Transporter Renault Express
Einstiegsmodell für PreisbewussteIm Jahr 2021 auf den Markt gebracht, soll er Unternehmen ansprechen, die das Preis-Leistungs-Verhältnis im Blick haben. Ob das mit Abstrichen bei Ausstattung oder Komfort bezahlt werden muss, konnte Redakteur Olaf Meier selbst testen.
Speziell junge Unternehmen, die besonders preissensibel sind, hat Renault mit dem neuen Kompakttransporter Renault Express im Fokus. Denn das Einstiegsmodell in die Nutzfahrzeugpalette der Franzosen ist schon für 15.350 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer) zu haben. Zum Vergleich: Der Renault Kangoo kostet in der dritten Generation 17.450 Euro. Der Express tritt an die Stelle des Dokker Express der Schwestermarke Dacia. Den konnte man allerdings schon für unter 10.000 Euro sein Eigen nennen, musste dafür aber auch deutliche Abstriche bei der Ausstattung hinnehmen und akzeptieren, ein Fahrzeug zu fahren, dass nicht dem aktuellen Stand der Technik entsprach. Die Redaktion konnte jetzt „erfahren“, wie es sich dazu im Vergleich mit dem neuen Renault Express verhält.
Wertiges Design
Schon vom Äußeren vermittelt der Express alles andere als einen „billigen“ Eindruck: Das geradlinige Design, die flach ansteigende, modern konturierte Motorhaube, eine robust wirkende, großzügige Frontschürze sowie Details wie die stabilen Bügeltürgriffe oder die verdeckten Scheibenwischer und Wischwasserdüsen vermitteln einen wertigen Eindruck. Der bestätigt sich, sobald man am Steuer Platz nimmt: Der Fahrersitz ist up to date, bietet einen hohen Komfort und ist in Tiefe und Höhe verstellbar. Letzteres allerdings nur, da unser Testfahrzeug das Ausstattungspaket „Extra“ erhalten hat – im Basismodell kostet der höhenverstellbare Sitz extra. Auch die Materialien in der Fahrerkabine sind gut verarbeitet. Eine Vielzahl von Ablagen und Staumöglichkeiten für Lieferpapiere, Dokumente, Getränke oder Laptops und Tablet-Computer erleichtern den Arbeitsalltag. Besonders die 21,8 Liter große, serienmäßige Ablagegalerie über den Vordersitzen fällt ins Auge.
Viele Ausstattungsmöglichkeiten
Zur serienmäßigen Ausstattung des Renault Express gehören zudem elektrische Fensterheber, die geschwindigkeitsabhängige elektrische Servolenkung und die Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung. Ebenfalls ab Werk vorhanden ist der Lichtsensor. Die Ausstattung „Extra“ beinhaltet zusätzlich ein „DAB+“-Radio und als Optionen eine manuelle Klimaanlage sowie einen Tempopilot mit Geschwindigkeitsbegrenzer. Hinzu kommen die akustische Einparkhilfe vorne und hinten sowie die Rückfahrkamera, die zusammen mit dem Wendekreis von 11,6 Metern das Manövrieren auch unter engen Platzverhältnissen erleichtert. Das Bild wird in den Multimediamonitor projiziert, der zum On-Board-Infotainment „Easy Link“ für die Ausstattung „Extra“ gehört. Hierüber können Handwerker sich sicher an langen Staus vorbeinavigieren lassen, Termine organisieren und Mails versenden. Auch hier ist der Express im wahrsten Sinne up to date: Navigations- und Software-Updates können ganz einfach „over the air“ aufgespielt werden — das System befindet sich hierdurch immer auf dem aktuellsten Stand. Das Infotainment-System ermöglicht zudem die Smartphone-Integration per Kabel über Apple CarPlay sowie Android Auto und ist mit der Spracherkennung des Telefons kompatibel. Besonders nützlich für gewerbliche Nutzer ist auch die Terminkalenderfunktion.
