Metall für Ruhm und Ehre

Franz Kalß bei den WorldSkills 2017

Franz Kalß aus der Steiermark reist als österreichischer Bundessieger im Herbst zu den WorldSkills nach Abu Dhabi. Er gilt als handwerklich talentiert, ehr­geizig und lernfähig. Der 19-Jährige hat der Redaktion metallbau verraten, welche Eigenschaften ein künftiger Weltmeister noch haben sollte und welche Art von Unterstützung unbedingt notwendig ist.

Es klingt im ersten Moment etwas paradox, aber gerade seine Heimatverbundenheit hat den 19-jährigen Franz Kalß aus der Steiermark nicht nur ein Ticket nach Finnland beschert, sondern auch eines ins weit entfernte Abu Dhabi. Ein Ticket zu den WorldSkills – dem internationalen Berufswettbewerb für Handwerker. Seine Heimatverbundenheit war neben seiner Begeisterung für das Metallhandwerk ein entscheidender Grund, beim Unternehmen AKE Ausseer – Kälte- und Edelstahltechnik in Kainisch/Steiermark seine Lehre zu beginnen und sie 2016 abzuschließen. Inzwischen begleitet er im Betrieb eine Position im Vitrinenbau. Kalß gilt seit 2016 als der beste Metalltechniker Österreichs. Dafür spricht seine Goldmedaille der SkillsAustria. Und genau deshalb darf der talentierte Metall- und Blechtechniker im Oktober 2017 auch in den Nahen Osten reisen, um sich mit anderen Bundessiegern aus allen Herren Ländern zu messen. Bis es aber soweit ist, gibt es jede Menge für ihn zu tun. Das Training eines Olympioniken dürfte nicht intensiver ausfallen.

Die Voraussetzungen der Besten

Der Beste zu sein, bedeutet auch im Handwerk jede Menge Fleißarbeit. Und die begann im November 2016, seitdem Kalß auf dem höchsten Treppchen in Salzburg stand. Wenn jemand handwerklich so begabt und ehrgeizig ist wie er, ist die Antwort auf die Frage nach seinem Ziel in Abu Dhabi klar. Aber Kalß blickt über den Tellerrand hinaus. „Ich hoffe, viele positive Erlebnisse von den WorldSkills mit nach Hause zu nehmen. Alle Wettbewerbe bringen in der Regel positive Erlebnisse mit sich, wie z. B. dass ich ein neues Land kennenlernen werde. Außerdem werde ich im Februar 2017 nach Finnland reisen. Die Reise habe ich mit dem ersten Preis in Salzburg gewonnen.“ Mit Kalß geht also nicht nur ein Mann ins Rennen, der nur seinen Beruf kennt, liebt und beherrscht, sondern auch jemand, der schon weiß, dass das Leben neben dem Beruf auch viele interessante Dinge bietet. In seiner Freizeit hält er sich gerne in der Natur  auf und klettert, wandert oder fährt Ski. Ob er in den kommenden Monaten diesen Leidenschaften nachkommen kann, bleibt fraglich, denn das Trainingsprogramm für die Weltmeisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist schwindelerregend zeitintensiv. Davon zumindest berichteten die Vorgänger von Kalß: Die erfolgreichen WorldSkills-Teilnehmer Andreas Neuenschwander aus der Schweiz, der 2015 in Sao Paulo Bronze gewonnen hat, oder Florian Salhofer aus Österreich, der 2011 aus London Gold mitbrachte (MB 1-2/2016 und MB 6/2016).

Die Herausforderungen der Vorbereitung

Kalß stellt sich entsprechend darauf ein, dass auch er viel Zeit in die Vorbereitung investieren muss: „Die größte Herausforderung bei der Vorbereitung ist der Stress. Um diesem Herr zu werden, gilt es, sich ein gutes Zeitmanagement anzueignen. Ich muss mich auf die verschiedenen Aufgaben bei den WorldSkills vorbereiten und meine handwerklichen Fähigkeiten verbessern – ja, perfektionieren. Um mit dem Wettbewerbsstress gut umzugehen, wird von den WorldSkills ein Mentalcoaching angeboten, an dem ich teilnehme und ich werde mich selbst auch mental sehr gut vorbereiten.“ Soviel zum Stress, der wohl mindestens so viel Gewicht hat, wie das handwerkliche Geschick selbst. Aber auch zu Letztgenanntem will sich der 19-Jährige wappnen: „In den nächsten Monaten werde ich an diversen Schulungen und Seminaren teilnehmen, wie z.B. an einem Schweißkurs, der vom Wirtschaftsförderungsinstitut gesponsert wird. Darüber hinaus werden mich verschiedene Leute trainieren, die mir helfen sollen, meine handwerklichen Fähigkeiten zu perfektionieren. Das sieht dann so aus, dass ich ca. 15-mal drei Tage am Stück – immer von Donnerstag bis Samstag – mit einem speziellen Trainer übe. Dort werden die Bedingungen inhaltlich fast so sein wie bei den WorldSkills selbst – natürlich ist eine Wettbewerbssituation nochmal etwas ganz anderes. Aber bereits jetzt geht alles schon auf Zeit und alles muss bis ins kleinste Detail passen.“

Kalß wird von seinem Arbeitgeber großzügig unterstützt. Er ist dafür mehr als dankbar: „AKE stellt mich für 180 Stunden für das Training frei. Dafür möchte ich mich besonders herzlich bei den beiden Geschäftsführern Helmut und Andreas Pilz bedanken. Den Rest der Trainingseinheiten absolviere ich in meiner Freizeit. Konkret bedeutet das, dass ich zusätzlich jeden freien Nachmittag nach der regulären Arbeitszeit nutzen werde, um ein paar Stunden zu trainieren. Ich spreche von sechs bis sieben Tage pro Woche, also rund 40 bis 50 Stunden.“ Es ist also nicht übertrieben, wenn sich Kalß selbst als ehrgeizig bezeichnet. Das schreibt ihm auch sein Ausbilder Franz Neuhuber auf die Fahne.

