Werksporträt Hahner Technik
Handwerk für die KunstHahner Technik hat sich in 34 Jahren von einem kleinen Handwerksbetrieb zu einer bedeutenden Firmengruppe entwickelt, die nicht nur Metall verarbeitet. Heute fertigt und montiert das Unternehmen u.a. Public-Art-Objekte in der ganzen Welt.
Bernhard Hahner hat 1989 die Firma Hahner Stahlbau in der Traktorgarage seines Vaters eröffnet. Die ersten Aufträge kamen aus dem Maschinen- und Metallbauhandwerk. Obwohl er zuvor in acht Semestern an der TH Mittelhessen in Friedberg ein Maschinenbaustudium erfolgreich abgeschlossen hatte, war er bestrebt, schnell in die Handwerksrolle eingetragen zu werden. Die ersten zehn Jahre war sein Betrieb eine reine Metallbaufirma, im Jahr 2000 ergab sich die Gelegenheit, die Firma Texmer zu übernehmen. Das Unternehmen stellte damals einfache Textilabrollgestelle her und vertrieb sie weltweit. Seit der Übernahme gestaltete Hahner die Firma erfolgreich zu einem weltweit führenden Spezialisten für das hochpräzise Abrollen von sensiblen Fäden wie etwa Carbonfasern um.
Fassadenbau im Portfolio
2004 übernahm Hahner auch die Firma Metallbau Wolf in Neuhof und erwarb damit weiterführende Kompetenzen in den Bereichen Glasfassaden und Aluminiumelemente. Er wollte so zu einem Komplettanbieter im Hallenbau werden. Mit der ebenfalls im Jahr 2000 gegründeten Firma Evers & Fritz realisierte Hahner zwar schon kleinere Hallenprojekte, durch den neuerlichen Zukauf wuchs die Firmengruppe jedoch erheblich an. Evers & Fritz führt überwiegend Industrieblechverlegungen – klassische Trapezblecharbeiten – aus. Der Betrieb besitzt ein eigenes Ingenieurbüro und hat einen Jahresumsatz von rund 10 Mio. Euro.
Längs auf Schienen, quer am Haken
Fasst man alle Liegenschaften von Hahner Technik zusammen, verfügt das Unternehmen heute über 15.000 m² Produktionsflächen, der Hauptsitz des Unternehmens ist weiterhin Petersberg-Böckels. In der dortigen, im Jahr 2015 in der heutigen Ausbaustufe fertig gestellten Produktionshalle sind die Abläufe vorbildlich organisiert: In Längsrichtung werden schwere Lasten in Plattenbodenwagen bewegt, die auf Schienen laufen. Diese können jeweils 25 t aufnehmen und erinnern entfernt an Eisenbahnwaggons. In Hallenquerrichtung hingegen werden die Werkstücke mit Portalkränen befördert. Dabei besitzt ein Portalkran immer zwei synchronisierte Laufkatzen. Dies ermöglicht ein Anheben langer Rohre an ihren Enden. Ein langwieriges Suchen des mittigen Schwerpunktes entfällt genauso wie eine zweite, assistierende Arbeitskraft. Dadurch wird insbesondere das Verletzungsrisiko erheblich gesenkt.
Überhaupt erweist sich Hahner Technik als Spezialist für Kranbahnen. So produziert der Betrieb seit vielen Jahren Laufschienen für hallenintegrierte Portalkräne im Auftrag namhafter Hersteller, wie etwa Abus. Vor diesem Hintergrund präsentiert er einen riesigen Stahlträger, der als Lehre dient, um Laufschieneneinzelteile vorzuspannen. Diese Vorspannung wirkt dem zu erwartenden Schweißverzug (Nahtschrumpfung) entgegen, sodass ein nachträgliches Richten weitestgehend entfällt. Eingestellt wird diese Lehre mittels zahlreicher Hydraulikheber. Sie erhält so eine vorgerechnete Wölbung, auf der die Stahlträger dann zu einer durchgehenden Kranbahnschiene verschweißt werden.
Werkzeugköpfe mit Längsverschub
Seit jeher ist Bernhard Hahner aufgeschlossen für Innovationen und neue Fertigungsprozesse. So nahm er bereits vor sieben Jahren eine digital angesteuerte Säge-Bohr-Fräs-Anlage des Herstellers FICEP in Betrieb. Das Besondere bei dieser Anlage ist, dass die Werkzeugköpfe für eine Bearbeitung nicht nur in der vertikalen Richtung intern verfahren werden können, sondern auch zusätzlich in der Förderrichtung des Werkstücks. Das erfolgt bei anderen Anbietern häufig nur durch die Werkstückbewegung. Infolge der unvermeidlichen Masseträgheit können dabei die Arbeiten nie so exakt ausgeführt werden, als wenn nur der deutlich leichtere Werkzeugkopf sich bewegt. Dazu ist die Häufigkeit einer Werkzeugkopfbeschädigung durch verkantende Querkraftmomente eine deutlich geringere. Hahner kombinierte diese Säge-Bohr-Fräskombination mit einer Sandstrahlanlage. Zudem richtete er ein ausgeklügeltes System von Lichtschranken ein und ließ eine entsprechende Software programmieren, um die ganze Anlage in einem vollautomatischen Betrieb laufen zu lassen. So registriert etwa die Anlage, wenn an ihrer Materialausgabe sogar manuell ein Werkstück entnommen wird und führt weitere bereitliegende Fertigungsteile nach, um nunmehr verfügbare Ablageflächen zu füllen. Dadurch kann im Grunde ab der Materialzufuhr der Sandstrahlanlage die gesamte Produktionskette im Fluss gehalten und jeweils automatisch mit der Neuproduktion eines bereitliegenden Werkstücks begonnen werden.
