Marktpotenzial Gewächshäuser
Sonderlösungen & energetische ModernisierungDas Gewächshaus kennt viele Dimensionen und Formen: als freistehende und Anbauversion, von wenigen Quadratmetern bis zu riesigen Hallen groß. Glashäuser werden errichtet für die private und gewerbliche Nutzung, für Forschungseinrichtungen und, in ihrer prächtigsten Ausprägung, für Botanische Gärten. Wir haben uns bei Spezialisten umgehört, welche Konstruktionen sie verbauen und wie sie den Markt einschätzen.
Matthias Vollmer aus Waiblingen bei Stuttgart ist Bauschlosser und spezialisiert auf die Fertigung von Gewächshäusern. Zwischen 20 und 50 Prozent machen die Aluminium-Konstruktionen vom Gesamtumsatz seines Zwei-Mann-Betriebes, der Firma Vollmer Metallbau, aus. „Die letzten Jahre hat sich der Absatz halbwegs stabil galten. Wobei es immer wieder Ausreißer in beide Richtungen gibt“, erläutert er. „Das große Problem ist, dass sich die Bauplatzpreise in letzter Zeit in unserem Einzugsgebiet nahezu verdoppelt haben.“ Schlecht fürs Geschäft, denn teurer Grund bedeutet für Hobbygärtnerinnen und -gärtner oder landwirtschaftliche Kleinbetriebe auch: kein Platz für ein (zusätzliches) Gewächshaus.
Bei den meisten Aufträgen Vollmers handelt es sich um Sonderlösungen: „Entweder sprechen mich Kunden an, wenn sie ein festes Fundament haben mit Maßen, die in ein normales Raster nicht hineinpassen. Oder wenn sie ein Anlehnhaus mit einer besonderen Geometrie möchten“, so der Metallbauer. Die Systeme hat er entwickelt – es handelt sich um vormontierte Schweißkonstruktionen; Stehwände und Giebelteile sind, der Stabilität wegen, in einem Stück zusammengeschweißt. Für die transparenten Flächen verwendet er genörpeltes Gartenklarglas, das im Gegensatz zu Blankglas die Sonnenstrahlen bricht und die Pflanzen darunter nicht verbrennen lässt. Als Lüftung setzt der Unternehmer, der neben dem Hauptgeschäft Gartengeräte verkauft und repariert, einen stromlosen Lüftungs-Mechanismus ein. Wird es in dem Gewächshaus zu warm, drückt sich der Lüftungsflügel auf. Kühlt die Luft ab, schließt sich dieser wieder von selbst.
2014 hat sich Vollmer nach der DIN EN 1090 zertifizieren lassen, rund 20.000 Euro hat er damals investiert. Für den Gewächshausbau hätte er diesen Schritt allerdings nicht gehen müssen, konstatiert er. „Meine Gewächshaus-Kunden hat es jedenfalls noch nicht interessiert.“ Wie der gesamten Branche so machen auch Vollmer die hohen Rohstoffpreise zu schaffen. Er glaubt nicht, dass sich an der Situation in absehbarer Zeit etwas ändern wird. Doch trotz aller Unsicherheit sieht er dem laufenden Jahr mit relativer Gelassenheit entgegen: „Wir nehmen‘s so, wie’s kommt. Zum Glück müssen wir nicht nur vom Gewächshausbau leben. Das ist Luxus für uns.“
Marktsegment Verkaufsgewächshäuser
Borken im westlichen Münsterland ist die Heimat des Gewächshausbauers Steverding. „Angefangen haben wir 1962 mit dem Bau eines kleinen Hobby-Gewächshauses, dann folgten die Produktionsanlagen. Heute fertigen und montieren wir Glaskonstruktionen für Verkaufsgewächshäuser, Gartencenter und Baumärkte“, so Patrick Steverding. Er hat den Familienbetrieb von seinem Vater übernommen und ist heute, zusammen mit seinem Geschäftspartner Michael Wahl, verantwortlich für rund 40 Mitarbeitende. „In den vergangenen zwei Jahren hat sich viel verschoben“, deutet er an. Ein wesentliches Standbein ist das Segment Gewächshausbau, weitere Bereiche sind Wintergärten und Überdachungen, Fassaden-, Stahl- und Gewerbebau. Insbesondere im Stahl- und Fassadenbau können die beiden Partner einen deutlichen Zuwachs verzeichnen.
Individualisiert & Nachhaltig
Beobachten lässt sich die Tendenz zur Individualisierung. Kunden möchten sich in Geometrie und Gestaltung ihrer Gartencenter abheben; das führt dazu, dass sie die typische Gewächshausansicht mit einer individualisierten Fassade versehen. Außerdem würden unterschiedliche Systeme und Materialien miteinander kombiniert. „Es wird mittlerweile auch Holz verwendet als gestalterisches Mittel, um den metallischen Charakter der Konstruktion zu durchbrechen“, meint Wahl.
Die Branche ist im Wandel – das spürt man auch in Borken. „Die Kunden“, so Wahls Eindruck, „schauen immer genauer hin, dass nachhaltig gebaut wird, beispielsweise, indem recyceltes Aluminium verwendet wird.“ Ein großes Potenzial steckt nach Einschätzung der beiden Glashaus-Spezialisten in der energetischen Modernisierung von Gartencentern, die in den 1980er- und 1990er-Jahren errichtet wurden.