Fähigkeiten und Handwerkstechniken

Kalß ist zwar längst ein fähiger Metalltechniker, aber diese Eigen­schaft alleine genügt nicht, um Weltmeister zu werden. Das zumindest, findet Kalß: „Wenn ich mich mit den Besten der Welt messen möchte, habe ich es mit einem sehr hohen Niveau der Aufgaben zu tun. Da muss ich meine Fähigkeiten unbedingt verbessern. Ich denke da besonders an Handwerkstechniken wie Autogenschneiden, Schweißen oder Kanten. Das Autogenschneiden beispielsweise ist in unserer Firma nicht üblich, da wir unsere Kühl- und Wärmegeräte ausschließlich aus Edelstahl produzieren und dieser materialbedingt nicht mit Autogenschneider zugeschnitten werden kann.“ Die Wettbewerbsteilnehmer müssen sich recht umfangreich vorbereiten, denn was exakt in der Prüfungssituation abgefragt wird, wissen sie nicht. Die Veranstalter haben lediglich darüber informiert, dass es rund sechs Werk­stücke anzufertigen gilt. Welche das genau sind, erfahren die Teilnehmer am ersten Tag des Wettbewerbs vor Ort.

Ein starkes Team

Das Talent von Kalß beobachten Geschäftsführung und Ausbilder schon länger mit Wohlwollen. Sie stellen ihrem begabten Nachwuchshandwerker dafür einiges zur Verfügung. Kalß erzählt: „Der Betrieb stellt einen Übungsplatz und die Hälfte der Übungszeit – also die eingangs erwähnten 180 Stunden. Weiter bekomme ich von AKE Material und Werkzeuge gestellt. Noch einmal ein herzliches Dankeschön an die Geschäftsführer Helmut und Andreas Pilz.“

Spätestens jetzt wird klar, dass es nicht nur nötig ist, ehrgeizig zu sein und hochgesteckte Ziele zu verfolgen, sondern auch, zu schätzen, was man aus diesen Möglichkeiten machen kann und darf. Diese Wertschätzung ist zwischen dem jungen Kalß und seinen Vorgesetzten gut zu erkennen. Kalß wird auch von seinen Ausbildern Franz Neuhuber, Hubert Pliem und Christopher Bartel beraten und unterstützt. „Ich bin allen so dankbar“, wiederholt Kalß und ergänzt „Ich tausche mich mit verschieden Trainern aus, die auch selbst schon bei den WorldSkills teilgenommen und Medaillenplätze erzielt haben.“

Und dann hat Kalß noch einen ganz besonderen Berater und Wegbegleiter: „Mein Zwillingsbruder Johannes steht mir bei den Vorbereitungen tatkräftig zur Seite. Ich bin auch ihm sehr dankbar für all das.“ Johannes ist nicht nur Franz’ Zwillingsbruder, sondern auch Kollege und Konkurrent. Mit nur geringem Abstand zum Bruder hat Johannes bei den SkillsAustria den zweiten Platz belegt. Die Konkurrenz gibt es aber nur bei den Wettbewerben. Ansonsten streben die Brüder ähnliche Ziele an, und es sieht für beide gut aus, diese nach und nach gemeinsam zu erreichen. Franz Kalß hat schon konkrete Vorstellungen, wie es für ihn weitergehen soll: „Zuerst möchte ich natürlich bei den WorldSkills  erfolgreich sein. Danach möchte ich mich in der Firma weiterbilden und, wenn möglich, diverse Kältetechnik-Kurse belegen. Und klar, warum nicht auch einen Meisterkurs?“

Der Nachwuchs in guten Händen

Hinter den Zwillingsbrüdern stehen Fachkräfte mit viel Praxiserfahrung. Der Verantwortliche in der Ausbildung bei AKE heißt Franz Neuhuber. Er ist seit zehn Jahren in der Firma tätig und einer der rund 180 Mitarbeiter. Neuhuber schätzt die Brüder sehr: „Franz und sein Zwillingsbruder Johannes sind beide sehr ehrgeizig und sehr lernwillig. Das macht sie schon zu etwas Besonderem. Aber der Nachwuchs liegt unserem Betrieb generell sehr am Herzen.“ Ein Aspekt davon ist die Teilnahme an Wettbewerben. Jedes Jahr werden zwei AKE-Lehrlinge zu den Landesmeisterschaften entsendet. Das kann sich ein Unternehmen wie AKE mit derzeit 22 Lehrlingen gut leisten. Gleichzeitig verpflichtet sich der Nachwuchs den Werten des Unternehmens. Neuhuber bringt diese auf den Punkt: „Jeder, der einen Beruf lernt, sollte ihn gerne ausüben. Was man macht, sollte man vernünftig und gut machen. Allen voran steht die Freude unserer Auszubildenden an dem, was sie lernen und was sie auf ihrem beruf­lichen Werdegang erleben.“

Fazit

Wir dürfen gespannt sein auf Franz Kalß’ Ergebnisse bei den WorldSkills. Wovon wir jetzt schon ausgehen dürfen, ist, dass er einen Beruf gewählt hat, der ihm viel Freude bereitet.  Egal welches Metall am 20. Oktober in Abu Dhabi an seiner Brust schillert.

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