Zäune aus Metall
Vom System bis zum SchmiedewerkstückÜber Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, besonders wenn die Auswahl schier grenzenlos ist. Glücklicherweise ist der Geldbeutel des Kunden oft das Zünglein an der Waage, weshalb auch jeder Zaunhersteller seine Nische findet. Drei verschiedene Metallbaubetriebe aus dem Großraum Nürnberg berichten aus der Praxis.
In Deutschland gibt es hinsichtlich des (Garten-)Zaungeschmacks einen Nord-Süd-Unterschied: Im Norden verwendet man bevorzugt Metallzäune, im Süden Holzzäune. Holzzäune sind im Anschaffungspreis gegenüber der Metallvariante erheblich günstiger, benötigen aber Schutzanstriche, die wiederum Zeit und Geld kosten. Über die gesamte Lebensdauer gesehen, ist der Metallzaun wesentlich pflegeleichter und in der Regel auch kostengünstiger. Doch welcher Bauherr hat von Anfang an Geld für einen teuren Zaun übrig? So ist die Kundschaft für einen höherwertigen Metallzaun oft etwas älter und investiert dann gern auch etwas mehr.
„Wir nehmen uns gegenseitig nichts weg“
Ob ein Kunde seinen Metallzaun bei einem Metallbauer, einem Zaunspezialisten, im Internet oder bei einem Metallgestalter kauft, hängt von seinen Vorstellungen und wiederum vom Geldbeutel ab. Die Redaktion befragte drei Betriebe, die je einen Bereich aus dem Metallhandwerk repräsentieren: Die Firma Kellner Stahl- und Metallbau ist ein klassischer Metallbauer, die Firma Draht Krippner ist Spezialist für Metall- und Drahtzäune und die Firma Vogel Metallgestaltung arbeitet im künstlerisch-kunsthandwerklichen Bereich. Alle drei Betriebe sind im Großraum Nürnberg-Fürth angesiedelt. Diese regionale Nähe zueinander ermöglicht einen besseren Vergleich der verschiedenen Erfahrungen, denn die Kundschaft kommt aus demselben Einzugsbereich. Interessant ist, dass alle drei Betriebe angaben, dass sie sich in keiner Weise als Konkurrenten verstehen, weil jeder andere Käuferschichten bedient.
Drei Metallbauer, drei Zauntypen
Geschäftsführer Gerhard Kellner von Stahl- und Metallbau Kellner aus Lauf stellt nur ab und zu Metallzäune her. Gefertigt werden sie aus Profilen und Stangenware, meist aus Stahl oder Edelstahl. Wenn gewünscht, schmiedet er in seiner Werkstatt auch mal Endstücke oder Verzierungen. In der Regel werden die Zäune geschweißt. Systemprodukte verwendet er dabei nur selten. „So etwas habe ich bisher nur einmal verwendet. Der Kunde wollte genau den einen Zaun, den er gesehen hatte.“ Auch Stabgitterzäune sind nicht sein Metier. Obwohl die jetzt groß im Kommen sind und „die meisten Reihenhausbesitzer so einen haben wollen“, sagt Kellner.
Christian Jeltsch ist Geschäftsführer der Firma Draht Krippner, sein Bruder Matthias verantwortet den kaufmännischen Bereich. Das Unternehmen ist seit vielen Jahrzehnten auf die Herstellung und Montage von Draht- und Stahlgitterzäunen sowie Dreh- und Schiebetoren mit und ohne elektrischen Antrieb spezialisiert. Ein großer Absatzbereich sind auch Stabmattenzäune, die für Gewerbe- und Industriebereiche genauso wie für private Einzäunungen nachgefragt werden. Früher stellte die Firma noch selbst Maschendraht her, die Produktion wurde wegen sinkender Nachfrage eingestellt und auch die Stabmattenfelder werden von Lieferanten eingekauft. Die Schmuckzäune kommen aus der eigenen Werkstatt und werden in klassischer Manier entworfen, geschweißt und pulverbeschichtet.
