Fassadensanierung

Evangelische Johanneskirche Kornwestheim

Gotteshaus erhält bodentiefe Stahlfenster

Ursprünglich bestand die Evangelische Johanneskirche aus zwei Baukörpern: der Kirche mit Turm und einem im rechten Winkel dazu angebauten Gemeindehaus. Im Rahmen einer grundlegenden Neustrukturierung wurde das Gemeindehaus abgebrochen und die bisher dort angesiedelten Funktionen in die Kirche integriert. Die bodentiefe Öffnung der zuvor nur zweieinhalb Meter hohen Fenster gestattet maximalen Tageslichteinfall; realisiert wurden die Verglasungen mit dem thermisch getrennten Stahlprofilsystem Janisol von Schüco Stahlsysteme Jansen.

Seit den 1950er-Jahren prägt die Evangelische Johanneskirche, an der gleichnamigen Johannesstraße gelegen, das Zentrum Kornwestheims. Sei-nerzeit nach dem Entwurf von Prof. Hans Seytter errichtet, war sie das größte Kirchenbauwerk Baden-Württembergs, das nach dem Zweiten Welt-krieg realisiert wurde. Rund 800 Menschen fanden hier Platz. Doch die Zei-ten, in denen alle Kirchenbänke besetzt waren, sind vorbei. Infolge der de-mografischen Entwicklung und angesichts schrumpfender Mitgliederzahlen schon lange zu groß und mitsamt dem angebauten Gemeindehaus auf die Dauer auch zu teuer im Unterhalt, beschloss der Kirchengemeinderat, das Gemeindehaus abzureißen und diese Funktionen in den Sakralbau zu integrieren.

Den Wettbewerb um die Umgestaltung des Gotteshauses gewannen die Stuttgarter Architekten Nike Fiedler Architekten PartG mbB. Sie überzeugten die Jury mit einer ebenso schlichten wie funktionalen Haus-im-Haus-Lösung: ein filigraner Kubus aus Holz und Glas, der ebenerdig den Gemeindesaal und im Obergeschoss die Gruppen- und Jugendräume aufnimmt. Dafür wurde der Altarraum auf 120 Sitzplätze verkleinert. Für Anlässe, zu denen mehr Besucher zu erwarten sind, kann der Gemeindesaal dem Altarraum zugeschaltet werden. Weitere Räume wie die Kinderkirche, Küche und Sanitärräume wurden in den Turm verlagert.

Um mehr Licht in den Innenraum zu bringen, wurden die ursprünglich 2,50 Meter hohen Fenster bis zum Boden geöffnet – sie reichen jetzt vom Fußboden bis nahezu zur Decke – und die über acht Meter hohen Öffnungen verglast. Lamellenfenster am oberen Abschluss dienen der Lüftung sowie als Rauchabzug. Der mittlere Bereich ist festverglast und im Erdgeschoss sind Öffnungselemente (Drehflügel) angeordnet, die den Fluchtweg sichern. Eine Besonderheit der Konstruktion ist die Umkehr der Lastableitung: Die Last wird nicht wie üblich über die vertikalen Pfosten in den Boden geleitet, sondern über jeweils drei horizontale Riegel seitlich in das Mauerwerk. Da die Fenster vergleichsweise schmal sind, konnte diese Konstruktion mit dem Standardprofil der Janisol-Serie realisiert werden.

Überraschungen (die Bodenplatte, die die Gemeinde eigentlich wieder nutzen wollte, war nicht mehr zu sanieren und auch die Decke musste verstärkt werden) und überraschende Ereignisse (der beauftragte Fensterbauer meldete noch vor Aufnahme der Arbeiten an der Evangelischen Johanneskirche Insolvenz an) verzögerten den Bauablauf. „Es war nicht einfach, einen Metallbauer zu finden, der die gesetzte Planung übernahm und den auch der Einbau in das alte Gemäuer nicht abschreckte“, erinnert sich Nike Fiedler. Umso erfreulicher dann die Tatsache, dass Vetter Stahl-Metallbau aus Endingen am Kaiserstuhl nicht nur das gegebene Budget einhielt, sondern den Auftrag auch kurzfristig übernahm. Trotzdem musste der Zeitplan neu aufgestellt werden, weil diverse Arbeiten – wie das Verlegen der Fußbodenheizung, Einbringen des Estrichs, Bodenbelags- und Malerarbeiten – davon abhängig waren, dass der Kirchenbau durch „richtige“ Fenster geschützt ist und nicht nur durch Plastikplanen.

Nach dem Einbau der Fenster und Türen im November 2019 feierte die Kirchengemeinde am 24. Dezember 2019 den Weihnachtsgottesdienst auf der Baustelle. Am 19. Juli 2020 wurde die Evangelische Johanneskirche wieder eröffnet. Der merklich verkleinerte Kirchenraum bietet den rund Hundert praktizierenden Gläubigen nunmehr einen der Gemeindegröße angemessenen Rahmen. Nach und nach füllt die Kirchengemeinde auch die übrigen Räume mit Leben – ganz im Sinne des ursprünglichen Ziels der Umstrukturierung: Raum zu schaffen für Besinnung und Begegnung. red

www.vetter.gmbh



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