene Formen entstehen, die abrupt auf scharfe Kanten treffen und ein abwechslungsreiches Licht-Schatten-Spiel hervorrufen. Dabei wechselt die Fassadentypologie zwischen den öffentlichen und Verwaltungsgebäuden auf der einen Seite und den Produktionshallen auf der anderen. Im Inneren wird dieser Übergang durch geometrische Schnitte und Durchblicke zwischen Kundenforum und Montage akzentuiert.

Als anspruchsvoll in der technischen Umsetzung beschreibt Bernd Heise die Glas-Aluminium-Fassadenelemente für den Gebäudekomplex. Der Leiter Innovativer Glasbau bei Glas Wagener berichtet: „Herausforderungen waren die 4,80 m hohe Glasfassade mit konkav und konvex gebogenen Scheiben sowie das begehbare, ins Gebäude integrierte Glasdach. Die äußerst geringen Toleranzen der Stahl- und Aluminiumkonstruktionen erforderten eine präzise Fertigung und Fingerspitzengefühl bei der Montage.“

Exakte Verarbeitung und logistische Herausforderung

Die gebogene Glasfassade befindet sich im Bereich des Produktions- und Entwicklungsgebäudes. Für sie wurden 80 gebogene Sonderscheiben Isolar Solarlux 71/40 mit einer Höhe von 4,80 m und einer Breite von 2,50 m als fest verglaste Fensterelemente verbaut. Sie wurden von der Firma Finiglas in Rheine gefertigt, einer der größten Glasbiegereien in Europa. „Die Lieferung der gebogenen Sicherheitsglasscheiben  vom Hersteller sei logistisch nicht einfach gewesen“, sagt Heise.

Eingebaut wurden sie in ein Stahl-Pfosten-Riegel-System von Raico. Die innere Tragkonstruktion besteht aus Stahl, außen ist das Raico Therm S-I aufgebracht. Die Scheiben sind zweiseitig gelagert und brauchten keine ZiE. Hier genügte die Systemzulassung, um die Statik nachzuweisen. Von innen gesehen werden die Scheiben oben und unten durch ein filigranes, schwarz pulverbeschichtetes Aluminiumprofil gehalten. Vertikal sind die Scheiben nur versiegelt und verfügen über ein speziell eingelassenes, rückseitig angebrachtes Profil. Aufgrund von Structural Glazing ist von außen lediglich die Silikonfuge sichtbar.

Das ins Gebäude integrierte, 450 Quadratmeter große Glasdach zwischen dem Hauptbau und den angrenzenden Rundbauten hingegen erforderte eine ZiE. Jede einzelne Scheibe wird separat entwässert und ist um zwei Grad geneigt. Zu Reinigungszwecken muss das Dach betretbar sein. Gehalten werden die wellenförmig aneinandergereihten Glasplatten durch das Raico System Therm A-I.

Unter diesem Glasdach befindet sich das Leica Museum, für das eine spezielle Ausleuchtung ohne direkte Sonneneinstrahlung gewünscht war. Verwendet wurde hier Isolar Visorex White mit einer Scandic-Sonnenschutzbeschichtung. Diese Isoliergläser verfügen über ein integriertes Sonnenschutzsystem aus innenliegendem Vlies, das das einfallende Sonnen- und Tageslicht frei von jeglichem Schlagschatten in den Raum streut und eine blendfreie Tageslichtnutzung ermöglicht. Da das Glas zwar lichtdurchlässig (transluzent) aber nicht transparent ist, wird für eine gleichmäßige Raumausleuchtung gesorgt und zugleich der Verbrauch von Energie für künstliche Beleuchtung reduziert. Bei Isolar Solarlux Scandic handelt es sich um eine Multifunktionsbeschichtung, welche sowohl Sonnenschutz als auch Wärmedämmung bei kühler Witterung bietet. Typische Einsatzgebiete sind Museen, Fabrikgebäude, Sporthallen, Bürogebäude, Oberlichtsituationen und vieles mehr.

Pulverbeschichtet in edlem Mattschwarz

Auch die Verbindungsbrücken zwischen den Gebäudetürmen bestehen aus verglasten Fassadenelementen, und im Gebäudeinneren gestattet ein umlaufend verglaster Gang eine fast komplette Einsicht in die Produktion. Beides wurde mit Isolar Solarlux 71/40 realisiert. In die Gebäude wurden außerdem rund 1.000 Lochfenster mit Sonnenschutzjalousien eingesetzt. Das sind ganz normale Fenster, entweder fest verglast oder zum Öffnen. Insgesamt lieferte und montierte Glas Wagener rund 2.000 Quadratmeter Glasfläche. Für sämtliche Scheiben wurde 2-faches Isolierglas verwendet, „weil in den Gebäuden sehr viel Energie erzeugt wird, die auch wieder entweichen soll“, so Heise. Ein energetisch sehr ausgeklügeltes System inklusive Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, das die Energieeinsparverordnung EnEV einhält.

Sämtliche Profile im Außenbereich bestehen aus Aluminium. Das betrifft die Fenster, das Glasdach, die Fassadenelemente und verschiedene Blechverkleidungen. Diese Oberflächen wurden von der Firma Alutecta in der Farbe RAL 9005 matt pulverbeschichtet. Das edle Mattschwarz entspricht dem Corporate Design von Leica. Alutecta und Glas Wagener sind beide im rheinland-pfälzischen Kirchberg ansässig und kooperieren seit mehreren Jahrzehnten. Alutecta kann Rohprofile in einer Länge von bis zu sechs Metern pulverbeschichten. Neben dem Pulverbeschichten ist das Unternehmen auf das sehr haltbare Veredelungsverfahren Eloxieren spezialisiert und bietet eine breite Farbpalette an.

Metallbauer bestimmen Konfektionierungsgrad

Die Hunsrücker Glasveredelung Wagener mit derzeit 180 Mitarbeitern wurde 1956 in Kirchberg gegründet und gehört derzeit der Arnold Glas Gruppe an. Das Unternehmen ist Spezialist für Glasveredelung und für den konstruktiven Glasbau. Von der Konstruktionszeichnung über die Statikberechnung bis zur Einholung einer ZiE werden umfangreiche Serviceleistungen angeboten. Metallbauer können bei Glas Wagener den Konfektionierungsgrad selbst bestimmen und erhalten ganz nach Wunsch von der Glasscheibe bis zum fertigen Fassadensystem alles aus einer Hand. Sogar bundesweite Montageleistungen können geordert werden.

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