Gut zugänglicher Laderaum
Auch wenn das alles hilfreich für den Arbeitsalltag ist – ein Transporter ist zuallererst fürs Transportieren da. Und auch da muss sich der Express nicht verstecken: Der kompakte Lieferwagen bietet bei geschlossener Trennwand eine Ladelänge von 1,91 Metern bei einer Gesamtlänge von 4,39 Metern. Optional ist für den Express eine drehbare Vario-Trennwand verfügbar. In Kombination mit dem umklappbaren Beifahrersitz (Option für die Ausstattung „Extra“) ermöglicht das die Verlängerung der Ladefläche auf 2,36 Meter und die Steigerung des Ladevolumens auf 3,7 Kubikmeter. Die Zuladung beträgt je nach Variante zwischen 565 und 700 Kilogramm – unser Testfahrzeug mit dem 1,5-Liter-Turbodiesel Blue dCi 95 kann eine Zuladung von 613 Kilogramm transportieren. Der Frachtraum ist über eine seitliche Schiebetür mit einer großzügigen Öffnung von 71,6 Zentimetern zugänglich — zusätzlich lässt sich eine zweite Schiebetür für die linke Fahrzeugseite ordern. Der Zugang zum Ladeabteil vom Heck aus erfolgt über eine Doppelflügeltür, die eine Öffnung von 1,17 Metern freigibt – damit lassen sich auch Europaletten in den Kompakttransporter laden. Angenehm ist die niedrige Ladekante: Sie ist nur 56,9 Zentimeter vom Boden entfernt und erleichtert so das Be- und Entladen deutlich.
Unser Testwagen ist serienmäßig (Ausstattung „Extra“) mit einem Kunststoffboden ausgerüstet, der zusätzlich durch einen rutschfesten Holzboden (Option) geschützt wird. Zur Ladungssicherung verfügt der Express über sechs drehbare Verzurrösen im Laderaumboden, die auf eine Zugkraft von 400 Dekanewton ausgelegt sind. Zusätzlich sind vier weitere Verzurrösen an den Seitenwänden bestellbar. Bei „unserem“ Express schützt eine geschlossene Trennwand mit Fenster zum Transportraum Fahrer und Beifahrer bei Notbremsungen vor verrutschender Ladung.
Zeitgemäß bei Antrieb und Sicherheit
Der 95 PS starke Turbodiesel ermöglicht dank seines Drehmoments von 240 Nm eine durchaus dynamische Fahrweise. Der Verbrauch liegt bei sympathischen 4,8 Litern im Mix – bei unseren Testfahrten lagen wir leicht drüber, hatten aber auch auf einer Autobahnfahrt die Höchstgeschwindigkeit von 162 km/h ausgetestet. Der Express überzeugt dabei mit einem guten Fahrkomfort, auch das Geräuschniveau im Innenraum geht in Ordnung.
Auch in punkto aktiver Sicherheit ist das Transporter-Einstiegsmodell von Renault auf dem Stand der Technik, zumindest, wenn man die entsprechenden Optionen wählt: Unter anderem sind eine erweiterte Traktionskontrolle, eine Anhängerstabilitätskontrolle und ein Toter-Winkel-Warner verfügbar.
Konkurrent für den Kangoo
Insgesamt kann der Renault Express überzeugen: Bei unseren Testfahrten ist uns nichts aufgefallen, was gegen das Einstiegsmodell spricht. Im Gegenteil – Renault hat sich mit dem Express einen echten Konkurrenten für den teureren Kangoo geschaffen. Der bietet zwar mehr Varianten und ist auch mit Elektro-Antrieb verfügbar, doch für die meisten Handwerker ist der Express eine sehr gute Alternative. Allerdings ist er auch kein wirkliches Schnäppchen – unser Testwagen kostete mit allen Extras 21.375 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer). Der Einstiegspreis beträgt 14.190 Euro – im Jahr 2022 stellt Renault allerdings die Motoren von Euro 6D-Temp auf Euro 6D-Full um, dann kostet die Basisversion 15.350 Euro.