Richtige Fensterwahl
Die Überarbeitung der E DIN 18055Die EN 14351-1 bietet für die verschiedenen Leistungseigenschaften von Fenstern und Außentüren jeweils mehrere Stufen, um so den unterschiedlichen Anforderungen der europäischen Mitgliedsstaaten gerecht zu werden. Die DIN 18055 als nationale Norm hilft, die erforderlichen Stufen für ein Bauobjekt in Deutschland zu ermitteln. M.Eng. Dipl.-Ing. (FH) Torsten Voigt hat bei den ift Fenstertagen über die Inhalte der Norm informiert, die im Entwurf vorliegt.
In küstennahen Gebieten sollen Fenster und Außentüren höhere Anforderungen an Schlagregendichtheit, Luftdurchlässigkeit und Widerstand gegen Windlast erfüllen als solche in Stadtgebieten im Binnenland. Diese Anforderungen korrekt zu ermitteln, ermöglicht eine wirtschaftliche und sichere Auswahl bzw. Ausschreibung von Fenstern und Außentüren. Beispielsweise schont die richtige Auswahl der erforderlichen Schlagregendichtheitsklasse zunächst den Geldbeutel, aber auch später das Parkett.
Der Anwendungsbereich der DIN 18055
Die Norm DIN 18055 (E DIN 18055:2013-07 Anforderungen und Empfehlungen an Fenster und Außentüren, Beuth Verlag, Berlin) dient zur Ermittlung objektbezogener Anforderungen an Fenster und Außentüren nach den Eigenschaften der EN 14351-1. Sie gilt auch für Dachflächenfenster. Die Festlegungen gelten für Fenster und Außentüren aller Werkstoffe (Alu, Holz, Kunststoff). Ausgangsgröße ist die Einbausituation der Fenster im Gebäude. Zu beachten ist die Gebäudehöhe, die Gebäudegeometrie, die örtliche Lage und die Geländekategorie. Es gilt das „Leistungsprinzip“, das passend dimensionierte Element am jeweiligen Ort. Die DIN 18055 gilt nicht für automatische Türsysteme nach DIN EN 16361.
Eigenschaften der DIN 18055
Für die Eigenschaften aus DIN EN 14351-1 werden nach Kapitel 4 der DIN 18055 die Anforderungen ermittelt. Zusätzliche Anmerkungen geben Hinweise für Eigenschaften, die nicht direkt aus der DIN EN 14351-1 ableitbar sind. Folgende Eigenschaften von Fenstern und Außentüren werden in der DIN 18055 behandelt:
- Rahmendurchbiegung
- Wärmedämmung
- Luftdurchlässigkeit
- Schallschutz
- Strahlungseigenschaften
- Brandverhalten (bei Dachflächenfenstern), Stoßfestigkeit
- Widerstand gegen Windlast
- Schlagregendichtheit
- Bedienungskräfte
- Differenzklimaverhalten
- Einbruchhemmung
- Höhe und Breite (bei Außentüren)
- Absturzsicherung
- Türen in Fluchtwegen
Beispiele für die Ermittlung
Ein Beispiel für die Ermittlung der Luftdurchlässigkeit ist ein Bauvorhaben in Buxtehude: Für die erforderliche Klasse der DIN EN 14351-1, Produktnorm für Fenster und Außentüren, ergibt sich die Anforderung an die Luftdurchlässigkeit aus der EnEV. Sie fordert für bis zu zwei Vollgeschosse die Klasse 2 und für mehr als zwei Vollgeschosse die Klasse 3.
- Randbedingungen: Ort Buxtehude, Gebäude bis zwei Vollgeschosse
- Ergebnis: Luftdurchlässigkeit Klasse 2
- Randbedingungen: Ort Hamburg, Gebäude bis 15 m
- Zu klärende Fragen:
- Liegt Hamburg in der Windzone 1, 2, 3 oder 4? (abzulesen aus der Tabelle unter www.dibt.de/de/Geschaeftsfelder/data/Windzonen_Version_19-07-12.xls)
- Liegt Hamburg in der Geländekategorie als Binnenland, Küstenland, Inseln der Ostsee oder Inseln der Nordsee? - Ergebnis: Widerstand gegen Windlast B3 (Gebäudemitte) und B4 (Gebäuderand)
Anhänge der DIN 18055
In der DIN 18055 sind informative Anhänge aufgeführt. Diese geben Empfehlungen zu den zuvor genannten Anforderungen.
Anhang A: Hinweise zur Festlegung von Windlast-, Schlagregen- und Luftdurchlässigkeitsklassen.
- Beschreibung der Ermittlung der Bemessungswindlast nach DIN EN 1991-1-4/NA
- Beispiel für die Ermittlung der erforderlichen Klassen der Schlagregendichtheit
- Festlegung der Beanspruchungsklassen für Fenster und Außentüren
Anhang B: Prioritäten der Eigenschaften von Außentüren
Es empfiehlt sich, folgende Reihenfolge bei der Auslegung von Außentüren zu beachten:
- Schutz von menschlichem Leben, z.B. Fluchttüreigenschaften, Feuer-/Rauchschutzeigenschaften, Absturzsicherung
- Schutz von Gesundheit, z.B. Schallschutz, gefährliche Substanzen
- Schutz der Umwelt, z.B. Energieverbrauch
- Schutz von Eigentum, z.B. Einbruch
Anhang C: Anforderungen an die Luftschalldämmung von Außenbauteilen:
Es werden die Anforderungen aus DIN 4109, Tabelle 8 und Tabelle 10 empfohlen.
Anhang D: Klassifizierung von Bedienungskräften
- In Tabelle D.1 werden Fenster hinsichtlich ihrer Bedienungskräfte nach DIN EN 13115 klassifiziert.
- In Tabelle D.2 werden Außentüren hinsichtlich ihrer Bedienungskräfte nach DIN EN 12217 klassifiziert.
Anhang E: Klassifizierung von mechanischen Belastungen
Was ist neu?
DIN 18055 ermöglicht nun auch die Festlegung von Anforderungen an Außentüren. Bei Außentüren kann zwischen geschützter Einbaulage und nicht geschützter Einbaulage unterschieden werden. Daraus ergibt sich eine Änderung des Prüfverfahrens und der Klassifizierung.
Praktische Umsetzung mit ift Software
Um Hersteller, Planer und ausschreibende Stellen bei der Auswahl von Fenster- und Türeigenschaften zu unterstützen, hat das ift Rosenheim eine Software zur Ermittlung der Anforderungen nach DIN 18055 erarbeitet. Unter www.ift-einsatzempfehlungen.de oder über www.ift-service.de kann die Software aufgerufen werden. Sie ermöglicht eine einfache und normkonforme Klassifizierung von Fenstern und Außentüren. Durch die Eingabe der Postleitzahl des Objekts und der Einbauhöhe der Bauteile ermittelt das Programm sekundenschnell die Empfehlungen für die Anforderungen. Ein mühevolles, zeitaufwändiges Arbeiten mit Normtexten und Tabellen wird überflüssig.
Autor: Torsten Voigt
- seit 1999 Mitarbeiter am ift Rosenheim in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Materialprüfung, Zertifizierung und Systemprüfung
- 2002–2006 Masterstudium der Mikro- und Nanotechnikan der Hochschule München
- 2006–2013 Mitarbeiter am ift Rosenheim in den Bereichen Systemprüfung, Zertifizierung und Elektronische Dienste
- seit 2014 Geschäftsbereichsleitung Elektronische Dienste