Peter Schmidt, Metallbau Schmidt
„Das Gewebe ermöglicht eine filigrane Verkleidung“Bei einem Mehrfamilienhaus wurde die Fassade im Bereich der Laubengänge mit Drahtgewebe von Haver & Boecker geschlossen. Für Metallbaumeister Peter Schmidt aus Baiersdorf war es die erste Begegnung mit Architekturgewebe. An die eigens konstruierte und statisch berechnete Unterkonstruktion konnte das fertig konfektionierte Gewebe mittels Hebetechnik befestigt werden. Sein Fazit: Das Montieren des Drahtnetzes war eine schnelle, saubere und einfache Sache.
metallbau: An einem Nürnberger Mehrfamilienhaus wurde die Fassade teils mit Drahtgewebe verkleidet. Wie kam es dazu?
Peter Schmidt: Die Fürther Immobiliengruppe P&P errichtete in Nürnberg direkt neben der Bahnlinie eine neue Wohnanlage. Die Wohnungen sind über die bahnseitig liegenden Laubengänge erreichbar. Gegen mögliches Herabwerfen von Gegenständen auf die Bahnanlagen forderte die Baubehörde entsprechende Schutzmaßnahmen. Der Projektsteuerer von P&P kam auf mich zu und fragte, was wir tun können. Wir zogen Gitterroste in Erwägung, die waren aber zu schwer und auch die Unterkonstruktion wäre zu aufwändig gewesen. Trespa-Platten schauten in diesem Fall zu klobig aus. Wir suchten nach etwas Feinerem, Filigranerem und kamen auf Architekturgewebe.
metallbau: Wie lief der Planungs- und Projektierungsprozess für die Fassadenverkleidung ab?
Schmidt: Wir sind dann mit Haver & Boecker in Kontakt getreten und haben uns Muster schicken lassen. Nach der Entscheidung für‘s Drahtgewebe ging es an die Ausarbeitung der Details. Haver & Boecker lieferte das fertig vorkonfektionierte Gewebe vom Typ Egla-Mono 4832 zusammen mit speziellen Befestigungsklammern. Sowohl der Leiter Architekturdrahtgewebe als auch der Leiter Architektur und Design unterstützten von Anfang an intensiv, nahmen das Aufmaß und berieten uns bei allen fachlichen Fragen.
metallbau: Welche Leistungen erbrachte Ihr Unternehmen?
Schmidt: Wir haben die Unterkonstruktion individuell entwickelt, weil die Vorgaben für Gebäude immer sehr unterschiedlich sind. Zur Befestigung oben und unten an der Fassade wurden massive, verzinkte Winkelstähle konstruiert, statisch berechnet, angefertigt und montiert. Zusätzlich montierten wir Edelstahlrohre an den Zwischengeschossen, die die Netze mit Drahtklammern halten. Damit hängen die Gewebe ca. 10 Zentimeter vor der Fassade. Die Winkeleisen nehmen die Last auf und wurden teilweise in das Wärmedämmverbundsystem eingebaut.
metallbau: Wie kann man sich dann die Gewebemontage vor Ort vorstellen? Welche Geräte und Hilfsmittel werden gebraucht?
Schmidt: Die aufgerollten Drahtnetze wurden auf acht Paletten und mit zwei Sattelzügen zu uns geliefert. Die Baustellen sind heutzutage flächenmäßig derart ausgereizt, dass es nicht viele Lagermöglichkeiten gibt. Da besteht eher die Gefahr, dass das Material beschädigt wird. Wir haben die Rollen deshalb lieber sukzessive mit unseren Fahrzeugen auf die Baustelle gefahren. Haver & Boecker stellte uns eine Abrollmulde zur Verfügung, die vor Ort auf eine Scherenbühne gestellt wurde. Mit unserem mobilen Kettenraupenkran konnten wir die Rollen in die Mulde legen. Von der Scherenbühne aus haben wir die drei Meter breiten und knapp zehn Meter langen Netzbahnen an die oberen Montagewinkel mit Spannhaken angeschraubt und sind mit der Scherenbühne nach unten gefahren. Die Rollen haben sich dabei abgewickelt. Dann wurde das Gewebe am unteren Stahlwinkel mit Federn gespannt. Im Nachgang wurden in den Zwischengeschossen die Drahtklammern an den Edelstahlrohren eingehängt. Damit halten die Gewebebahnen dem Winddruck stand und schlagen nicht gegen die Fassade.
metallbau: Welche Vorteile bietet aus Ihrer Sicht Drahtgewebe im Vergleich zu Lochblech oder Gitterrost?
Schmidt: Die Netzmontage beginnt, wenn die gesamte Fassade fertig und das Gerüst abgebaut ist. Das war eine schnelle, saubere, einfache Sache. Drahtgewebe ist gegenüber Lochblech viel transparenter und wirkt fast wie ein Fliegengitter. Für die Gewebefertigung brauchte Haver & Boecker nur die Distanzangabe zwischen den oberen und unteren Winkelschienen.