Roto informiert über den Markt
Kraftakt allein für stabile ZahlenBei der Jahresfachpressekonferenz von Roto Frank in Bad Mergentheim bewerteten Dr. Eckhard Keill, der Alleinvorstand der Roto Frank Holding AG, und Marcus Sander, seit Jahresmitte Vorsitzender der Geschäftsführung des Unternehmens, den Markt für Fenster und Türen und stellten Prognosen für das kommende Jahr.
Auf Basis diverser Studien (Germany Trade & Invest, Euroconstruct, Interconnection, CAB, OKNA Marketing, VFF, Drucker Report) und daraus abgeleiteter Berechnungen bzw. Schätzungen bezifferte Roto das weltweite Marktvolumen der Beschlagbranche für 2018 auf 3,41 Mrd. Euro. Die drei wichtigsten Segmente waren danach Kipp & Dreh mit 882 Mio. Euro (25,8 %), Türen mit 862 Mio. Euro (25,2 %) und Schiebebeschläge mit 747 Mio. Euro (21,8 %). Der Hersteller ist weltweit u. a. in 15 Werken mit 28 Logistikverteilzentren sowie mit 26 Vertriebsstandorten und der Unterstützung weiterer Distributionspartner tätig.
Für 2019 wird insgesamt ein Gruppenumsatz von über 668 Mio. Euro (nach 661,8 Mio. Euro) erwartet. Die angestrebte Wachstumsrate zwischen 3 % und 5 % wird deutlich unterschritten, wie Dr. Eckhard Keill feststellte. Das beruhe im Wesentlichen auf den politisch bedingten Marktrückgängen im Sektor Fenster- und Türtechnologie (FTT).
Die erheblichen politischen Spannungen hätten im laufenden Jahr auch in den für Roto relevanten Märkten bzw. Regionen Spuren hinterlassen und das eigene Geschäft insoweit ebenfalls partiell beeinträchtigt. Dennoch stehe per 30. September ein um knapp 1 % gestiegener Gesamtumsatz von 509,4 Mio. Euro (nach 505,6 Mio. Euro) zu Buche. Darin schlage sich die spezifische Entwicklung der drei Divisionen nieder. Während die Fenster- und Türtechnologie (FTT) auf Vorjahresniveau liege, weise die Dachsystem-Technologie (DST) ein moderates Wachstum aus. Professional Service (RPS) als jüngste Division verzeichne eine „planmäßige“ Steigerung (siehe Infokasten).
Die Relation zwischen Auslands- und Inlandsgeschäft bleibe auf Gruppenebene mit rund zwei Drittel zu ein Drittel stabil. Gleiches gelte im Kern für die Mitarbeiterzahl, die bei aktuell rückläufiger Tendenz weltweit ca. 4.900 betrage. Dr. Keill räumte ein, aufgrund der politischen Risiken bei einzelnen Investitionsentscheidungen zurückhaltend zu agieren.
Die Entwicklung des FTT-Umsatzes bewertete Sander: „Die Umsatzstagnation entspricht nicht den Erwartungen, beruht aber wesentlich auf geopolitischen und damit unternehmensfremden Einflussfaktoren, die sich in zum Teil kräftigen Markt- und damit auch Geschäftseinbußen niederschlagen.“ Als markantestes Beispiel nannte er China. Dort führe der Handelskonflikt mit den USA zu einem deutlichen Marktrückgang, sodass Roto die „gesteckten Ziele nicht erreichen konnte“.
Eine sehr positive Bilanz lasse sich dagegen für Nordamerika ziehen. Hier stehe ein starkes Wachstum bei Umsatz und Marktanteilen zu Buche, das nicht zuletzt aus einem „äußerst erfolgreichen Neukundengeschäft“ resultiere. Auch in Südeuropa gebe es 2019 in Verbindung mit einer guten Marktpositionierung ein deutliches Umsatzplus. Eine „solide Performance“ meldete der FTT-Chef per saldo für das restliche Europa. Was die Situation speziell in Deutschland betreffe, müsse man per Ende Oktober noch ein leichtes Umsatzminus konstatieren. Das erkläre sich durch den im Ganzen enttäuschenden Marktverlauf. Ihn präge ein ausbleibender Neubauboom ebenso wie ein wegen fehlender Handwerkerkapazitäten schwaches Renovierungsgeschäft. Was Roto in den letzten Jahren schon mehrfach thematisierte, hob auch Sander hervor: „Die Bezugsgröße für unser Geschäft ist der deutsche Produzentenmarkt. Infolge des unvermindert steigenden Importdrucks dürfte er 2019 abermals rückläufig sein.“
Beschlag: Internationale Marktanalyse
Dr. Keill knüpfte bei der internationalen Marktanalyse an seine Prognose an, die er im vergangenen Jahr gestellt hatte: Die weltweite Flut politischer Krisenherde zwingt die Wirtschaft in wachsendem Maße in die Knie. Unter der „schweren Hypothek“ litten u. a. relevante Fenster- und Türenmärkte. Im Einzelnen nannte er die Handelskonflikte zwischen USA und China sowie USA und EU, das „Brexit-Chaos mit nach wie vor ungewissem Ausgang“, die Krisenherde Syrien/Türkei, Hongkong/China, Iran/USA und Russland/Ukraine. Hinzu komme das ebenfalls mit einem „hohen Konfliktpotenzial“ verbundene Geschehen um den Klimawandel. Trotzdem habe sich der Bauzulieferer im ersten Jahr seiner neuen Struktur mit dem zu erwartenden leichten Umsatzplus „gut geschlagen“.
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Das soll auch 2020 so bleiben, obwohl die Wahrscheinlichkeit eines globalen Konjunktureinbruchs hoch sei. Erst 2021 könne sich die Situation international wieder bessern.
