Marktzahlen

Roto Frank zieht Bilanz

Resilient durch die Krisen

So eine tägliche Krisenhektik wie im Jahr 2021 habe er noch nicht erlebt, erzählte Dr. Eckard Keill bei der Fachpressekonferenz in Rottach-Egern. Dass Roto Frank sowohl 2021 erfolgreich abgeschlossen habe als auch die Aussichten für 2022 positiv seien, liege am resilienten Familienunternehmen. Der Roto-Chef stellte fest: „Wir tauchen durch die Wellen hindurch, die die Krisen schlagen.“

Für die Verarbeiter von Roto-Beschlägen in Alurahmen kündigte Marcus Sander, CEO der FTT- Division, an: „Im April werden auf der Messe BAU die ersten Dreh-Kipp-Beschläge des neuen Systems NX zu sehen sein.“ Zunächst wurde das Beschlagsystem NX für PVC-Fensterrahmen eingeführt.

In den letzten drei Jahren sei der Gruppen-Umsatz um kumuliert knapp 30% gewachsen, so Dr. Keill. Der Alleinvorstand der Roto Frank Holding betonte, diese Entwicklung in schwierigen Zeiten werde nicht zuletzt durch eine große Zahl von Neukunden getragen, die die drei Divisionen Fenster- und Türtechnologie (FTT), Dachsystem-Technologie (DST) und Roto Frank Professional Services (RPS) dank Lieferzuverlässigkeit (seit 2020 auf 90%) und Qualität gewonnen hätten. Dafür seien professionelle, effiziente Prozesse, kompetente Mitarbeiter und eine hohe Automatisierung sowie gute Partnerschaften zu Lieferanten und Kunden unverzichtbar. Wenngleich der Branchenexperte für das Jahr 2023 einen „ordentlichen Druck nach unten ausmacht“, so geht er davon aus, dass die aktuelle Zins- und Inflationsentwicklung temporär ist. „Es wird keine anhaltende Krise geben“, stellte er fest.

Die weltweit rund 5.000 Mitarbeitenden der Gruppe hätten über einen sehr langen Zeitraum hohe Flexibilität und Leistungsbereitschaft bewiesen. Das Geschäftsjahr 2021 konnte die Roto-Gruppe wohl auch deshalb mit einem Umsatzrekord von 807 Mio. Euro abschließen. Optimistisch sei man in das Geschäftsjahr 2022 gestartet, um dann zu erleben, dass die erhoffte Beruhigung auf den Beschaffungsmärkten ausblieb und infolge eines Krieges neue, zusätzliche Risiken und Erschwernisse für die Bauwirtschaft nicht nur in Europa entstanden.

„Die Roto-Gruppe tätigt einen großen Teil ihrer Umsätze in Deutschland. Entsprechend blicken wir sorgenvoll auf politische Fehlsteuerungen, die diesem Land und seinen Menschen schaden“, sagte Dr. Keill. Jedes solide wirtschaftende Unternehmen könne ein oder zwei Jahre mit einem schwachen Ergebnis verkraften. Insofern gelte seine Sorge nicht so sehr der Roto-Gruppe und ihrem Ergebnis 2023. Für das kommende Jahr geht Dr. Keill von einem Umsatzzuwachs im einstelligen Bereich aus. „Die wichtigere Frage ist, ob es tatsächlich zu einer Erosion des Industriestandortes Deutschland und damit zu einer nachhaltig wirksamen Schädigung von Wohlstand und Kaufkraft.“ Und weiter: „Sägt ein für die Wirtschaft in der EU so wichtiges Land den Ast absägt, auf dem sein Sozialstaat sitzt.“ Der Roto-Chef fordert vom Staat auskömmliche Preise für Energie.

