SICPA Campus in Prilly
Architektur als Impuls zur KooperationDas Unternehmen SICPA SA hat den neuen Campus in Prilly, westlich von Lausanne, einer Wirtschaft des Vertrauens gewidmet. Das Gebäude des Marktführers im Bereich Sicherheitsdruckfarben, beispielsweise für die Herstellung von Banknoten, bietet auf 27.000 Quadratmetern in ansprechender, lichter Atmosphäre Räume für Kontakt und Austausch. Aus dem Französischen von Stefanie Manger.
Die transparente Bauweise soll das Gebäude mit Tageslicht fluten und dem Wohlbefinden in Sinne von Kreativität und Wohlbefinden bei der Arbeit förderlich sein. Die Anordnung von Büroräumen, Restaurants, Einzel- und Gemeinschaftsräumen sowie Bereichen für die technologische Entwicklung wurde von den RDR Architekten aus Lausanne sorgfältig durchdacht. Die lineare Architektur wird von Terrassen mit Grünanlagen aufgelockert.
Die Firma SICPA, die vor fast 100 Jahren in Prilly gegründet wurde und heute weltweit 22 Niederlassungen hat, möchte auf dem Campus verschiedenste Akteure aus verschiedenen Nationen mit dem gemeinsamen Ziel von Forschung und Innovation zusammenbringen. Dort können und sollen Institutionen, Forscher, Startups und Unternehmen im Sinne einer „Wirtschaft des Vertrauens“ miteinander kooperieren. An der Herstellung von Sicherheits- und Wertpapieren wie Reisepässen, Fahrscheinen oder Ausweisen beteiligt steht SICPA für den Schutz von Gütern, Personen und Daten.
Seinen Anfang nahm das Bauprojekt mit einem rein ästhetischen Prototyp. Anhand der Musterfassade verwirklichten die RDR Architekten ihre Vision des Campus und validierten eine harmonische Farbgebung für die Gebäudehülle, dabei ging es insbesondere um das Eloxieren der Fassade (Wahl der Beschichtung: Permalux P1, Permalux P2 oder Colinal 3145), um die Jalousien, die Form der Handläufe, und sogar der Einsatz der Gitterroste für die Abdeckungen der Zwischenräume der Doppelhautfassaden wurde vorab detailliert analysiert.
Um Lichtspiele und Transparenz der Doppelhautfassade zu testen, die den Komfort der Räume beeinflussen, wurden drei unterschiedlich beschichtete Gläser im Prototypen installiert. Auf diese Weise konnten verschiedene Lichtdurchlässigkeiten beurteilt werden. Die Ergebnisse bestätigten das Konzept des natürlichen Sonnenschutzes mithilfe der Doppelhautfassade. Durch ihre Positionierung bietet diese im Sommer einen optimalen Sonnenschutz und im Winter den erforderlichen Lichteinfall durch die mikroperforierten Lamellenjalousien.
Ein maßgeschneidertes Fassadenkonzept
Um die verglaste Fläche zu maximieren, ist der Campus in vier Gebäudeflügel – jeweils vier Etagen hoch – mit großen Terrassen zum Genfer See hin unterteilt. Zehn Fußgängerbrücken verbinden die Bereiche und schaffen eine architektonische Kontinuität, die an das historische Gebäude auf der Rückseite des Areals anschließt. Das Design der Fassade mit Minergie P-Standard wurde in der Ausführungsphase, parallel zur Herstellung des Prototyps, in sehr kurzer Zeit intern entwickelt. Um effiziente Abläufe zu gewährleisten, wurden 16 neue Matrizen für die Extrusion der Aluminiumprofile und sieben neue, spezielle, schwarze EPDM-Dichtungen (65*Shore) entwickelt. Letztere gewährleisten die Dichtigkeit zwischen den Elementen der Fassade. Verschiedene Tests im firmeneigenen Prüfzentrum in Bulle stellen eine hohe Qualität der Fassade sicher: darunter z.B. ein Pendelschlagversuch für die Glasbeständigkeit, der vollständige Dichtigkeitsstest des ersten Serienelements und regelmäßige Tests aller 250 Elemente. Auf der Baustelle wurden zudem etwa zehn Dichtigkeitstests ausgeführt.
Clevere und robuste Unterkonstruktionen
Zur Montage der 2.166 Fassadenelemente, die bis zu 680 kg pro Stück wiegen, wurden drei Unterkonstruktionen aus Stahl entwickelt:
- Die erste Unterkonstruktion, die aus einem 10 mm dicken Blech mit L-förmigen Aussparungen besteht, wurde mithilfe von zwei M16-Ankerbolzen direkt im Beton befestigt. Auf der anderen Seite ermöglicht ein Vierkantstahl mit Gewinde eine Höheneinstellung mittels Schrauben.
- Die zweite, ähnlich aufgebaute Unterkonstruktion wurde direkt in den Fassadenelementen befestigt. Sie hat dieselben inversen Aussparungen wie die erste, wodurch die beiden Unterkonstruktionen miteinander verzahnt sind. Ein in die Unterkonstruktion integrierter Bolzen gewährleistet den Kontakt mit dem Beton und eine optimale Übertragung der Kräfte.
- Schließlich sorgt die dritte Unterkonstruktion, die zwischen jedem Element angebracht ist, für die Aufhängung der gesamten Doppelhautfassade. Das durch diese exzentrische Kraft erzeugte Moment wird vollständig über das System der drei Unterkonstruktionen aufgenommen.
Elementfassade als erste Haut
Dieser Campus, dessen Gebäudehülle 12.000 m2 Fassade umfasst, hat mit zahlreichen Rücksprüngen und asymmetrischen Terrassen eine unkonventionelle Form.
