Sebastian Apfelböck
Ein zielstrebiges AusnahmetalentSebastian Apfelböck belegte Platz 1 beim Bundesleistungswettbewerb 2018 in der Fachrichtung Konstruktionstechnik. Darauf vorbereitet hat ihn allen voran sein Ausbildungsbetrieb Fedlmeier (Unternehmensporträt metallbau 7/8). Damit wäre er zwar für die WorldSkills 2019 qualifiziert gewesen, aber der BVM lehnt die Teilnahme des Gewerks Metallbau ab.
Der Gewinner des Bundesleistungswettbewerbs 2018 in der Fachrichtung Konstruktionstechnik ist Sebastian Apfelböck aus dem niederbayerischen Weiler Paring im Landkreis Landshut. Schon vor und während seiner Ausbildung im Fahrzeug-, Maschinen- und Metallbaubetrieb Fedlmeier (Unternehmensporträt in metallbau 7/8) im benachbarten Geisenhausen lebte und arbeitete der heute erst 20-Jährige eng an der Schnittstelle zwischen Fahrzeugtechnik und Landwirtschaft.
Bereits als Elfjähriger fuhr er für den elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb auf den Feldern den Pflug aus. Gemeinsam mit seinem Vater fertigte er darüber hinaus diverse landwirtschaftliche Geräte wie Getreideschnecken oder Gülle-Rohrleitungen und reparierte immer wieder diverse Teile aus dem landwirtschaftlichen Fuhrpark. Den Hof wird eines Tages sein zwei Jahre älterer Bruder übernehmen und so schaute sich der jüngere Sebastian nach einer adäquaten Ausbildung um.
Nicht das Nächstbeste sollte es sein, aber wohl etwas, wo er sein handwerkliches Geschick erfolgreich einbringen konnte. Um das genauestens zu prüfen, arbeitete er nach seinem Hauptschulabschluss in insgesamt sieben verschiedenen Betrieben als Praktikant, bevor er sich im Jahr 2014 bei Fedlmeier für einen Ausbildungsplatz vorstellte.
Eine weitere Woche Praktikum genügte Apfelböck, um sich für den Betrieb zu begeistern: „Das Berufspraktikum bei der Firma Fedlmeier hat mir sehr gut gefallen.“ Und auch umgekehrt waren die beiden Inhaber Andreas Fedlmeier sen. und dessen Bruder Georg Fedlmeier sowie der Ausbilder Johann Rainer von Apfelböck schnell überzeugt. Er brachte ja auch jede Menge Erfahrung und Know-how mit. „Sebastian passt einfach zu uns!“, sind sich die drei einig. Bedauert haben die drei nur, dass sich ihr Zögling nach seinem Gesellenabschluss im Februar 2018 von ihnen verabschiedete, um eigene Wege zu gehen.
Selbstständig Denken und Arbeiten
Wirklich überrascht hat es bei Fedlmeier niemanden, dass Apfelböck den Weg in die eigene Werkstatt beschritten hat, denn sein Naturell ist das eines Selbstständigen. Er übernahm schon von klein auf Verantwortung und denkt sich eigenständig in Aufgaben hinein. Egal, ob es sich hier um den zu bestellenden Acker handelt oder um 150 Rinder, die versorgt werden müssen, oder eben um die technischen Details von Muldenkippern, Lkw-Anhängern, Balkongeländern, Fluchttreppen oder Terrassenüberdachungen.
Beim Sechs-Mann-Betrieb Fedlmeier war er genau an der richtigen Adresse. In einem Betrieb dieser Größenordnung kommt auch ein Auszubildender mit allen Leistungsphasen in Berührung – auch mit Entwurf und Kalkulation. In vielen anderen und größeren Betrieben sind Lehrlinge oft wochenlang mit Schleifen bzw. Nacharbeiten beschäftigt. Nicht bei Fedlmeier! Je nach persönlichem Know-how kann dort jeder Azubi selbstständig arbeiten und der Ausbilder ist froh, wenn er nicht jedes Bohrloch vorgeben muss. Wichtigste Voraussetzung für dieses Privileg ist das saubere und detailgenaue Arbeiten, denn auch in der Landwirtschaft legen die Kunden großen Wert auf eine ansprechende Optik und Haptik der Schnittgrate mit gesäuberten und geputzten Kanten.
