Die Schweiz bei den WorldSkills

Michael Graf im Oktober in Abu Dhabi

Michael Graf vertritt in Abu Dhabi bei den WorldSkills 2017die Schweiz im Wettkampf um den besten Metallbauer der Welt. Einer seiner großen Konkurrenten ist Franz Kalß aus Österreich (siehe mb 3/17). Aus Deutschland startet in dieser Disziplin niemand. Der größte Gegner für alle ist ohnehin die Wettkampf-Zeit, denn diese läuft schnell ab – manchmal zu schnell. 

Simon Hasler glaubt an seinen Gesellen Michael Graf. Der Geschäftsführer des Betriebs Ferdinand Hasler meint, dass Michael gute Chancen auf den Weltmeistertitel hat. Hasler beschreibt seinen begabten Nachwuchs als guten, weil ruhigen und überlegten Fachmann, der selbständig arbeitet und mitdenkt. „Michael ist ein guter Fachmann. Außerdem schätze ich seine Loyalität und seinen Einsatz auf der Baustelle. Dort bringt er sich richtig gut ein und denkt mit“, lobt der Chef.

Die World-Skills

Berufs-Weltmeister kann man bei den WorldSkills werden, die alle zwei Jahre an verschiedenen Orten weltweit stattfinden. Zugelassen sind junge Handwerker, die maximal 22 Jahre alt sein dürfen. Dieses Jahr treten vom 15. bis 18. Oktober über 1.200 Kandidaten aus 77 Nationen in 51 Berufen auf dem Wettkampfgelände ADNEC in Abu Dhabi gegeneinander an. Der 21-jährige Metallbauer Michael Graf ist einer von ihnen. Er stammt aus dem schweizerischen Marbach und hat im Sommer 2016 seine Lehre bei Hasler mit der stattlichen Note „5“ abgeschlossen. Genau anders herum als in Deutschland ist das in der Schweiz die zweithöchste Note, die es gibt (Beste Note = 6, schlechteste Note=1). Graf ist glücklich über seine Entscheidung für den Metallbau. Hat er doch anfangs mit einer Zimmermannslehre geliebäugelt. Letztlich haben ihn die Vielseitigkeit des Berufs sowie sein erster Besuch bei Hasler überzeugt. „Mir hat der Betrieb von Anfang an sehr gut gefallen“, erinnert sich Graf. „Der Beruf des Metallbauers ist sehr abwechslungsreich, denn man hat immer mit verschiedenen Materialien zu tun und jedes verlangt verschiedene Verarbeitungstechniken. Das benötigt Fingerspitzengefühl.“ Graf resümiert: „Immer, wenn es mir gelingt, dieses Fingerspitzengefühl zu haben, erfüllt mich das mit Stolz.“ So darf er jetzt im Oktober an den Persischen Golf fliegen und dort um die Goldmedaille Metall schweißen, biegen oder wie auch immer verarbeiten.

Anlass zur Teilnahme an den WorldSkills 2017

Dass sich Graf für die Berufs-WM in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate qualifiziert hat, kam für ihn wie aus dem Nichts. Normalerweise darf nur der Gewinner der Schweizerischen Meisterschaften zu den Weltmeisterschaften fahren. Und der hieß Pascal Baumann. Baumann holte sich bei den SwissSkills 2016 in Martigny die Goldmedaille. Statt aber nun Metall um die Wette zu schweißen oder zu biegen, absolviert Baumann derzeit seinen Wehrdienst und kann nicht an den WorldSkills 2017 teilnehmen. Des Baumanns Leid, des Grafen Freud: Als Zweitplatzierter ist Graf nachgerückt und freut sich nun sehr über diese Chance: „Nun kommt mir die Ehre zuteil, die Schweiz in Abu Dhabi vertreten zu dürfen.“ Ein großer zeitlicher Nachteil entstand Graf nicht, denn die Entscheidung für seine Teilnahme fiel bereits im Herbst 2016 – also kurz nach den SwissSkills.

Vorbereitungen auf Abu Dhabi

Um Weltmeister zu werden ist eine gute Vorbereitung nötig. Das weiß auch der 21-jährige Titeljäger: „Die Konkurrenz wird groß sein. Dessen bin ich mir bewusst. Ich setze alles daran, mein Bestes zu geben und für den Erfolg zu kämpfen. Es braucht eine gute Vorbereitung, um alles zu zeigen, was man hat. Im Grunde geht es immer um Effektivität, Effizienz und mentale Stärke.“ All das hat Graf in den vergangenen Monaten fleißig und diszipliniert geübt. Dafür gingen auch zahlreiche Wochenenden drauf. Da bleibt wenig Zeit fürs Motorradfahren, für das sich Michael Graf sonst begeistert. Ebenso wenig Zeit bleibt für den Schützenverein. Graf reiste stattdessen nach Salzburg, um bei einem Metallbauwettbewerb Erfahrungen zu sammeln. Dort ist er zwar außer Konkurrenz, aber nicht minder erwähnenswert, Zweiter geworden. Danach folgten acht Wochen Trainingslager und Team-Wochenenden mit der Schweizer Equipe, die mal ins Tessin, mal nach Bern, mal nach Interlaken und an andere Orte in der Schweiz reiste. In unterschiedlichen Coachings lernten die Teilnehmer zum Beispiel, wie man sich gegenüber der Presse verhält und wie man Interviews führt. Einige Kurse hatten das Thema „Blindes Vertrauen“ im Fokus und wiederum andere zeigten Wege auf, wie man mit Ablenkung umgehen kann. Viele wertvolle Tipps also, um dann zu reüssieren, wenn es ums Gold geht.

