„Kundentransparenz ist uns wichtig“

Im Gespräch: Dr. Klaus Kremper – CEO bei Knauf Interfer

Die Knauf Interfer SE ist ein Schwergewicht unter den Zulieferern der Metallbaubranche. Der Verbund besteht aus über 20 spezialisierten Unternehmen. Stefanie Manger hat im Gespräch mit Dr. Klaus Kremper, Vorsitzender des Vorstandes, die Vertriebswege unter die Lupe genommen, um mögliche Vorteile für den Einkauf von Metallbauunternehmen zu erschließen.

metallbau: Auf Ihrer Website wird für 2013 ein Gesamtabsatz von 1.000.000 t Stahl und Aluminium angegeben. Welche Prognose stellen Sie für die nächsten Jahre?

Dr. Klaus Kremper: Wir rechnen für den Bereich Aluminium fest mit einer stabilen Nachfrage und steigenden Absatzzahlen – sowohl mittel- wie auch langfristig. In erster Linie ist dies der starken Automobilindustrie zu verdanken. Eine relevante, konjunkturell getriebene Belebung der Stahlnachfrage in Europa erwarten wir nicht vor Ablauf der nächsten 12 bis 15 Monate. Prognosen für beide Bereiche über die nächsten fünf Jahre zu tätigen, ist aufgrund der zunehmenden Volatilität der Märkte kaum präzise möglich.

metallbau: Wie viel von den 1.000.000 t Stahl/Aluminium werden in Deutschland abgesetzt und wie viel in anderen europäischen Ländern?

Dr. Kremper: Insgesamt werden 70 % der Umsätze in Deutschland erwirtschaftet, der verbleibende Teil wird größtenteils mit europäischen, aber auch mit außereuropäischen Kunden realisiert.

metallbau: Die Gruppe ist mit ihren unterschiedlichen Unternehmen einerseits als Systemlieferant am Markt, andererseits beliefern Sie die Hersteller (Mitbewerber) von Systemen mit Rohstoffen. Welche Produkte liefern Sie im Schwerpunkt ganz allgemein der Metallbaubranche zu und welche Unternehmen würden Sie als Mitbewerber im Bereich Systemlieferanten bezeichnen?

Dr. Kremper: Die Knauf Interfer Gruppe vertreibt zwischen 700 und 1.000 Tonnen Profile aus Aluminium an die Metallbaubranche. Es werden derzeit keine Mitbewerber beliefert. Aus unserem Bereich Stahl liefern wir die komplette Produktpalette der Flach- und Langprodukte sowie der Stahlrohre in die Metallbaubranche. Wesentliche Mitbewerber für uns sind hier die hersteller- bzw. werksgebundenen Handelsorganisationen.

metallbau: Welche Synergien ergeben sich aus dieser umfassenden Produktpalette? Welche Entwicklung streben Sie für die Gruppe in den nächsten fünf Jahren an?

Dr. Kremper: Wir fokussieren uns zunehmend auf das Produkt und die Kundenanforderung und weniger auf den Standort. Mit unseren fünf strategisch-operativ eigenständigen Geschäftsfeldern „Aluminium“, „Distribution“, „Kaltwalzen“, „Stahl Service Center“ und „Stahlverarbeitung“ sind wir einerseits in der Lage, dem Kunden pro Geschäftsfeld eine große Leistungstiefe zu bieten, andererseits arbeiten die Geschäftsfelder untereinander eng zusammen. Durch diese Struktur ist unser Produktportfolio für unsere Kunden transparenter als bisher. Darüber hinaus können wir heute theoretisch alle Produkte aus den Geschäftsfeldern aus jedem unserer flächendeckenden Standorte liefern – sofern eine relevante Nachfrage vorhanden ist. Synergetisch ist auch, dass das Vertriebspersonal grundsätzlich auf die Komplettleistung der Gruppe ansprechbar ist. Um uns noch besser auf unsere Kunden fokussieren zu können, entwickeln wir individuelle Key-Account und Branchenlösungen, die auf die Erfüllung der Anforderungen unserer Kunden und auf unsere Zielmärkte gerichtet sind.

metallbau: Wie gestaltet sich die Lieferantenkette zu den Unternehmen des Metallbaus?

