Tristan Fernandez Haas
Selbständig seit sechs Jahren2014 − vor sechs Jahren hat Tristan Fernandez Haas in Traben-Trarbach einen Betrieb gegründet, sein Einzugsgebiet beträgt ca. 60 Kilometer. Urlaub hat er bisher jedes Jahr machen können. Die Corona-Krise trifft Metallbau Fernandez nur am Rande, die Perspektiven für sein Unternehmen schätzt der 36-Jährige positiv ein.
Im Januar vergangenen Jahres sagte der Metallbaumeister beim ersten Telefonat mit der Redaktion: „Natürlich könnte ich die ganze Zeit durcharbeiten, aber mir sind die Auszeiten wichtig, um neue Energie zu tanken.“ Zwölf Monate später beim zweiten Telefonat bilanziert der 36-Jährige dann zehn Tage Urlaub. „Ich hatte einfach enorm viel zu tun und angesichts der Corona-Krise bin ich sehr froh darüber!“ Aber: Für die Geburt seiner Tochter im Februar 2021 hat er zwei Wochen Urlaub eingeplant.
Tristan Fernandez Haas hat seine Ausbildung zum Metallbauer mit Fachrichtung Konstruktionsmechaniker an der Berufsschule Wittlich absolviert, die Meisterprüfung an der Handwerkskammer Trier. „Ich wollte schon im jugendlichen Alter als Selbständiger arbeiten, die Verantwortung hat mich gereizt. Auch wenn laufend neue Aufgaben auf einen zukommen, die Herausforderungen sind durchaus zu schaffen.“
Damit die Firmengründung gelingt, hat er sich von der Handwerkskammer beraten lassen und gemeinsam mit dem Spezialisten für Existenzgründung einen Businessplan erstellt. Für die weiteren Schritte war ihm ein Steuerberater behilflich, der zugleich auch als Wirtschafts- und Unternehmensberater tätig ist. „Wir haben den Businessplan verfeinert, zudem hat er mir bei Gesprächen mit der Bank, der Anmeldung beim Finanzamt und der Organisation von Rente sowie Krankenkassenbeiträgen geholfen.“ Für die Existenzgründer-Beratung gab es einen Zuschuss von der ISB (Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz), von der KfW-Bank hat er ein Gründungsdarlehen beansprucht.
Angefangen hat der Metallbauer mit der Fertigung von Geländern, Fenstergittern und kleineren Sachen bis hin zu Trockenbauwänden. Seit vielen Jahren ist sein Hauptkunde die Werft Boote Polch in Traben-Trarbach, für die er vor allem Relings aus Edelstahl und Ankerplatten herstellt. Inzwischen hat sich das Portfolio vergrößert: Mittlerweile arbeitet er mit jeglicher Art von Stahl und Edelstahl, baut Treppen, Balkone, Geländer, Tore, Überdachungen, Zäune und Sonderkonstruktionen.
Derzeit favorisiert er Treppen und Balkone, die Aufträge in diesen Segmenten halten sich die Waage. Neben vielen privaten Nachfragen sind im Laufe dieses Jahres größere öffentliche Aufträge hinzugekommen – insbesondere im Geländerbau. „Wenn man bei den öffentlichen Auftraggebern einmal ein Angebot abgegeben hat, ist der Betrieb gelistet und Folgeaufträge können sich ohne viel weiteren Aufwand ergeben; das war bei mir glücklicherweise so“, erzählt Fernandez. Mit der Zertifizierung nach EN 1090 bringt der Betrieb eine wichtige Voraussetzung mit. Das Audit für die Erstzulassung steht ebenfalls auf seiner Jahresbilanz 2020. „Der Aufwand war übersichtlich“, findet er. Es waren eine Investition von ca. 2.500 Euro und etwa zwei Wochen Zeit nötig.
In seiner Werkstatt (135 m2) steht ein kleiner Maschinenpark: Bandsäge, Säulenbohrmaschine, Bandschleifer, WIG/MAG-Schweißgeräte, eine mobile Absauganlage, Plasmaschneider und kleinere Handmaschinen. „Im Jahr 2025 sind größere Investitionen geplant“, sagt er. Für den Sommer stand der Kauf einer Profilringbiegemaschine im Investitionsplan. Zum Ende des Jahres berichtet der Unternehmer dann von seiner Arbeit mit der neuen Maschine. Rund 7.000 Euro hat er für die Anschaffung ausgegeben. Künftig ist er in der Lage, die Geländer für die Wendeltreppen mit Rundungen und Steigungen selbst zu fertigen, bislang hat er diese bei einem Dienstleister bestellt. „Mit der Maschine bin ich autonomer und die umfassendere Wertschöpfung beschert mir eine größere Marge“, so Fernandez.
Und weil die Geschäfte trotz Corona-Krise so gut liefen, hat er für rund 9.000 Euro einen Gabelstapler gekauft. Bislang hat er das gelieferte Material mit der Hand von den Transportern geladen, nun ist seine Logistik um ein Vielfaches beschleunigt. „Auch für das Auf- und Abladen der Bauteile, die feuerverzinkt werden müssen, bringt der Gabelstapler erhebliche Erleichterung.“ Der Unternehmer weiß, wie viel Arbeitszeit er verloren hat, als er mit den Händen das Material zwischen Werkstatt und Transporter hin und her befördert hat.
Ausblick
Die Folgen der Corona-Krise spürt der Unternehmer nur am Rande. Die Lieferzeiten für seine Profile haben sich von drei Tagen auf bis zu zwei Wochen verlängert. „Aufträge sind mir keine geplatzt, im Gegenteil, viele Gastronomen haben Anfragen gestellt.“ Mitte Dezember ist er bereits bis zum Juni 2021 ausgebucht. Aktuell arbeitet er mit einer Hilfskraft. „Ein Praktikant steigt nächstes Jahr als Auszubildender ein“, freut sich Tristan Fernandez Haas. Zudem möchte er dieses Jahr einen Gesellen anstellen. „Ich kann meine Werkstatt auf knapp 400 m² erweitern – da brauche ich mehr Fachpersonal. Zu dritt ist in einem Metallbaubetrieb schon einiges möglich!“
Wer auf dem Weg in die Selbständigkeit ist, dem empfiehlt der Jungunternehmer Folgendes: „Sammelt bei Familien, Freunden und Bekannten die ersten Aufträge für den Start. Sehr wichtig ist es, mit Betrieben in der Umgebung Kontakt aufzunehmen und sich vorzustellen. Ich war sehr überrascht, wie gerne mir andere Gewerke geholfen haben, und bin sehr froh, diesen Weg gegangen zu sein.“