Spittelmeister Balkonbau

Balkone, Geländer, Aufzugschächte

Die Firma Spittelmeister aus Pforzheim ist mit der Ausführung von Balkonen und Geländern sehr gut ausgelastet. Projektspezifisch setzt der Metallbauer Aufzugsanlagen mit Schächten aus Stahl-Glas-Konstruktionen um. Aktuell beschäftigt das Unternehmen ca. 100 Mitarbeiter und verfügt bundesweit über einen Stamm an qualifizierten Nachunternehmen.

Mit dem Fokus auf „Bauen im Bestand“ und auf das wachsende Neubau-Segment „serielles/modulares Bauen“ spürt Spittelmeister die Baukrise noch nicht so stark, wie Vertriebsleiter Martin Lamprecht betont. Ferner kommt dem Metallbauer zugute, dass er im Balkonbau ein vielfältiges Portfolio anbietet – angefangen vom Stahlbalkon in Systembauweise über Systeme aus Aluminium bis hin zu Stahl-Betonfertigteil-Balkonen. „Jedes Material hat Vor- und Nachteile, das Gros unserer Balkone wird aus Aluminium gebaut“, sagt Lamprecht. „Stahlbalkone haben aufgrund der höheren Festigkeit gegenüber Aluminiumbalkone ihren Haupteinsatzbereich bei großen Spannweiten und bei auskragenden Balkonkonstruktionen oder bei Geometrien, die abweichen von rein quadratischen/rechteckigen Formen z.B. bei Rundungen.“ Stahlbetonbalkone werden bei Brandschutzanforderungen eingesetzt.

Etwa die Hälfte der Balkone baut Spittelmeister für mehrgeschossige Wohnungen im Neubau; davon werden ein Großteil  in serieller/modularer Bauweise erstellt. Der wesentliche Unterschied gegenüber der konventionellen Bauweise besteht darin, dass die vorgefertigten System-Balkone nach Fertigstellung der kompletten Fassade/WDVS montiert werden. „Damit werden Bauprozess- und Montagekosten gespart, Fehlerquellen reduziert und dies bei verbesserter Qualität“, konstatiert Lamprecht. Da viel mehr vorausgedacht und geplant wird, gestaltet sich die Planungsphase bei der seriellen/modularen etwas länger als bei der konventionellen Bauweise von Gebäuden. „Die Zeit wird anschließend bei der Ausführung bei Weitem wieder hereingeholt; die Beschleunigung des gesamten Prozesses liegt bei 30 bis 50 Prozent“, erklärt Lamprecht. Diese Angaben resultieren aus den Erfahrungen z.B. mit dem Projekt Harthof in München.

System-Balkonbau

Aber bereits der System-Balkonbau hat im Vergleich zur konventionellen Bauweise effizientere Abläufe: Klassisch koordiniert noch ein Bauleiter auf der Baustelle unterschiedliche Leistungen wie Betonieren der Balkonplattform, Geländer, Abdichtung etc. System-Balkonbau, wie ihn Spittelmeister praktiziert, heißt: „Alle Leistungen und Gewerke aus einer Hand – der Kunde erhält ein schlüsselfertiges Produkt – fix und fertig montiert“, stellt Lamprecht fest. Alle Bauteile des Balkons werden im Werk so weit als möglich vorgefertigt. „Auf der Baustelle werden die Teile lediglich endmontiert, die Geländer beispielsweise werden separat angeliefert und von den Monteuren an die Balkonplattform angeschraubt, bevor dann die Balkonanlage an die Fassade montiert wird“, führt Lamprecht aus.

Balkone GWG Harthof

In Münchens Stadtteil Harthof investiert eine Wohnungsbaugesellschaft in den Neubau von fünf fünfgeschossigen Mehrfamilienhäusern, die aus seriell vorgefertigten Stahl-Betonelementen entstehen. Jede Wohneinheit hat einen Balkon oder eine Terrasse. Die Gebäude folgen einem modular aufgebauten Grundraster, das die Ausführung als serielle Bauweise mit Betonfertigteilen durch die Firma Goldbeck ermöglichte. In den Gebäuden sind insgesamt 198 Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 10.873 m² sowie eine Tiefgarage mit 139 Stellplätzen entstanden. Ende 2022 wurde die Wohnanlage fertiggestellt, das Projekt mit dem Award „Wohnbauten des Jahres 2023“ ausgezeichnet.