Dr. Kremper: Im Geschäftsfeld Aluminium liefern wir als produzierendes Unternehmen direkt und ohne Umwege an unsere Kunden. Es gibt also keine Lieferantenkette und zeitraubende Zwischenschritte, die zusätzlich Geld kosten. Unser Geschäftsfeld Distribution liefert warmgewalzte Band- und Tränenbleche in Standardformaten vom Lager. Kundenspezifische Fixformate werden in unseren Stahl Service Centern produziert und ausgeliefert. Ergänzt wird das umfangreiche Lagersortiment durch eine breite Palette an Stabstahl- und Spezialprofilabmessungen, Grobblechen sowie Rohren und Stahlbauhohlprofilen in unterschiedlichsten Abmessungen.

metallbau: Ab welcher Bestellgröße für Aluminiumprofile oder Tränenbleche – um mit zwei Beispielen zu arbeiten – erhalten Systemhersteller/Metallbauer/Fassadenbauer die Waren direkt von Ihren Unternehmen?

Dr. Kremper: Wir orientieren uns in allen Geschäftsfeldern an den Anforderungen unserer Kunden. Durch unser flächendeckendes Distributions­netzwerk ist es möglich, dass sich kleinere Kunden an den nächstgelegenen Standort unserer Gruppe wenden, wohingegen größere Kunden eine eher zentralere Betreuung erwarten können. Diese kann aufgrund der individuellen Kundenanforderungen auch geschäftsfeldübergreifend erfolgen.

metallbau: Auch für die Dienstleistungen mit CNC-Maschinen (Plasma-, Laser- oder Brennschneiden) wäre es interessant, mit welchen Auftragsgrößen wird da gearbeitet wird? Gilt das Angebot auch für kleinere Betriebe?

Dr. Kremper: Eine pauschale Antwort gibt es hier nicht. Wir arbeiten sehr eng mit unseren Kunden zusammen, sodass jede Anfrage mit den individuellen Anforderungen besprochen, gegebenenfalls für eine optimale Fertigung angepasst und in enger Abstimmung umgesetzt wird.

metallbau: Am Standort Neuwied bieten Sie Schweißtechnik, Türe, Tore und Zaunanlagen an. Was sind das für Produkte? Sind Türen und Tore auch aus Aluminium? Auf welchem Vertriebsweg werden diese an welche Zielgruppen vermarktet?

Dr. Kremper: Interfer Technik liefert schwerpunktmäßig Stahl-Türen, -Tore und -Zäune namhafter Hersteller an das weiterverarbeitende Gewerbe, insbesondere an den Stahl- und Metallbau. Die Türen sind besonders für die Anforderungen im Brandschutz, Rauchschutz, Einbruchschutz und Schallschutz geeignet. Alle Produkte werden aus Stahlblech und auf Kundenwunsch auch aus Edelstahl gefertigt. Verschiedenste Ausführungen und Abmessungen sind aber auch lagermäßig verfügbar. Neben Garagentoren, also Schwingtoren und Sektionaltoren aus Stahl, werden auch Rolltore aus Aluminium, inklusive der entsprechenden Antriebssysteme angeboten. Hinzu kommen Industrietore aus Stahl oder Aluminium. Die Doppelstabmattenzäune mit passenden Pfostensystemen und Toranlagen sind aus Stahl und werden lagermäßig in verschiedenen Ausführungen und Farben vertrieben. Im Bereich Schweißtechnik werden Schweißdrähte und Elektroden für verschiedenste Stahllegierungen durch Schweißgeräte und Zubehör ergänzt.

metallbau: Welchen Vorteil hat der Fachhandel, wenn er bei unterschiedlichen Unternehmen der Gruppe einkauft? Wirkt sich das auf die Kundenbetreuung und den Preis günstig aus?

Dr. Kremper: Sofern größere Gesamtvolumen angedacht sind, besprechen wir mit unseren Kunden die ideale Betreuung. In den meisten Fällen übernimmt das Unternehmen mit der stärksten Geschäftsbeziehung die gruppeninterne Koordination für den Kunden.

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