Patentierte Balkonentwässerung
Ins Geländer integriertDie Entwässerung und das Geländersystem stehen sich bei Balkonen manchmal gegenseitig im Weg. Abhilfe schafft eine Entwicklung von Klaus Peter Abel. Die beiden patentierten Systeme für Ganzglas- bzw. Stabgeländer und für klassische Pfostengeländer decken die Bandbreite der Balkonverkleidungen ab.
Nicht nur die Grundkonstruktion ist das A und O eines zweckmäßigen und gebrauchstauglichen Balkons, sondern auch seine Entwässerung. Sowohl Oberflächenwasser als auch das durch den Bodenbelag dringende Wasser muss zielgerichtet abgeleitet werden, damit keine Feuchtigkeitsprobleme auftreten und beispielsweise Fliesen auffrieren. Einen wesentlichen Schwachpunkt stellte bisher die Geländerbefestigung dar. „Vor allem wenn eine umlaufende Rinnenentwässerung bereits vorhanden war, hatten Metallbauer oft das Problem einer ordnungsgemäßen Montage des Geländers“, erklärt Klaus Peter Abel, Geschäftsführer der Firma Abel Metallsysteme im thüringischen Geisa.
Abel entwickelte deshalb mit seinen Mitarbeitern zwei patentierte flächenbündige Entwässerungssysteme namens Aqua Viva und Orbis, die er als gewerkeübergreifende Konstruktionen mit statischer Prüfung beschreibt. Knapp zwei Jahre dauerte die Entwicklung. Ein deutsches Patent liegt bereits vor, das europäische ist beantragt. Das System Aqua Viva steht in den beiden Varianten Visioplan für Ganzglasgeländer und Simplum für Stabgeländer zur Verfügung. Das System Orbis eignet sich für klassische Pfostengeländer mit Glas-, Platten- oder Stabfüllungen. Beide Systeme basieren auf einem Basisprofil, das sich lediglich im äußeren Aufbau zur Aufnahme der unterschiedlichen Geländerarten unterscheidet.
Ins Geländer integrierte Entwässerung
Die beiden Entwässerungssysteme sind für unterschiedliche Balkonaufbauten geeignet, ganz gleich, ob Neubau oder Sanierung. Sie sind optisch schlicht und gliedern sich auch in architektonisch anspruchsvolle Gestaltungskonzepte ein. Wesentliche Merkmale sind: flächenbündiger Einbau, integrierte Oberflächenentwässerung, unterschiedliche Befestigungsmöglichkeiten, geeignet für verschiedene Geländerarten und anwendbar bei gedämmten Gebäudehüllen sowie gedämmten Balkonplatten aus Beton.
Einerseits leitet das entsprechende Basisprofil sowohl über eine schmale Einlaufrinne als auch über eingearbeitete Schlitze Oberflächenwasser und Sickerwasser zu einem angeschlossenen Fallrohr Richtung Kanalisation ab. Andererseits nimmt dieses Profil auch die Geländerkonstruktion für Ganzglas- bzw. Stab- oder Pfostengeländer auf.
Der Bodenaufbau des Balkons kann dabei individuell gewählt werden. In der Regel liegt auf dem Beton eine Dämmschicht und darüber eine Abdichtungsebene, z.B. eine Bitumen-Schweißbahn. Darauf werden Dränplatten als wasserdurchlässige Ebene verlegt. Die darüber liegenden Schichten sind der eigentliche Fußbodenaufbau. Dabei ist es unwichtig, ob als Deckschicht verschraubte Holz- oder Kunststoffpaneelen, lose verlegte Werksteinplatten oder fest vermörtelte Fliesen usw. gewählt wurden. „Der Kunde legt den Aufbau und die Höhe des Balkonbodens fest. Beides müssen wir für unsere Planung kennen“, sagt Abel. „Das Entwässerungssystem wird werkseitig angepasst und auftragsbezogen gefertigt. Wir bieten Aufbauhöhen im Standardraster von 20, 40, 60 und 80 Millimeter an, Zwischenmaße und höhere Aufbauten bis 200 Millimeter sind möglich.“
Basisprofil wird individuell angepasst
Bis auf wenige Ausnahmen werden sämtliche Teile in der eigenen modernen Fertigung hergestellt. Dazu stehen u.a. mehrere CNC-Bearbeitungszentren zum Fräsen, Drehen und Sägen sowie Rohrbiegemaschinen und Schleifroboter zur Verfügung. Für Laser- oder Kantteile sowie für Oberflächenbeschichtungen wie Verzinken, Pulverbeschichten und Lackieren wird mit Partnerunternehmen zusammengearbeitet.