Im Rahmen eines öffentlichen Vergabeverfahrens hat Goldbeck, ein auf serielles/modulares Bauen spezialisiertes Unternehmen, den Zuschlag für das Projekt erhalten. Die Baugesellschaft ist für serielles Bauen bei Gewerbebauten bekannt. Seit einiger Zeit wird der Systembau auf Wohngebäude übertragen. Hierfür werden industriell vorgefertigte Elemente aus Stahl-Beton zur Baustelle transportiert und dann dort wie Bausteine wieder zusammengesetzt. Fenster und Türen sind in den Bauteilen bereits montiert. So können qualitativ hochwertige Gebäude kostengünstiger und schneller realisiert werden. Angesichts des Wohnraummangels haben vor allem Ballungsräume das Baukastenprinzip im sozialen Wohnungsbau für sich entdeckt.

Als Systemanbieter für Balkone bekam Spittelmeister den Zuschlag für die Herstellung der Aluminiumbalkone. Die abgehängten Systembalkone sind barrierefrei begehbar; die seitliche Hohlprofillamellen-Verkleidung besteht ebenfalls aus Aluminium; die sogenannten Aluminium-Harfen dienen als seitlicher Sichtschutz und zur architektonischen Aufwertung der Fassade und Gebäude. Die Balkongeländer sind aus Stahl konstruiert. Die Farbbeschichtung aller Stahl- und Aluminiumteile ist RAL 1035 / Pearl Beige.

Die Systembalkone wurden im Werk in Pforzheim vorgefertigt und als komplette Anlage auf die Baustelle geliefert, wo sie nur noch in die zuvor gesetzten Anker eingehängt wurden. „Von dieser Art Balkone montieren wir täglich acht bis zehn Stück“, informiert Lamprecht. Besonderheit beim Projekt Harthof war, dass die Balkone erst nach Fertigstellung der WDVS montiert wurden.

Die Konstruktion

Der Trittschallschutz für Balkone (nach DIN 4109-1 „Schallschutz im Hochbau“) wurde mithilfe von Baustellenmessungen nachgewiesen. Die Gebäudeanbindung der Stahlunterkonstruktion im WDVS wurde auf Wärmebrückenwirkung und Tauwasserfreiheit bauphysikalisch berechnet. Die Stahlunterkonstruktionen werden durch Fundamente abgefangen, sodass keine vertikalen Kräfte in die Geschossdecken eingeleitet werden. Die Geschossdecken der Gebäude sind aus betonarmen (zementarm reduziert CO2-- Emissionen) Stahlbeton-Hohlkörperdecken hergestellt. Weil an Stahlbeton-Hohlköperdecken aus statischen Gründen nur mit großem zusätzlichem Aufwand auskragende Balkone angehängt werden können, konnten die Balkone ohne Stützen nicht auskragend angeschlossen werden. „Um die auskragende Balkon-Optik dennoch zu erzeugen, haben wir im Rohbauzustand, noch vor Installation der WDVS, tragende Stahl- Unterkonstruktionen auf die Stahlbetonfertigteilwände montiert, an die später die Systembalkone angehängt wurden“, erläutert der Vertriebsleiter. Die Stahl-Unterkonstruktionen wurden „überdämmt“ und liegen unsichtbar im WDVS.

Die Balkone sind wasserdicht, die Balkonplattformen aller Geschosse werden über ein separates Rohr entwässert, das im Boden an das bauseitige Gebäudeentwässerungssystem angeschlossen wird. Die Balkonbeläge bestehen aus kalibrierten geschliffenen Betonwerksteinplatten, damit sind die Balkone und die wasserführende Ebene einfach revisionierbar.

