Vom Aufmaß bis zu Maschinendaten

Vettiger Metallbau managt alles mit HiCAD

Guido Vettiger und sein Team von 60 Mitarbeitenden verantworten Planung, Statik, Konstruktion, Fertigung sowie Montage — von Balkon- und Sitzplatzverglasungen, Türen, Fenstern, Geländern, Überdachungen, Fassaden nebst Oberlichtern und Beschattung. Das schweizerische Unternehmen mit Standort Oberbüren wickelt alle notwendigen Arbeitsschritte mit der CAD-Software HiCAD ab – von der Maßaufnahme des Modells bis zur Weiterleitung der Konstruktionsdaten an die CNC-Maschine.

Die Firmenwebsite offeriert attraktive Ansichten von diversen Baustilen, denen eines gemeinsam ist: Transparenz, die sich mit modernster Technik verbindet und eine stabile Statik verspricht. „Glas macht Spaß“, könnte das Motto der schweizer Firma Vettiger Metallbau lauten, die seit über 50 Jahren Fassadenelemente aus Metall und Glas fertigt. Unter anderem für den Bereich Wohnen und Wohlfühlen; dafür ist der Glasanbau im Fachbeitrag ein Beispiel.

3D-Planung aus Überzeugung

2014 entschloss sich Guido Vettiger, das 2D/3D-CAD-System der Dortmunder ISD Group durchgängig zu implementieren. Die Software-Firma ist in der Schweiz mit einer Niederlassung vertreten. „Wir haben anfangs ausschließlich in 2D konstruiert, dann verschiedene 3D-Anbieter evaluiert und sowohl für Vettiger Stahlbau als auch für Vettiger Metallbau jeweils eine HiCAD-Lizenz erworben“, so der Geschäftsführer.

Seit 2021 ist in dem Betrieb aus Oberbüren noch eine zusätzliche Maschinenbau-Suite im Einsatz. Für den verlustfreien Datenaustausch sowie die sichere Zusammenarbeit mit Kunden sorgen die Direktschnittstellen DXF und IFC. Darüber hinaus profitiert das Unternehmen von der LogiKal-Schnittstelle und vom Erweiterungsmodul HiCAD Punktwolke.

„Architektenpläne für Verglasungen und Wintergärten zum Beispiel erhalten wir oftmals noch in 2D. Hierbei wird ein Grundriss erstellt, worauf dann über eine Legende die Bemaßung und Ausführung der Varianten erfolgt“, erklärt Projektleiter Tobias Balsiger. In der frühen Planungsphase lassen sich Anpassungen so schneller und effizienter umsetzen als in 3D. „Was die Modellierung betrifft, sind wir in beiden Dimensionen ungefähr gleich schnell. Mit der 3D-Planung genießen wir allerdings Vorteile beim Erstellen einer Stückliste, können Projekte für die Kunden überschaubar visualisieren und vermeiden, dank der Darstellung von Details wie Anschlüssen und Übergängen, Rückfragen aus der Werkstatt.“

BIM zum transparenten Informationsfluss zwischen Auftraggebern, Auftragnehmern und allen beteiligten Gewerken werde bei Vettiger Metallbau in absehbarer Zeit noch stärker in den Fokus rücken. „Die IFC-Schnittstelle hat uns in diesem Zusammenhang bereits gut unterstützt“, so Tobias Balsiger. „Daten von Architekten konnten darüber importiert, mit Maßaufnahmen abgeglichen und notwendige Änderungen ergänzt werden.“

