Österreich und Schweiz sind vorne dabei
Franz Kalß aus Österreich hat sich Ende Oktober bei der Berufsweltmeisterschaft in der Disziplin Metallbau die Silbermedaille geholt und ist Vizeweltmeister 2017. Der Schweizer Michael Graf erreichte den neunten Platz. Wir haben die beiden nach Ihrer Rückkehr aus Abu Dhabi um ein Statement gebeten. Aus Deutschland gab es keinen Teilnehmer, der Bundesverband Metall in Essen unterstützt diesen Wettbewerb nicht.
Silbermedaillengewinner Franz Kalß (Österreich) hat uns kurz nach dem viertägigen Wettbewerb, bei dem er nach Plan einen Mähdrescher fertigen musste, seine Eindrücke geschildert: „Bei der Preisverleihung, als das gesamte Team auf der Bühne war, warteten alle gespannt auf die Ergebnisse. Meine Berufssparte ‚Construction Metal Work’ kam ziemlich zum Schluss und ich rechnete gar nicht mit einem Podiumsplatz. Umso mehr habe ich mich gefreut, als der Traum einer Medaille wahr wurde. Das Gefühl ist einfach unbeschreiblich. Ich bin sehr glücklich, fassungslos und überwältigt zugleich. Unsere Aufgabe war es, einen Mähdrescher in nur 18 Stunden zu fertigen. Die größte Herausforderung war, dass wir den Plan, also die technische Zeichnung, erst am ersten Wettbewerbstag erfuhren und ich mit Maschinen arbeiten musste, mit denen ich noch nie zuvor gearbeitet hatte. Ich bin schon sehr froh, dass ich mich im Vorfeld intensiv auf die WorldSkills vorbereitet habe. Insgesamt habe ich 1.050 Stunden Training absolviert. Dabei haben ich und meine Trainer alle möglichen Szenarien durchgeprobt mit dem Ergebnis, dass wir uns bestmöglich auf den Wettbewerb vorbereitet haben. Jede der 1.050 Trainingsstunden war ausschlaggebend, um einen derartigen Erfolg zu erzielen. In den kommenden Wochen werde ich wieder im Betrieb (AKE Ausseer Kälte- und Edelstahltechnik) tätig sein und Aufräumarbeiten erledigen. Ich scherze gerade ganz gerne mit dem Satz ‚Vor dem Wettbewerb ist nach dem Wettbewerb’. Fürs nächste Jahr ist noch nichts Konkretes in Planung, aber auf jeden Fall freue ich mich schon auf die nächste Herausforderung. Solange zehre ich noch von all den spannenden Eindrücken: Ich habe mir in Abu Dhabi ein paar Dinge angeschaut und ich bin mit der schnellsten Achterbahn und im größten Looping der Welt gefahren. Das waren schon Highlights für mich. Überhaupt das ganze Land, die Kultur und die Geschichte haben mich einfach fasziniert. Das war ein guter Trost dafür, dass ich mir ja eigentlich erhofft hatte, von den anderen Teilnehmern auch neue Arbeitsweisen kennenzulernen. Aber ich muss ganz ehrlich sein: Ich hatte überhaupt keine Zeit, um die anderen zu beobachten. Aber ich denke, jeder hat auf seine eigene Art und Weise Großartiges geleistet. Lassen Sie mich an dieser Stelle noch der Geschäftsführung der Firma AKE sehr herzlich danken. Sie haben mich mit Material, Maschinen und Arbeitszeit tatkräftig unterstützt. Außerdem möchte ich mich noch bei meinem Trainer und bei meinem Bruder Johannes bedanken, die mich ebenfalls tatkräftig unterstützt haben.“
Für die Schweiz lief es im Wettbewerb insgesamt sehr gut. In der Gesamtwertung aller Disziplinen hat nur China mehr Goldmedaillen geholt. Michael Graf hat um nur einen Punkt die „Medallion for Excellence“ verpasst. Das scheint zwar bitter, aber Graf und sein Ausbilder sind beide trotzdem sehr stolz auf seine Leistungen. Der 21-Jährige hat nach der Rückkehr seine Teilnahme an den WorldSkills bilanziert: „Die ganze Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate hat mir sehr gut gefallen. Sie selbst ist wohl mein persönliches Highlight. Denn neben dem Wettbewerb habe ich auch viele neue Leute kennengelernt. Der Wettbewerb war natürlich auch sehr spannend und herausfordernd: Wir Metallbauer mussten ein Modell von einem Mähdrescher fertigen. Insgesamt hatten wir dafür 22 Stunden Zeit. Vier Stunden, um die Pläne zu studieren, und 18 Stunden für die Fertigung. Die größte Herausforderung für mich war dann tatsächlich die Kürze der Zeit, in der ich das Projekt möglichst genau zu fertigen hatte. Es war schon gut, dass ich mich so intensiv vorbereitet habe. Da hat mir — ehrlich gesagt jedweder Trainings-Inhalt geholfen. Das Wettbewerbsergebnis war dann sehr knapp: Maximal erreichbar waren 800 Punkte und ich habe 699 Punkte erhalten. Das hat mir leider nicht ganz für einen Platz auf dem Podest gereicht, dennoch bin ich stolz, dass ich in den 18 Stunden fertig geworden bin. Das ist nicht allen gelungen. All denen zum Beispiel nicht, die hinter mir auf der Rangliste stehen. Das ist aber leider auch schon alles, was ich von den anderen Teilnehmern mitbekommen habe. Ehrlich gesagt bekam ich von den anderen Kandidaten und deren Arbeitsweisen während des Wettbewerbes nicht viel mit. Jeder hat ja ganz selbständig in seiner Arbeitsbox gearbeitet und die Zeit war so knapp bemessen, dass ich es nicht geschafft habe, in die anderen Boxen zu schauen. Und nun ist schon wieder alles vorbei und ich arbeite wieder ganz normal bis Januar. Nachher muss ich meine 21 Wochen Militärdienst leisten. Wenn das vorbei ist, ziehe ich eine Weiterbildung in Betracht.Bei dieser Gelegenheit will ich es nicht verpassen, mich bei all jenen zu bedanken, die mich in irgendeiner Form unterstützt und auf diesem Weg begleitet haben: meinen Eltern und meiner Schwester Sabrina, meinem Arbeitgeber Ferdinand Hasler sowie meinem Betreuer und Coach Roger Müller und vielen anderen. Ihnen allen gebührt ein herzliches Dankeschön.“