Mobile Hardware
Außen hart, innen smartMit einem Smartphone oder Tablet hat man Büro- und Auftragsdaten immer dabei. Unterschiedliche Betriebssysteme, eine große Modellvielfalt und wenig Transparenz bei Mobilfunkverträgen erschweren allerdings die Auswahl.
Michael Brecker berichtet, worauf es ankommt.
Privat wie geschäftlich ist das Smartphone heute ein ständiger Begleiter. Ausgestattet mit den richtigen mobilen Software-Anwendungen (Apps) ist es wie ein digitales Schweizer Taschenmesser – ein Alleskönner für Büro und Baustelle. Auch das Tablet wird immer populärer, denn wer heute noch mit einem Ordner unter den Arm geklemmt zu einem Termin eilt, gilt fast schon als rückständig. Viel schicker und bequemer ist es, Büro- und Projektdaten auf die Baustelle digital mitzunehmen oder Projekte beim Kunden am Tablet-Display zu präsentieren. Smartphones und Tablets sind außerdem zentrale Bausteine des „Mobile Computing“, der mobilen Nutzung von IT, Software und Online-Dienstleistungen. Welche Möglichkeiten bietet mobile Hardware speziell für Metallbaubetriebe und worauf sollten Nutzer achten?
Smartphones und Tablets machen mobil
Smartphones sind faktisch mobile Rechner mit Telefonfunktion, die sich im Hinblick auf die Leistung und die Einsatzmöglichkeiten kaum noch von anderen Mobil-PCs unterscheiden. In Bezug auf die Rechenleistung stellen aktuelle Modelle mit modernen Mehrkernprozessoren sogar manchen Büro-PC in den Schatten. Dank integrierter Mobilfunk-, WLAN- und Bluetooth-Funktion kann man mit Smartphones an jedem Ort und zu jeder Zeit auf Bürodaten oder Internetdienste zugreifen oder mit Rechnern und anderen Geräten kabellos kommunizieren. Nicht ganz so handlich sind Tablets, dafür bietet das größere Display mehr Möglichkeiten: Intuitiv mit dem Finger kann man damit Programme bedienen, in Dokumenten blättern, Angebote, Pläne, CAD-Modelle oder Fotos präsentieren. Werden mit der Mobilhardware Daten an Ort und Stelle digital erfasst, entfallen Medienbrüche und dadurch bedingte Fehlerquellen, weil das Eintippen handgeschriebener Notizen am Büro-PC entfällt. Mit einem bluetoothfähigen Laserdistanzmesser erfasste Aufmaße können beispielsweise sofort in die Mobilhardware eingelesen und per Mobilfunk ins Büro zur Weiterbearbeitung übertragen werden. Per Fotofunktion lassen sich Baustellenbedingungen, Montagemängel etc. dokumentieren, per QR-Code-Scanner Produktinformationen online abrufen und so weiter (siehe auch: www.mittelstand-digital.de). Bewegungs-, Lage-, Licht- oder Näherungssensoren sowie GPS-Empfänger erweitern in Verbindung mit Apps die Einsatzmöglichkeiten mobiler Hardware zusätzlich.
Apps machen Mobilhardware multifunktional
Zu den branchentypischen Software-Anwendungen für Smartphones und Tablets gehören vor allem Programme für die Zeiterfassung, das Aufmaß, die Auftragsabwicklung oder die Mitarbeiter-, Geräte- und Fahrzeugverwaltung. Schnittstellen zu Laser-Distanzmessern für Aufmaße oder Scannern für die Dokumentation von Arbeitszeiten ermöglichen dabei eine rationelle Datenerfassung ohne umständliches Eintippen. Auch bei den mobilen Anwendungen gibt es Unterschiede: Während „native“ Apps meist für eines der beiden mobilen Betriebssysteme Android oder iOS (manchmal auch für beide) entwickelt werden, sind Web-Apps über einen beliebigen Web-Browser plattform- und geräteunabhängig nutzbar. Außerdem sind sie auch ohne Updates stets up-to-date. Steht unterwegs eine ausreichend stabile und schnelle mobile Internet-Verbindung zur Verfügung, merkt der Anwender kaum einen Unterschied. Ist zeitweise keine Internetverbindung verfügbar, lassen sich Web-Apps (aber auch einige „native“ Apps) nicht oder nur eingeschränkt nutzen. Einen Schritt weiter in Richtung Mobilität geht das „Mobile Büro“. Dabei werden alle im Büro verfügbaren Unternehmens- und Projektdaten sowie (wichtige oder sämtliche) Programmfunktionen der im Büro genutzten Branchensoftware auch mobil zur Verfügung gestellt. Dadurch lassen sich alle Angebote und Auftragsbestätigungen, Materialbestellungen, Termine oder Ressourcen praktisch genauso mobil managen wie vom Büro-PC aus. Wichtig ist, dass sich die Menüoberfläche per sogenannter „Responsive-Design-Technik“ automatisch anpasst, je nachdem, welches Mobilgerät mit welcher Displaygröße man gerade einsetzt. Die Benutzerführung sollte aber stets identisch sein.
