Herstellerübergreifender Akku
Ein Akku-System für Geräte von neun HerstellernMetabo hat eine neue, leistungsstärkere Akku-Technologie auf den Markt gebracht und nutzt diese künftig mit acht Elektrowerkzeugherstellern. Dieses Novum gaben die neun Geschäftsführer Mitte Juni im thyssenkrupp Testturm auf rund 220 Metern Höhe bekannt. Mit der Pressekonferenz in Rottweil wurde ein Signal für gute Aussichten gesetzt.
Bislang arbeitet jede Marke von Elektrowerkzeugen mit unterschiedlichen Akkus und Ladegeräten, das Zubehörmanagement ist aufwändig. Eine Akku-Schnittstelle innerhalb einer Marke gilt als Fortschritt, ein herstellerübergreifendes System, das die unterschiedlichen Ladegeräte und Akkus reduziert, ist der konsequent nächste Schritt.
Horst Garbrecht, Geschäftsführer (CEO) von Metabo, hat die Idee mit weiteren acht Unternehmen umgesetzt. Gemeinsam mit den Geschäftsführern von Rothenberger, Mafell, Eisenblätter, Collomix, Haaga, Starmix, Eibenstock und Steinel präsentierte er das Cordless Alliance System (CAS).
Die neueste Generation der LiHD-Akkupacks liefert in der 18-Volt-Ausführung mit zehn Akku-Zellen bis zu 1.600 Watt Leistung bei einer Kapazität von 8.0 Amperestunden (Ah). „Mit LiHD haben wir für die energieintensivsten Anwendungen genügend Leistung. Deshalb können wir heute jedes handgeführte Elektrowerkzeug als Akku-Maschine bauen – und zwar so, dass sie den Anforderungen professioneller Anwender an Leistung und Ausdauer genügt“, sagt Garbrecht. Das Angebot aller CAS-Partner umfasst zum Start rund 110 Maschinen.
Die Flexibilität, mit nur einem Akku-System aber den Maschinen verschiedener Hersteller arbeiten zu können, „war Wunsch unserer Anwender“, so Garbrecht. „Dabei wäre aus technischer Sicht keine eigene Marke für die Kooperation notwendig. Die Kompatibilität von Akkupacks, Ladegeräten und Maschinen wäre auch gegeben, wenn alle Hersteller die Komponenten unter ihren angestammten Marken vertreiben würden.“ Mit dem Logo CAS auf den Maschinen ist jedoch auf den ersten Blick identifizierbar, welche Hersteller mit demselben Akku-System arbeiten und daher untereinander kompatibel sind.
Die Kooperationspartner haben jeweils mit ihrem bisherigen Akku-System einen Schnitt gemacht, halten jedoch unbefristet Ersatzakkus vor. Die CAS-Geräte von Metabo sind mit den Maschinen bis Baujahr 2009 kompatibel – unabhängig, ob 2.0 Ah oder 8.0 Ah.
Erweiterte Einsatzbereiche
Die Generalisten von Elektrowerkzeugherstellern decken meist die Basis und den Mainstreambedarf ab, im Bereich der Spezialisierungen differenzieren sie sich. Metabo hat sich auf die beiden Kernzielgruppen Metallhandwerk und -industrie sowie Bauhandwerk spezialisiert. Garbrecht: „Für viele weitere Anwendungen haben die CAS-Partner Speziallösungen.“ Das Angebot an spezifischen Geräten zu komplettieren war den Kooperationspartnern wichtiger als das Faktum, dass einige zueinander Mitbewerber sind. Garbrecht erklärt: „Zum einen sind die Überschneidungsbereiche sehr klein, und zum anderen vertreiben die Partner ihre Produkte teilweise über ganz andere Handelskanäle.“ Gemeinsames Ziel der CAS-Partner ist, diese Akku-Schnittstelle für Speziallösungen und Kompetenzprodukte als die marktführende zu etablieren.
„Wir denken im System“, konstatiert Dr. Christian Heine, Geschäftsführer von Rothenberger. „Für die Profis in der SHK-Branche haben wir bereits ein umfassendes System an Rohrwerkzeugen. Aber mit CAS können wir ihnen darüber hinaus ein breites Portfolio an weiteren Akku-Maschinen bieten.“ Bei der Wahl des Technologie-Partners habe sich Rothenberger gleich aus mehreren Gründen für Metabo entschieden. Heine stellt fest: „Metabo bietet aktuell das leistungsfähigste System der Branche, das in puncto Kompatibilität sehr durchdacht ist. Zudem hat Metabo die ideale Unternehmensgröße, um CAS weiter voranzutreiben.“
„Für unsere Putzbearbeitungsmaschinen im harten Baustelleneinsatz war die Akku-Technologie in der Vergangenheit noch nicht leistungsfähig genug“, sagt Hendrik Kreutel, Geschäftsführer des Elektrowerkzeug-Herstellers Eibenstock aus der gleichnamigen Bergstadt in Sachsen.
Nicht nur die Putzbearbeitung, „auch heiße Luft zu produzieren, braucht enorm viel Energie“, weiß Steinel-Chef Ingo Steinel. „CAS liefert die Akku-Technologie zu unseren sehr technologisch ausgefeilten Produkten.“
Leistung und Qualität waren auch für den Oberndorfer Holzhandwerk-Spezialisten Mafell entscheidende Kriterien. Geschäftsführer Matthias Krauss sagt: „Ein Akku-Werkzeug von Mafell darf unsere Anwender nicht enttäuschen. Deshalb kommt für uns nur ein Top-System in Frage, und selbst entwickeln können wir das bei unserer Spezialisierung und Unternehmensgröße nicht ohne Weiteres. Nur gemeinsam können wir am hart umkämpften Akku-Markt bestehen.“
Die Akku-Handkehrmaschinen von Haaga liefen auch bisher schon mit Akku, allerdings mit der heute überholten Blei-Gel-Technologie. „Die Akku-Allianz bringt uns einen großen technologischen Fortschritt“, meint Stefan Sander, Geschäftsführer von Haaga. Der Hersteller von Kehrmaschinen aus Kirchheim unter Teck hat eine Akku-Kehrmaschine in Entwicklung.
