Martin J. Hörmann im Interview
„Nichts läuft von selbst!“Die Hörmann-Gruppe expandiert ob dies Zukäufe weiterer Firmen im In- und Ausland betrifft, den Ausbau von Alukon in Haigerloch oder schlicht die Fläche des Hörmann-Messestandes um ca. 80 Quadratmeter. Chefredakteurin Stefanie Manger hat Martin J. Hörmann auf der BAU zum Interview getroffen.
metallbau: Sie sind in den vergangenen Jahren vor allem durch Zukäufe gewachsen, wie läuft es mit dem Kerngeschäft Türen und Tore?
Martin J. Hörmann: Insgesamt sind wir mit dem letzten Jahr sehr zufrieden, getragen durch die sehr, sehr gute Baukonjunktur in Deutschland, aber auch zunehmend unterstützt durch Südeuropa, wo sich die wirtschaftliche Lage langsam erholt hat. Wir sehen ganz allgemein, dass im Normbereich - das ist bei uns der Ein- und Zweifamilienhausbau - wirklich das Peak erreicht ist, da ist nicht mehr viel draufzulegen - allein schon wegen der fehlenden Montagekapazitäten. In diesem Normbereich verzeichnen wir ein kleines Wachstum. Besonders gut punkten konnten wir im Bereich Industrietore, im Objekt- und Servicegeschäft.
metallbau: Ist das ein Geschäftsfeld von Hörmann?
Hörmann: Ja, wir haben eine eigene Service-Mannschaft. Wir arbeiten da aber mit unseren Handels- und Systempartnern, die Wartungs- und Reparaturarbeiten anbieten, sehr eng zusammen.
metallbau: Wie groß ist die Abteilung für Servicetechnik?
Hörmann: Die Abteilung ist stark gewachsen, wir haben über 200 Servicetechniker in Deutschland. Mit unseren Partnern kommen wir uns nicht ins Gehege − alle haben genug zu tun.
metallbau: Gehen Sie von weiterem Wachstum für dieses Geschäftsfeld aus?
Hörmann: Weiteres starkes Wachstum sehe ich nicht mehr, da die Kapazitäten der Fachkräfte ausgeschöpft sind. Die Arbeitsmarktsituation begrenzt das Wachstum.
metallbau: Wie lässt sich die Integration der neuen Töchterunternehmen an − beispielsweise Maviflex in Frankreich?
Hörmann: Bei den Akquisitionen handelt es sich um Unternehmen, die in ihrem Land bereits starke Marken sind − wie beispielsweise Maviflex in Frankreich, und eigenständig am nationalen Markt bestehen bleiben. International werden die Produkte der Tochterunternehmen dann unter der Hörmann Marke vertrieben. 2019 werden wir einen Teil der Maviflex Produkte in das Hörmann Produktprogramm aufnehmen. Mit dieser Vorgehensweise haben wir gute Erfahrungen gemacht, wie beispielsweise mit den Schnelllauftoren von Seuster, die nach wie vor unter beiden Marken vertrieben werden.
metallbau: Nun haben Sie inzwischen durch die Zukäufe ein Portfolio, dass weit über den klassischen Metallbau hinausgeht. Können Sie Ihre Systempartner für die erweiterte Produktpalette begeistern und Ihnen diese neuen Märkte zugänglich machen?
Hörmann: Viele Partner gehen häufig unsere neuen Wege mit. Sie heißen die Möglichkeiten willkommen, weil das auch für unsere Partner neue Geschäftspotenziale eröffnet, gerade in Bezug auf Poller und Schranken.
metallbau: Alukon hat ja durch das neue Produktionswerk Haigerloch die Kapazitäten mindestens um ein Drittel erhöht, wie Alukon Geschäftsführer Klaus Braun, informierte. Ist die Nachfrage so groß oder produziert Alukon auf Lager?
Hörmann: Kapazitätserweiterung heißt ja nicht, dass wir diese nutzen und kostenrelevant auf dem Deckel haben. Sondern es heißt, dass wir diese Kapazitäten der Auftragslage anpassen und einer erhöhten Nachfrage gerecht werden können. Zusätzlich auf Lager produzieren wir nicht.
metallbau: Welche Produkte müssen derzeit aktiv mit Marketing verkauft werden, für welche Produkte floriert der Markt?
