TechDays bei elumatec

Neue Möglichkeiten für die Profilbearbeitung

Auf seiner dreitägigen Hausmesse, den TechDays 2017, gab der Maschinenbauer elumatec Einblick in die Maschinen von heute und die Entwicklungen der Zukunft. 1300 Besucher aus mehr als 30 Ländern kamen zu der Veranstaltung im schwäbischen Mühlacker.

Ein Highlight: das neu entwickelte Stabbearbeitungszentrum (SBZ) 141. „Wir zeigen die Maschine  als Prototyp“, erklärt elumatec-Vorstand Ralf Haspel. Zu kaufen gibt es sie erst in einigen Monaten. Das SBZ 141 ist ein vierachsiges Bearbeitungszentrum. Neu ist unter anderem die autonome Spannerverschiebung. Die Spanner fahren dabei über eine Spindel und werden so autonom auf Position gesetzt. Das macht die Bedienung der Maschinen noch komfortabler. Das Maschinenbett wurde dabei deutlich stabiler und ergonomischer ausgelegt. „Ergonomie ist ein großes Thema“, sagt Haspel.  „Zudem gelingt es uns mit der SBZ 141, die Werkzeugwechselzeiten weiter zu reduzieren.“ Das erlaubt eine engere Taktung der Bearbeitungsschritte und somit kürzere Durchlaufzeiten. Wer eine solche Maschine anschaffen will, braucht Platz: Das SBZ 141 kann – je nach Ausführung – knapp 40 Meter lang werden. Dafür lassen sich damit aber auch Teile von bis zu zehn Metern Länge bearbeiten. Genaue Details zu den technischen Fähigkeiten nennt elumatec allerdings noch nicht. „Nähere Informationen wird es wohl erst zum Ende des ersten Quartals 2018 geben“, sagt Marketingleiterin Melanie Hauth.

Das neue SBZ 628

Ein Ausrufezeichen in punkto kundennaher Innovation setzte das neue SBZ 628. Der vielgefragte Allrounder für die automatisierte Non-Stop-Bearbeitung von Aluminiumprofilstäben ist jetzt noch flexibler. Die Vorgänger-Baureihe ging im April 2016 an den Start und wurde bis heute weltweit bereits mehr als 50 Mal installiert.
Bei der neuen Baureihe vergrößert ein horizontales Sägeaggregat nochmals das Leistungsspektrum. Es ermöglicht zusätzliche Zuschnitts-Optionen, wovon besonders Kunden in den Bereichen Elementfassade und Schiebesysteme profitieren. Zudem wurde die Symmetrie der Maschine neu erarbeitet. Nun ist nicht mehr nur ein Fertigungslauf von links nach rechts, sondern auch von rechts nach links möglich. elumatec-Maschinen sind oft ein Baustein in der Fertigungs- und Prozesskette der Kunden. Da müsse man flexibel sein, so Haspel.

Marktposition von elumatec

elumatec zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Maschinen zur Bearbeitung von Aluminium-, Kunststoff- und Stahlprofilen. Mit diesem Spektrum ist das Unternehmen natürlich auch im Metallbau zu Hause. Etwa die Hälfte des Umsatzes von zuletzt etwas mehr als 125 Millionen Euro kommt aus dieser Branche. Ein Drittel des Geschäfts machen die Schwaben mit Industriekunden. Die restlichen 15 Prozent bringen PVC-Verarbeiter. Nächstes Jahr wird die Firma 90 Jahre alt. Heute beschäftigt sie weltweit etwa 720 Mitarbeiter, davon allein 450 am Stammsitz in Mühlacker im Enzkreis, Baden-Württemberg. 80 Prozent des Umsatzes macht elumatec im internationalen Geschäft. Darum ist die Firma mit Niederlassungen und über Vertriebspartner in mehr als 50 Ländern auf der ganzen Welt vertreten.

Seit zwei Jahren gehört der mittelständische Maschinenbauer zur italienischen Citigroup. Für dieses Jahr geht Vorstandschef Haspel von einem Wachstum von drei bis fünf Prozent aus. Die Motoren des Zuwachses finden sich auf dem Heimatmarkt und in der direkten Nachbarschaft. „Deutschland und Österreich waren zuletzt sehr stark, auch in Polen sind wir um 30 Prozent gewachsen.“ Die Sanktionen gegen Russland treffen den schwäbischen Maschinenbauer. „Unser Umsatz dort ist eingebrochen“, verrät Haspel. „Von sechs auf eine Million Euro.“