Stefan Vogel, der den väterlichen Metallgestalter-Betrieb fortführt, baut eher selten komplette Zäune. Meist sind es Straßenfronten oder auch einzelne Tore oder Gartentüren. „Zu mir kommen meistens Leute, die mit den anderen Lösungen nicht zufrieden sind oder ein ganz besonderes Einzelstück möchten. Die wollen und können sich etwas Besonderes leisten und wissen dann auch, dass meine Arbeit teurer ist als die eines Zaunbauers oder Schlossers“, berichtet er. An vergleichbaren Leistungsangeboten nimmt er nicht teil, weil er eine völlig andere Arbeitsweise hat. „Da könnte ich preislich gar nicht mithalten.“
Rabattjäger kommen nicht weit
Einig waren sich die drei Unternehmer auch in dem Punkt, dass das Internet eine schwierige Verkaufsplattform für Produkte und Bausätze aus dem Metallbereich ist. Dazu Stefan Vogel: „Gerade im Metallbereich muss man handwerklich ziemlich versiert sein. Nicht immer passt alles. Da muss man auch mal flexen, schleifen oder ein Gewinde nachschneiden können. Damit haben die Häuslebauer ein Problem, denn im Gegensatz zum Holzbereich haben die meisten dafür keine Maschine zuhause.“ Es ist schon vorgekommen, dass jemand anrief und sagte‚ er habe da was im Internet gekauft und brauche dringend Hilfe. Vogel sagt: „Aber das lehne ich dann ab. Die Leute müssen merken, dass das Internet auch nicht so günstig ist, denn sie müssen damit zurechtkommen, wenn was nicht klappt.“
Auch Gerhard Kellner kennt das Thema. Es kam bisher selten vor, dass jemand Hilfe anforderte und wenn er einspringt, dann montiert er nur nach Aufwand. „Auf keinen Fall mit Festpreis. Und ich übernehme keine Garantie.“ Passiert ist das schon einmal mit einem Torantrieb, den der Kunde unwissentlich in Einzelteilen, aber günstig gekauft hatte. Nachdem alle Versuche des Zusammenbaus fehlschlugen, kaufte der Kunde einen neuen Antrieb inklusive Montage bei der Firma Kellner.
Günstig sind auch die Alu-Systemzäune aus dem Baumarkt oder bei eBay. Allerdings sind solche Systeme nicht immer einfach zu montieren, vor allem wenn man das das erste Mal macht. Manchmal fragen Kunden auch nach einem bestimmten Zaun und bringen eine Abbildung mit. „Wenn das ein Systemzaun ist, dann kann ich den durch meinen Rabatt günstig besorgen und die Kundschaft umgeht das Risiko, etwas verkehrt zu bestellen und zu montieren“, erklärt Kellner.
Christian Jeltsch ist die Suche nach der billigsten Lösung ebenfalls bekannt. „Wir werden oft gefragt, ob wir den Zaun liefern können, montieren will der Kunde selber. Hier auf dem Land ist das üblich. Manche Kunden denken allerdings, dass im Preis eine intensive, kostenlose Montageeinweisung inkludiert ist. Das müssen wir aber ablehnen. Wir sind Mitglied in der RAL-Gütegemeinschaft und haben das Know-how, Zäune fachgerecht herzustellen und aufzubauen. Hier liegt ein wesentlicher Unterschied zu den Billigangeboten“, sagt Jeltsch.
„Wir fertigen alles nur mit Zeichnung“
Wenn ein Kunde einen Metallzaun wünscht, dann fährt Gerhard Kellner erstmal vor Ort. Wer noch keine konkreten Vorstellungen vom späteren Aussehen hat, wird mit Katalogen und Bildmaterial von Referenzprojekten beraten. Er macht ein grobes Aufmaß, meist eine kleine Handskizze und bespricht erste Details. Bereits im Angebot beschreibt er alles ausführlich, legt das Material fest. Die Zeichnung gibt es erst nach Auftragsvergabe. Manchmal muss er zwei- bis dreimal nachtelefonieren, bis sich der Kunde entschieden hat. „Das kostet extrem viel Zeit“, sagt er. Nach Auftragsvergabe gibt es einen zweiten Ortstermin, dann misst er genau aus und fertigt danach auch die Zeichnung an. „Wenn‘s ein geschmiedeter Zaun sein soll, zeichne ich mit Hand, andernfalls mit CAD. Die bekommt der Kunde zu sehen. Bei uns wird nichts gefertigt ohne Zeichnung“, erläutert Kellner. Dadurch sei es noch nie vorgekommen, dass sich ein Kunde etwas anders vorgestellt hat, als es in seiner Werkstatt gebaut wurde. Die Fertigungszeichnung braucht er ja sowieso, sagt Gerhard Kellner. In der Werkstatt müssen seine Mitarbeiter schließlich oft ohne ihn auskommen, weil er viel unterwegs ist. Auch Architekturbüros verlangen schon in der Angebotsphase eine detaillierte Zeichnung. Früher war das umgekehrt, da haben die Architekten Zeichnungen geliefert, nach denen man fertigen konnte. „Das gibt’s leider nicht mehr“, sagt Kellner und meint: „Vielen fehlt das technologische Verständnis, weil sie keine handwerkliche Grundausbildung haben.“