Als ein Hauptproblem stufte Keill die „scheinbar unaufhaltsame Sanktionsspirale“ ein. Die Politik könne oder wolle nicht erkennen, dass Strafaktionen etwa bei Zöllen keineswegs nur das jeweils adressierte Land träfen, sondern in einer globalisierten Welt zwangsläufig konkrete Auswirkungen auf fast alle Wirtschaftszweige und Unternehmen hätten. Im Klartext heiße das: „Sanktionen kosten Wachstum, Arbeitsplätze und Einkommen.“ Wenn es an der Entwicklung etwas Positives gebe, sei es vielleicht die Hoffnung, dass „die gravierenden politischen Fehlentscheidungen inzwischen getroffen sind“. So wagte der Chef der Roto-Gruppe für Großbritannien die Prognose, dass nach den Neuwahlen im Dezember ein zweites Brexit-Referendum folge und am Ende der EU-Austritt doch nicht stattfinde. Mit Blick auf die USA vertrat Keill die Meinung, dass Donald Trump die initiierten Handelskonflikte schon mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen am 3. November 2020 in „ziemlich naher Zukunft“ lösen oder zumindest entschärfen werde bzw. müsse.
Firma Professional Service reüssiert
Roto Frank Professional Service wurde 2018 aus der Taufe gehoben. „Die Resultate der Startphase stimmen uns für 2020 ebenso zuversichtlich wie die realistischen Perspektiven“, bilanzierte Geschäftsführer Dr. Christian Faden in Bad Mergentheim. Das Unternehmen bietet ein breites Dienstleistungsspektrum zur Nachversorgung von Fenstern und Türen und hat inzwischen mit fünf Partnerbetrieben ein Netzwerk aufgebaut: Dieses zeichnet sich aus durch Integration eines einheitlichen IT-Systems, die Erstellung von Marketing-Broschüren und Online-Auftritten sowie die Koordination der beteiligten Netzwerk-Partner. Dazu gehörten in Deutschland bisher die Fachbetriebe Wollenberg (Berlin), Pfeil & Söhne Service (München) und Wiedemann Sicherheitsbeschläge (Hannover). Durch die neue Akquisition von Wicklein Kundendienst sei es gelungen, einen weiteren Ballungsraum qualifiziert zu besetzen. Die Nürnberger Firma decke mit 13 Mitarbeitern auch das Gebiet Fürth / Erlangen ab. In der Schweiz sei mit Dachfenster Helfenstein aus Cham im Kanton Zug ebenfalls ein Unternehmen hinzugekommen. Es werde mit seinen fünf Beschäftigten in die bereits 2018 erworbene schweizer Firma Dachfenster Keller (Thalheim bei Winterthur) eingegliedert.
Wie Faden erklärte, stehen bei allen Gesellschaften trotz des rückläufigen Sicherheitsgeschäfts 2019 wachsende Umsätze zu Buche. Für das Gesamtjahr prognostizierte er bei RPS ein Plus von rund 20 % gegenüber 2018. Um trotz Fachkräftemangel die offenen Stellen zu besetzen, greife man durch spezielle Fortbildungsmaßnahmen am Roto-Campus verstärkt zur „Selbsthilfe“.
Mit Wartung, Reparatur, Modernisierung, Nachrüstung und Ersatzteilservice einen vielfältigen Bereich abzudecken und dadurch die Abhängigkeit von einem Nachfragesegment zu vermeiden, erweise sich schon jetzt als richtig. Das zeige die aktuelle Situation im deutschen Sicherheitsmarkt. Mit dem Rückgang der amtlich registrierten Einbruchzahlen um 41 % von 2015 bis 2018 seien die privaten Investitionen in zeitgemäße Sicherheitstechnik nach Auskunft der RPS-Partnerfirmen signifikant gesunken. Zum Teil hätten sie sich sogar halbiert. Im Sog der geringeren medialen Aufmerksamkeit betreffe das auch die Prävention. Die Branche müsse sich daher von der Hoffnung auf das Selbstläufergeschäft „Einbruchschutz“ verabschieden und stattdessen bei der aktiven Kommunikation wieder zulegen, zumal die statistisch erfassten Delikte 2019 weiter rückläufig sein dürften. Es komme daher darauf an, z. B. die objektiv unverändert große Notwendigkeit effizienter Maßnahmen zu thematisieren.
Neues Online-Tool für Ersatzteile
Generell garantiert Roto die Verfügbarkeit von Ersatzteilen bis zehn Jahre nach Produktauslauf. Unter www.roto-spareparts.com ist seit November ein Ersatzteil-Finder nutzbar, dieser bietet für auch für Aluminiumfenster die Möglichkeit der Direktsuche über eine vorhandene Bauteilnummer oder alternativ die Identifikation des benötigten Ersatzteils in maximal sechs Abfrage-Schritten mit Unterstützung von Beispielbildern. Letzterer Rechercheweg nach dem gesuchten Ersatzteil ist für Aluminiumfenster noch nicht möglich. Am Ende des Prozederes erhält der Kunde ein Angebot per E-Mail mit einem Link zum Bestellformular. Die weiteren konkreten Vorteile laut Dr. Faden sind: Auswahl aller Materialien und Öffnungsarten, jederzeitige Verfügbarkeit, kompatibel für PC, Laptop, Tablet und Mobiltelefon sowie direkte Online-Bestellung und -Bezahlung. Aktuell ist die deutsche Version für die Beschlagprogramme Dreh-Kipp (Holz/Kunststoff), Door und Equipment freigeschaltet. Die Erweiterungsstufen umfassen die Sortimentsgruppen Schieben, Aluminium, Dichtungen und Dachfenster sowie die Sprachen Polnisch, Englisch, Ungarisch, Französisch und Italienisch.
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