Ein Besucher über elumatec

Kunden schätzen die hohe Verlässlichkeit der Maschinen. „Wir arbeiten schon lange mit elumatec-Maschinen“, sagt Siegfried Trautmann, Gründer und Inhaber von ST Vitrinen Trautmann aus Bielefeld. Das Unternehmen ist mit seinen 100 Mitarbeitern auf die Herstellung von Alu-Vitrinen vor allem für die Out-of-Home-Werbung spezialisiert. Die Metall-Vitrinen finden sich auf Bahnhöfen, in U-Bahn-Stationen oder auch bei Juwelieren. „Wir haben von der einfachen Stabmaschine bis hin zum komplexen Bearbeitungszentrum alles mitgemacht“, erinnert sich Trautmann. Heuer ist er gemeinsam mit seinem Geschäftsführer Arne Schlüter zu den TechDays gekommen, um sich über die neusten Modelle zu informieren. „Wir planen auch eine konkrete Neuanschaffung“, verrät Schlüter. Konkreter will er sich aber nicht äußern. Er grinst. „Wir wollen ja nicht unsere Verhandlungsposition schwächen.“
Bei den TechDays standen nicht nur die Maschinen und deren Konstruktionsweise im Fokus. Auch auf die Verknüpfung der Maschinen im Internet of Things, auf die Schaffung einer Industrie 4.0 wurde ein Schwerpunkt gelegt. Bereits vor 16 Jahren hat elumatec die Software-Entwicklung für die eigenen Maschinen in einer separaten Firma ausgegliedert. Bei Elucad arbeiten sie unter Hochdruck daran, das Internet der Dinge auf die Anlagen der Gegenwart zu bringen. Der nächste eigene Sprung dahin ist die sogenannte EluCloud.

Entwicklung der Software

Die EluCloud ist vor allem ein Projekt, um Data Mining zu betreiben. Digital arbeitende Geräte erzeugen jede Menge Daten. Aus diesen lassen sich Informationen ablesen und somit Prognosen für die Zukunft erstellen. Sie können helfen, zuverlässigere Vorhersagen etwa über den Verschleiß von Werkzeugen, die Bearbeitungszeit von Werkstücken oder sogar die Funktionalität und Störanfälligkeit der Maschine selbst zu treffen. Data Mining bedeutet, diese Schätze nicht nur zu produzieren, sondern auch mit ihnen zu arbeiten, sie quasi zu heben. „Ganz so weit sind wir aber noch nicht“, sagt Vorstand Haspel. Denn damit man mit den Daten allgemeingültige Aussagen treffen kann, muss man zunächst mal Daten sammeln. Das braucht Zeit. Haspel geht davon aus, dass man erst nach einem Jahr Ergebnisse sehen wird. „Was wir hier machen, ist Pionierarbeit“, sagt der Vorstandschef.

„Die TechDays sind für uns eine willkommene Möglichkeit, uns über Neuheiten zu informieren“, sagt auch Gerd Baum. Der Geschäftsführer von Baum-Metall aus dem sächsischen Fraureuth ist seit Jahren treuer Kunde. „Das hat auch mit Vertrauen zu tun.“ Baum interessiert sich vor allem für neue Modelle, aber auch für die neuen IT-Anwendungen auf den Anlagen. „Wichtig ist, dass der Programmierer immer den Nutzen im Sinn hat“, sagt er. Dies sei bei elumatec und der Verbindung zur IT-Tochter Elusoft vorbildlich gelungen. Theorie und Praxis gingen dort Hand in Hand und führen so zu sinnvollen Systemerweiterungen.

Vernetzung der Maschinen

In der Tat ist elumatec schon einen gehörigen Schritt weiter als viele seiner Wettbewerber. Die Vernetzung der Maschine ist bereits geschehen. Die Fernwartung über das Internet gehört mittlerweile längst zu den Standard-Features. Wer will, kann Ersatzteile auch über den Kurznachrichtendienst Twitter bestellen. Ohne die Ausgründung von Elusoft wäre man vermutlich nie so weit gekommen, glaubt Haspel. „Eine herausragende Software ist heute ein entscheidendes Kriterium für Erfolg.“
Natürlich kann Elusoft nicht alle Anwendungen entwickeln, die rund um den Fertigungsprozess eine Rolle spielen. Dafür gibt es andere Partner, die ebenfalls Präsenz zeigten. Neben Elusoft waren auch Camäleon, Orgadata, CAD-Plan, KKP, Klaes und Vóilap auf den TechDays vertreten.
Trotzdem zögern manche  Kunden aber noch, wenn sie vom Internet der Dinge, von der Industrie 4.0 hören. „Die Cloud-Anwendung ist im Moment noch ein Nice-to-have“, sagt etwa Arne Schlüter. Dies sei nichts, was nachher den Unterschied bei einer Kaufentscheidung mache. Er fügt aber hinzu: noch nicht. Denn so wie die Technologie noch in den Kinderschuhen steckt, braucht es auch noch Überzeugungsarbeit bei den Kunden.
Wichtiger sei ihm da, dass es auch nach dem Kauf einen guten Service gibt. „Wir bekommen Ersatzteile an einem Tag – das ist entscheidend“, so Schlüter. Mit der neu eingeführten Sammlung maschinenbezogener Daten will Ralf Haspel dieses Rad noch ein Stück weiter drehen. „Unser Ziel ist die vorausschauende Wartung“, sagt er. Eingreifen, bevor etwas kaputtgeht.
Man sehe sich hier auf einem guten Weg, sagt auch Stefan Gerhard von Elusoft. In der neuen Betriebssoftware Elucad seien bereits diverse Features eingebaut, die vor allem in der vernetzten Anwendung einen Mehrwert finden. Wichtig ist ihm aber auch, dass Cloud bei Elusoft nicht bedeute, dass die Daten für jeden zugänglich sind. „Es bleibt alles im Netz unseres Kunden“, sagt er. „Die Maschinen sind zwar untereinander vernetzt, aber noch nicht in der offenen Cloud.“ Elucad 4.1, das nächste Update der Betriebssoftware, wird Anfang des kommenden Jahres erscheinen.