Seiner Einschätzung nach werde die Branche aber auch künftig von dem dringlichen Anliegen der Menschen profitieren, die Energieeffizienz ihrer Wohnungen zu verbessern. Obwohl für 2023 der Rückgang des Neubaumarktes für Europa, Amerika und Asien gleichermaßen vorausgesagt werde, müsse die Nachfrage nach Bauelementen nicht zwangsläufig dramatisch sinken. Mittelfristig stehe den Fenstern- und Türherstellern weltweit ein anhaltendes Nachfragehoch „ins Haus“, das erst zum Ende kommen werde, wenn der Gebäudebestand energetisch saniert und ausreichend viel zusätzlicher Wohnraum geschaffen wurde. „Wir sprechen also über eine sehr ferne Zukunft.“

Der für die zweite Jahreshälfte 2022 erwartbare Nachfragerückgang habe bei den beiden Divisionen FTT und DST „pünktlich“ im Juli begonnen. Der Handel und große Hersteller würden seither ihre Lagerbestände auf das Niveau vor Ausbruch der Pandemie abschmelzen. Fakt bleibe aber: Weltweit müsse so schnell wie möglich weitergebaut werden. Dies sei auch eine soziale Frage. „Die starke Nachfrage nach zusätzlichem, modernem Wohnraum wird die Bauwirtschaft auch in den kommenden Jahren fordern.“ Die Vormateriallager von Roto bleiben jedenfalls weiter gut gefüllt, damit die Divisionen flexibel auf den Bedarf ihrer Kunden reagieren können.

Was die Division FTT betrifft, wies Sander darauf hin, dass der Umsatz dieses Geschäftszweigs nicht so sehr von einem Land abhängt und Einbußen in einem Land meist durch Zuwächse in anderen Ländern kompensiert werden können.

Gute Aussichten für Servicetechnik

Für die Dienstleistungsdivision Professional Services rechnet Dr. Keill im Geschäftsjahr 2023 mit einem besonders guten Geschäftsverlauf. Die „Revitalisierung“ von akzeptabel guten, älteren Fenstern und Türen durch eine Erneuerung von Beschlag und Dichtung werde angesichts der Energiepreisexplosion zu einer attraktiven Lösung, wenn hohe Zinsen einer umfassenden Ertüchtigung der Gebäudehülle samt Fenstertausch im Wege stünden. Bestens gerüstet für eine steigende Nachfrage nach entsprechenden Dienstleistungen rund um Fenster und Tür sei die jüngste Division der Roto-Gruppe nicht zuletzt dank der Akquisition von weiteren Unternehmen und deren Integration in das Netzwerk der „Service Friends“. Über 20 Standorte weist die dritte Division in der DACH-Region aus. „Wir halten deshalb weiter international Ausschau nach Unternehmen, die gut zu uns passen“, ergänzte der Roto-Chef.

RPS werde das laufende Geschäftsjahr mit einem Umsatzwachstum von voraussichtlich 50% abschließen und vermutlich auch 2023 die Entwicklung dynamisch vorantreiben können, berichtete CEO Dr. Faden. Er geht davon aus, dass die Reparatur oder Nachrüstung von Fenstern und Türen 2023 noch einmal stärker nachgefragt werde als ohnehin schon. „Während der Corona-Lockdowns ist den Menschen bereits aufgefallen, dass ein defektes Fenster oder eine schlecht schließende Tür den Verlust von Komfort bedeuten. Aber jetzt geht es um mehr. Wer Energie sparen will und muss, der sieht in einem undichten Fenster pure Verschwendung und einen echten Kostentreiber.“ Da inzwischen wieder Eigentümerversammlungen in Präsenz stattfinden, die aus Gründen des Infektionsschutzes 2020 und 2021 untersagt waren, könnten nun wieder Aufträge für eine Wartung oder Nachrüstung von Bauelementen in Mehrfamilienhäusern vergeben werden, so Dr. Faden. In der Hochphase der Pandemie habe es sich für die RPS zunächst umsatzmindernd ausgewirkt, dass bei virtuellen Zusammenkünften von Eigentümern keine rechtlich bindenden Beschlüsse getroffen werden dürfen.

