Österreich

Sonnenschützer Hella

International & auf Wachstumskurs

Die Zentrale der Hella-Gruppe in Abfaltersbach liegt in einer idyllischen, dörflichen Landschaft auf ca. 1.000 Meter Höhe, umgeben von den Tiroler Ostalpen. Im Laufe von fast 65 Jahren hat sich das Familienunternehmen international positioniert und gilt als einer der Marktführer in Europa. Für den Sonnen- und Wetterschutzspezialisten sind mehr als 1.300 Mitarbeitende an 28 Standorten in neun Ländern tätig. Der Umsatz im Jahr 2022 belief sich auf 217 Mio. Euro.

Wie so oft wurde die Firma in einer Garage gegründet. „Mein Großvater Alois Kraler hat 1959 mit zwei Mitarbeitern angefangen, Jalousien zu fertigen; er wollte Arbeitsplätze für den abgelegenen Ort schaffen“, erzählt Enkel Andreas Kraler. Für das heutige Werk bietet das Dorf mit ca. 650 Einwohnern natürlich nicht mehr ausreichend Fachkräfte. Der Großteil der 550 in Abfaltersbach beschäftigten Mitarbeiter muss teils weite Strecken zurücklegen. Dafür stellt das Unternehmen Kleinbusse zur Verfügung. „Einige Mitarbeiter sammeln in der Früh mit unseren Transportern ihre Kollegen auf der Fahrt zum Werk auf und lassen sie am Abend auf dem Weg nach Hause wieder vor ihrer Haustüre aussteigen“, erklärt Andreas Kraler, der Geschäftsführende Gesellschafter der Hella-Gruppe.  Eine arbeitnehmerfreundliche Lösung, um Fachkräfte an diesem wunderschönen, entlegenen Fleckchen Erde zu sichern.

In dritter Generation agiert Kraler international vernetzt mit einem Vertriebsteam von 200 Mitarbeitern; davon sind allein 60 in Österreich aktiv. Zudem beschäftigt die Gruppe über 180 Monteure, wobei in Deutschland die Produkte ausschließlich von Metallbaubetrieben beziehungsweise spezialisierten Montagefirmen verarbeitet werden.

Die Zentrale in Abfaltersbach hat eine Betriebsfläche von über 35.000 Quadratmetern. Zum Werk gehört schon immer eine Schlosserei mit heute ca. 35 Mitarbeitern und seit 2009 eine eigene Pulverbeschichtungsanlage. Dort werden alle Aluminiumteile beschichtet, bis zu 60 Mal am Tag wird die Farbe in den Pulverpistolen gewechselt.

Vielfältiger Sonnen- & Wetterschutz

Das Portfolio des Komplettanbieters umfasst aufeinander abgestimmte Außen- und Innenlösungen. Die Produkte – im Ranking des Absatzvolumens: Raffstores, Rollladen, Zip-Screens und Markisen – werden in Abfaltersbach sowie in Deutschland in Duisburg, Werne und Geislingen hergestellt. Derzeit beträgt der Umsatzanteil von Rollläden und Raffstores 36 Prozent – beim Absatz von Raffstores geht Kraler von weiterem starkem Zuwachs aus. Die Fertigungslinien wurden in den vergangenen Jahren vom Abwickeln des Coilbands bis hin zum versandfertigen Produkt automatisiert. „Bei den Zip-Screens war im vergangenen Jahr ein überdurchschnittliches Wachstum von 40 Prozent zu erkennen“, berichtet Kraler, der die Rezession der Bauwirtschaft nicht fürchtet. Der Klimawandel forciert die Nachfrage nach Produkten rund um den Sonnenschutz „Ein Gebäude ohne Beschattung ist nicht mehr zeitgemäß; egal ob Sanierung oder Neubau – Sonnenschutz wird zum Standard.“ Auch die Motorisierung der Rollläden hat sich mit ca. 50 Prozent durchgesetzt. Dafür hat Hella das Steuerungssystem Onyx entwickelt. Für das Produktsegment Rollladen geht der Unternehmer allerdings von rückläufigen Zahlen aus. „Von Rollläden aus Kunststoff werden wir uns mit der Zeit gänzlich verabschieden, sie halten den steigenden Temperaturen zwischen 70° und 90° an der Fassade nicht stand.“ Anpassungen fordert die Wetterlage auch für die Fertigung der Raffstores. „Die Windstabilität der Lamellenstärken muss langfristig verbessert werden, dazu laufen bereits Tests an unseren Prüfständen, wo wir Windgeschwindigkeiten bis zu 130 km/Std erzeugen können“, so Kraler.

Zum Kerngeschäft gehört ferner das TRAV-System, ein Vorbausystem, mit dem Rollläden, Raffstores oder textile Beschattungen nachträglich in bereits vorhandene Dämmschichten in unterschiedlicher Stärke integriert werden können. Die Maschinen für die Produktion hat Hella selbst entwickelt und gebaut.