Genauso sorgfältig wie die Zeichnungen kalkuliert Gerhard Kellner auch seine Angebote. Er findet es sehr wichtig, sich ausreichend Zeit zu nehmen und opfert dafür auch manche Nachtstunde. Auch wird jeder Auftrag nachkalkuliert. Er kennt Kollegen, „die bauen Zäune für Preise, wie sie der Bauträger vorschreibt. Wenn sich die Arbeit nicht rechnet, dann mache ich sie nicht“, sagt Kellner. Bei der Kalkulation ist der Materialpreis für ihn nur ein Aspekt. Er vergleicht zwar die Listen der Stahlhändler und fragt an. Bei der Vergabe achtet er aber darauf, dass jeder im Jahresschnitt etwa gleich viele Aufträge erhält. „Irgendwann braucht man alle, wenn es mal eilig ist oder wenn ein Händler etwas nicht hat.“ Kalkulationssoftware nutzt er nicht, der Aufwand ist ihm bis jetzt zu hoch. Wichtiger ist es für Gerhard Kellner, die Situation vor Ort richtig einzuschätzen. Schnell kann da übersehen werden, wenn Anschlusspunkte fehlen oder Unebenheiten ausgeglichen werden müssen. „Das kostet Geld und führt schnell zu Streitereien, wenn man nicht genau aufpasst“, berichtet er.
Im Zaunbau beobachtet er den Trend zur Schlichtheit, vor allem bei der jüngeren Kundschaft. Nur die Älteren wollten noch Verzierungen und manchmal schürt er dafür das Schmiedefeuer an. In der Winterzeit legt er sich gern einen Vorrat an eigenen Schmiedestäben zu. Viele Einzelteile kauft er aber fertig ein.
„Wird der Auftrag nix, habe ich noch das Modell“
Auch Stefan Vogel nimmt sich für den Entwurf viel Zeit. Weil er keine Serienprodukte anbietet und auch über keinen Katalog verfügt, schaut er sich erst mal die Gegebenheiten vor Ort an, sucht den Bezug zum Gebäude, zum Grundstück oder zur Umgebung. Daraus entwickelt er Vorschläge, skizziert und tastet sich gemeinsam mit dem Kunden an die Lösung heran. Erst dann geht es ins Detail und wird ein Preisangebot erarbeitet. Bis hierhin kann sich der Kunde frei entscheiden, ob er den Auftrag vergeben will und braucht noch nichts zu bezahlen. „Es ist vor allem unter Künstlern und Gestaltern immer wieder ein strittiger Punkt“, sagt Stefan Vogel, „ob die Idee bereits etwas kosten soll. Das ist schwierig, denn der Aufwand ist manchmal sehr hoch, vor allem wenn Muster und Modelle angefertigt werden. Ich biete eine solche Leistung meist unentgeltlich an. Insbesondere Privatkunden würde es verschrecken, wenn ich eine Entwurfspauschale von beispielsweise 600 Euro verlangen würde.“ Natürlich muss er mit Absagen rechnen und es ist auch schon vorgekommen, dass seine Ideen ein anderer Betrieb ausgeführt hat. Prozessiert hat er deswegen aber noch nie, auch wenn es höchst ärgerlich war. Stefan Vogel kann einer Absage immer noch etwas Gutes abringen, wenn er sagt: „Ich habe meine Idee und manchmal ein Modell. Das war nicht umsonst. Vielleicht kann ich meine Gedanken ja später in einem anderen Projekt einbringen.“
Natürlich muss er als Unternehmer auch auf seine Kosten achten. Die gute Mischung seiner Aufträge hilft letztendlich. Sie kommen sowohl von der Industrie als auch aus dem sakralen Bereich, von der Denkmalpflege und von Privat, auch für Künstlerkollegen setzt er gelegentlich Entwürfe um. Bei jedem Projekt steht für Vogel die perfekte Ausführung an erster Stelle. „Ich möchte Arbeiten abliefern, die auch handwerklich meisterlich sind.“ Die Formensprache seiner Arbeiten ist dabei klar und schlicht. Bei der Gestaltung achtet er ganz besonders auf eine einfache Bauweise, damit die Herstellung bezahlbar bleibt. Diese selbst gesteckten Ziele will er auch in der Zukunft immer im Auge behalten. Bisher hatte er nie größere Auftragsflauten zu verdauen, von der Konjunktur am Bau ist er ziemlich losgelöst.
