UVM Baden-Württemberg tagt
Die Sicherung des Fachkräftenachwuchses, die Ermöglichung einer erfolgreichen Unternehmensnachfolge sowie steuerliche Regelungen zur Eindämmung der sogenannten Kalten Progression in der Einkommenssteuer brennen den Betrieben im Unternehmerverband Metall Baden-Württemberg (UVM) auf den Nägeln. Dies wurde beim Informationstag des UVM am Samstag, 17. Mai in Bruchsal deutlich.
Der demographische Wandel und der Trend zu akademischen Berufen bereiteten den Handwerksbetrieben zunehmend Probleme, sagte der Präsident des Bundesverbands Metall (BVM), Erwin Kostyra, vor den Vertretern der 49 Innungen mit zusammen rund 2.000 Mitgliedsbetrieben. Es werde zunehmend schwerer, Nachwuchskräfte zu finden und die Lücken zu schließen. Die Verteidigung des hohen Ausbildungsniveaus und des dualen Bildungssystems in Deutschland sah er als die größte Aufgabe an. Hier sei es zwar gelungen, die Qualitätsanforderungen des deutschen Meisterbriefs gegen anderslautende Vorhaben der EU zu verteidigen. Es bestehe gleichwohl die Gefahr, dass die Europäische Union Handwerkern aus dem Ausland, die die hohe Qualifikation nicht besitzen, durch Änderung der Zugangsvoraussetzungen zu ermöglichen, in Deutschland tätig zu werden.
Joachim Wohlfeil, Präsident der Handwerkskammer Karlsruhe, konnte aus seiner Sicht diesen Trend bestätigen. Die Arbeit der Berliner Großen Koalition bezeichnete er als „nicht zufriedenstellend“. Unter dem Beifall der anwesenden UVM-Vertreter forderte er von der Bundesregierung "mehr Mut", endlich den Abbau der "Kalten Progression" in Angriff zu nehmen. Auch bei der Energiewende vermisst der Karlsruher Handwerkspräsident neue Impulse: Die hohen Steuern und Abgaben, die nahezu 50 % der Energiekosten ausmachten, würden nicht gesenkt. Besonders bedauerlich sei, dass die Bundesregierung auch in der steuerlichen Förderung energetischer Sanierungen nicht vorankomme. Eine solche Förderung würde nicht nur hohe Investitionen anstoßen, sondern gerade Handwerk und Mittelstand, die mit ihren vielen Tausend Arbeitsplätzen das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden, wesentlich stärken.
Die Vertreter des Metall- und Feinwerktechnikhandwerks übten auch deutliche Kritik am Rentenpaket der Bundesregierung, welches ein deutliches Fehlsignal bedeute und sich letztendlich gegen die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer richte. Gerade die lohnkostenintensiven Handwerksbetriebe bekämen durch diese Regelung zunehmend Schwierigkeiten, so der Hauptgeschäftsführer des UVM, Peter Geckeler. Kritik wurde überdies an dem von der Landesregierung geplanten Gesetz über den Anspruch auf Bildungsurlaub geäußert. Die vorgesehene Regelung von insgesamt fünf bezahlten Fortbildungstagen pro Jahr, und dies unabhängig vom Inhalt der Fortbildung, stelle eine unzumutbare Belastung für die Betriebe dar, so Landesinnungsmeister Ewald Schulz.
In der Nachwuchsgewinnung will das Metallhandwerk im Land verstärkt darauf setzen, Mädchen für den Metallberuf zu begeistern. Derzeit seien im Metallhandwerk und der Feinwerktechnik nur zwei Prozent der Fachkräfte weiblich – und damit gebe es "deutlich Luft nach oben", wie der stellvertretende Landesinnungsmeister und Leiter des Berufsbildungsausschusses Gerhard Feldmann betonte. Er wies weiterhin auf die Förderprogramme des Arbeitsamtes für Quereinsteiger hin. Er rate den Betrieben weniger auf Anwerbeaktionen im europäischen Ausland, als vielmehr auf regionale Aktionen an den Schulen zu setzen. Sehr bedauerlich sei in diesem Zusammenhang, dass Berufsschulklassen, die weniger als 16 Schüler aufweisen, aufgrund einer mittlerweile restriktiven Handhabung durch die Landesregierung geschlossen werden. In Folge dessen habe "MetallPlus", ein Ausbildungszug, der Abiturienten in nur zweieinhalb Jahren den Meisterabschluss als Metallbauer oder Feinwerkmechaniker ermöglicht, noch nicht starten können, beklagte Feldmann.
Ein weiteres Thema des Unternehmertags war die Unternehmensnachfolge. Der Unternehmerverband Metall Baden-Württemberg rät seinen Mitgliedsbetrieben, sich rechtzeitig, das heißt im Alter von zirka 50 Jahren, mit dieser Frage zu beschäftigen und in diesem Zusammenhang auch die Rechtsform des Unternehmens zu überdenken. Aus einer Umfrage, die der Verband unter seinen Mitgliedsunternehmen vorgenommen hatte, ergebe sich hier ein großer Beratungs- und Handlungsbedarf, vor allem, weil eine Nachfolgeregelung in sehr vielen Unternehmen in den kommenden zwei bis fünf Jahren anstehe.