Hörmann: Es läuft nichts von selbst. Vor allem unsere neuen Produkte der Zufahrtskontrolle, wie Poller und Schranken , müssen sich im Markt erst unter der Hörmann Marke etablieren. Auch unser textiler Feuerschutzvorhang FlexFire, den wir auf der BAU neu gezeigt haben und die Holzinnentüren, die noch nicht solange im Portfolio sind, brauchen verstärktes Vertriebs- und Marketingengagement. Die anderen Produkte sind Brot und Buttergeschäft, bei denen wir uns aber natürlich weiterhin tagtäglich beweisen müssen. Selbstläufer gibt es leider nicht.
metallbau: Welche Themen brennen den Metallbauern aus Ihrer Warte unter den Nägeln?
Hörmann: Bedingt durch die gute Konjunktur mangelt es momentan nicht an Aufträgen, sondern eher an den dafür erforderlichen Montagekapazitäten. Sicher könnte auch im Metallbau noch mehr Geschäft gemacht werden, wenn es nicht an den Montagekapazitäten fehlen würde.
metallbau: Woran liegt es, dass Monteure fehlen?
Hörmann: Am Ende des Tages ist es eine gesellschaftliche Entwicklung, dass die junge Generation mehr an Bürotätigkeiten und an Arbeiten am PC interessiert ist, weniger händisch tätig sein will. Das ist im gesamten Handwerk zu spüren. Die Bezahlung mag auch ein Thema sein, aber die Unterschiede im Verdienst sind heute nicht mehr so groß. Viele junge Leute empfinden es leider einfach nicht als sexy, auf Montage zu sein.
metallbau: Sie meinen tatsächlich, dass sich selbst über einen höheren Lohn nicht mehr Monteure rekrutieren lassen?
Hörmann: Nicht so ohne weiteres. Aus meiner Sicht wird es zwar dazu kommen, dass alle handwerklichen Dienstleistungen auf Dauer besser entlohnt werden, weil es auf dem Arbeitsmarkt einen Engpass gibt. Aber es geht sicherlich auch darum, weitere Anreize zu schaffen.
metallbau: Für wie wichtig halten Sie das Thema Digitalisierung für den Metallbau?
Hörmann: Es gibt ja den Spruch: „Alles was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden.“ Ich glaube jedoch, dass sich dies in kleinen Schritten vollzieht und uns nicht wie eine Welle überrollt. Natürlich muss sich auch der Metallbauer mit der Digitalisierung beschäftigen. Es gilt, die Signale frühzeitig zu hören und darauf zu reagieren.
metallbau: Haben Sie den Eindruck es gibt ein Thema, auf das die Branche besser Acht geben sollte?
Hörmann: Nein, für die gesamte Branche gilt: Wer seine Hausaufgaben macht, seine Funktionen wahrnimmt, wird auch in der Zukunft sehr gut zurechtkommen. Ein Thema, das die Branche beschäftigt, ist der Generationswechsel bzw. die Nachfolgeregelung. Viele Söhne und Töchter orientieren sich in eine andere berufliche Richtung anstatt das Unternehmen der Eltern zu übernehmen.
metallbau: Wie schaut es bei Hörmann mit dem Nachwuchs aus?
Hörmann: Es ist noch zu früh, um an eine Nachfolge zu denken. Aber sowohl meine drei Kinder als auch die vier Kinder meines Bruders Christoph interessieren sich dafür, was die Väter tun.
metallbau: Welche Bilanz ziehen Sie für Ihre neuen Schulungsangebote, die Sie mit der Einweihung des Forums und dem neuen Montagezentrum in Steinhagen anbieten?
Hörmann: Das ist eine ganz wichtige Säule für unsere Vertriebsaktivitäten, wir sind sehr zufrieden mit der Auslastung. Für uns hat es höchste Priorität, unsere Partner und Mitarbeiter zu schulen und damit bei ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Zugleich bieten wir auch in unseren 14 deutschen Niederlassungen Schulungen an, um unseren Kunden eine kürzere Anreise zu ermöglichen. Zudem nutzen auch unsere ausländischen Niederlassungen das Hörmann Forum intensiv und so haben wir jedes Jahr sehr viele Kundengruppen aus dem Ausland zu Besuch.
metallbau: Viele Unternehmen nutzen die gute Konjunktur und fahren das Marketing zurück, Sie hingegen satteln auf, investieren seit dieser Skisaison auch noch in den Skiflug. Welche Rolle spielt für Sie das Marketing?