Android, iOS oder Windows, Smartphone oder Tablet?
Populär wurden Smartphones durch die einfache Fingergesten-bedienung und mobile Software-Anwendungen (Apps). Damit sind wir auch schon beim ersten Auswahlkriterium: Wer bestimmte Apps nutzen will, sollte darauf achten, unter welchem mobilen Betriebssystem sie laufen. Mit der Wahl des Betriebssystems legt man umgekehrt das Auswahlspektrum fest: Während Android- oder Windows-Modelle von zahlreichen Herstellern offeriert werden, laufen unter iOS nur Geräte von Apple. Das nächste wichtige Auswahlkriterium ist die Displaygröße. Diese reicht von etwa 3 bis 5 Zoll, was einer Bildschirmdiagonale von etwa 8 bis 12 Zentimetern entspricht. Je größer das Display, desto bequemer ist die Bedienung und der Umgang mit komplexeren Programmen und Daten. „Phablets“ – eine Mischung aus Smartphone und Tablet – sind ein Kompromiss zwischen Anzeigekomfort und Portabilität. Sie passen mit ihren 5 bis 8 Zoll großen Displays gerade noch in eine Mantel- oder Jackentasche und bieten ähnliche Anwendungsmöglichkeiten,wie Tablet-PCs. Letztere verfügen meist über ein 10 bis 12 Zoll großes Display, und sind damit etwa so groß wie ein DIN A4-Notizbuch. Weitere Auswahlkriterien sind die Displayauflösung (zwischen 480 x 320 und etwa 1.920 x 1.080 Pixel), die Farbbrillanz und der Kontrast. Entscheidend ist die maximale Displayhelligkeit, denn der Bildschirminhalt sollte auch bei hellem Tageslicht noch einigermaßen ablesbar sein. Dank integriertem Flash-Speicher, aufgestecktem USB-Stick oder eingeschobener (Micro-)SD-Karte kann man praktisch alle Büro- und Projektdaten überallhin mitnehmen. Das digitale Büro für die Akten- oder Manteltasche wird damit Realität.
Geräte mit Vertrag
Ein Smartphone oder Tablet ohne mobiles Internet ist wie ein Auto ohne Räder. Wer unterwegs E-Mails lesen und schreiben, Infos aus dem Internet abrufen oder Online-Apps nutzen will, kommt an einem Mobilfunkvertrag mit Internetzugang nicht vorbei. Hinzu kommt, dass hochwertige Smartphones und Tablets für 400 bis 800 Euro und mehr mit einem Mobilfunkbetreiber erheblich günstiger zu haben sind. Dabei sollte man aber unbedingt das Tarifmodell unter die Lupe nehmen. Tarife mit Internetflatrate gibt es schon ab 10 Euro monatlich. Vor Vertragsabschluss sollte man darauf achten, dass es sich nicht um einen Volumen-, sondern um einen Pauschaltarif handelt, bei dem man für den Pauschalbetrag zeit- und volumenunabhängig ohne Zusatzkosten telefonieren und online surfen kann. Vertragsklauseln bergen häufig Nutzungseinschränkungen und Kostenfallen: So werden etwa für Zusatzdienste oder bei Überschreitung eines bestimmten Datenlimits zusätzliche Kosten in Rechnung gestellt, und auch die Mindestvertragslaufzeit ist sehr unterschiedlich. Vor der Kaufentscheidung ist deshalb das Studium der Vertragsbedingungen und von Vergleichen hilfreich, z.B. von www.guenstiger.de, www.handy-tarife.de und www.idealo.de etc.
