Martin Peukert, productsforbim
„BIM muss dem Planen dienen!“Dipl.-Ing. (FH) Martin Peukert ist stellvertretender Leiter des Fachverbands „Bauprodukte Digital“, der sich aus der Initiative „productsforbim“ entwickelt hat. Darüber hinaus ist Peukert seit 2004 bei Schüco tätig, seit 2015 führt er ein Team, das sich mit der Erstellung von Planungsdaten für Architekten und Ingenieure befasst. Für metallbau berichtet er aus dem Verband und wie dieser interdisziplinäres Arbeiten mit BIM unterstützt.
metallbau: Aus der Initiative productsforbim hat sich der Fachverband „Bauprodukte Digital“ heraus entwickelt. Wie ist der Verband aufgestellt, um Architekten, Planer und alle ausführenden Gewerke zugunsten einer BIM-Arbeitsweise zusammenzubringen?
Martin Peukert: Die BIM-Methode besteht noch aus sehr viel Theorie und möchte doch eigentlich praktischen Nutzen bringen. Angesichts vieler unterschiedlicher Ansätze von Software und Datenmodellen ergeben sich verschiedene Bedarfe der Anwender über Produktinformationen. Da man nur mit realen Produkten bauen kann, müssen BIM-Anwender in der Planung schnell und einfach mit solchen Informationen versorgt werden. Der Fachverband hat sich zum Ziel gesetzt, durch eine Kräftebündelung der Hersteller und Systemgeber von Bauprodukten die praxiskonforme Gestaltung von Produktdaten und digitalen Services voranzutreiben. Dazu gehört auch der Austausch von Erfahrungen und Fachwissen.
metallbau: Worin liegt der Fokus der Arbeit des Verbandes im Hinblick auf BIM?
Peukert: Bei den Verbandsmitgliedern überwiegt die Erkenntnis, dass man nur gemeinsam wesentliche Nutzbringer für das Planen, das Bauen und den Gebäudebetrieb erschaffen kann. Dazu gehört neben dem Mitgestalten digitaler Standards und Schnittstellen das Anwenden bereits bestehender Möglichkeiten. Der Verband sucht verstärkt den Austausch mit Architekten und Fachplanern, deren Planungen ebenfalls immer stärker von BIM geprägt sind. Im Zusammenspiel können die Anforderungen an die Komponenten von Gebäuden beschrieben werden.
metallbau: Welche Rolle spielt der Fassadenbau im Fachverband?
Peukert: Da der Fachverband für alle Hersteller offen ist und keine Gewerke ausschließt, spielt der Fassadenbau natürlich eine gleichberechtigte Rolle im Fachverband. Fassaden haben für Architekten und beteiligte Fachplaner eine hohe „BIM-Relevanz“, einerseits aufgrund des hohen Engineering-Anteils in der Planung und damit verbundener Informationsbedarfe, andererseits aufgrund der Bedeutung der Fassade für die Architektur. Fassadenhersteller und -systemgeber haben dementsprechend großes Interesse an der Mitarbeit im Fachverband. Ähnliches gilt für andere technisch anspruchsvolle und planungsrelevante Produktgruppen.
metallbau: Wie bewerten Sie den Nutzen von BIM bei Planung und Bau von Fassaden?
Peukert: Bauteile der Gebäudehülle müssen eine Vielzahl physikalischer Anforderungen erfüllen und haben eine große Bedeutung für die Gebäudefunktionen und die gebaute Umgebung. Gerade deshalb hat die Erstellung eines digitalen Modells bzw. eines BIM-Modells einen hohen Stellenwert. BIM hat dabei niemals einen Selbstzweck, sondern muss dem Planen einer optimalen realen baulichen Umsetzung dienen. Für Fassadenkonstruktionen geht es dabei um mögliche Varianten in Relation zum Preis und zu den Unterhaltungskosten. Genauso zu benennen wären die Konstruktionen zwischen benachbarten Bauteilen unterschiedlicher Lieferanten. An vielen Stellen schlummern noch Optimierungsbedarfe, die sich mit dem digitalen Modell gemeinsam besser lösen lassen, im Prinzip hin zum seriellen Bauen und einem damit konsequenten Übergang in die bauliche Umsetzung.
metallbau: Hier wird BIM alleine aber nicht alles lösen können?
Peukert: Ja! Alleine die BIM-Methode anzuwenden reicht nicht aus. Ein hoher Nutzen für alle Beteiligten ist erst in Kombination mit konkreten Themen erreichbar. Ich denke da an Vorfertigung oder an eine schnellere Montage auf der Baustelle. Positiver Nebeneffekt: eine höhere Kosten- und Terminsicherheit.
metallbau: Setzt sich BIM durch? Wie nehmen Sie die Tendenz der Nutzung wahr?
Peukert: BIM setzt sich durch. Die Softwareindustrie stellt zahlreiche Programme für die Planung zur Verfügung und auch viele Hersteller stellen vermehrt Planungsdaten zur Verfügung. Und auch die 3D-Modellierung mit enthaltenen Informationen und Schnittstellen schlägt allein aus zeitlichen Gründen das klassische CAD.
metallbau: Wohin führt das Arbeiten mit BIM Ihrer Einschätzung nach?
Peukert: Im Hinblick auf die Lösung regionaler und globaler Probleme würde ich eher die Beschäftigung mit seriellem Bauen, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit in den Fokus rücken. Vielleicht führt uns ja die Idee von BIM zu einer neuen Qualität des Bauens, weil sie uns ein offeneres Miteinander abverlangt. Womit wir auch bei der Grundidee des Fachverbands angelangt sind: Mitgestalten und Mitarbeiten!