Hörmann: Für uns ist das eine gute Plattform, um den Bekanntheitsgrad unserer Marke weiter auszubauen. Mit dem Wintersport gelingt uns dies besonders auch in vielen für uns wichtigen Vertriebsländern außerhalb Deutschlands, in denen diese Sportarten sogar noch beliebter sind als bei uns. Neben dem Sportsponsering nutzen wir dafür auch die Onlinekanäle intensiv. Wir haben keinen übergroßen Etat, aber wir setzen das Geld aus unserer Sicht effizient ein. Erfolgreich können wir aber nur in Zusammenarbeit mit unseren Partnern sein. Die persönliche Empfehlung des Fachhändlers, Metallbauers, Verarbeiters oder Endkunden ist immer noch am meisten wert.
metallbau: Novoferm hat für seine Brandschutzinnentüren über die ETA inzwischen die Zulassung für den europäischen Markt, werden Sie weiterhin die Veröffentlichung der Produktnorm abwarten und den europäischen Vertrieb erst mit dem CE-Zeichen aufnehmen?
Hörmann: Für Deutschland brauchen wir ja keine ETA und für viele europäische Länder − auch außerhalb Europas – haben wir lokale Zulassungen, sodass die Relevanz für uns nicht so groß war. Und da, wo wir nicht ganz mit unserem Zulassungsportfolio glücklich waren, warten wir ganz bewusst auf die Produktnorm, deren Einführung ja unmittelbar bevorsteht. Unsere Produktion ist bereits auf die dann notwendige CE-Kennzeichnung ausgelegt.
metallbau: Eine abschließende Frage noch zur Verteilungspolitik der BAU-Messefläche. Für einige Aussteller gab es einige Quadratmeter mehr, viele andere sind leer ausgegangenen.
Hörmann: Ich glaube, die Messe München ist da trotz der zwei neuen Hallen in einer sehr schwierigen Situation. Die Nachfrage kann nicht befriedigt werden, eigentlich ja eine Bestätigung für die Messe BAU. Nach meiner Wahrnehmung geht man bei der Messe München sorgfältig mit Augenmaß vor, aber es ist wohl eine Situation, in der man nicht allen Wünschen gerecht werden kann. Ich möchte nicht in der Haut derjenigen stecken, die diese Entscheidungen treffen müssen. Ganz egal, wie sich entschieden wird, einer ist immer unglücklich − oder in diesem Fall auch mehr als einer.
metallbau: Wohl eine ganz normale Marktsituation, wenn die Nachfrage größer ist als das Angebot!
Hörmann: Nein, das ist nicht die ganz normale Marktsituation. Wenn wir Kunden haben, die über Jahre auf unsere Produkte warten, dann können wir unsere Kapazitäten mit der Zeit erhöhen. Das geht für die Messe allein mit der politischen Trägerschaft nicht und auch nicht wegen der begrenzten Räumlichkeiten. Mehr Ausstellungsfläche kann nicht produziert werden.
metallbau: Besteht da nicht die Gefahr für Korruption?
Hörmann: Nein, absolut nicht. Wir haben das so kennengelernt, dass die Messe ihre Verteilung transparent gestaltet. (siehe dazu das Nachgefragt mit der Messe München auf S. 49)
metallbau: Wie hat sich die BAU entwickelt − was meinen Sie?
Hörmann: Es gibt mehr Begegnungsqualität, wir versuchen unseren Kunden noch besser zuzuhören. Die Messe bietet eine sehr gute Gelegenheit, in kurzer Zeit viele Kunden zu sprechen - die ja am nächsten am Markt dran sind. Zuhause beginnt dann die eigentliche Arbeit: Das, was man gehört hat, zu diskutieren und dann die vielen neuen Ideen in die Tat umzusetzen.