Die Basisprofile bezieht Abel direkt ab Presswerk und kann Stangen bis zu sieben Meter Länge auf einer 5-Achs-Fräsmaschine bearbeiten. Hier werden sie auf Länge geschnitten und die Befestigungslöcher gebohrt. Außerdem werden die Größe und Anzahl der Schlitze zur Wassereinleitung für jedes Projekt individuell ermittelt und in das Profil eingearbeitet. „Wichtig ist“, sagt Abel, „dass nicht nur das eigentliche Oberflächenwasser, sondern auch das bis zur Abdichtungsebene durchdringende Wasser sicher abgeleitet wird.“
Die beiden Entwässerungssysteme Aqua Viva und Orbis werden an den Stirnseiten der Balkonbodenplatte als umlaufendes System montiert. Oft ist die Grundplatte aus Beton, es kann aber auch eine Stahlkonstruktion, z.B. eines Vorsatzbalkons sein. Im Falle eines Neubauprojekts wird die Balkonkonstruktion sinnvollerweise an das Entwässerungssystem angepasst. Der Architekt erhält hierzu die entsprechenden Planungsunterlagen, vorbereitet im DXF-Format. Im Falle einer Gebäudesanierung wird umgekehrt das Entwässerungssystem an die bestehende Konstruktion angepasst. Hierfür bietet Abel standardmäßig entsprechende Zusatzbauteile an. Beides ist möglich.
Für die Ausbildung der Ecken gibt es vorgefertigte Teile mit geradem Zuschnitt. „Gehrungsschnitte lassen sich nicht abdichten, deshalb liefern wir ausschließlich gerade Zuschnitte. Die erforderlichen Dichtmodule, die vor Ort bei der Montage eingeklebt werden, sind im Lieferumfang enthalten. Sie wurden bei uns im Werk zum Beispiel auf Druck getestet“, berichtet Abel. Die Wasserableitung in ein bauseits vorhandenes Fallrohr geschieht in der Regel über einen angeflanschten Abgang für Standardrinnenanschlüsse mit 70 Millimeter Durchmesser. Dieser Anschluss wird individuell geplant und kann beispielsweise auch zur Einleitung in Balkonstützen realisiert werden.
Auch an die Reinigung und Pflege der Entwässerungssysteme hat Abel gedacht. Mit einem einfachen Hochdruckreiniger kann über eingebaute Revisionskästen das Basisprofil von Tannennadeln, Blättern oder sonstigem Schmutz gesäubert werden. Das kann der Balkonnutzer selbst oder ein Hausmeisterservice erledigen.
Rück- und Ausblick
Das Unternehmen Abel wurde bereits 1920 gegründet, zunächst als Holzbearbeitungsbetrieb. In den 1950er-Jahren wurde auf Metallbearbeitung umgestellt. Der zweite große Umbruch folgte nach der Wende, als die bis dahin florierende Produktion von Massenstanzteilen, Muttern, Unterlegscheiben usw. praktisch zum Erliegen kam. In den 1990er-Jahren entwickelte man mit zunehmendem Erfolg eigene Produkte, die sich als zugelassene Komplettsysteme am Markt etablierten. Mit 60 Mitarbeitern fertigt Abel Metallsysteme heute vor allem Geländer- und Handlaufsysteme, Absturzsicherungen und Vordächer.
Die Entwässerungssysteme entstanden aus dem Bedarf der Metallbaubranche, Balkone fachgerecht mit einem einzigen, statisch zugelassenen System zu entwässern, „ohne jedes Mal abenteuerliche Konstruktionen basteln zu müssen“, wie Abel sagt. Die Produkte sind zwar ausgereift, aber ergänzendes Zubehör wie Profilaufhängungen, Verkleidungswinkel oder Anschlussbleche werden laufend weiterentwickelt.