Lediglich im Hinblick auf die Digitalisierung musste sich Apfelböck anderweitig Informationen einholen, denn noch sind die Fedlmeiers analog unterwegs. Das CAD-Zeichnen steht auf dem Lehrplan an der Berufsschule und einige Software-Anbieter stellen den Auszubildenden kostenfreie Anwendungen zur Verfügung. Mit diesen Programmen hat Apfelböck bereits diverse Zäune, Überdachungen oder Balkone gezeichnet. „Das macht richtig viel Spaß!“
Der Weg zum Erfolg
Der Spaß an der Arbeit ist für Apfelböck neben Präzision und fachlichem Know-how sehr wichtig. Das hat ihn beruflich stets weitergebracht. Mit seinem Gesellenstück, einem Rohrschraubstock, hat er sich als Kammersieger für den Landeswettbewerb in Bamberg qualifiziert. Dort wiederum musste er innerhalb von zwei Tagen ein Türschloss fertigen, von dessen Wertigkeit die Jury so überzeugt war, dass sie dem Youngster den ersten Preis verlieh. Damit qualifizierte sich der Niederbayer für den Bundesleistungswettbewerb 2018, der besser als Praktischer Leistungswettbewerb (PLW) bekannt ist, und reiste im November 2018 ins niedersächsische Northeim, um sich der schwierigen Prüfung zu unterziehen, die wegen ihres enormen Zeitdrucks gefürchtet wird. „Ich wollte mich vor allem mit den anderen vergleichen. Darauf war ich sehr neugierig“, sagt Apfelböck.
Vorbereiten kann man sich auf so einen Wettbewerb nur bedingt: „Die genauen Inhalte waren unbekannt. Ich habe mich auf etwas Glück und mein handwerkliches Geschick verlassen.“
Die Prüfung
Zu erfüllen waren dann drei Prüfungsaufgaben: Zum einen sollte an nur einem Tag ein kleiner Türstopper gefertigt, zum anderen eine schriftliche Prüfung über Schließ- und Sicherungstechnik abgeschlossen werden. Weiter war noch eine praktische Schweißprüfung abzulegen. Apfelböck kam besonders der dritte Teil sehr entgegen, da er während seiner Ausbildung sein Know-how ganz besonders in der Schweißtechnik bzw. im Schweißverfahren erworben und weiterentwickelt hat.
Bei aller Konkurrenz standen aber der Spaß an der Arbeit und das Miteinander der Teilnehmenden im Fokus des begabten Metallbau-Gesellen. „Am meisten beeindruckt hat mich der Ehrgeiz jedes einzelnen, die Aufgabenstellung bestens zu lösen und dabei die Freundschaft und Kameradschaft beizubehalten“, erinnert sich Apfelböck. Dass er am Ende selbst als Sieger auf dem höchsten Treppchen stand, verdankt er seinem handwerklichen Geschick und – wie er selbst sagt – „trotz Prüfungsstress einem gewissen Maß an Gelassenheit“.
Keine World Skills
Doch es gibt auch Wermutstropfen: „Ich fand es schade, dass aus einigen Bundesländern keine Teilnehmer angetreten sind. Und noch mehr schade ist es, dass ich nicht an den World Skills 2019 teilnehmen kann.“ Dafür hätte sich Apfelböck mit dem Sieg zwar qualifiziert, aber der Bundesverband Metall hat die Teilnahme Deutschlands in diesem Jahr abgesagt.
Meisterschulen
Seit August 2018 besucht der Metallbau-Geselle die Meisterschule. Die Teile I und II mit technischem Schwerpunkt absolvierte er in Regensburg in Vollzeit. Dort standen für die Metallbauer mit Fachrichtung Konstruktionstechnik u.a. diese Inhalte auf dem Lehrplan: pneumatische und hydraulische Steuerungstechnik, Fachtheorie wie Mathematik, Fachtechnologien wie Schließeinrichtungen, aber auch Werkstoffkunde mit der Lehre von chemischen und physikalischen Eigenschaften verwendeter Materialien.
Im Februar 2018 hat Apfelböck bereits sein Meisterstück fertiggestellt und abgegeben. Weil er es selbst einmal für seinen eigenen Betrieb benötigt und weil er sein geballtes Wissen einbringen konnte, hat er einen Tandem-Pkw-Anhänger in nur acht Tagen gefertigt.
Künftig mit eigener Werkstatt
Schon jetzt sind die Auftragsbücher seines eigenen jungen Metallbaubetriebs gut gefüllt. Während seiner Ausbildung hatte Apfelböck Zeit und Gelegenheit, gemeinsam mit viel Unterstützung seines Vaters und seines Bruders eine eigene Werkstatt in Pattendorf im Landkreis Adlkofen aufzubauen. So hat er u.a. schon eine Treppe für ein Hochsilo, einen Edelstahlbalkon und Einfahrtstore für Einfamilienhäuser sowie eine Innentreppe aus Stahl für einen Gewerbebau gefertigt und montiert.