Im Gegensatz zu Haaga ist der Weg ins Akku-Segment für andere der CAS-Kooperationspartner noch neu. „Wir wollen den Akku-Bereich sukzessive ausbauen“, sagt Gerd Eisenblätter, Chef des gleichnamigen Familienunternehmens aus Geretsried in Bayern. Eisenblätter konzentriert sich auf metallbearbeitende Branchen und geht mit einem Akku-Winkelschleifer und einem Akku-Satinierer im Herbst an den Start.
Auch für den Gaimersheimer Rührwerk-Spezialisten Collomix ist das Handrührwerk das erste Akku-Produkt. „Collomix arbeitet im Motoren-Bereich schon seit vielen Jahren erfolgreich mit Metabo zusammen. Da war es für uns klar, dass wir auch im Akku-Bereich mit Metabo kooperieren wollen“, erklärte Collomix-Chef Alexander Essing.
Mit den Saugern von Electrostar etwa, die unter dem Markennamen Starmix vertrieben werden, arbeiten Handwerker diverser Branchen. „Wenn diese Handwerker mit unseren Akkupacks auch noch eine ganze Fülle von Elektrowerkzeugen betreiben können, ist das für uns ein Wettbewerbsvorteil“, so Geschäftsführer Roman Gorovoy. In die Staub- und Spänesauger lassen sich flexibel 36-Volt beziehungsweise 18-Volt-Akkus einsetzen.
CAS auf Partnersuche
Mit den neun Unternehmen solle CAS, so Garbrecht, in den nächsten Jahren weiterwachsen. Aufnahmekriterium ist in erster Linie, ob Elektrowerkzeuge für Profis hergestellt werden.
Für die Vermarktung von CAS wird gemeinschaftlich ein Etat gebildet, die Produktpreise gestaltet jedes Unternehmen selbständig. „Innerhalb der Marke wird es natürlich Wettbewerb geben, wir gehen nicht davon aus, dass die Kooperation zu einer Produktbereinigung bei Rothenberger führt“, stellte Dr. Heine fest.⇥red ◊
Die neun CAS-Partner
Weltweit arbeiten knapp 1.900 Menschen für Metabo. Sie haben im Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz von 467 Millionen Euro erwirtschaftet.
Rothenberger ist ein weltweit führender Hersteller von Rohrwerkzeugen und Maschinen. Der Vollsortimenter bietet Handwerkern mehr als 6.000 Produkte für die Bereiche Sanitär-, Heizungs-, Klima-, Kälte-, Gas- und Umwelttechnik. 1.800 Mitarbeiter haben 2017 einen Umsatz von 400 Millionen Euro erwirtschaftet.
Mafell gilt als Spezialist für Elektrowerkzeuge für das Holzhandwerk, wurde 1899 als Maschinenfabrik Fellbach in Stuttgart-Fellbach gegründet und konzentriert sich ganz auf die Zielgruppen Zimmerer, Tischler und die angrenzenden Gewerke bis hin zum Trockenbauer und Gipser. Rund 310 Mitarbeiter haben im Geschäftsjahr 2016 einen Umsatz von 46 Millionen Euro erwirtschaftet.
Collomix gehört seit 1974 zu den führenden Spezialherstellern von mischtechnischen Werkzeugen und Maschinen für das Baugewerbe und die farbenproduzierende Industrie. 110 Mitarbeiter haben im Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz von 27 Millionen Euro erwirtschaftet.
Eisenblätter ist ein spezialisierter Schleifwerkzeughersteller für den Metall-, Stahl- und Anlagenbau. Dafür entwickeln die rund 60 Mitarbeiter des inhabergeführten Familienunternehmens vor allem Winkel-, Längs- und Bandschleifer. Der Metallbearbeitungsspezialist hat im Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz von 14 Millionen Euro gemacht.
Elektrowerkzeuge Eibenstock ist ein traditionsreicher Hersteller von Profiwerkzeugen für zahlreiche Berufsgruppen: von Malern und Stuckateuren über Elektro- und Sanitärinstallateuren bis hin zu professionellen Anwendern im Hoch- und Tiefbau. Hauptsitz und Produktion von Eibenstock sind heute im gleichnamigen Ort im sächsischen Erzgebirge. Dort arbeiten rund 250 Menschen für das Unternehmen. Mit einer Fertigungstiefe von mehr als 90 Prozent kann der Werkzeughersteller schnell und flexibel auf neue Entwicklungen reagieren.
Starmix ist eine Produktmarke von Electrostar, einem Sauger-Spezialisten mit Hauptsitz im baden-württembergischen Reichenbach an der Fils. Im Geschäftsjahr 2017 erwirtschafteten 140 Mitarbeiter einen Umsatz von 34 Millionen Euro.
Haaga ist ein spezialisierter Hersteller für Kehrmaschinen mit Sitz in Kirchheim unter Teck, am Fuße der Schwäbischen Alb. Rund 35 Mitarbeiter haben im Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz von 6,3 Millionen Euro erwirtschaftet.
Seit Gründung im Jahr 1959 hat sich Steinel konsequent zum Technologie- und Innovationsführer in den Marktsegmenten Lichtsteuerung durch Sensortechnik sowie Heißluftgeräte und Heißklebepistolen entwickelt. Jährlich werden mehr als eine Million Heißluftgeräte und Heißklebepistolen verkauft.