Balkone & Aufzüge für Leonberg

In guter Wohnlage in Leonberg wurde bei einem Mehrfamilienwohnhaus die Fassade energetisch saniert und zugunsten von mehr Wohnraum um ein Geschoss aufgestockt. Das Satteldach wurde im Zuge der Aufstockung durch ein Pultdach ersetzt. Die alten und teilweise maroden Betonbalkone wurden abgerissen und durch neue, größere Balkone ersetzt. Ohne diese Erneuerung hätten die alten Balkone nach dem Aufbringen des neuen Wärmedämmverbundsystems (WDVS) zu große Wärmebrücken dargestellt. Gleichzeitig wurden alle Wohnungen und Balkone barrierefrei zugänglich gemacht, damit ältere, langjährige Mieter weiterhin in den oberen Geschossen uneingeschränkt wohnen bleiben können.

Die Planer entschieden sich zu einer Umstrukturierung des Gebäudezugangs. Der bisherige Haupteingangsbereich wurde auf die gegenüberliegende Gebäudeseite des Hauses verlegt.

Der barrierefreie Wohnungszugang auf allen Stockwerken wurde durch eine Kombination von Aufzug und Balkon realisiert. Die Stahlbalkone und der Stahl-Aufzugschacht (verkleidet mit ISO-Profilen) bilden dabei eine bauliche Einheit. Design, Funktion und Tragkonstruktion sind aufeinander abgestimmt.

Über die neue Balkon-Aufzug-Kombi wurden 30 barrierefreie Wohnungseingänge für Rollstuhlfahrer uvm. geschaffen. Die obersten Balkone erhielten ein Dach als Wetter- und Sonnenschutz, abgestützt wird die Dachkonstruktion ebenfalls über die Tragkonstruktion der Balkon-Aufzug-Kombi. Damit kann man nachträglich – von außen – die Möglichkeit schaffen, barrierefrei in Gebäude zu gelangen, zumindest auf die Geschosse und von dort dann in die Wohnungen. Viele ältere mehrgeschossige Wohngebäude wurden früher ohne Aufzüge geplant. Der Einbau nachträglich „innen“ im Treppenhaus geht vielfach aus Platzgründen nicht. Falls man dies doch so umsetzen würde, ginge kostbarer Wohnraum verloren. Deshalb ist häufig die einzige, sinnvolle Lösung, nachträglich „außen“ einen Stahlaufzugschacht davorzustellen, in den ein Aufzug eingebaut wird.

Ein Stahlgerüst deshalb, weil man dieses in der Fabrik vorfertigen und zusammengebaut auf die Baustelle liefern kann (ggf. bei größeren Höhen in zwei Segmenten) und vor Ort in kurzer Zeit (Belastung der Mieter) montieren kann. Ferner nimmt dieses den geringstmöglichen Platz weg und ein verglaster Aufzug sieht architektonisch ansprechend aus.

Ausgeklügelt ist die Kombination von neuen Balkonen in Verbindung mit einem Stahl-Aufzugschacht. Diese Bauweise ist jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Allerdings gibt es dann die Möglichkeit, dass die Bewohner barrierefrei in die Wohnungen — über die Balkontür — gelangen können. Jeder Balkon bzw. jede Wohnung wird elektronisch so geschaltet/angesteuert, dass keine Fremden den Balkon betreten können. Das ist absolut sichergestellt, wie Lamprecht betont.

Ausblick

Balkone steigern den Wert einer Immobilie. Wohnungen ohne Balkone sind nicht nur deutlich schwieriger zu verkaufen oder zu vermieten, auch der Preis bzw. die Miete fällt ca. 10 Prozent niedriger aus. Es ist also von einem stabilen Markt für den Balkonbau auszugehen. Für nachträgliche Aufzugsanlagen geht Lamprecht von einem nennenswerten Markt aus. Um diesen zu bedienen, sollte der Betrieb einige Voraussetzungen erfüllen: Während der Fertigung braucht es für die Schachtgerüste sehr viel Platz in der Werkstatt, des Weiteren werden Fachleute für Planung, Projektabwicklung, Montage sowie für die Servicetechnik der Wartungen gebraucht.

www.balkonbauer.de

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