Michael Graf ist der erste Hasler-Jünger, der zu einer Weltmeisterschaft geht. Vor ihm haben es einige immerhin bis zur Schweizer Meisterschaft geschafft. Egal, welcher Titel ansteht: Mit Simon Hasler erhält der Nachwuchs Unterstützung in vielen Belangen. So stellt der Betrieb nicht nur Material, Maschinen und Werkzeuge zur Verfügung, sondern auch wertvolles Know-how. Im Betrieb, den Simon Hasler seit 1984 führt, gab es schon immer Auszubildende, denn, so Hasler, „es liegt uns sehr am Herzen, den eigenen Nachwuchs zu fördern. Wir leben und profitieren ja auch davon in hohem Maße.“ Derzeit beschäftigt das Unternehmen insgesamt 17 Mitarbeiter, darunter vier Auszubildende – zwei im ersten, die anderen im zweiten und vierten Lehrjahr.

Der Experte im Schweizer Team

Neben seinem Arbeitgeber hat Graf mit Roger Müller einen weiteren Coach und Betreuer. Dieser gehört zum Swiss-Team. „Er hat für mich ein Trainingsprogramm zusammengestellt. In den Trainingswochen werden die verschiedenen Arbeitstechniken intensiv geübt und geprobt. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Sauberkeit und Exaktheit in der Verarbeitung sowie der Einhaltung der Maße“, erklärt Graf. Roger Müller, selbst gelernter und studierter Metallbauer, unterstützt Graf als Experte. Er kommt aus dem Ort Buchs im Kanton Aargau und arbeitet seit 2004 als Projekt- und Abteilungsleiter Metallbau bei Gurtner Metallbau in Buchs. Er kennt den Wettbewerb aus eigener Erfahrung. 2001 hat er in Seoul den dritten Platz belegt. Seit 2007 ist er schon im Team als Experte und seit 2015 sogar Chefexperte bei den WorldSkills. Keiner im Team kennt die Herausforderungen des Wettbewerbs so gut wie Müller. Und so hat er Michael Graf schon gebrieft.

Herausforderungen und Aufgaben

Dieser sieht sich nun vor allem mit der Herausforderung des Zeitmanagements konfrontiert: „Es wird vor allem auf Genauigkeit und Zeit ankommen.“ Effizienz ist also der Schlüssel zum höchsten Platz auf dem Podest. Und weiter: „Wir Metallbauer wissen nicht, was für eine Aufgabe auf uns zukommt. Vermutlich werden wir etwas schweißen müssen“, sagt Graf, „aber es gibt ja noch viele andere Verarbeitungsmöglichkeiten, auf die ich mich einstellen muss wie Schrauben, Nieten, Trennen, Schleifen, Scheren oder Abkanten.“

In der Regel wird den Teilnehmern ein Plan, also eine technische Zeichnung vorgelegt, der dann in einer vorgegebenen Zeit umgesetzt werden muss. „Im Prinzip ist das eine sehr praxisnahe Aufgabe“, weiß Graf. „In unserem Betrieb läuft das ganz ähnlich ab.“ Hasler ist ein klassischer Metallbaubetrieb mit Schwerpunkt Treppen. Die Leistungen des Betriebs reichen von der Beratung über die Planung, Produktion, Fertigung bis hin zur Montage. Simon Hasler berichtet nicht ohne Stolz, dass sein Betrieb nahezu alle Geometrien fertigen könne.

Dabei sein ist alles

Der Sieg alleine reizt Graf aber gar nicht, er lebt den Gedanken „Dabei sein ist alles“. „Mich reizt allem voran, das fremde Land kennenzulernen. Außerdem kommen so viele Teilnehmer aus ganz verschiedenen Ländern zusammen. Dass ich diese und deren Arbeitsweisen und -techniken kennenlernen darf, finde ich sehr spannend. Ich frage mich schon heute, wie die Metallbauer aus China oder Russland arbeiten und welche Unterschiede es zu den Arbeitsweisen gibt, die ich bislang kenne“, fasst Graf zusammen. Ein besonderer Reiz liegt für ihn auch darin, in einem Länderteam anzutreten: „Das Schweizer Team ist toll! Wir verstehen uns untereinander sehr gut und ich finde es toll, die Schweiz zu vertreten“, schwärmt er. Kein Wunder, dass Simon Hasler Graf sehr schätzt, denn, so erklärt er, „ich mag Menschen, die mit Freude und Leidenschaft ihren Beruf ausüben. Es ist schön, wenn jemand das kreative Handwerk lebt und stolz darauf ist, Dinge zu schaffen, die anderen Freude bereiten.“

Ausblick

Ganz gleich wie die Weltmeisterschaft ausgeht, Graf möchte dem Handwerk treu bleiben. Wie es beruflich weitergeht, weiß er noch nicht genau. „Nächstes Jahr muss ich erst einmal zum Militär. Beruflich denke ich über eine Zusatzlehre als Konstrukteur nach oder über eine Weiterbildung zum Werkstattleiter.“ Aktuell geht es vor allem darum, aufs Treppchen zu kommen.

Info & Kontakt

Ferdinand Hasler AG
Rorschacherstr. 35
CH-9450 Altstätten
Tel. +41 (71) 757 87 57

www.hasler-treppen.ch

www.worldskills.org

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