Schweißportalanlage
Aktuell wird bei Hahner Technik eine Schweißportalanlage für den Eigenbedarf erstellt. Mit ihr sollen künftig Kranbahnen und Schweißprofile automatisiert produziert werden. Hahner betrachtet dies als Fortentwicklung eines Schweißtraktors. Allerdings kann mit einer gleichzeitigen, automatisierten Verfahrensprüfung zudem auch ein Tiefeneinbrand von bis zu 3 mm erfolgen. Neben der Zeitersparnis wäre dieses Verfahren prozesssicher und zudem energieeffizient. Man würde CO2 einsparen und die Schweißnahtqualität wäre eine höhere. Hahner gibt ferner zu bedenken, dass bei einem Traktor durchgehend eine Person die Versorgungsschläuche nachführen müsste und es überdies keine befriedigende Absaugung gibt. Bei der neuen Anlage würde alles dagegen automatisiert laufen. Sie ist ausgelegt für 15 m Bauteillänge und soll einen Schweißvorschub von 0,3 m/min erreichen: So bräuchte die Anlage nur 45 min für eine ganze 15-Meter-Bahn und würde danach automatisch in ihre Ausgangsposition zurückfahren. Der Schweißtechniker müsste so nicht mehr unmittelbar dabei stehen und könnte derweil schon das nächste Stück vorbereiten.
Laser-Pen
Seit Kurzem verfügt Hahner Technik über einen Laser-Pen, ein handgeführtes Laserschweißgerät. Bernhard Hahner vermutet, dass es eines der ersten überhaupt sein wird, die es in Deutschland gibt. Denn die zuständigen Behörden tun sich derzeit mit dessen Zulassung noch etwas schwer in Hinblick auf den sicherzustellenden Strahlen- und Blendschutz. Bei bisherigen Laserschweißverfahren ist die vorangehende, unvermeidliche Off-line-Programmierung ein nicht zu unterschätzender Zeitfaktor. Auch dürfen die zu schweißenden Bauteile nicht zu groß sein, weil sie in abgeschirmte Schweißkabinen passen müssen. Hahner schwebt die Idee eines „Cobots“ vor. Dabei führt ein Techniker zunächst die anstehenden Arbeiten mit dem Laser-Pen aus, wird dabei von einem Computer gescannt, damit dieser anschließend die Bewegungen nachvollzieht. Dies würde die Programmierzeit nicht unerheblich verkürzen, Facharbeiter könnten die nötigen Produktionsprozesse, wie das Anlegen von Schweißnähten, unkompliziert dem Roboter vermitteln. Weiterer Vorteil: Ein Laser-Pen benötigt für eine Schweißnaht nur 20 % der Wärme eines WIG-Schweißgeräts, und unerwünschte Effekte wie Materialverzug oder das farbige Anlaufen benachbarter Flächen reduzieren sich drastisch. Die Leistungsgrenze dieses speziellen Lasers liegt bei 4 mm. Bereits ausgeführt wurden erste vielversprechende Ergebnisse bei 1 — 2 mm.
Attraktive Arbeit bei hochwertigem Produkt
Hahner Technik hat sich im Bereich der Freiformfassaden als Anbieter von Sonderlösungen etabliert. Dabei können die Sonderwünsche der Künstler und Architekten vielfältig sein. Derzeit steht im US-amerikanischen Buffalo – unweit der Niagara-Fälle – das Projekt „Common Sky“ der Albright-Knox Art Gallery kurz vor seiner Vollendung. Es handelt sich um eine Freiflächenüberdachung, die aus mehrschichtig kaleidoskopartig ineinander verschachtelten Spiegelflächen besteht. Die Stahlunterkonstruktion wurde in Hahners Werk in Petersberg-Böckels gefertigt und dort testweise vormontiert. Dann wurde sie sorgfältig wieder zerlegt, geordnet verpackt und nach Übersee verschifft. Das Projekt zeigt, dass die von Hahner betriebene Automatisierung nicht Arbeitskräfte ersetzen will, sondern vielmehr einen dienenden Charakter hat: Sie soll die Arbeit erleichtern. Stupide Tätigkeiten können besser, präziser und schneller von Maschinen erledigt werden, die menschliche Hand ist gefordert, wenn es besonders wird. Auf diese Weise hofft Hahner, dass der Beruf des Metallbauers bei künftigen Generationen attraktiv bleibt und gleichzeitig das Produktionsniveau angehoben wird.
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