Ausblick
Alles beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft. Apfelböcks nächste Schritte sind exakt geplant: Erst die Meisterschule abschließen und im November 2019 die Schweißfachmann-Prüfung absolvieren und dann den Metallbaubetrieb voranbringen. Auch eine Website soll es für seine Firma geben.
Parallel bleibt er der Landwirtschaft treu und wird weiterhin Vater und Bruder beim Pflügen und Grubbern unterstützen. Und wenn dann noch Zeit bleibt, wird er im Winter Skiurlaube machen und hin und wieder im heimatlichen Wald auf die Jagd gehen.
Infos & Kontakt
Fedlmeier GmbH
Fahrzeug-, Maschinen- und Metallbau
Ringstetten 26
84144 Geisenhausen
Tel. +49 87 43 74 32
fedlmeier@t-online.de
www.fedlmeier.de
Nachgefragt
Ausbilder Johann Rainer über die Arbeit mit Sebastian Apfelböck
Dipl.-Ing. Johann Rainer gilt mit 25 Jahren Betriebszugehörigkeit bei Sebastian Apfelböcks Ausbildungsbetrieb Fedlmeier als Urgestein. Der Maschinenbauer hat gerne mit dem begabten Ausnahmetalent gearbeitet.
metallbau: Können Sie das Firmenprofil von Fedlmeier ein bisschen beschreiben?
Rainer: Früher – und damit meine ich mehrere hundert Jahre lang – war Fedlmeier ein rein landwirtschaftliches Unternehmen und erst später wandelte sich das Geschäft hin zum Fahrzeug-, Maschinen- und Metallbaubetrieb. Unser Schwerpunkt heute ist mit einem Anteil von rund 60 bis 70 Prozent der allgemeine Fahrzeugbau. Einen Großteil davon machen landwirtschaftliche Kipperfahrzeuge, Lkw-Aufbauten und Anhänger aller Art aus. Die meisten Arbeiten sind Sonderaufbauten für verschiedenste Anwendungen. Darüber hinaus bieten wir Stahlbauteile im klassischen Metallbau mit (Flucht-)Treppen und Geländerkonstruktionen in Stahl und Edelstahl an.
metallbau: Wieviele Mitarbeiter und Azubis beschäftigt der Betrieb aktuell? Rainer: Zur Zeit arbeiten wir zu acht. Unter uns ist auch wieder ein Lehrling. Wir haben aber nicht immer einen Azubi. Wenn jemand gut zu uns passt, wie Sebastian, dann stellen wir ihn ein. Das Team teilt sich ansonsten so auf: Die Brüder Andreas sen. und Georg Fedlmeier führen die Geschäfte, Andreas jun. ist als Nachfolger im Betrieb tätig – sowohl im technisch-handwerklichen Bereich als auch im Büro. Ich selbst arbeite in der Planung und Konstruktion sowie in der Arbeitsvorbereitung und in der Betriebsleitung. Weiter sind ein Lackierer und zwei Schweißer bei uns beschäftigt, darunter ein Geselle.
metallbau: Was war Ihr Anlass, Herrn Apfelböck beim Bundesleistungswettbewerb zu unterstützen? Rainer: Wir sind darauf bedacht, unsere Mitarbeiter wie auch unsere Lehrlinge gemäß unserer Qualitätsansprüche zu fördern. Sebastian war der erste Lehrling bei diesem Wettbewerb, zu dem er sich in Eigeninitiative anmeldete. Unterstützt haben wir Sebastian bedingt. Wir haben ihm beigebracht, wie unsere Vorstellung von Qualität aussieht und wie man das handwerklich umsetzen kann. Zum Beispiel im Hinblick auf das Finish. Optik und Haptik müssen am Ende hochwertig sein.
metallbau: Was schätzen Sie an Herrn Apfelböck besonders?
Rainer: Ganz klar seine Zielstrebigkeit. Aber auch seine Eigeninitiative. Sebastian kann selbstständig arbeiten und ich musste ihm nicht jedes Bohrloch vorgeben. Das habe ich schon sehr geschätzt.
metallbau: Was raten Sie dem Nachwuchs im Metallbau generell?
Rainer: Wenn jemand für seinen Beruf aufgeschlossen ist und zeigen kann, dass er den Willen hat, die gestellten Aufgaben zu erfüllen, beeindruckt mich das sehr. Es ist wichtig, ambitioniert und neugierig zu sein wie Sebastian. Also immer die Augen offenhalten, denn von jedem lässt sich etwas abschauen und lernen!