Exakte Maßaufnahme mit der Punktwolke

„Wenn Projekte in 3D geplant werden, ist die Maßaufnahme mit Punktwolke fast zwingend“, begründet der Projektleiter seine Abkehr von einer reinen 2D-CAD-Software. Die Punktwolke ist ein detailreiches, dreidimensionales Abbild des Modells, das durch diverse Software-Tools weiterbearbeitet werden kann. Elemente können verschoben und neue Teile passgenau dazwischen eingefügt werden. „Bei Umbauten sehr vorteilhaft“, so Tobias Balsiger. Mit dem Modul HiCAD Punktwolke gelinge ihm in kurzer Zeit die Erfassung hochpräziser Messdaten. „Wir arbeiten ja schon fünf Jahre lang mit dem Punktwolkenscanner, der sich durch Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit bei der Maßaufnahme bewährt hat.“ Als Anwender profitiere seine Arbeit nun vom FARO As-Built Modeler-Tool, das seit 2020 in HiCAD integriert ist. „Mit Pro Scan benötigt man etwa vier Minuten, die gesamte Maßaufnahme ist in 60 Minuten, die Nachbearbeitung mit Faro Scene in 30 Minuten erledigt“, erklärt er.

Vom Laserscan bis an die Maschine

„Nach dem Laseraufmaß erfolgt der Entwurf für die Baubewilligung direkt in HiCAD“, erklärt Tobias Blasiger. „Dann erfolgt die Konstruktion, wobei wir sehr davon profitieren, dass HiCAD sowohl den individuellen als auch den parametrischen Konstruktionsansatz in einem einzigen System unterstützt.“ Neben den vielen Automatismen wie Stücklistenausgabe, Gleichteilsuche und Zeichnungsableitung für Bleche und andere Baugruppen bedeuten parametrisierte Modelle für ihn eine große Zeitersparnis — vor allem bei Balkonverglasungen, Lamellendächern und Geländern: „Lamellendächer und Verglasungen werden zuerst als parametrische Modelle aufgebaut und im HiCAD-Katalog hinterlegt. Dann wird dieser sukzessive erweitert. Änderungen werden an allen Stellen erkannt und nur der relevante Bereich der Konstruktion upgedatet. Die Vernetzung des Modells zu verschiedenen Layouts sorgt dabei für anhaltende Transparenz.“ Diese ist übrigens auch über die bidirektionale LogiKal-Schnittstelle gegeben, über die sich Tobias Blasiger den kompletten Zugriff auf die Profile verschiedener Hersteller – z. B.  für Dachverglasungen – sichert. „Nach dem Import der Profile in HiCAD lassen sich im Handumdrehen weitere Bearbeitungen einzeichnen. Zum Beispiel Löcher für die Befestigung“, so der junge Mann. „Dann wird das Ganze wieder in LogiKal zurückgeschickt, und nach der Generierung von BAZ-Daten erfolgt dann von dort aus die Ansteuerung der Maschine.“

Verlustfreier Datenaustausch

„Bleche mit Zeichnungsableitung und Blechabwicklung werden im DXF-Format gespeichert. Bei Bedarf werden dem Kunden außerdem STEP-Daten von Kantblechen für externe Fertiger zur Verfügung gestellt. Damit können die 3D-Daten von unterschiedlichen Programmen aus der Produktentwicklung gelesen werden“, so der Projektleiter, der  Alu- und Stahlprofile mit Zeichnungsableitung im CAM Plus von Emmegi programmiert.

//vettiger-ag.ch:https://vettiger-ag.ch

www.isdgroup.com

Ein typischer Projektdurchlauf bei Vettiger Metallbau

- Maßaufnahme des Modells Faro-Laserscanner

- Entwurf im HiCAD

- Konstruktion mit Schnittstelle zu LogiKal (Profile)

- Zeichnungserstellung

- Ausgabe im PDF-Format

- Daten zur Produktion (Kantbleche etc.)

- Bleche mit Zeichnungsableitung und

  Blechabwicklung als DXF

- Step-Daten für den Lieferanten

- Zeichnungsableitung von Alu- und Stahlprofilen

- Programmierung in CAM Plus (Emmegi)

- Logikal Schnittstelle zur Profilbearbeitung (Löcher etc.)

- Generierung von BAZ-Daten für CNC-Maschine (Wicona)

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