Gezeigt wird das Portfolio in eigenen Showrooms, in Österreich gibt es 13 Ausstellungsstandorte, oder in Präsentationen der Fachpartner. Des Weiteren ist Hella Partner im Next Studio von Wicona in Frankfurt und nächstes Jahr Aussteller auf der Messe R & T in Stuttgart (siehe Seite 26).

Für die Kundenberatung setzt Hella ausgeklügelte Verkaufstools ein, mit denen sich individuelle Lichtprofile von Räumen erstellen lassen und so maßgeschneiderte Lösungen für den Sonnenschutz entwickelt werden. Um eine intelligente Beschattung mit modernster Technologie anbieten zu können, kooperiert die Firmengruppe mit der Forschung, z.B. mit der TU-Graz, der Universität Innsbruck, der FH Technikum Wien, der TU Wien wie auch mit dem Fraunhofer Institut. Bei der Auswahl der Stoffe ist die Onlineplattform Fabric Finder unter https://fabricfinder.hella.info behilflich.

Das Unternehmen

In den Jahren 2004 bis 2016 konnte Hella mit dem Zukauf von 15 Unternehmen ein enormes Wachstum umsetzen. Der Gesamtumsatz von 25 Mio. Euro im Jahr 2003 schnellte auf 217 Mio. Euro im Jahr 2022 hoch. Die Geschäftsführung setzt sich inzwischen aus einem vierköpfigen Team zusammen: Mit Ing. Andreas Kraler (MBA) gehören Dkfm. DI (FH) Christian Schaller, DI Harald Niedrist und Mag. Georg Pranter der Geschäftsleitung an.

Aktuell wird die nächste Wachstumsphase vorbereitet: Allein das Betriebsareal in Abfaltersbach bietet noch ca. 14.000 m² Fläche für den Ausbau. Mit einem stärkeren Fokus des Betriebsmanagements auf die Marke zielt Kraler auf ein neues Konzept für die zahlreichen Showrooms hin, auf Veränderungen der Partnerprogramme, die fortlaufende Überarbeitung des Sortiments und auf einen Premiumanspruch, auch als Arbeitgeber. „Unsere Kantine in Abfaltersbach beispielsweise bietet Menüs, die religiöse und kulturelle Essensgewohnheiten berücksichtigen“, erzählt Kraler. Maßnahmen für ein Employer Branding resultieren teils aus Mitarbeiterumfragen.

Gegen den Fachkräftemangel stemmt sich Hella mit 13 Auszubildenden in Abfaltersbach und neun in Deutschland unter anderem in den Berufen Sonnenschutztechniker, Elektriker und Metallbautechniker. Kraler verspricht: „Wer bei uns seine Gesellenprüfung macht, wird übernommen.“ Aber auch zur Weiterbildung kommen Monteure immer wieder in die Zentrale und trainieren an einem Musterhaus den Einbau aller Hella-Produkte. Von den erreichten Qualitätsstandards will Kraler in keinem Fall Abstriche machen – auch nicht zugunsten eines höheren Absatzes.

Nachhaltigkeit

Die Nachweise der nachhaltigen Produkte „Made in Austria“ sind in Arbeit genommen; Kraler ist überzeugt, dass mit dem Betrieb des firmeneigenen Wasserkraftwerkes in Abfaltersbach, der Beteiligung an einem Biomasse-Heizwerk, einer PV-Anlage auf dem Dach und der Herstellung der Raffstores aus Lamellenbändern mit 80% recyceltem Aluminiumanteil sich die Klimaneutralität der Produkte aus Österreich ausweisen lässt. Das Kraftwerk wurde 1986 in Betrieb genommen; in Abfaltersbach produziert der Betrieb mehr Energie, als dort verbraucht wird. „Wir können ruhigen Gewissens behaupten, dass alle österreichischen Niederlassungen und Werke Ökostrom nutzen. Zudem werden seit 2005 Produktionshallen in Niedrigenergiebauweise gebaut. Nachhaltigkeit gehört zu unserem Grundverständnis, wir sind aber inzwischen auch dabei, diese Haltung unternehmerisch umzusetzen und die geforderten Nachweise erstellen zu lassen“, so Kraler.

Auf die Anforderungen des Marktes antwortet die Hella-Gruppe mit einem breit gefächerten Portfolio, internationalen Vertriebskanälen, Selbstverpflichtung zu Qualität und Nachhaltigkeit sowie mit einem umfänglichen Marketing, das die Produkte in zahlreichen Showrooms und auf Messen präsentiert. Für Kundengespräche stehen High-Tech-Tools zur Verfügung, mit denen sich passgenaue Sonnenschutzlösungen konfigurieren lassen.

www.hella.info

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