Oliver Windeck zur Corona-Krise
"Über ein halbes Jahr voll ausgelastet!"Oliver Windeck führt in Kloster Lehnin einen Metallbaubetrieb mit über 130 Mitarbeitern. Am 5. Mai hat er uns folgendes Statement zur Corona-Krise gegeben:
"Kurzarbeit haben wir nicht beantragt, wir sind über ein halbes Jahr hinaus mit Aufträgen ausgelastet. Eine betriebliche „Task Force“ trifft sich alle zwei Tage und bespricht neueste Entwicklungen und Auswirkungen auf das Unternehmen und die nötigen Maßnahmen. Alle leitenden Mitarbeiter wurden sensibilisiert, dass ihre Mitarbeiter die Corona-Situation möglicherweise sehr individuell wahrnehmen, bewerten und ihre Handlungen unterschiedlich ausfallen können.
Die Möglichkeiten des Home-Office wurden mit allen Mitarbeitern technisch und praktisch geprüft, organisatorische und rechtliche Dinge wurden erfolgreich und in vollem Einvernehmen geklärt, Vor- und Nachteile ausgelotet, besprochen und Online-Schulungen mit einem dafür spezialisierten Online-Seminarleiter mittels Zoom durchgeführt. Home-Office wurde insbesondere von Mitarbeitern mit kleinen und schulpflichtigen Kindern wahrgenommen, in den Büroteams wurde teils in Schichten gearbeitet und „Worstcase-Szenarien“ mit den dann notwenigen Maßnahmen gedanklich durchgespielt. Zum Glück konnten wir selbstgeschneiderte Schutzmasken durch in Brandenburg tätige Kleingewerbliche erwerben, die Hygienemaßnahmen haben wir über einen Dienstleister im Betrieb verschärft.
Für die Verhandlungen mit den Auftraggebern werden zeitnah über die zwei vorhandenen Videokonferenzräume hinaus noch drei geschaffen. Die technische Organisation wurde dafür gestrafft, zentral organisiert und die Mitarbeiter wurden geschult. Die digitalen Konferenzen haben wir durchwegs erfolgreich absolviert.
Die Fertigungsabläufe wurden zum Teil in Schichtbetrieb umgestellt. Die Aufträge werden derzeit ohne Lieferengpässe bearbeitet. Die Lieferanten informieren transparent und regelmäßig über mögliche (Nicht)Verzögerungen. Probleme mit der Materialbeschaffung haben wir derzeit nicht.
Über die Osterfeiertage haben wir auf einigen Baustellen aufgrund der Grenzschließungen weniger Montagetrupps registriert; die Auftraggeber sind mit übergroßer Mehrheit verständnisvoll, die Zusammenarbeit ist eher besser geworden. Derzeit ist kein Rückgang für Auftrage von größeren Projekten zu erkennen, storniert wurde ebenfalls nichts.
Konjunkturelle Einbrüche befürchte ich gegebenenfalls für das Jahr 2022 und darüber hinaus, da sich dann die während der Corona-Krise gestrichenen Investitionen bemerkbar machen könnten.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass unsere Mitarbeiter („mit Abstand!“) enger zusammenstehen, es wird nachvollziehbar viel diskutiert. Wir fragen in regelmäßigen Abständen in unserem Intranet (anonymisiert!), ob wir aus Sicht der Belegschaft als Unternehmen in der „C“ Situation verantwortungsvoll reagieren. Das Ergebnis wird innerbetrieblich kommuniziert. Ich bin sicher, wir werden auch diese Krise mit unseren tollen Mitarbeitern überstehen und digitalisiert gestärkt aus ihr hervorgehen, um dann unser 125-jähriges Jubiläum nachzufeiern; den Termin am 1. April mussten wir ausfallen lassen."