Auch bei der Kalkulation seiner Aufträge geht Stefan Vogel andere Wege als viele seiner Metallbaukollegen. Materialpreise und -mengen spielen eine eher untergeordnete Rolle und werden selten speziell verhandelt. Das Hochwertige ist vor allem seine Arbeit und die seiner qualifizierten Mitarbeiter, die überwiegend selbst Metallgestalter sind, betont er. Softwarekalkulationsprogramme gibt es deshalb in seiner Werkstatt nicht, wohl aber einen PC und CAD-Zeichenprogramme. Neben den künstlerischen Handskizzen werden oft auch für den Kunden CAD-Zeichnungen angefertigt. Vor allem aber für Zulieferarbeiten aus den Bereichen Lasern, Wasserstrahlen oder Abkanten, die in seiner Werkstatt nicht erledigt werden können, sind CAD-Zeichnungen ein Muss.
Die Montage seiner Aufträge wird nie extern vergeben. „Wenn man eine Arbeit selbst entwirft, möchte man die auch zu Ende bringen und gut montiert wissen.“ Wer also in der Werkstatt steht, fährt anschließend immer zum Kunden und macht entsprechende Montagearbeiten. Auch da erwarten anspruchsvolle Kunden eine perfekte Arbeit. „Im Innenbereich arbeiten wir auch schon mal mit weißen Handschuhen“, sagt Stefan Vogel.
Mancher Gala-Bauer überfordert
Ganz anders geht es bei der Firma Draht Krippner zu. Das auf Zaunbau spezialisierte Unternehmen bietet überwiegend sachliche und zweckdienliche Umzäunungen aus Doppelstabmatten und Maschendraht sowie einfachere Schmuckzäune an, dazu die entsprechenden Tore und Türen. Der früher beliebte, moosgrüne Maschendrahtzaun wurde vielerorts vom stabileren, anthrazitfarbenen Doppelstabmattenzaun verdrängt. Trotzdem wird der Maschendraht aus Kostengründen vor allem bei größeren Einfriedungen noch gern eingesetzt.
Weil es bei diesen Zäunen nicht allzu viele Variationen gibt, kann auf aufwändige Skizzen und CAD-Zeichnungen verzichtet werden, erklärt Matthias Jeltsch. „Meist reichen Fotos von Referenzen aus, die wir auch auf unserer Internetseite zahlreich zeigen.“ Die Schmuckzäune werden in der eigenen Werkstatt hergestellt. In der Regel sind das Rahmenzäune mit eckigen oder runden Füllstäben, Verzierungen kommen wahlweise oben drauf. Beim Vor-Ort-Termin wird der Zauntyp mit dem Kunden beraten und das Gelände begutachtet. „Bisher hat es bei dieser Vorgehensweise fast keine Unstimmigkeiten mit den Kunden gegeben“, berichtet Jeltsch.
Eine der Stärken des Unternehmens ist die Montage. Drei eigene Trupps mit insgesamt acht Mitarbeitern sind ständig im Umkreis von 100 Kilometern unterwegs. Diese regionale Begrenzung hat sich als sinnvoll erwiesen. Bei den Zäunen aus Doppelstabmatten werden Pfosten gesetzt und die Matten montiert. Etwas aufwändiger sind da schon die Schmuckzäune,
sagt Jeltsch. Hier sei es üblich, das der zuständige Schlosser selbst mit aufbaut, um den Prozess von A bis Z zu betreuen.
Mit Stirnrunzeln betrachten die Gebrüder Jeltsch allerdings die Montagequalität manch eines Garten- und Landschaftsbauers oder von Alles-aus-einer-Hand-Kleinstfirmen. Es kommt immer wieder vor, erzählt Matthias Jeltsch, dass nur das Material bei Draht Krippner eingekauft wird und die Montageleistung in Eigenregie dann unterschätzt wird. „Manchmal sind wir dann Feuerwehr oder dürfen, wie schon vorgekommen, nach zwei Jahren den Zaun komplett ersetzen. Es gibt zwar keine bessere Werbung“, sagt Jeltsch, aber ein Ärgernis ist das für ihn trotzdem.
Info & Kontakte
Kellner Stahl- und Metallbau
Industriestraße 8a
91207 Lauf a.d. Pegnitz
Tel. 09123 2602
www.kellner-stahl-metallbau.de
Draht Krippner GmbH
Mühlsteig 41-43
90579 Langenzenn
Tel. 09101 8285
Stefan Vogel Metallgestaltung
Tulpenstraße 4
90542 Eckental – Brand
Tel. 09126 9360