Wo liegen die Grenzen?
Mobilhardware hat auch Nachteile: Für ungeübte Anwender oder nach längeren Anwendungspausen kann die Vielzahl der Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten schnell verwirren und überfordern. Außerdem muss man gegenüber Einzelgeräten Abstriche machen: Kein Smartphone bietet beispielsweise die Aufnahmequalität und die fotografischen Möglichkeiten einer guten Digitalkamera. Winzige „virtuelle“ Tastaturen lassen nur die Eingabe kurzer Texte zu. Kleinformatige Displays erfordern häufiges Zoomen und Scrollen. Zudem sind Displays meist nicht hell genug, um sie auch im Sonnenlicht mühelos ablesen zu können. Die Akkus sind ein weiterer Schwachpunkt. Bei intensiver Nutzung des energiehungrigen Displays, der Mobilfunk-, Bluetooth-, WLAN-, GPS- oder Fotoleuchtenfunktion etc. halten sie einen vollen Arbeitstag häufig nicht durch. Nach 6 bis 10 Stunden Dauernutzung müssen die meisten Geräte wieder an die Steckdose. Davon abweichende Herstellerangaben sind schlicht irreführend, weil sie von einem praxisfernen Nutzungsprofil ausgehen. Hinzu kommt die teilweise mangelnde Verfügbarkeit, Qualität und Stabilität mobiler Netze, die — vor allem im ländlichen Raum — nicht immer flächendeckend, unterbrechungsfrei und mit voller Geschwindigkeit, gegeben ist (siehe: www.connect.de/netztest). Last but not least ist die Hardware in der Regel nicht robust genug für den Baustellenalltag. Extreme Kälte (ab minus 10 Grad) ist für Akkus und Displays problematisch. Auch Staub, Nässe, Stürze und Stöße können der filigranen Technik den Garaus machen. Deshalb sollte man beim Gehäuse auf „Outdoor-Tauglichkeit“ achten. Es sollte mindestens der Schutzart IP 54 entsprechen und damit staub- und spritzwassergeschützt sein (siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Schutzart). Sogenante „Rugged“-Smartphones mit robuster Technik sind zwar etwas teurer, halten dafür aber auch raue Baustellenbedingungen wie Staub, Nässe und eine ruppige Behandlung aus (siehe Anbieterliste). Entscheidet man sich für ein konventionelles Smartphone, kann man es durch Schutzhüllen von Hama, Pelican oder anderen Anbietern zwar stoßfest, spritzwasser- und staubdicht machen, allerdings geht das häufig zu Lasten einer bequemen Bedienung.
Einsatzprofil bestimmt Gerätewahl
Smartphones und Tablets sind zum Statusobjekt geworden. Letztlich sollten für geschäftliche Anwendungen aber nur das individuelle Nutzungsprofil und die konkreten Anforderungen die Gerätewahl bestimmen und nicht etwa der Anspruch, immer das schickste und neueste Modell zu besitzen. Dagegen spricht schon der Aufwand, mit dem ein Modellwechsel verbunden ist (Einstellungen, Datenübernahme, App-Installation etc.). Auch Smartphones haben ihre Grenzen und lassen sich durch andere Geräte ersetzen. Müssen etwa Daten in umfangreiche Eingabemasken eingetragen, Berichte oder Pläne präsentiert werden, sind Tablet-PCs aufgrund des größeren Displays sinnvoller. Vielschreiber werden sich zusätzlich für ein Tastatur- Dock entscheiden oder gleich ein Notebook mit vollwertiger QWERTZ-Tastatur – oder einen Notebook-/Tablet-„Zwitter“, ein Transformer- oder Convertible-Notebook, wählen. Diese mobilen Geräte bieten flexiblere Anwendungsmöglichkeiten und lassen sich auch als temporärer Büroarbeitsplatz nutzen. Auch mit der Mobilhardware verbundene Risiken, insbesondere im Zusammenhang mit der geschäftlichen Nutzung, sollte man nicht außer Acht lassen. Insbesondere die kompakten Smartphones gehen schnell verloren oder werden gestohlen. Sind der Zugang und die Daten nicht verschlüsselt, können sensible Büro-, Auftrags- oder Personendaten schnell in falsche Hände geraten.⇥