Marktübersicht
Winkelschleifer — mit Akku & KabelWinkelschleifer gehören zur Grundausstattung von Werkstätten, nicht nur in Metallbaubetrieben. Für die vielen unterschiedlichen Einsatzzwecke bietet der Markt ein breites Angebot an Spezialmaschinen an, neben kabelgebundenen kommen immer mehr akkubetriebene Maschinen hinzu. Die Marktübersicht stellt neun Anbieter mit insgesamt 35 Geräten vor.
Der erste hochtourige Winkelschleifer kam 1954 von der Firma Ackermann + Schmitt auf den Markt, deren Nachfolger Flex-Elektrowerkzeuge ist. Der Markenname „Flex“ steht umgangssprachlich als Synonym für Winkelschleifer, ähnlich wie Tempo für das Papiertaschentuch. Für den Metall- und Stahlbau zählen Winkelschleifer zu den wichtigsten handgeführten Elektrowerkzeugen, das erklärt das sehr diversifizierte und umfangreiche Angebot für den Einsatz in der Werkstatt oder auf der Baustelle. Matthias Lutz, Leiter Kompetenzcenter Metall bei Metabo erläutert: „Wir wollen für jede Anwendung den idealen Winkelschleifer bieten. So ist in manchen Anwendungsbereichen ein besonders handliches Gerät gefordert, für andere Arbeitsaufgaben werden extrem leistungsstarke Maschinen benötigt.“
Akku-Maschinen liegen im Trend
Wie viele Maschinen sich ein Unternehmen anschafft, hängt davon ab, „welche Materialien bearbeitet werden, welche Schleifmittel eingesetzt werden, wieviel Leistung benötigt wird, welche Rolle das Maschinengewicht und die Ergonomie spielen und ob der Einsatz in der Werkstatt oder auf der Baustelle vorgesehen ist“, erläutert Sascha Weller, Produktmanager bei Fein. Auch die Entscheidung für eine kabelgebundene oder eine akkubetriebene Maschine wird von den jeweiligen Anwendungen beeinflusst. Weller benennt einen deutlichen Trend in Richtung Akku-Produkte und beziffert das Absatzverhältnis im Markt zwischen Akku- und Kabel-Geräten in Deutschland auf etwa 50:50. „Dabei ist die Anzahl an kabelgebundenen Maschinen konstant geblieben, die Anzahl der akkubetriebenen Winkelschleifer ist in den letzten Jahren stark gestiegen.“
Metabo sieht die Stärken von akkubetriebenen Maschinen insbesondere bei Nacharbeiten an großen Bauteilen in der Fertigung und bei der Endmontage auf Baustellen. „Anwender können damit wesentlich mobiler arbeiten“, hebt Matthias Lutz hervor und betont: „Außerdem haben sich die Leistungsgrenzen bei Akku-Geräten deutlich verbessert. Heute sind beispielsweise Ausklinkungen an dicken Stahlträgern möglich, was früher undenkbar war.“ Metabo initiierte die Akku-Allianz CAS (Cordless Alliance System), in der heute bereits 30 Unternehmen, darunter Trumpf, Gesipa, Eisenblätter und Monti Werkzeuge, Mitglied sind. Sie bieten mit dem CAS-Akku einen hersteller-übergreifenden Stromlieferanten. Rund 300 Akku-Maschinen für unterschiedlichste Gewerke können derzeit mit ein- und demselben Akkupack betrieben werden. Diese Kompatibilität ist ein wichtiger Schritt in Richtung Ressourcenschonung.
Optimale Ergebnisse mit Spezialmaschinen
Für den Profi sind vor allem zwei Anwendungsbereiche interessant: Trennen und Schruppen sowie Oberflächenbearbeitung. Leistungsstarke Winkelschleifer mit hohen Drehzahlen eignen sich gut zum Trennen und Schruppen. Die feine Oberflächenbearbeitung benötigt konstante Drehzahlen, um qualitativ sehr gute Arbeitsergebnisse zu erzielen. Dazu ist auch im unteren Drehzahlbereich ein hohes Drehmoment notwendig, was durch elektronische Drehzahlnachregelung erreicht wird. Für besondere Bearbeitungen wie Satinieren oder Schleifen empfehlen sich Spezialmaschinen.
Das Arbeiten mit dem Winkelschleifer bedeutet oft hohe Staubbelastung oder erschwerte Einsätze in engen Räumen oder in großen Höhen. „Anwender sollten unbedingt die Winkelschleifer auswählen, die genau zu den Anforderungen und zum Einsatzort passen. Dazu gehören die entsprechende Leistungsklasse oder bestimmte Sicherheitsfeatures“, empfiehlt Matthias Lutz. Zur Verlängerung der Lebensdauer schützt Metabo die Motoren besonders gegen feinen Metallstaub. Auch regelmäßige Reinigung und die Verwendung von Staubschutzfiltern werden empfohlen.
Weitere wichtige Features sind der Sanftanlauf für ruckfreien Start und der Wiederanlaufschutz. Da die meisten Unfälle passieren, wenn Anwender die Kontrolle über die Maschine verlieren, dürfen Winkelschleifer seit April 2016 nur noch mit Wiederanlaufschutz oder Totmannschalter auf den Markt gebracht werden. Wer in großen Höhen arbeitet, sollte außerdem Geräte mit Werkzeugsicherungsgurten wählen.
Vibrationen, Geräuschemissionen und Gewicht
Für Handmaschinen wie Winkelschleifer gibt es seit einigen Jahren strengere Arbeitsschutzverordnungen, die auch in der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG Niederschlag fanden. Im Statusbericht zu „Vibrationsemissionsangaben in der Praxis“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) verweist Autor Doo-Ung Lee auf Folgendes: „Hersteller bzw. Inverkehrbringer sind gesetzlich verpflichtet, neben Leistungsdaten und möglichen elektrischen und mechanischen Risiken der Maschine auch die Vibrationsemission der Maschine in der Betriebsanleitung und in den Verkaufsprospekten anzugeben.“ Hintergrund sind mögliche gesundheitliche Belastungen durch Hand-Arm-Vibrationen, die bei handgehaltenen oder handgeführten Maschinen auftreten. Nach der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) sind bestimmte Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen von den Herstellern einzuhalten. Entsprechend werden die Vibrations- und Schallemissionswerte inklusive der Messunsicherheitswerte angegeben, siehe Marktübersicht. Außer entkoppelten Anti-Vibrations-Handgriffen bieten Hersteller aktive Anti-Vibrationssysteme an, wie Metabo den Autobalancer. Dieser reduziert Vibrationen um bis 50 Prozent.
Auch das Gewicht einer Handmaschine kann die Gesundheit negativ beeinflussen. Die European Power Tool Association (EPTA), ein Interessenverband europäischer Hersteller von Elektrowerkzeugen, hat daher u.a. eine Richtlinie zur Festlegung des Maschinengewichtes definiert: Elektrowerkzeuge werden ohne Kabel, jedoch mit sämtlichem Maschinenzubehör laut Betriebsanleitung gewogen, akkubetriebene Maschinen werden ohne Akkus und Ladegeräte gewogen.