Warum Chancen verpassen?
Amazon revolutioniert seit Jahren den Einzelhandel, Zalando speziell das Segment Schuhe. Plattformen wie Immoscout haben das Anzeigengeschäft der Zeitungen zerstört und Online-Formate locken die Leser weg von Print ins Netz. Uber oder Sixt, die keine Automobilfabriken global auslasten müssen, gestalten die urbane Mobilität weltweit und Fin-Techs wie Kapilendo ersetzen mit wenigen Klicks zunehmend die alte Hausbank.
Da war es nur eine Frage der Zeit, bis das Metallhandwerk Konkurrenz aus dem Internet bekommt. Zwar hält sich das Portal MDR mit Zahlen sehr bedeckt, wertet jedoch zugleich an Kundendaten aus, was zu erhaschen ist. Doch die Fakten der Marktpräsenz reichen, um zu erkennen, dass es für Handwerker beim Webvertrieb längst nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie und Wann geht.
Dieter Landauer (57), Metallbauer aus Göppingen mit 12 Mitarbeitern meint zum Geschäftsmodell MDR: „Ich glaube sofort, dass es funktioniert. Ich kaufe die meisten Standardbauteile wie Türen und Fenster auch längst in Ostdeutschland oder Polen zu, weil ich zu deren Preisen nicht produzieren könnte. Bei Teranda.de mit Konfiguratorfunktion bestelle ich deshalb einfache Überdachungen online. Unser Betrieb hat sich hingegen am anderen Ende der strategischen Positionierung auf Unikate und Sonderanfertigungen spezialisiert. Beides funktioniert, wenn man das eigene Profil entsprechend bewirbt und seinen Markt kennt. Schwierigkeiten wird bekommen, wer sich nicht positioniert.“
Etliche andere befragte Metallbauer wollten zum Thema nicht öffentlich und namentlich genannt werden. Hinter vorgehaltener Hand meinten sie aber, das Konzept könne sich doch gar nicht bewähren. Spürbar wurde, dass den Inhabern die Vorstellungskraft für ein solches Online-Geschäftsmodell fehlt und die Fähigkeit oder Bereitschaft zur Kooperation kaum vorhanden ist. Das deckt sich mit den Erfahrungen von Dennis Stefan, der seit 2012 um Partnerbetriebe wirbt und sich dabei wohl wie „ein lästiger Versicherungsvertreter“ vorkommt.
Die Erfahrungen der Heilbronner Online-Pioniere im Metallbau legen nahe, dass eine Branche wegen Unwissenheit und aktuell vollen Auftragsbüchern einen gigantischen Trend verschläft, der unumkehrbar ist. Die Branche sollte Dennis Stefan verstehen und lieber handeln, statt ihn wegzulachen.
Leonhard Fromm
Fachjournalist
Schorndorf