Produktion des Zulieferers

elumatec baut Serienmaschinen. Sonderanfertigungen spielen keine Rolle. Die einzelnen Modelle werden in kleinen Gruppen gefertigt. Die Mitarbeiter produzieren so manchmal nur ein paar Maschinen einer Serie pro Monat. Von der SBZ 150/151 etwa werden pro Monat nur fünf Stück fertig. „Eine Maschine zu bauen, dauert etwa zwölf Wochen“, verrät Marc Watzer, Vertriebsleiter Innendienst. Sein erstes Stabbearbeitungszentrum hat elumatec vor 25 Jahren gebaut. Heute finden sich die Maschinen in nahezu allen Ländern der Welt. „Außer der Antarktis dürfte es kaum einen Ort geben, an dem keine unserer Maschinen steht“, sagt Watzer.
So waren denn auch die TechDays eine internationale Veranstaltung. Bei der Premiere vor zwei Jahren waren noch 800 Gäste gekommen. Diesmal wurden während der dreitägigen Hausmesse 1.300 Besucher gezählt. Sie kamen aus Korea und Japan, Namibia und Chile. Die Kunden wollten sich informieren, wie man trotz der immer komplexer werdenden Marktanforderungen die Fertigungszyklen weiter verbessern und flexibilisieren kann. „Unsere Antwort sind passgenaue, hochautomatisierte Maschinen und vernetzte Fertigungsschritte“, sagt Haspel.
Der Vorstand sieht die Aufgabe des Unternehmens nicht mehr nur als Maschinenlieferant. „Wir verkaufen nicht ein Stück Maschine. Wir liefern Lösungen“, sagt er. Im eigenen Hochregallager hält elumatec 160.000 Teile vorrätig. „Unsere Kunden verlangen heute auch nach schlüssigen Logistikkonzepten.“ Allein vom Hauptsitz in Mühlacker werden jeden Monat 15 Überseecontainer auf Reisen geschickt.

Maschinen für den Einstieg

Im unteren Preissegment beginnt bei elumatec die Produktvielfalt mit den Doppelgehrungssägen. Seit dem Jahr 2000 wurden davon mehr als 10.000 Stück verkauft. Einstiegsmodelle gibt es bereits für etwa 10.000 Euro. Hochpreisigere Ausführungen mit fünf Achsen gehen dann hoch bis zu 100.000 Euro. Komplexere Maschinen kosten bis zu einer halben Million Euro.
Die Entwicklungszyklen der Maschinen hätten sich in den vergangenen Jahren immer weiter reduziert, sagt Haspel. Elumatec geht das Thema systematisch an. Eine neue Maschine kommt nicht sporadisch auf den Markt. „Bis 2020 wollen wir alle Baureihen einer Frischzellenkur unterziehen“, so Haspel weiter. „Da sind wir auf einem guten Weg.“

Ausblick

Nächstes Jahr wird elumatec 90 Jahre alt. Da wird sich der Maschinenbauer sicher etwas einfallen lassen. Die nächste Auflage der TechDays wird allerdings turnusgemäß erst in zwei Jahren auf dem Plan stehen. Das Fazit der diesjährigen Auflage fällt zufrieden aus: „Wir haben drei spannende Tage mit unseren Kunden und Partnern erlebt. Den intensiven Austausch werden wir nutzen, um unseren gemeinsamen Weg auch in Zukunft erfolgreich fortzusetzen – etwa durch attraktive Innovationen im Jahr 2018“, bilanziert Haspel.

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