Gegen Knappheit von Material habe man Rahmen- und Service-Level-Vereinbarungen mit A-Lieferanten getroffen. Ein Lieferanten-Monitoring, wie es in größeren Industrieunternehmen üblich ist, reduziere die Anzahl von „bösen Überraschungen“ für die Netzwerkpartner. Die dezentrale Wareneingangskontrolle wurde mit der zentral organisierten Ersatzteilversorgung und Disposition synchronisiert. Hinzu käme eine Bestandssteuerung nach dem KANBAN-System über Mindestbestände.

Der Bereich Dachsystem-Technologie

Zu Beginn des Geschäftsjahres 2022 seien für Roto DST die Nachwirkungen der Pandemie noch immer spürbar gewesen, blickte der Vorsitzende der Geschäftsführung von DST, Christoph Hugenberg, zurück. So fehlte sowohl bei Roto als auch bei den Kunden Personal, die Materialpreise stiegen weiter. Kunststoff verteuerte sich seit Januar 2020 zum Beispiel um 62%, Aluminium um 98% und Erdgas um 347%. „Trotz Anpassungen unserer Preise im Februar 2022 um durchschnittlich 3,4% waren die Mehrkosten kaum zu kompensieren“, so Hugenberg. Positive Entwicklungen wie eine sich stetig verbessernde Materialverfügbarkeit sowie eine zunehmende Nachfrage hätten einen Ausgleich geschaffen. Eine stabile Baukonjunktur sowohl im Wohnungs- als auch im Nichtwohnungsbau (2022: +3,3% bzw. +6,7%), ein Zuwachs von 3,3% im Renovierungsmarkt und der im Vergleich zum Vorjahr um 2,3% höhere Auftragseingang im Bauhauptgewerbe wirkten sich im laufenden Jahr wachstumsfördernd aus. In dem für das Unternehmen umsatzstärksten Markt Deutschland konnte Roto DST in der ersten Jahreshälfte 2022 ein zweistelliges Plus zum Vorjahr erzielen. Insgesamt werde Roto DST das Geschäftsjahr 2022 mit einem soliden, positiven Ergebnis abschließen.

www.roto-frank.com

Weitere Zahlen zum Branchenmarkt

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 12/2020 Zulieferer

Roto Frank bilanziert

„Dem negativen Trend entzogen“

Die Roto-Gruppe freut sich über stabile Mitarbeiterzahlen, den Ausbau der Digitalisierung, eine sichere Lieferfähigkeit und eine weltweit erfolgreich umgesetzte Gesundheitsprävention. Im Jahr 2021...

mehr
Ausgabe 12/2021 Zulieferer

Roto Frank lieferstabil

„Nachhaltigkeit wird Ausschlusskriterium!“

Der CEO der Fenster- und Türtechnologie  (FTT), Marcus Sander, zeigte sich mit den 2021 erzielten Ergebnissen rundum zufrieden. „Das gilt für Umsatz, Ertrag und Marktanteile gleichermaßen.“...

mehr

Roto Frank Geschäftsjahr 2023

2,2% Umsatzplus

Die Roto-Gruppe erreichte im vergangenen Jahr einen Gesamtumsatz von 885 Mio. Euro und damit ein Plus zum Vorjahr von 2,2 %. Das vierte Quartal 2023 sei zwar etwas besser als erwartet abgeschlossen...

mehr
Ausgabe 12/2023

Roto Frank kritisiert Politik

Umsatzzuwachs um 2% in 2023

Das Umsatzwachstum der Gruppe von rund 2% zum Geschäftsjahr Ende September 2023 bezeichnete Dr. Eckhard Keill als erfreulich. „Es hätte mehr werden können, wenn wir politisch nicht so viel...

mehr
Ausgabe 12/2019

Roto informiert über den Markt

Kraftakt allein für stabile Zahlen

Auf Basis diverser Studien (Germany Trade & Invest, Euroconstruct, Interconnection, CAB, OKNA Marketing, VFF, Drucker Report) und daraus abgeleiteter Berechnungen bzw. Schätzungen bezifferte Roto das...

mehr