Roto Frank lieferstabil
„Nachhaltigkeit wird Ausschlusskriterium!“Traditionell im November bilanzierte Roto Frank bei einer Fachpressekonferenz mit ca. 70 Journalisten das vergangene Geschäftsjahr. Für die Division Fenster- und Türtechnologie resümierte Marcus Sander: „Trotz der schwierigen Marktlage haben wir 90 Prozent Lieferservice einhalten können, Verzögerungen hatten wir nur punktuell.“ Mit dem Fokus auf Lieferzeiten wurden die Investitionspläne geändert und zusätzliche Etats für den Ausbau der Logistik geschaffen.
Der CEO der Fenster- und Türtechnologie (FTT), Marcus Sander, zeigte sich mit den 2021 erzielten Ergebnissen rundum zufrieden. „Das gilt für Umsatz, Ertrag und Marktanteile gleichermaßen.“ Dabei sei es von entscheidender Bedeutung, die hohe Lieferzuverlässigkeit trotz der wesentlich durch Corona ausgelösten gravierenden Rohstoff- und Materialkrise weltweit aufrechterhalten und damit die für die Kunden derzeit mit Abstand wichtigste Leistungserwartung an die Industrie erfüllt zu haben. Das resultiere auch aus der konsequenten Prozess-Digitalisierung, die den Kundennutzen durch mehr Schnelligkeit, Transparenz und Effizienz real steigere.
Berechnungen bzw. Schätzungen zufolge betrug das internationale Marktvolumen 2020 ca. 3,4 Mrd. Euro und entsprach damit dem Vorjahresniveau. Konstant blieb auch das Ranking der einzelnen Produktsegmente: Drehkipp (insgesamt 35 %), Door (25 %) und Sliding (23 %). Outward Opening (11 %) und Casement & Awning (6 %) rundeten das Feld ab.
Treiber des vor allem in den Segmenten Drehkipp, Door und Sliding deutlichen Wachstums in Europa seien marktseitig das steigende Renovierungsvolumen sowie unternehmensspezifisch die Einführung neuer Produkte und die hohe Lieferfähigkeit. Letztere habe zudem erheblich zur Neukundengewinnung und damit zum Ausbau von Marktanteilen beigetragen.
Der Markt in Europa
Der Marktverlauf in den europäischen Ländern bzw. Regionen sei natürlich auch von Sondereinflüssen abhängig. Während es ungeachtet dessen z. B. im D/A/CH-Raum, in Benelux, Frankreich und Italien per saldo eine klare Aufwärtsbewegung gebe, bleibe es in Großbritannien bei der schweren Baukrise. Skandinavien stagniere, und Spanien, Portugal und Griechenland erwiesen sich trotz neuer Corona-Ausbrüche 2021 als widerstandsfähig. Aber selbst in Märkten mit „unterdurchschnittlicher Performance“ konnte Roto laut Sander zulegen.
Nachhaltigkeit als Ausschlusskriterium
Roto-Chef Dr. Eckhard Keill wies darauf hin, dass sich auf Basis erheblich erweiterter Inhalte Nachhaltigkeit vom reinen, eher unverbindlichen „Hygienefaktor“ zum knallharten Ausschlusskriterium etwa bei Finanzierungskonzepten entwickle. Die EU-Kommission strebe bis 2023 ein einheitliches Regelwerk an, dessen nationale Umsetzung ab 2024 erfolgen solle. Keill machte deutlich, dass das auch viele Fenster- und Türenhersteller betreffe, denn nach aktueller Planung gelten die entsprechenden Richtlinien für alle Firmen mit mindestens 40 Mio. Euro Jahresumsatz und 250 Mitarbeitenden. Die ganze Branche sei daher gut beraten, sich mit dieser Materie intensiv zu befassen.
Dr. Keills Ausblick
Die globale Pandemie bleibe 2022 ein wichtiger, aber unkalkulierbarer Einflussfaktor. Die Materialkrise dürfte sich nach Meinung des Roto-Chefs sukzessive entspannen, sodass sich die Situation auf der Verfügbarkeits- und Preisebene bis zur Jahresmitte wahrscheinlich beruhige.
Eine Fortsetzung der weltweiten Bau-Sonderkonjunktur sei trotz überwiegend guter Vorhersagen nicht gesichert. Im günstigen Fall komme es zu einem stabilen bis leicht wachsenden Endverbrauchermarkt. Die Frage, ob und wie die Investitionsbereitschaft des privaten Publikums unter den aktuell explodierenden Baukosten leide, stelle noch eine Unbekannte dar. Das Ende der „Pipeline-Phase“ und damit der Abbau überhöhter, nicht bedarfsgerechter Lagerbestände bei Handel und Handwerk ließen das Gesamtvolumen in den Roto-Märkten möglicherweise um bis zu 5 % sinken.
Über die Digitalisierung der FTT- und RPS-Division lesen Sie mehr unter: www.metallbau-magazin.de
Servicetechnik weiter im Aufwind
Die Division Roto Frank Professional Service (RPS), vor drei Jahren gegründet, wächst auch im Jahr 2021. Geschäftsführer Dr. Christian Faden rechnet mit einem Umsatzplus, das „etwa bei 30 Prozent liegt“. Erneut beruhe der Erfolg primär auf dem breit gefächerten Dienstleistungsspektrum bei der Nachversorgung von Fenstern und Türen. Die gute Performance resultiere darüber hinaus aus dem weiteren Ausbau des „Service Friends“-Netzwerkes, intensivem Online-Marketing und dem konsequenten Digitalisierungs-Kurs.
Das sicherheitstechnische (Reparatur-)Geschäft nannte Faden „gegenwärtig desolat“. Vor dem Hintergrund der in Deutschland seit 2015 um 55 Prozent gesunkenen Deliktzahlen und des analog schwachen öffentlichen bzw. medialen Interesses seien Motivation und Investitionsbereitschaft der Bevölkerung nur noch gering ausgeprägt. Daran könne selbst die staatliche Förderung wenig bis nichts ändern. Trotzdem bleibe das Thema gerade unter Präventionsaspekten in hohem Maße relevant. RPS jedenfalls werde sich weiter aktiv darum kümmern. Dabei verfüge man u. a. mit dem Nachrüstbeschlag „PM 12/16-VdS“ als bisher einziger Dienstleister über eine VdS-Zertifizierung.
In dieser Phase zeige sich einmal mehr die Effizienz der Diversifizierungs-Strategie. Sie gleiche die temporären Einbußen im Einbruchschutz- und Sanierungsgeschäft nicht nur aus, sondern sorge sogar insgesamt für ein ungeschmälertes Wachstum. 2021 werde das durch den großen Nachfrageanstieg im Servicesegment insbesondere nach Fenster- und Türenwartung ermöglicht. Gegenwärtig sei dies das umsatzstärkste Geschäftsfeld. Dazu trage der gemeinsam mit der Roto-Division Dachsystem-Technologie (DST) seit 2020 sukzessive auf- und ausgebaute „Rundum-Service für Dachfenster“ spürbar bei. Alle „Service Friends“-Betriebe sind laut Faden in der Lage, das entsprechende Leistungspaket von Reparatur- bis zu Wartungsarbeiten herstellerunabhängig kompetent zu erledigen.
Ein „klares Differenzierungsmerkmal“ sei u. a. das engmaschige Netz qualifizierter und erfahrener Partnerbetriebe, die von Roto-Frank erworben wurden. Den Angaben zufolge gehören dem Verbund mittlerweile 8 Firmen an 11 Standorten in Deutschland und der Schweiz an. Eine Vakanz gebe es noch in der Region Hamburg.
www.service-friends.de