Interview

Olaf Müller, Hydro Building Systems

„Hydro recycelt 55.000 t Aluminium im Jahr!“

Olaf Müller ist Vertriebsleiter der Hydro Building Systems Germany und verantwortlich für die Marken Hueck und Wicona. Der Zeitschrift metallbau gab er ein Interview zur Nachfrage nach den nachhaltigen Aluminiumprofilen, die Wicona anbietet, und welche unter anderem von der Firma Gassert verarbeitet werden.

metallbau: Wie hat sich die Nachfrage nach Profilen aus recyceltem Aluminium in den letzten Jahren entwickelt?

Olaf Müller: Hier ist es wichtig, zu unterscheiden: recyceltes Aluminium ist nicht gleich recyceltes Aluminium. Wir setzen – anders als andere Anbieter – mit unseren Marken Hueck und Wicona ausschließlich auf End-of-Life-Aluminium. Dieses Material hat zum Beispiel als Fassaden- oder Fensterprofil bereits einen kompletten Lebenszyklus durchlaufen und weist somit einen besonders niedrigen CO2-Fußabdruck auf. Die Nachfrage nimmt stetig zu und wird weiter steigen – mit Sicherheit auch bedingt durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich des Klimaschutzes.

metallbau: Sie sagen, dass alle Ihre Partner im Metallbau standardmäßig ausschließlich Profile aus Hydro Circal 75R verarbeiten, also die Aluminiumlegierung, die zu 75 % aus recycelten Aluminiumschrotten hergestellt wird. Wie hoch ist die Nachfrage nach Hydro Circal 100R, welches Sie zur BAU 2023 eingeführt haben, und das wirklich zu 100 % aus Sekundäraluminium besteht?

Müller: Durch stetig verschärfte Rahmenbedingungen – zum Beispiel die EU-Taxonomie, ESG-Prinzipien, den Green Deal und gesetzliche Anforderungen – wird die Notwendigkeit des nachhaltigen Bauens in der ganzen Branche immer präsenter. Dies spüren wir auch durch eine steigende Nachfrage nach Hydro Circal 100R. Diese Aluminiumlegierung besteht grundsätzlich immer aus zu 100 % Sekundäraluminium – konkret aus End-of-Life-Aluminium („Post Consumer Scrap“).

metallbau: Raico-Objektleiter Philip Nuscheler sagte in einem Interview letztes Jahr, dass die Nachfrage nach recyceltem Aluminium vom Weltmarkt nicht annähernd befriedigt werden kann. Stimmt das? Ist die Nachfrage höher als Wicona liefern kann?

Müller: Den gesamten Weltmarkt zu überblicken, ist für mich als Vertriebsleiter Deutschland schwierig. Was man aber für Europa auf jeden Fall sagen kann: Hier ist in den Gebäuden genügend End-of-Life-Aluminium vorhanden (Stichwort „Urban Mining“), um den Bedarf zu decken. Daher können wir bei Wicona die aktuelle Nachfrage problemlos bedienen. Ganz wichtig wird es aber sein, alles dafür zu tun, dass die derzeit jährlich 365.000 Tonnen Aluminiumschrott, die nach aktuellen Angaben des AIUIF e.V. jährlich nach Asien exportiert werden, in Europa zu halten und hier in den Kreislauf zurückzuführen. In der Hydro Gruppe haben wir als einziger Marktteilnehmer die gesamte Prozess- und Wertschöpfungskette in unserer eigenen Hand. Derzeit werden von Hydro 55.000 Tonnen Aluminium jährlich recycelt und in den Markt zurückgeführt. Und mit der Errichtung neuer Recyclingwerke in Spanien und in England bauen wir unsere Kapazitäten weiter aus – unsere Investition in die Realisierung einer echten Kreislaufwirtschaft in Europa.

metallbau: Auf LinkedIn schreibt der Türenspezialist Gassert: „Seit 2021 haben wir mit Hydro Circal 153 Tonnen CO2 einsparen können.“ Lässt sich diese Zahl belegen? Können Sie dies ein bisschen mehr „aufdröseln“, was hinter dieser Zahl steckt?

Müller: Ja, sicher lässt sich das belegen. Für jedes unserer Aluminiumsysteme ist eine produktspezifische EPD (Environmental Product Declaration) vorhanden. In der EPD werden alle umweltrelevanten Eigenschaften des Produktes in Form von neutralen und objektiven Daten abgebildet. Hier lassen sich auch die produktbezogenen CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus hinweg finden. Auf Basis dieser Daten kann die CO2-Einsparung für jedes Projekt spezifisch berechnet werden – durch den Vergleich mit den durchschnittlichen CO2-Emissionen von in Europa produziertem Primäraluminium. Die Differenz daraus ist die konkrete CO2-Ersparnis. In dem genannten Post bezieht sich unser Metallbau-Partner Gassert auf die durch den Einsatz von Hydro Circal eingesparten CO2-Emissionen – diese bestätigen wir unseren Partnern durch ein entsprechendes Zertifikat.

metallbau: Wie funktioniert das mit den Zertifikaten? Werden diese verlangt? Inwiefern profitieren die verarbeitenden Unternehmen davon?

Müller: Die Zertifikate werden proaktiv nachgefragt und sind ein Baustein unserer speziell für Partner im Metallbau konzipierten Initiative „Vorreiter sucht Mitstreiter“. Hier bieten wir den Metallbauunternehmen nicht nur standardmäßig Aluminium-Systemlösungen aus Hydro Circal, sondern auch praxisgerechte Weiterbildung, einen exklusiven Erfahrungsaustausch mit „Gleichgesinnten“ und effiziente Marketing-Unterstützung. Somit können sich teilnehmende Partner als Mitstreiter für nachhaltiges Bauen positionieren und sich so einen echten Wettbewerbsvorteil sichern.

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