Zulieferer

Tauziehen um Stahl


Foto: Clipdealer

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Thyssenkrupp musste im vergangenen Geschäftsjahr den Wert seiner Stahlsparte um 1,5 Mrd. Euro nach unten korrigieren. Nun sollen in den kommenden drei Jahren weitere 7.400 Arbeitsplätze gestrichen werden, die meisten davon in Deutschland.

Oliver Burkhard, Personalvorstand der thyssenkrupp AG dazu: „Wir befinden uns mitten im größten Restrukturierungsprozess seit Bestehen von thyssenkrupp. Dazu gehört auch ein weiterer Stellenabbau, daran führt leider kein Weg vorbei. Wir werden das gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern vor Ort angehen und passende Intrumente finden – je nach Ausmaß und Härte der wirtschaftlichen Lage. Betriebsbedingte Kündigungen sind nach wie vor die Ultima Ratio. Wir können sie im Moment aber nicht ausdrücklich ausschließen.“

Um die strukturellen Herausforderungen im Stahlgeschäft anzugehen und die Transformation zu grünem Stahl voranzubringen, sondiert thyssenkrupp ergebnisoffen verschiedene Optionen im Wettbewerb miteinander. Eine Grundsatzentscheidung für den Stahlbereich wird voraussichtlich im Frühjahr 2021 getroffen.

Der italienische Stahlkonzern Danieli hat vom russischen Konzern OMK einen Auftrag über 430 Millionen Euro zum Bau eines Stahlwerks erhalten. Bis 2024 sollen an dem neuen russischen Standort 2.000 Jobs entstehen.

Arcelor Mittal schließt eine Produktionsstätte in Krakau/PL. Hochofen und Stahlwerk sind bereits seit Oktober stillgelegt, in nächster Zeit soll nun die gesamte Anlage den Betrieb einstellen. Grund sei die Corona-Krise, durch die eine rasche Erhohlung bei der Stahlnachfrage als unwahrscheinlich eingeschätzt wird. Der Konzern bemängelt die Entscheidung der EU, die Quote der zollbefreiten Stahlimporte aus Nicht-EU-Ländern zu erhöhen.

Hingegen macht der Industrieverband Blechumforung (IBU) darauf aufmerksam, dass Stahl – vor allem Flachstahl Mangelware ist. Knapp 90 Prozent der Zulieferer habe Beschaffungsprobleme, wie erste Ergebnisse einer Blitzumfrage des Industrieverbandes Blechumformung (IBU) vor Weihnachten gezeigt hätte. Ein Auslöser ist die unterschiedliche Entwicklung von Stahlangebot und -nachfrage. Dazu Andreas Schneider: „Kern der Entwicklung ist, dass die im Sommer vorherrschende Erwartung einer nur zögerlichen Erholung der Industrie und des Welthandels von der tatsächlichen Entwicklung überholt worden ist.“  Produzenten haben die Hochöfen nicht parallel zum Bedarfsanstieg hochgefahren. Einfuhren aus Drittländern könnten dem Mangel entgegenwirken. Aber da wirken Barrieren – über 60 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass geltende EU-Importbeschränkungen das Versorgungsproblem verstärken. Als Folge erwarten Experten für 2020 die schwächsten Einfuhrzahlen seit 2015. Aktuell steht die EU kurz davor, neue Zölle gegen Stahleinfuhren aus der Türkei zu verhängen. Diese gewollte Abschottung schützt europäische Stahlproduzenten und belastet wiederum die Stahlverarbeiter, wie der IBU betont. 

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