Marktübersicht
Isoliergläser / Teil IDer Isolierglasmarkt ist ein vorwiegend heimischer Markt. Fast die gesamte
Produktionsmenge wird in Deutschland verarbeitet. Doch die energieintensive Industrie sieht sich wegen der Öl- und Gaskrise vor großen Herausforderungen. Deshalb will der Bundesverband Flachglas stärker darauf drängen, dass künftige Energieeinsparanforderungen nur maßvoll gesteigert werden. Die Marktübersicht (Teil I & Teil II im September) stellt 15 Anbieter mit 120 Lösungen vor. Die tabellarischen Übersichten finden Sie ausschließlich in den Printausgaben und im digitalen Archiv.
Isolierglas ist die Kurzbezeichnung für Mehrscheiben-Isolierglas, auch Wärmedämmverglasung oder Isolierverglasung genannt. Diese komplexe, funktionelle Verglasungseinheit besteht aus mindestens zwei Glasscheiben, die durch einen hermetisch abgeschlossenen Scheibenzwischenraum (SZR) getrennt sind und nur durch den Randverbund zusammengehalten werden. Isolierglas wird vor allem für Fenster und Türen, aber auch für Fassaden, Brüstungen; Bodenverglasung, Überdachungen oder als Gestaltungselement verwendet.
Nach Bauproduktenverordnung muss Isolierglas ein CE-Kennzeichen besitzen und der Hersteller muss eine Leistungserklärung mit den technischen Daten abgeben. Beides wird in der Regel online zur Verfügung gestellt, weil die Kennzeichnung am Glas selbst nicht gewünscht ist. Die neutrale Fremdüberwachung der Produktion, die gesetzlich für Isolierglas nicht vorgeschrieben ist, wird mit dem RAL-Gütezeichen garantiert.
Prognose: Leichtes Wachstum
Der Absatz von Isolierglas stieg in Deutschland in den letzten Jahren konstant um ein bis zwei Prozent pro Jahr. „2020 waren es sogar drei Prozent, 2021 1,6 Prozent“, berichtet Jochen Grönegräs, Hauptgeschäftsführer Bundesverband Flachglas, und nennt Zahlen: „Um die 32 Mio. Quadratmeter Isolierglas werden in Deutschland pro Jahr produziert, davon rund drei Mio. Quadratmeter exportiert, deutlich weniger als eine Mio. Quadratmeter importiert und ca. 29 Mio. Quadratmeter in Deutschland verkauft.“ Die Zahlen betreffen das reine Produkt Isolierglas. Importmengen von kompletten Fenstern sind nicht enthalten. Für dieses Jahr rechnet der Bundesverband Flachglas noch mit einem leichten Marktwachstum von 0,7 Prozent.
Die Glasherstellung gehört zu den energieintensiven Industrien. Die Float-Anlagen nutzen hauptsächlich Erdgas, um Temperaturen von bis zu 1.650 °C zu erreichen. Wie es angesichts der Krise auf dem Gas- und Ölmarkt weitergehen wird, vermag Jochen Grönegräs nicht vorherzusehen, aber er weiß, dass die Themen Lieferkettenstabilität, Energieverteuerung und drohende Energieausfälle, die durch den Krieg in der Ukraine plötzlich in den Mittelpunkt gerückt sind, die Hersteller stark beschäftigen. Daher, so Grönegräs, liege eine besondere Bedeutung auf der Repräsentanz „Transparente Gebäudehülle“ in Berlin. Gemeinsam mit anderen Verbänden und verschiedenen Unternehmen will man die gesetzlichen Vorgaben und verlässliche Förderbedingungen für energieeffizientes Bauen und Sanieren dynamischer als bisher voranbringen, auch auf europäischer Ebene.
Solareintrag stärker berücksichtigen
Vor allem sollen die Energieeinsparanforderungen nur maßvoll gesteigert werden. Hierfür nennt Grönegräs ein Beispiel: „Das Gebäudeenergiegesetz wird gerade überarbeitet. Der Entwurf sieht momentan vor, die zulässigen mittleren U-Werte der Gebäudehülle um 30 Prozent zu senken. Bei einem großflächigen Einsatz von Glas wird es sogar mit Dreifachglas schwierig. Deshalb treten wir dafür ein, dass in den Anforderungen nicht nur der U-Wert, sondern auch die solaren Gewinne durch Glas berücksichtigt werden.“ Dadurch wäre — je nach Himmelsrichtung — weiterhin auch Zweifachglas eine sinnvolle Lösung. Im Allgemeinen sei in unseren Breitengraden eine bestmögliche Dämmung generell die Basis, und die brauche nun mal in der Regel Dreifachglas, so Grönegräs. In der Europäischen Gebäuderichtlinie EPBD sollen mit der nächsten Novellierung Mindeststandards für Bestandsgebäude eingeführt werden. Daraus würden dann erstmalig Pflichten zur Sanierung im Bestand folgen. Grönegräs prophezeit einen enormen Schub für den Markt.
„Beim Randverbund geht der Trend klar zur so genannten Warmen Kante, dem thermisch verbesserten Randverbund, der heute in über 70 Prozent der in Deutschland verkauften Isoliergläser verarbeitet ist“, berichtet Jochen Grönegräs. Die auf dem Markt vorhandenen Lösungen mit ihren jeweiligen Besonderheiten haben nicht nur mit der thermischen Performance, sondern auch mit der Verarbeitung beim Isolierglashersteller zu tun. „Das ist eine Frage der Philosophie und natürlich der Nachfrage.“
Glas hat viele Funktionen
Neben der Wärmedämmung hat Isolierglas viele weitere Funktionen, die sich miteinander kombinieren lassen und als Mehrwerte die Wertschöpfung auch für den Verarbeiter erhöhen. So geht es u.a. um Einbruchschutz, Schalldämmung, Alarmgabe oder Sicherheitsfunktionen wie Durchschuss, Durchwurf und Durchbruch. Innovative Funktionen wie Vogelschutz, Verbesserung der Durchlässigkeit für Mobiltelefonie (Funktransparenz) oder auch antibakterielle Beschichtungen kommen dazu. Sicherheitsverglasungen werden nach EN 356 in 8 Widerstandsklassen eingeordnet: P1A bis P8B.
Auch sommerlicher Wärmeschutz wird immer wichtiger. Gläser mit Metallgewebeeinlagen setzen nicht nur optische Akzente, sondern erfüllen zugleich hohe Sonnen- und Blendschutzanforderungen bei gleichzeitig guter Durchsicht nach außen. Spezielles Sonnenschutzglas hilft, Kühllasten zu senken. Smarte Gläser mit schaltbaren g-Werten sind noch eine teure, aber wachsende Nische. Außerdem weist Mehrscheibenisolierglas, im Gegensatz zu einfachem Glas, eine gute Filterwirkung von UV-Strahlen auf. Obwohl der Mensch UV-Licht benötigt, muss er sich vor zu viel schützen, weil es Augen und Haut stark schädigen kann.