2.166 Elemente, darunter etwa sechzig verschiedene Typen, gestalten diese besondere Geometrie. Die erste Haut erforderte den Bau von neun neuen Matrizen für die Extrusion der Aluminiumprofile.
Neben Standardprofilen wie den Pfosten oder Riegeln ermöglicht ein weiteres, spezielles Profil, das an den oberen Querträger geschraubt wurde, die sichere Befestigung der Dichtung über die gesamte Höhe und gewährleistet so die Funktion zuverlässig.
Ein Element ist im Durchschnitt 1.600 mm breit, 4.100 mm hoch und 210 mm tief. 30 % haben eine Lüftungsklappe. Um die Montage und Wartung der Elemente zu ermöglichen, rasten Stifte, die ins obere Profil integriert sind, in die Nuten des unteren Querträgers ein. Im Erdgeschoss wurde eine Schiene mit einem Querprofil darüber entwickelt, um die Ansicht eines Profils zu simulieren und die Abdichtung der Fassade nach oben zu führen.
Für die Innenausstattung des Gebäudes wurden weitere Matrizen zur Herstellung von Aluminiumprofilen entwickelt. Diese konnten mithilfe eines Clipsmechanismus befestigt werden; die unsichtbare Befestigung lässt die Räume eleganter aussehen.
Die Konzeption der äusseren Haut mit schlanken Sprossen und mit einem rechteckigen Handlauf entlang der Glasbrüstung verleiht dem Campus Leichtigkeit und ein filigranes Erscheinungsbild.
Für die Architektur markant ist zudem die optische Wirkung des horizontalen Blechs, ein 660 mm breites Band, verstärkt durch das 130 mm breite schwarze Profil, das auch dazu dient, die Befestigungen für ein Gerüst zu verbergen.
Die beiden Elemente gliedern die Fassade und betonen die Stockwerke, Terrassen, Innenhöfe und Fußgängerbrücken, wodurch eine klare Lesart der atypischen Gebäudegeometrie gesetzt wird und rund um jedes Stockwerk eine visuelle Kontinuität.
Im visuellen Kontext der horizontalen Blechverkleidung – mit schwarzer Profillinie oben an – stehen die extrudierten Aluminiumkästen, ebenfalls eloxiert in Permalux P1, die die 2.286 mikroperforierten Lamellenjalousien vor den Fenstern schützen. Die vertikalen Pfosten, die die Jalousienführung tragen, wurden ebenfalls mit extrudierten Aluminiumprofilen ausgebildet, ebenso wie die rein optische, horizontale Profilleiste, die auf einem Drittel der Höhe der Fassade verläuft.
Dank der Laubengänge und der Sicherheitsseile, die etwa auf einer Länge von 3,5 km rund um das Gebäude verlaufen, können Fassaden und Jalousien sicher gewartet werden. Die Aluminium-Rostgitter vom Typ Induro sind in Permalux P1 ausgeführt, ähnlich den Jalousienkästen.
Fassadenmontage in 24 Monaten
Die Pandemie, die gewünschte zügige Umsetzung, der hohe Grad der Veredelung und die Lieferung der Bauelemente der Gebäudehülle, die in viele kleine Fassaden unterteilt ist, erforderten eine umfassende Vorausplanung. Um das gewünschte Tempo einzuhalten, wurde parallel zur Montage der ersten Elemente mit der Befestigung der Unterkonstruktionen begonnen. Bei durchschnittlich 12 Elementen pro Tag dauerte es sieben Monate, um die 2.166 Fassadenelemente der ersten Haut zu installieren.
Die Elemente wurden auf einem Gestell geliefert, dann flach auf den Boden gelegt und mit einem Portalkran, der auf dem Dach installiert war, an zwei temporären Befestigungspunkten einzeln aufgerichtet. Vier Monteure haben die Fassadenelemente auf den jeweiligen Stockwerken eingepasst und den fachlichen Einbau der Konstruktion sichergestellt. Nach dem Einbau der Elemente konnten die temporären Befestigungsösen problemlos demontiert werden.
Die Montage der zweiten Haut wurde durch die zuvor beschriebene dreiteilige Unterkonstruktion ermöglicht, insbesondere durch die dritte, die folgende Funktionen hat: Befestigung der Gerüste, Aufnahme der Pfosten zur Befestigung der Jalousienführungen; die Aufnahme der „Jalousienkästen“ und der Abschlussbleche erfolgt durch eine Unterkonstruktion aus Blech, ebenso die Befestigung der Gitterroste und der Sicherheitsseile.
Monumentale Stahl-Glas-Brücken
Zehn Metallbrücken aus geschosshohen Stahlfachwerken mit einem Gesamtgewicht von 480 Tonnen verbinden die verschiedenen Gebäudeteile. Diese Brücken mit den Abmessungen 16.000 × 9.600 × 4.100 mm sind mit einem R60-Brandschutz versehen, der direkt bei der Montage auf die Träger aufgetragen wurde und im Gefahrenfall eine sichere Evakuierung ermöglicht.
Weitere sekundäre, aber dennoch charakteristische Elemente sind: 250 m2 Fassaden mit Lüftungsgittern; eine Eingangsschleuse mit Gläsern, die statisch allein von Querträgern gehalten werden; 1.300 m2 abgehängte Decken; zwei Innenhöfe im Untergeschoss sowie 795 m Glasgeländer an den Terrassen.
Das Ergebnis des SICPA Campus in Prilly ist eine lineare, gut durchdachte Architektur, aufgelockert von begrünten Terrassen und einer verwinkelten grünen Umgebung.
Vielen Dank an das Schweizer Magazin Fassade, das den Report in französischer Sprache zur Verfügung gestellt hat.