Metabo-Chef Horst W. Garbrecht
"Seit Mitte April wieder mehr Aufträge!"Metabo-Chef Horst W. Garbrecht gab der Redaktion metallbau am 27. April zu Auswirkungen der Corona-Krise folgendes Statement.
metallbau: Herr Garbrecht, wie entwickelt sich aktuell der Auftragseingang bei Ihnen?
Horst W. Garbrecht: In manchen Ländern sind die Beschränkungen noch so massiv, dass auch die Nachfrage bei den professionellen Anwendern natürlich leidet. Insgesamt steigt der Auftragseingang seit Mitte April wieder ganz leicht an, was uns für die nahe Zukunft verhalten optimistisch macht. Eine detailliertere Prognose für das ganze Jahr 2020 abzugeben, ist trotzdem extrem schwer. Es wird sehr viel davon abhängen, wie schnell und umfassend die Lockerungen in Handwerk und Industrie ausfallen. Beispielsweise macht die Umsatzentwicklung in China Mut. Im Februar lag der Umsatz dort noch fast bei null, im April dagegen aktuell bei 30 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Entscheidend wird dabei auch sein, wie viele Unternehmen und Händler durch die Krise wegbrechen. Aber natürlich wird es aller Voraussicht nach kein Jahr mit Rekordumsatz werden, sondern eines, in dem wir versuchen, die Umsatzrückgänge durch geeignete Maßnahmen möglichst gering zu halten.
metallbau: An welche Maßnahmen denken Sie?
Garbrecht: Zu diesen Maßnahmen zählt unsere Kampagne „Wenn’s drauf ankommt“, die wir Anfang April gestartet haben, um den Fachhandel und die Anwender zu unterstützen. Als erste Maßnahme haben wir da zum Beispiel unseren engen Partnern im Fachhandel eine kostenlose Direktlieferung zu den Anwendern angeboten. Wenn also ein Handwerker eine Maschine oder Zubehör von Metabo braucht, kann er das bei seinem Fachhändler per Telefon oder online bestellen, und wir liefern es ihm unmittelbar direkt an die von ihm gewünschte Adresse. So helfen wir Handwerk und Handel, besser mit den besonderen Umständen zurecht zu kommen – weitere Angebote in diese Richtung werden folgen.
metallbau: Bieten Sie angesichts der derzeit gültigen Reise- und Kontaktbeschränkungen Online-Schulungen in Form von Webinaren Garbrecht: Wir arbeiten intern schon sehr lange mit Online-Schulungen für unsere eigenen Vertriebsmitarbeiter. Dieses Konzept übertragen wir gerade mit Hochdruck auf eine Online-Schulungsplattform, um sowohl Anwender als auch Händler mit Webinaren schulen und informieren zu können. Wir gehen davon aus, dass die ersten Webinare Anfang Mai starten werden und werden dann natürlich auch die Anwender im Metall- und Stahlbau darüber informieren.
metallbau: Wie intensiv werden bei Metabo derzeit Home-Office und Video- oder Telefonkonferenzen genutzt?
Garbrecht: Wie bei fast allen Unternehmen arbeitet auch bei Metabo derzeit eine Vielzahl der Mitarbeiter in der Verwaltung im Homeoffice – und natürlich läuft die Abstimmung fast komplett über Video- und Telefonkonferenzen. Das klappt zum Glück auch sehr gut, hier hat unsere IT-Abteilung hervorragende Arbeit geleistet.
metallbau: Haben sich die Abläufe in der Fertigung seit Corona verändert?
Garbrecht: Unsere Fertigung haben wir soweit umgebaut, dass die Mitarbeiter bei der Arbeit maximal geschützt sind. Das fängt bei vergrößerten Abständen an und geht über Schutzverkleidungen einzelner Arbeitsplätze bis hin zu Schutzmasken und Handschuhen, die wir unserer Belegschaft zum Glück in ausreichender Zahl zur Verfügung stellen können. Außerdem arbeiten wir derzeit verteilt auf mehrere Schichten, um so die nötigen Abstände einhalten zu können.
All diese Maßnahmen haben wir in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitern selbst konzipiert und umgesetzt. In Zeiten wie diesen zeigt sich einmal mehr, dass wir bei Metabo ein tolles Team haben. Die Situation bringt für jeden von uns viele Einschränkungen. Deshalb freue ich mich umso mehr darüber, wie konstruktiv das ganze Team mit maximaler Flexibilität daran arbeitet, Gesundheitsschutz und die Belange der Produktion unter einen Hut zu bringen.
metallbau: Wie sieht es auf der Zulieferer-Seite aus?
Garbrecht: Natürlich haben auch wir festgestellt, dass die globalen Lieferketten durch Corona zeitweise instabil geworden sind. Es kam immer wieder einmal zu Engpässen, aber in Summe hielten sich die noch in Grenzen, und aktuell funktioniert das wieder ganz gut. Zudem haben wir bei Metabo in Nürtingen eine für die Branche ungewöhnlich hohe Fertigungstiefe – und damit Vieles in eigener Hand.
metallbau: Gibt es bei Metabo Kurzarbeit – und nehmen Sie andere staatliche Hilfsangebote in Anspruch?
Garbrecht: Wir haben tatsächlich bereits für Teile der Belegschaft Kurzarbeit beantragt und werden das auch wieder tun, wenn es wirtschaftlich erforderlich ist. Die Situation ist derzeit sehr instabil. Sie wird national und international beeinflusst durch eine Fülle unterschiedlicher, sich zudem schnell ändernder Regelungen, Maßnahmen und Corona-Verläufe. Wir sehen unsere Aufgabe darin, diese Änderungen mit größter Aufmerksamkeit zu verfolgen und mit Blick auf unsere Mitarbeiter, Kunden und das Unternehmen schnell und klug zu reagieren. Das geschieht immer in enger Abstimmung mit Betriebsrat und Mitarbeitern, und dank des bereits angesprochenen ausgeprägten Teamgeists bei Metabo geschieht das ausgesprochen konstruktiv und klappt sehr gut.